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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2024

Freiraumgestaltung Innenstadt Bleckede

Perspektive Platzsituation

Perspektive Platzsituation

1. Preis

Preisgeld: 28.880 EUR

TREIBHAUS Landschaftsarchitektur Berlin/Hamburg

Landschaftsarchitektur

StetePlanung Büro für Stadt- und Verkehrsplanung

Verkehrsplanung

WILLNER VISUALISIERUNG

Visualisierung

Erläuterungstext

Freiraumkonzept
Die Breite Straße stellt die zentrale Achse der Innenstadt dar und ist ein wesentliches Bindeglied zwischen dem südlichen Stadteingang und dem Schloss. Der südliche und der nördliche Auftakt zur historischen Innenstadt befinden sich in der Friedrich-Kücken-Straße und der Breiten Straße. Die bereits vorhandene Markierung der ehemaligen Stadttore im Bodenbelag wird aufgegriffen und durch die Sichtbarmachung der Mauerkrone aus dem Stadtwappen ergänzt. Hier beginnt der zentrale Bereich der Innenstadt mit neuem Charakter.
Vom vormals stark verkehrsgeprägten Raum ist in Zukunft nicht mehr viel zu spüren. Der heutige straßenartige Charakter mit trennender Wirkung wird in der Innenstadt zugunsten einer fußgängerfreundlichen, verbindenden Atmosphäre zurückgebaut. Autos sind hier zu Gast. Einheitliche Pflasterbeläge erstrecken sich zwischen den Häuserfronten, eine im Material abgesetzte Rinne zoniert den Fußgängerbereich von der Fahrbahn. Die Breite Straße lädt endlich wieder zum Bummeln und Einkaufen ein, die Vorzonen der Cafés und Restaurants bieten Raum zum Sitzen und Plaudern. Um diese Vision in die Tat umzusetzen ist eine gleichberechtigte Partizipation aller Verkehrsteilnehmer*innen notwendig.
Die Breite Straße wird zum verkehrsberuhigten Geschäftsbereich, der als barrierearmer Raum das Queren für Passant*innen erleichtert und stärker Bezüge zwischen beiden Straßenseiten herstellt. Mit Tempo 20 und dem Mischverkehr aus Fahrrad und MIV soll ein sicheres und angenehmes Gefühl entstehen. Der öffentliche Raum ist die verbindende Plattform für ein Konglomerat an unterschiedlichen Funktionen wie Einkaufen, Nahversorgung, Tourismus, Freizeit, Information und Fortbewegung. Übergeordnet werden wichtige Verbindungsachsen aufgenommen und die Vernetzung in die Umgebung gestärkt.
Herzstück des Entwurfs ist der zentrale Marktplatz, der sich zwischen den historischen Gebäudefronten über den Verkehrsraum hinweg aufspannt und auch die Kirche mit anbindet. Der Marktplatz wird als zentraler Platzraum erlebbar gemacht und optisch und funktional durch Schaffung eines einheitlichen Platzteppichs vergrößert. Das verbindende Klinkerpflaster zieht sich ab Breiter Straße Nr. 36 bis Friedrich-Kücken-Straße Nr. 5 und vor Kirchenvorfeld über die gesamte Fahrbahn. Eine im Material abgesetzte Rinne separiert den Fußgängerbereich von der Fahrbahn. Großbäume spenden Schatten und schaffen ruhige Aufenthaltsräume. Zentraler Ort des Marktplatzes ist das niveaugleiche Wasserspiel „Elbsprudel“. Wasserdüsen schaffen über den Tag hinweg eine abwechslungsreiche, erfrischende Atmosphäre und ein spielerisches Angebot für Jung und Alt. Für Veranstaltungen kann das Wasserspiel abgestellt werden und der Platz ist flexibel nutzbar. Als Begrenzung des Wasserspiels dient ein in den Belag eingelassener Messingring mit „Bleckeder Fußspuren“, die über die bekannten Bleckeder Persönlichkeiten informieren. Die Fußspuren finden sich nicht nur am Wasserspiel, sondern an besonderen Orten verteilt im gesamten Innenstadtbereich. Die Fußspuren weisen darauf hin, dass sich hier über die Geschichte und den jeweiligen Ort informiert werden kann; QR-Codes auf den Bänken oder den Wänden lassen dann Infos via Telefon abrufen. Für Marktstände ist im Bereich Schlossstraße/Kirche eine Fläche vorgesehen (3. Stk. 3x6m). Am Kreuzungsbereich Schlossstraße - Zollstraße entsteht ein öffentliches WC.
Im Umfeld der Kirche wird die Aufenthaltsqualität erhöht und der Freiraum zurückhaltend aktiviert. Hier entsteht ein Kirch- und Apothekergarten, der Garten-Geschichte pflegen und vermitteln soll. Darüber hinaus wird ein Bereich für die Freiluftkirche geschaffen. Die Gemeinde kann sich hier treffen und Chorproben oder Gottesdienste abhalten. Hinter dem Kirchenschiff, entsteht zurückhaltend gestalteter Spielbereich. Der Ring der Kopflinden wird durch Neupflanzungen ergänzt.
Die in den Straßen- und Platzräumen verwendeten Materialien orientieren sich stark am Bestand, um im gesamten Stadtbild eine Einheitlichkeit herzustellen. Der rötliche Backstein für Gebäude sowie das Klinkerpflaster der Gehweg im Bestand wird aufgegriffen und in Abwandlung der Verlegerichtung (hochkant verlegte Steine) und Farbigkeit (dezenteres Rot) leicht neu interpretiert. Die Fahrbahn im verkehrsberuhigten Geschäftsbereich wurde in Anlehnung an vorhandene Kopfsteinpflasterflächen gestaltet. Hier wird ein gesägter, rötlicher Granitstein im Großformat verwendet, der an die zahlreich vorhandenen Feldsteine und Findlinge in der Region erinnert. Materiell abgesetzte, integrierte Entwässerungsrinnen dienen als Orientierungshilfe und Leitsystem. In der Zollstraße wird ein verkehrsberuhigter Bereich unter Beachtung der zahlreichen Einfahrten und bestehender Parkstände integriert. Der angrenzende Fährweg wird durch neue Baumpflanzungen als wichtige Verbindung zur Elbe betont.
In den Straßen- und Platzräumen bieten eine Vielzahl von altersgerechten Holzbänken mir Rückenlehnen und Armstützen nicht kommerzielle Treffpunkte und Aufenthaltsorte. Eine Beleuchtung aus schlanken Stelen sorgt für eine besondere Beleuchtung in den Abendstunden und ermöglicht die Akzentuierung besonderer Bauwerke. Ausreichend Radbügel mit teilweise integrierten E-Bike-Ladevorrichtungen bieten dezentral an vielen Stellen das Abstellen der Räder.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser:innen schaffen mit einer zurückhaltenden Gestaltungssprache, einer ortstypischen Materialität und dem intensiven Einsatz von Vegetation einen zusammenhängenden, attraktiven Stadtraum.

Die Gestaltung des zentralen Bereiches kann überzeugen: Die Kirche erhält eine attraktive Rahmung und wird wie selbstverständlich an den Markt angeschlossen. Am Markt wird vor der Pizzeria ein großzügiger Platz ausgebildet, der mit einem Brunnen eine attraktive Mitte erhält.

Das Umfeld der Kirche wird über ein zusätzliches Nutzungsangebot aufgewertet.

Platz, Gehwege und Straße erhalten eine einheitliche Materialität aus rotem Klinkerpflaster, die Fahrbahn wird über beidseitige Rinnen dezent markiert. So fügt sich die Verkehrsfläche harmonisch in den Gesamtraum ein. Es besteht allerdings die Gefahr, dass die historischen Gebäude in der einheitlichen roten Fläche nicht ihre volle Wirkung entfalten können.

Platz und die Straße werden intensiv begrünt, der ökologische Mehrwert dieser Maßnahme wird begrüßt. Allerdings wird das historische Ortsbild dadurch geschwächt. Es fehlt eine Differenzierung zwischen offenen Platzbereichen und vegetativen Raumkanten.

Während im Bereich des Marktplatzes hauptsächlich Klinker für die Fahrbahnen verwendet werden, wechseln die Verfasser:innen die Materialität im weiteren Verlauf zu einer Granit- bzw. Asphaltfahrbahn. Diese Maßnahme wird in Teilbereichen kritisch gesehen, so ist nicht nachvollziehbar, warum der stadträumlich zusammenhängende Bereich Markt / Breite Straße unterschiedliche Materialitäten erhält. Mit der Ausbildung der Einfahrt Breite Straße am Kreisverkehr in Asphalt wird die Chance vertan, eine eindeutige Adresse zur Innenstadt auszubilden. Auch die Gestaltung der Schlossstraße als konventionelle Asphaltfahrbahn entspricht nicht dem Charakter einer historischen Straßenverbindung im attraktiven landschaftlichen Umfeld.

Positiv wird dagegen die zurückhaltende, dem Ort angemessene Gestaltung der Friedrich-Kücken-Straße und der Lauenburger Straße bewertet. Den Verfasser:innen gelingt es, auch diese Straßenzüge mit Grün aufzuwerten. Die Verfasser:innen zeichnen das Kleine und Große Tor nach und schaffen einen Entreebereich zum Schloss, was ebenfalls von der Jury anerkannt wird. Mit einem kleinen Kreisel an der Einmündung Friedrich-Kücken-Straße gelingt es, den Verkehr stadtauswärts sinnvoll zu lenken.

Durch die intensive Begrünung entwickelt der Entwurf positive klimatische Effekte. Das Wassermanagement wird auf einfache Art und Weise über flache Baummulden organisiert, insbesondere im überflutungsgefährdeten Bereich der Zollstraße und vor der Pizzeria wären intensivere Maßnahmen jedoch wünschenswert.

Das geforderte Parkplatzangebot wird erfüllt, der Entwurf ist voraussichtlich im Kostenrahmen realisierbar.

Insgesamt gelingt es den Verfasser:innen, einen zurückhaltenden, überzeugenden Entwurf mit hohem ökologischem Mehrwert vorzulegen, der allerdings Schwächen in der Akzentuierung der Grünstrukturen – der zentrale Platz ist unzureichend ablesbar - und der Ausbildung einzelner Straßenbereiche aufweist


Übergeordnetes Konzept

Übergeordnetes Konzept

Übersichtsplan

Übersichtsplan

Perspektive Straßenraum

Perspektive Straßenraum

Vertiefungsbereich

Vertiefungsbereich

Detail Eingangsituation

Detail Eingangsituation

Detail Platzbereich

Detail Platzbereich