Nichtoffener Wettbewerb | 03/2024
Nachnutzung Alte Brauakademie für Wohnungsbau in Gräfelfing
©bogevischs buero
Das Haus der Gemeinschaft
1. Preis
Preisgeld: 30.000 EUR
Stautner+Schäf Landschaftsarchitekten und Stadtplaner Partnerschaft mbB
Landschaftsarchitektur
-
Verfasser:
-
Mitarbeitende:
Tragwerksplanung
Erläuterungstext
Mitarbeit: Karla Laukeningkat, Magdalena Müller, Johannes Prünte, Patricia Hebel, Leon Lohde
städtebauliche idee
Der Entwurf kennzeichnet sich durch den Erhalt beider Bestandsbauten und zwei ergänzenden Anbauten mit Staffelgeschoss im Norden des Grundstücks. Es entsteht ein Ensemble aus vier Baukörpern, welche von einer gemeinsamen Mitte erschlossen werden. Durch die geschickte Lage des Hofes bildet sich ein geschützter Raum der Gemeinschaft. Durch die Fuge in Form des Hofes werden in der Körnung angemessene Baukörper generiert, welche optimal belichtet und belüftet werden können. Die bestehende Villa wird zum Haus der Gemeinschaft. Sie befindet sich an der schönsten und prominentesten Stelle des Grundstücks, als Auftakt des Ensembles.
freiflächen
Die Freiflächen sind von einer Vielfalt an Funktion und Charakter geprägt. Der gemeinschaftliche Hof in der Mitte kann als Multifunktionsfläche frei bespielt werden und allerart Veranstaltungen und gemeinschaftliche Aktivitäten dienen. Charakterstiftend für das Grundstück ist der eindrucksvolle Garten, zu der sich die Villa öffnet.
gemeinschaft
Die bestehende Nachbarschaft wird in das Konzept miteingebunden. Das Haus der Gemeinschaft, am wichtigsten Gelenkpunkt des Ensembles, liegt der Nachbarschaft zugewandt. Es öffnet sich nach Außen und beherbergt barrierefrei die beiden Gemeinschaftsräume im Erdgeschoss. Dort können Angebote für Alle stattfinden, mit Blick auf den Garten und die Bäume. Es besitzt einen separaten Zugang und kann für spätere Umnutzungen oder private Veranstaltungen autark genutzt werden.
wohnen
Das Zusammenleben in der alten Brauakademie spiegelt sich in der gemeinschaftlich orientierten Ausrichtung der Baukörper, als auch der Wohnungen. Durch die Verteilung der Wohnungsgrößen und -arten ergibt sich ein generationenübergreifender und barrierefreier Wohnungsmix. Ziel ist es, den Bewohnenden ein Zuhause zu geben, mit welchem sie sich identifizieren können und für welches sie Verantwortung und Engagement übernehmen wollen.
Beurteilung durch das Preisgericht
Der Arbeit gelingt Bemerkenswertes. Sie setzt den auf den Grundstück vorhandenen Bestand in einen positiven Dialog, der den Bestand nicht nur erhält sondern für alle Seiten einen spürbaren Mehrwert generiert. Die unterschiedlichen baulichen Zeitschichten werden spürbar und die Ambivalenz des Ortes fruchtbar gemacht. Die Arbeit transformiert gleichsam die Geschichte in die Zukunft.
Die Erweiterung des bestehenden Ensembles wird von außen nur an der Nordostseite sichtbar, an der der Bestand organisch weiterentwickelt wird. Der Zubau im Hof tritt optisch in den Hintergrund. Bei der Ausformulierung des Gebäudesockels ist im Zusammenspiel mit dem Geländeverlauf darauf zu achten, dass das Untergeschoss nicht als Vollgeschoss bewertet werden kann. Damit erscheint der Eingriff von außen sehr moderat und vermittelnd. Der nordwestliche Anbau wirkt in seiner Tiefe jedoch überdimensioniert, auch wird die die 3- geschossige Überbauung der Bestandstiefgarage kritisch hinterfragt.
Durch die städtebauliche Konfiguration wird die Villa selbstverständlich ins Zentrum gerückt, markiert die Erschließung und beherbergt den Ort der Gemeinschaft und der Nachbarschaft. Die Größe des Erschließungshofes ist angemessen. Die Villa fungiert als Gelenk zwischen der äußeren und inneren Erschließung und vermittelt intelligent zum Garten, der über die Freifläche hinaus als vitaler Treffpunkt der Bewohnerschaft und der Nachbarschaft denkbar erscheint. Die Gestaltung des Nachbarschaftsgarten in seiner parkartigen Anmutung wird vom Preisgericht kontrovers diskutiert.
der Hof als zentrales, gemeinschaftliches Element und der vorgelagerte Parkgarten der Villa. Die Ausarbeitung, insbesondere zum nordwestlichen Bereich und zur Dachterrasse, lässt jedoch landschaftsarchitektonische Details wie Aufenthaltsbereiche für alle Generationen vermissen ebenso wie Aussagen zum Umgang mit dem Niederschlagswasser. Die Position der Stellplätze entlang der Schmidbauerstraße im Baumbestand und vor der Wohnung wird kritisch bewertet.
Die Wohnungen passen sich der Charakteristik der unterschiedlichen Baukörper an und arbeiten mit den gegebenen Strukturen. Sie zeigen auch auf der Ebene der Grundrisse, dass der Bestand in seinen unterschiedlichen Strukturen auch für unterschiedliche Wohnsituationen nutzbar gemacht werden kann. Wenngleich anzumerken ist, dass die Grundrisse in Ihrer Durcharbeitung u.a. die vorgeschlagenen tiefen Grundrisse mit teilweise schlecht belichteten Küchen, noch nicht das Niveau des städtebaulichen Vorschlags erreichen.
Der strukturelle Erhalt des Schulungsbaus einschließlich des Treppenhauses und der Teilerhalt der Villa, sowie die im A/V-Verhältnis abgebildete Kompaktheit und die vorgeschlagene Konstruktion, bilden insgesamt gute Voraussetzungen für eine wirtschaftliche und nachhaltige Umsetzung. Die Ausbildung des Anschlusses zwischen Bestand und Neubau ist nicht nur in technischer Hinsicht anspruchsvoll.
Die differenzierte und couragierte Arbeit an der Überlagerung der Zeitschichten sollte zentraler Bestandteil der weiteren Auseinandersetzung sein. Insgesamt birgt der Entwurf ein faszinierendes vermittelndes und versöhnendes Potential und macht Lust auf mehr.
©bogevischs buero,stautner+schäf
Lageplan
©bogevischs buero,stautner+schäf
Grundriss EG
©bogevischs buero
Grundriss OG1
©bogevischs buero
Ansicht Süd
©bogevischs buero
Ansicht Ost
©bogevischs buero
Fassadendetail
©bogevischs buero
Zusammenwohnen in der alten Brauakademie