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Gutachterverfahren | 03/2024

Ersatz- und Erweiterungsneubau Kita Ev.–Luth. Kirchgemeinde in Markkleeberg

2. Preis

Irlenbusch von Hantelmann | Architekten BDA

Architektur

Erläuterungstext

Die Umgebung ist momentan durch wenige und relativ einfach Gebäude wie die Bowlinghalle und das Sportlerheim geprägt. Zukünftig werden zusätzlich neue Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäuser die direkte Umgebung auszeichnen. In dieser sehr heterogenen Struktur und unattraktiven Atmosphäre bekommt der Neubau eine prägende Rolle. Durch eine klare Architektursprache, markante Farbigkeit und liebevolle Details erhält der Baukörper eine prägnante Erscheinung, welche die Atmosphäre des Ortes maßgeblich bestimmen wird ohne aufdringlich zu sein.
Das Grundstück ist geprägt von der Schallimmission von Osten. Dies steht leider im Widerspruch zu der vormittäglichen Besonnung (die Zeit in der die meisten Kinder anwesend sind). Wenn der Baukörper sinnvollerweise den Schallschutz für die Freispielflächen gewährleisten soll, ist ein möglichst lang gestreckter Baukörper von Vorteil. Dies umso mehr bei dem relativ schmalen Grundstück. Da die Erschließung des Neubaus wiederum von Norden erfolgen soll, ergeben sich im Innern lange Erschließungswege, deren Qualität zu gewährleisten ist. Durch die Positionierung und Ausformulierung des Neubaus als Winkel, werden die Freispielflächen vor Lärm geschützt und eine attraktive Adresse geschaffen. Die innere Struktur orientiert die Aufenthaltsräume der Kinder Richtung Südwesten, fängt aber dennoch mittel Dachsheds, durchgesteckter Räume und inneren Verglasungen die Vormittagssonne ein, und schafft so eine hohe räumliche Qualität.
Um ein langlebiges Gebäude zu schaffen, wird nicht nur der sparsame Umgang mit Ressourcen als grundlegend angesehen, der Bau sollte auch einfach gehalten werden, um Wartung und Unterhalt langfristig zu gewährleisten. Durch die Bauweise als Holzbau, den möglichst geringen Einsatz von Haustechnik und die Nutzung erneuerbarer Energie entsteht ein einfaches und ressourcenschonendes Gebäude, was es wirtschaftlich und zukunftsfähig macht.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Kitaneubau im neuen Quartier an der Städtelner Straße folgt in seiner Form der durch den Bebauungsplan vorgegebenen Baulinie.

Erschlossen wird das Gebäude an der Nordfassade; ebenfalls von Norden gelangt man über einen überdachten Vorhof direkt in den Garten. Dieses Dach ist ein wichtiges Motiv im Entwurf und schafft einen angenehmen Übergang zwischen dem Straßenbereich und dem für die Kinder so wichtigen Außenspielbereich. Zusätzlich ist dieses Dach Wetterschutz, damit sich die Kinder auch bei Regen draußen aufhalten könn(t)en.

Der angrenzende Laubengang ist gestalterisch in der gleichen Weise ausformuliert und der
gesamten Westfassade vorgelagert. Er übernimmt Verschattung, ist für die Kindergartenkinder die „Passerelle“ nach Draußen und mündet im Norden in einem Dachgarten; so dass auch auf der Ebene des Obergeschosses ein Außenspielangebot zu finden ist.

Das zentrale Foyer im Eingangsbereich verspricht eine hohe Raumqualität und eine multifunktionale Nutzung. Durch den direkten Bezug zum Garten und dann in der weiteren Folge zum überdachten Vorplatz entsteht eine Raumanordnung, die den zweigeschossigen Baukörper an der Nordostecke quasi auflöst.

Zu überdenken ist auf dieser Ebene - neben der langen Anlieferung der Küche - die Anordnung des Krippenbereichs nach der Küche: das Ankommen der Krippenkinder wird mit der Erschließung der Küche überlagert: hier würden im täglichen Ablauf Konflikte in der Nutzung entstehen. Die aus dem Schallschutzgutachten resultierende Anordnung der Gruppenräume im Obergeschoss nach Westen - und damit dem Morgenlicht abgewandt - wird durch Irlenbusch von Hantelmann verbessert, indem große Einschnitte aus der Ostfassade viel Licht in den Flur und dann weiter in die angrenzenden Gruppenräume bringen.

Das Farb- und Materialkonzept verspricht eine gute Einfügung in die sehr heterogene Umgebung und entwickelt die Kraft, die es für eine eigene Adressbildung benötigt. Holzbauweise, Gründach und die kompakte Bauweise ohne Flächenverluste stehen für eine nachhaltige Bauweise, wobei die Fortsetzung des sichtbaren Holzes im Innenbereich Behaglichkeit und Identifikationspotential erzeugen.