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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2024

Erweiterung und Umbau Grundschule Ergenzingen in Rottenburg am Neckar

Perspektive Straßenraum Südost

Perspektive Straßenraum Südost

2. Preis

Preisgeld: 13.000 EUR

Freivogel Mayer Architekten

Architektur

Mundsinger + Hans I freie Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Weiterbauen

Zwischen bestehendem Fünfzigerjahre-Bau und der evangelischen Kirche erhält die Schule ihr neues Zentrum. Mit der Fortführung typischer Dachformen und Gestaltungsmotive fügt sich der neue Schulbau in das bestehende Ortsbild ein. Der prägende Baumbestand kann erhalten bleiben. Für Standort und Größe der zukünftigen neuen Sporthalle werden alle Optionen offengehalten.

Die ortsbildprägenden Satteldächer werden weitergebaut und Gestaltungsmotive des markanten Kirchengebäudes in abgewandelter Form übernommen. Die horizontale Schichtung des Neubaus sowie die Staffelung in der Tiefe gliedern das Bauvolumen und vermitteln zur kleinteiligeren Maßstäblichkeit der umgebenden Wohnbebauung. Der eingeschossige Anschluss an das Bestandgebäude respektiert dessen Charakter und ermöglicht den Erhalt aller dort angeordneten obergeschossigen Klassenräume.

Neue Mitte

Großzügige mit dem Bestand verknüpfte Gemeinschafträume und ein räumlich gefasster zentraler Pausenhof bilden das neue Zentrum der Schule.

Die Neubau-Positionierung ermöglicht eine umfangreiche innenräumliche Verknüpfung zum Bestand mit kurzen Wegen. Der neue Hauptzugang befindet sich am Gelenk zwischen Neu und Alt unmittelbar vom Pausenhof. Das hier angrenzende Foyer kann mit flexibel koppelbaren Räumen zu einem großen Veranstaltungsbereich erweitert werden. Unmittelbar angrenzend an diesen Multispace befinden sich Mensa, Verwaltungsbereich und weitere zentrale Funktionen. Im Neubau-Obergeschoss befindet sich eines der Jahrgangs-Cluster.

Verknüpfung Innen-Außen

Die Gemeinschafträume im Neubau öffnen sich großzügig zum angrenzenden Außenbereich. Die ebenfalls hier angeordnete Mensa im Neubau kann nun unabhängig vom Pausenbereich direkt vom östlichen Parkplatz angedient werden. Die Anordnung des Ganztagesbereichs in den Räumen der bisherigen Mensa ermöglicht eine unmittelbare Verknüpfung zum großen nordwestlichen Spielgelände.

Die Verortung des Hauptzugangs gewährleistet eine selbstverständlich in das Gelände integrierte barrierefreie Erschließung.
Ein Terrassenbereich im Schatten der vorhandenen Bäume bietet für die Mensa eine attraktive Erweiterung in den Außenbereich. Witterungsgeschützte und verschattete Bereiche befinden sich unter den Auskragungen des Neubaus, außerdem unter Sonnensegeln am Standort des rückgebauten Verbindungsbauwerks. Das bestehende Spielfeld kann erhalten bleiben und die Fahrradabstellanlage mit teilweiser Überdachung befindet sich mit direkter Straßenanbindung im Nordwesten des Areals. Im Sinne einer leistungsfähigen blau-grünen Infrastruktur wird der Anteil versiegelter Flächen begrenzt.

Nachhaltigkeit

Mit der Bündelung der Neubaumaßnahmen in einem Baukörper werden kostenintensive Anschlüsse von Neu zu Alt auf einen Bereich begrenzt. Eingriffe in die Dachkonstruktion des Bestands sind nicht erforderlich, bestehende tragende Bauteile im Anschlussbereich werden respektiert und nur punktuell modifiziert.
Der Neubau mit seinen auskragenden Dachüberständen wird in ressourcenschonender und wärmebrückenarmer Holzbauweise ausgeführt. Im Innenraum wird die Materialität Holz sichtbar belassen. Die Auskragungen bilden einen leistungsfähigen sommerlichen Wärmeschutz.
Die flach geneigten Dächer bieten sich für eine vollflächige Ausführung mit südorientierten PV-Modulen an. Mit großflächigen Standardmodulen bilden diese gestalterisch integriert zugleich die Dachhaut. Die bestehende PV-Anlage auf dem Bestandsdach wird um die östlichen Bestandsdachflächen erweitert.
Die Wärmebereitstellung kann über eine Wärmepumpe mit anteiliger Solarstromversorgung erfolgen. Spitzenlasten können vorübergehend mit einer hocheffizienten Gastherme abgedeckt werden, die über den ohnehin bereits vorhandenen Anschluss versorgt wird. Perspektivisch könnte stattdessen als Pufferspeicher eine Batterieanlage eingesetzt oder eine Einbindung in ein kommunales Eigenstromnetz erfolgen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit zeichnet sich durch einen direkten Anschluss von Alt- und Neubau aus: Es soll EIN gemeinsames Schulhaus für die gesamte Schulfamilie entstehen. Der Neubau schließt im Erdgeschoss als einfacher Kubus an den Altbau an. Es entsteht ein einfacher Winkelbau. Das Gelände des Schulhofs wird freigeräumt und die Sporthalle freigestellt. Dadurch ergibt sich ein klarer, großzügiger geschnittener Schulhof, der gut angebunden ist an das Multifeld und auch den Spielplatz im Nord- westen. Die Freianlagen sind angemessen gestaltet und auf wesentliche Elemente beschränkt. Positiv hervorzuheben ist die Lage des Neubaus überwiegend außerhalb des Kronenbereichs der Bestandsbäume. Die Dachform des Neubaus mit asymmetrischen Giebeldächern zeichnen schmale Strukturen nach, die sich an die einbündige Bestandsgeometrie anlehnt. Der Höhenversatz von Straße zu Haupteingang ist glaubhaft nachgewiesen und die barrierefreie Anbindung gut gelöst. Die neue Eingangssituation der Schule erfolgt wettergeschützt in der Innenecke am Fügepunkt von Alt- und Neubau und verspricht eine gute Auffindbarkeit und Eindeutigkeit in der Adressbildung. Innen verknüpfen sich die Räume von Bestands- und Neubau mit leichtem Höhenversatz – sowohl mit einer breiten Treppe wie auch barrierefrei über eine Rampe. Die Raumfolgen im Erdgeschoss des Neubaus können überzeugen und bieten die erforderliche Flexibilität bei geöffneten mobilen Trennwänden – sind diese geschlossen, was zumeist zu erwarten ist, wird die räumliche Qualität des Foyers leiden. Der vor- gelagerte Außenbereich der Mensa ist ein zusätzlicher Gewinn, wenngleich die di- rekte Anbindung der Mensa an den Ganztagsbereich vermisst wird. Allerdings wer- den die großflächigen Verglasungen im Erdgeschoss kritisch gesehen, dies gilt ins- besondere für das Lehrerzimmer. Im Oberschoss kann das – gegenüber dem Erdgeschoss - auf drei Seiten zurückgesetzte Volumen nicht in gleicher Weise überzeugen. Es entstehen vorgelagerte Terrassen deren Nutzen hinterfragt wird. Die Verbindung zwischen Alt- und Neubau nur über den Außenbereich der Dachterrasse ist schwer vorstellbar. Die Klassenräume mit den nach Norden orientierten Oberlichtern versprechen eine hohe Innenraumqualität. Die Raumgeometrie und Lage einiger Räume des Bestandsbaus zeigt die Kompromisse und Grenzen der Umnutzung einer klassischen Flurschule deutlich auf. Die Lage von Klassenräumen in unmittelbarer Nähe des Ganztagsbereichs wird als potenzielle Störung des Unterrichts gesehen. Auch werden ausreichende Sanitäranlagen an einigen Stellen vermisst. Der Kunst- und Werkraum im Untergeschoss bietet unzureichende Licht- und Raumqualität. Aufgrund des kleinen Volumens und dem sparsamen Flächenverbrauch verspricht die Arbeit eine Umsetzung im wirtschaftlich günstigen Bereich. Zusammenfassend stellt der Entwurf einen eigenständigen Beitrag zur komplexen Aufgabenstellung dar, die sich vor allem durch den individuellen und auf den besonderen Ort bezogenen Baukörper auszeichnet, jedoch nicht in allen Bereichen gleich- ermaßen überzeugen kann.
Perspektive Eingang Südwest

Perspektive Eingang Südwest

Lageplan

Lageplan

Perspektive Innenraum

Perspektive Innenraum