modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Award / Auszeichnung | 03/2024

Best Workspaces 2024

Der goldene Kubus ist der Eyecatcher des Projekts.

Der goldene Kubus ist der Eyecatcher des Projekts.

Büro- und Wohngebäude MUUUH! Group / Hageloft, Osnabrück

DE-49078 Osnabrück, Lotter Straße 48

ein 1. Preis

KRESINGS

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 09/2017
    Fertigstellung: 06/2020

Projektbeschreibung

Wo früher Lenkergriffe und Tischtennisbälle hergestellt wurden, ist ein neues Quartier zum Wohnen und Arbeiten entstanden. Die ehemalige Chemiefabrik Hagedorn in Osnabrück wurde nach vielen Jahren Leerstand sorgfältig umgebaut, saniert und erweitert. Der unter Ensembleschutz stehende Komplex bietet nun Platz für moderne Loftwohnungen und den neuen Firmensitz des Dienstleisters MUUUH! Group. Oberstes Ziel war es, den industriellen Charakter der erhaltenswerten Gebäude zu bewahren und gleichzeitig eine zeitgemäße, inspirierende und markante Arbeitsatmosphäre zu schaffen.

Im südlichen Gebäudeteil befinden sich 18 moderne Wohnungen mit variierenden Wohnflächen von 50 bis 150 m². Großformatige Fenster, gusseiserne Stützen und stützenfreie Stahlbetonträger kennzeichnen die Wohnräume und bewahren den industriellen Charme der alten Fabrik. Die Stützen aus Gusseisen wurden aus brandschutztechnischen Gründen aufwändig aufgearbeitet. Eingestellte Boxen bilden losgelöst davon die Infrastruktur mit Bad, Küche, Gäste-WC und Schrankelement. So entstanden in Zusammenhang mit den großen Fenstern großzügige Loftwohnungen mit fließenden Räumen. Durch die Ost-West Ausrichtung gibt es zudem viel Licht.
Eine Etage wurde auf das Dach gesetzt, sodass weitere Wohnfläche generiert wurde, ohne die denkmalgeschützte Struktur zu verändern. Gemeinsam mit den umliegenden Wohnungsbauten, die in den vergangenen Jahren auf dem Areal geschaffen wurden, entstand ein begrünter Innenhof.

Der zur Lotter Straße gelegene Gebäudeteil beherbergt nun die Büroräume für die ca. 140 Mitarbeiter der MUUUH! Group – ein Dienstleistungsunternehmen, das sich auf die Optimierung des Kundenmanagements von Unternehmen spezialisiert hat. MUUUH! steht für mutig und unbequem und herausragend. Diesem Leitspruch folgend, sollten auch die neuen Räumlichkeiten gestaltet werden. Geschäftsführer Jens Bormann war es wichtig, dass hier eine Arbeitswelt entsteht, in die man gerne geht, die Fluchten bietet und Gedankensprünge erlaubt. Eine Umgebung, in der man sich individuell entfalten kann und es für jeden eine passende Ecke gibt.

Ein Rundgang durch das Gebäude offenbart eindrücklich, wieviel Herzblut in jedem Detail der Innenausstattung steckt. Eine goldene Rolltreppe bringt Gäste und Mitarbeiter vom Empfang direkt in die Bar Centrale im ersten Obergeschoss. Die bietet an schweren Kaffeehaustischen und stilechten Sitzgelegenheiten einen öffentlich anmutenden, anregenden Arbeitsrahmen.
Von hier gelangt man über die goldene Brücke im Freien in den benachbarten Pavillon mit der Turnhalle im ersten Geschoss. Darunter, im ehemaligen Pförtnerhaus befindet sich der große Besprechungsbereich, der mit der Neonleuchtreklame „lasst Blumen sprechen“ unter der Decke überrascht. Im Hauptgebäude geht es im zweiten Obergeschoss weiter, wo die orangefarbene Disco zum Tänzchen einlädt. Darüber findet sich als Ruhepol der skandinavische Bereich in einer Variation von Blautönen und Feng-Shui-konform. Im obersten Geschoss liegt das Büro des Firmengründers im Stil des Bonner Bundestages.

Durch die open-space-Arbeitsbereiche ist es den Teams selbst überlassen, wo sie zusammenkommen. Ob Disco in knalligen Orangetönen oder skandinavisch-minimalistische Umgebung, jedem Mitarbeiter wird der richtige Raum geboten. Auf den Arbeitsebenen schirmen industrietypische gläserne Sprossenwände die ruhigen Büroflächen von offenen Bereichen ab. Für den tiefen Blick hinein in jede Etage wurden Zwischenwände beseitigt. Neue Stahlträger, die vom Keller bis ins Dachgeschoss reichen, übernehmen jetzt die tragende Funktion.
Die verschiedenen Themenwelten bei den Büroflächen sind hauptsächlich über die neu verglaste Ostfassade einsehbar. Im Erdgeschoss befindet sich das Foyer samt Rolltreppe, die in das italienische Café Centrale im ersten Obergeschoss überleitet. Diese Begegnungsräume dienen der Kommunikation und brechen ganz mit den Konventionen klassischer Bürogebäude. Hier treffen sich Mitarbeiter aus den unterschiedlichen Units oder kommen mit Kunden zusammen.

Der Charakter des alten industriellen Gebäudes wurde auch hier teilweise beibehalten, teilweise bewusst unterbrochen. Der alte, undefinierte helle Bestandsziegel weicht einem dunklen, fast schwarzen Klinker mit dunklen Fugen. Dieser dunkle Klinker entspricht dem Bestand von 1897. Ebenso wurden historische Aufbauten am Gebäudeabschluss rekonstruiert. Dem gegenüber stehen ein Staffelgeschoss, das sich ganz klar vom Bestand abgrenzt in Formensprache und vor allem Materialität. Eine goldene Blechverkleidung dient als Eyecatcher.

Auch das alte Pförtnerhaus des Hagedornschen Areals schultert nun ein weiteres Geschoss, welches sich in den Straßenraum schiebt. Dieser ebenfalls goldgerahmte Kubus dient als Multifunktionshalle für Veranstaltungen und dank gefedertem Boden, Schallschutzwänden und Ballfangnetzen auch als voll funktionsfähige Sporthalle, in der sich die Belegschaft unter idealen Bedingungen auspowern kann.

Die Klinkerfassade musste aus statischen, aber auch energetischen und bauphysikalischen Gründen komplett erneuert werden. Der neue Verblender ist bewusst dunkel gehalten worden, um dem ansonsten originalgetreuen Nachbau den nötigen Abstraktionsgrad zu verleihen.
Die beiden historischen Treppenhäuser wurden im Rahmen der Sanierungsarbeiten ebenfalls nach aktuellen Brandschutzbestimmungen aufwändig saniert und die eisernen Treppen akkurat in leuchtenden Farben lackiert. Die ersten beiden Metallstiegen des zentralen, 123 Jahre alten Aufgangs wurden jedoch im ursprünglichen, reichlich patinierten Zustand belassen.
Die Fenster sind hingegen neu, wenn auch aus Holz den alten Fenstern nachempfunden. Das Innenmauerwerk wurde aufwändig in Handarbeit freigelegt und gekälkt.


Sehr bewusst hat man sich für das Material TecuGold entschieden, da im Vergleich Alucobond sehr glatt und maschinell wirkt. Zu dem rauen und farblich abstrakten Klinker mit seiner gleichfarbigen Fuge wurde so eine handwerkliche Oberfläche positioniert, die den alten Industriecharakter als Erweiterung behutsam weiterdenkt. Bei der Verarbeitung entstehen Wellen und das Material hat eine charmante Art zu Altern. Die originale Farbe des Materials steht in bewusstem Kontrast zum matten, rauen Stein. Das Gold ist in allen Lichtstimmungen sehr weich und immer lebendig.

Beurteilung durch das Preisgericht

Ein spannendes Projekt, das industriellen Charme mit Sinn für mutige, konsequent zeitgemäße Gestaltung vereint. Die ehemalige Chemiefabrik Hagedorn haben Kresings Architekten nach Jahren des Leerstandes mit viel Detailblick umgebaut, saniert und erweitert. Dabei gelingt es ihnen, Arbeitswelten zu schaffen, die den historischen und räumlichen Charakter des Ensembles nicht negieren, es zugleich aber vermeiden, museal zu werden. Der unter Ensembleschutz stehende Komplex bietet nun nicht nur Platz für moderne Loftwohnungen, sondern beherbergt auch inspirierende Räume für Kreativunternehmen. Die Arbeitsbereiche vereinen die Offenheit von Open- Space mit eindrücklichen räumlichen Akzentuierungen. Mal gemahnen Teilflächen an Diskotheken der Achtzigerjahre, mal wird eher skandinavisch zurückhaltend mit dem Raum gearbeitet. Ein hohes Maß an Transparenz in jede Etage hinein haben die Architekten geschaffen, indem sie Zwischenwände eliminiert haben. Tragend wirken nun die neuen Stahlträger vom Keller bis ins Dachgeschoss. Industrietypische gläserne Sprossenwände schaffen eine interne Gliederung und grenzen ruhige Büroflächen von offenen, weitläufigen Bereichen ab. Erkennbar ging es in der Gestaltungsstrategie darum, den industriellen Charakter der erhaltenswerten Gebäude in der Grundstruktur zu bewahren, gleichzeitig aber auch eine zeitgemäße, inspirierende und markante Arbeitsat- mosphäre zu generieren. Derlei ist heute wichtiger denn je, denn gute Arbeitswelten – und gute Corporate Architecture – generieren ihre eigenen Narrative. Diese haben die Architekten nicht zuletzt dadurch geschaffen, dass sie einen Dialog zwischen Anbau und Bestand entstehen lassen. Dieser wird akzentuiert durch die großflächige gläserne Öffnung in dem alten Bestandsgebäude sowie mutige farbliche Kontraste zwischen Dunkelgrau und Gold, geschaffen nicht zuletzt durch das goldene Staffelgeschoss und den golden verblendeten Kubus auf dem ehemaligen Pförtnerhäuschen. Letzteres, könnte man argumentieren, formuliert auch eine architektonische Hinterfragung des Prinzips der unternehmerischen und gesellschaftlichen Hierarchie.
Im südlichen Gebäudeteil entstanden 18 Wohneinheiten.

Im südlichen Gebäudeteil entstanden 18 Wohneinheiten.

Das alte Pförtnerhaus des Hagedornschen Areals schultert nun ein weiteres Geschoss, welches sich in den Straßenraum schiebt.

Das alte Pförtnerhaus des Hagedornschen Areals schultert nun ein weiteres Geschoss, welches sich in den Straßenraum schiebt.

Fassade des Bestandsgebäudes in dunklem Klinker.

Fassade des Bestandsgebäudes in dunklem Klinker.

Der Eingangsbereich mit goldener Rolltreppe.

Der Eingangsbereich mit goldener Rolltreppe.

Die Bar Centrale bietet an schweren Kaffeehaustischen und stilechten Sitzgelegenheiten einen öffentlich anmutenden, anregenden Arbeitsrahmen.

Die Bar Centrale bietet an schweren Kaffeehaustischen und stilechten Sitzgelegenheiten einen öffentlich anmutenden, anregenden Arbeitsrahmen.

Auf den Arbeitsebenen schirmen industrietypische gläserne Sprossenwände die ruhigen Büroflächen von offenen Bereichen ab.

Auf den Arbeitsebenen schirmen industrietypische gläserne Sprossenwände die ruhigen Büroflächen von offenen Bereichen ab.

Großformatige Fenster, gusseiserne Stützen und stützenfreie Stahlbetonträger kennzeichnen die Wohnräume und bewahren den industriellen Charme der alten Fabrik.

Großformatige Fenster, gusseiserne Stützen und stützenfreie Stahlbetonträger kennzeichnen die Wohnräume und bewahren den industriellen Charme der alten Fabrik.