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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2024

Städtebauliche Entwicklung Kepler-Areal in Ludwigsburg

Visualisierung

Visualisierung

3. Preis

Preisgeld: 37.000 EUR

CKRS ARCHITEKTEN

Architektur

TDB LANDSCHAFT

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Das Kepler-Areal bietet als letzte verbliebene Brachfläche am Bahnhof von Ludwigsburg ein großes Potenzial für die innerstädtische Aufwertung. Ziel ist die Realisierung eines gemischten Quartiers, das zwischen Innenstadt, Bahnhof und Weststadt vermittelt. Als Teil des Bahnhofquartiers Ludwigsburg ist das Areal ein Vorhaben im IBA’27-Netz.

Die Pflugfelder Unternehmensgruppe möchte ihren neuen Unternehmenssitz auf dem Kepler-Areal realisieren und dabei einen neuen stadtbildprägenden Impuls setzen.

Aufgrund der exponierten Lage an der Bahnlinie wurde die Leitidee der raumbildenden Schale entwickelt, die einen lärmgeschützten Kern umschließt. Der innenliegende städtische Platz wird durch drei Gebäude gegen die Bahngleise und die vielbefahrene Keplerstraße abgeschirmt. Vorgesehen ist ein zukunftsorientierter Nutzungsmix aus Büros, Gewerbe, Hotel und Kindertagesstätte.

Das Hochhaus bildet zusammen mit dem umgebenden Stadtraum eine neue, einprägsame Silhouette für einen repräsentativen Firmensitz. Neben den Büroflächen der Pflugfelder Unternehmensgruppe sind weitere Mietflächen geplant, auf denen unterschiedliche offene Bürokonzepte realisiert werden können.

Ergänzt wird der urbane Platz durch einen öffentlichen Raum in fast 60 m Höhe, der „Sky-Lounge“. Von hier hat man einen Ausblick über die Stadt, zum Ludwigsburger Schloss und in die Region.

Südlich des Hochhauses schließt sich ein viergeschossiger Baukörper mit Gewerbe- und Gastronomienutzung an. Im 3. Obergeschoss befindet sich eine Kindertagesstätte. Als Außenspielfläche steht den Kindern die gesamte Dachterrasse zur Verfügung, die durch eine großzügig verglaste Fassade vor Straßen- und Bahnlärm geschützt ist.

In dem 5-geschossigen Baukörper an der Keplerstraße ist ein Hotel geplant.

Beurteilung durch das Preisgericht

Drei eigenständige Baukörper umstellen einen gut schallgeschützten Hof unter dem vollflächig eine eingeschossige Tiefgarage liegt. Der Hof ist mineralisch und mit grünen Intarsien belegt. Das Hotel im südwestlichen Schenkel ist von der Keplerstraße anfahrbar. Seine Lobby öffnet sich unter einer Auskragung, die einen gedeckten Bereich bildet, zum Park. Von der Vorfahrt besteht die Möglichkeit über das Areal zur Tiefgarage zu gelangen. Dies führt zu einem harten Übergang zum Park. Der Gebäudevorsprung des Hotels verstärkt den Eindruck von zwei getrennten Welten – dem Park und dem Hofraum – zusätzlich. Das Hotel ist mit einem Mittelgang einfach organisiert. Allerdings wirft die gewählte Fassadenkonstruktion im Hinblick auf den Schallschutz der Zimmer zur Keplerstraße Fragen auf.

Der Büroturm hat eine eigene Lobby, vor der wie beim Hotel eine breite gedeckte Vorzone im Norden liegt. Der Zugang wendet sich von der Gesamtüberbauung ab. Diese große Geste entspricht nicht ihrer Lage. Darüber entwickeln sich die Büroetagen im rautenförmigen Grundriss um einen zentralen Erschließungs- und Versorgungskern. Der Turm vermittelt zwischen der Geometrie des mhplus-Hochhauses und den Bahngleisen. Seine Form führt aus gewissen Perspektiven zu einer kritisch diskutierten Breite. Der 17-geschossige Turm überschreitet die favorisierte Höhe um 8 Meter. Die obersten drei Bürogeschosse sind für die Firma Pflugfelder vorgesehen. Eine öffentlich zugängliche Skybar bildet die Krone des Gebäudes.

Das dritte Gebäude zwischen Turm und Keplerstraße enthält in den unteren Geschossen kulturelle und halböffentliche Nutzungen. Einen Veranstaltungssaal mit großem Foyer und Co-Working-Flächen. Dieses Foyer bildet den Abschluss des Hofs im Osten. Im obersten Geschoss liegt flächig die Kita. Darüber erstreckt sich ein schöner, mit geschosshohen Fenstern lärmgeschützter Dachgarten als Kita-Außenraum. Das Gebäude vermittelt zwischen dem Hofniveau und der Keplerstraße mit der zweigeschossigen Lobby des Veranstaltungssaals. Allerdings ist vom Niveau der Keplerstraße kein direkter Zugang vorgesehen, sondern lediglich ein Stadtbalkon, der über eine kleine renaturierte Fläche auskragt. Diese Geste wirkt fremd. Auch die Auffindbarkeit des Zugangs zur Kindertagesstätte ist nicht unproblematisch.

Die einzelnen Baukörper folgen einer einheitlichen konstruktiven Logik. Eine tragende Ortbetonfassade ermöglicht große Öffnungen. Im Innern liegen massive Erschließungskerne. Dazwischen spannen Brettsperrholz-/ Beton-Verbunddecken. Die klare konstruktive Struktur führt neben den erwähnten Schallproblemen beim Hotel auch zu einer gewissen Monotonie der Baumasse. Trotz der sorgfältigen Einbettung in die Niveaus und die Geometrie des Baufeldes besteht die Befürchtung, dass das Projekt sich nicht ausreichend in den städtischen Kontext einbinden kann.

Die vorgeschlagene Deckenkonstruktion als Brettsperrholz-Stahlbeton-Verbund mit einem beabsichtigten hohen Holzanteil wird zwar begrüßt, die tragenden Stahlbeton-Außenfassaden werden aber ökobilanziell und beim Deckenübergang bauphysikalisch kritisch gesehen.

Das Energiekonzept ist sehr knapp ausgearbeitet. Es wird hinterfragt, ob die darin beschriebene aktivierte Betondecke bei der vorgeschlagenen Deckenkonstruktion sinnvoll integriert werden kann. Anders als in den Erläuterungen dargestellt, wird der über PV erzeugte Strom voraussichtlich nicht den Bedarf decken können. In diesem Fall wäre es nicht möglich, Überschüsse für eine weitere Verwendung zu generieren.

Die ökonomischen Kennwerte liegen im Durchschnitt. Das Raumprogramm und die funktionalen Anforderungen sind erfüllt.

Insgesamt fehlt dem Projekt aber das Spezifische und Überraschende, das die Jury an dieser städtebaulich prominenten Lage erwarten würde.
Lageplan

Lageplan

Visualierung

Visualierung

Detailschnitt

Detailschnitt