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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2024

Städtebauliche Entwicklung Kepler-Areal in Ludwigsburg

Blick von Süden, dreigliedriges Ensemble mit neuem Kepler-Platz

Blick von Süden, dreigliedriges Ensemble mit neuem Kepler-Platz

Anerkennung

Preisgeld: 15.000 EUR

JSWD Architekten

Architektur

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

TOHR Bauphysik GmbH & Co. KG

Bauphysik

Erläuterungstext

Städtebauliches Konzept
Mit offenen Armen empfängt das neu konzipierte Kepler Areal BürgerInnen und BesucherInnen, welche das Quartier von der bestehenden Parkanlage oder von der Innenstadt über die Keplerbrücke erreichen. Das Quartier umfasst drei markante Baukörper, welche sich harmonisch in die umgebende Stadtlandschaft von Ludwigsburg einfügen. Zwischen der Keplerstraße und den Gleisanlagen fügen sich die drei Baukörper behutsam in die Topographie ein und bieten Raum um die gewünschten Nutzungen gleichberechtigt am neuen Keplerplatz zu situieren. Der neue Quartiersplatz wird von dem geplanten Gebäudeensemble räumlich gefasst, fängt die Abendsonne ein und offeriert zusammen mit den gastronomischen Einrichtungen eine hochattraktive Aufenthaltsqualität. Die Baumasse wirkt schlank und anmutig, ohne das Baugrundstück zu überlasten. Dabei wird der hohe Baukörper und die Randbebauung so gesetzt, dass diese das Quartier vor Lärmeinwirkungen aus Richtung der Keplerstraße und der Gleisanlagen schützen. Eine umlaufende Glasfuge mit einem begrüntem Dachband verbindet die drei Baukörper miteinander und dient gleichzeitig als Lärmschutz für das Kepler Areal. Die beleuchtete Glasfuge strahlt in die Straßenräume aus und lädt Fußgänger ein das Quartier zu betreten. Die Konfiguration der Baukörper erlaubt eine funktionale und attraktive Aufnahme der geplanten Nutzungen Büro, Hotel, Gastronomie, Gewerbe sowie KiTa und schafft damit eine lebendige und vielfältige Quartiersentwicklung. Ringförmig um den Quartiersplatz organisiert sind Ebenen gleich die Gewerbe-, Konferenz- und Gastronomieflächen, welche den Platz im Sommer mit Außenbestuhlung beleben und die Passanten zum Verweilen einladen sollen.
Selbstverständlich ist das Quartier Auto frei geplant. Vom nördlichen Park an der Franckstraße entwickelt sich der Freiraum der bestehenden Parkanlage über die Stufen weiter und mündet in das neue Quartier. Die neue Geländekante steigt bis zur Kepler Brücke auf eine Höhe von 7 m über das Niveau des Parks an und integriert eine Abfolge von grünen Terrassen, die der öffentlichen Nutzung – voller Leben und Grünflächen – dienen. Die Stufen lassen den Abstand und Raum zur nördlichen Parkanlage großzügig und maßstabsgerecht wirken. Gleichzeitig werden die öffentlichen Bereiche am Quartiersplatz, wie Gastronomie, Konferenzräume und Hotel über das Parkniveau gehoben und ermöglichen einen erhöhten Blick auf den Park.
Im zweigeschossigen Gebäudesockel werden im ansteigenden Bereich zur Keplerbrücke die oberirdischen Stellplätze untergebracht, welche natürlich belüftet sind. Die Parkgarage befindet sich unter dem Quartiersplatz. Eine Zufahrt zur Parkgarage mit über 176 Plätzen erfolgt über die Franckstraße im Norden des Grundstückes und ist in die Gebäudekubatur integriert, so dass keine störenden Rampenbauwerke im Außenraum sichtbar werden. Die Fahrradstellplätze sind leicht zugänglich auf derselben Ebene im Bereich des Zugangsbereiches der Parkgarage verortet. Von der Zufahrt im Norden gelangt man auf direktem Wege an den Haupteingang des Hochhauses. In dessen Vorfahrtsbereich befinden sich zusätzliche Kurzzeitstellplätze in direkter Nähe zur KiTa. Lediglich temporäre Anlieferungsverkehre sowie Taxi- und Besucherverkehr des Hotels können auf der südlichen West – und Ostseite des Quartiers störungsfrei erfolgen.

Zugänglichkeit
Im Norden, an der Franckstraße, markiert am Fuß des Hochhauses ein großer, zweigeschossig verglaster Haupteingang die Adresse des neuen Hochpunktes und Sitz der Pflugfelder Unternehmensgruppe. Der Entwurf platziert die Eingänge der Gastronomie und des Gewerbes im Inneren des Quartiers.
Der „neue Turm“ mit einer Höhe von 65 m wird zur prägenden Landmark in der Stadtsilhouette Ludwigsburgs und ist von weithin sichtbar. Es entstehen effiziente und wirtschaftliche Bürogrundrisse von über 800 qm, die durch ihre Struktur und Kompaktheit flexible, vielseitige und auch zukünftige Nutzungsszenarien zulassen. Zentrales Element der Gestaltung ist die Schaffung von flexiblen Arbeitswelten, welche je nach Bedarf als Zellenbüros oder als Open Space zu einer modernen Arbeitslandschaft kombiniert werden können. Nebenräume sind generell im Kernbereich vorgesehen, sodass sämtliche Arbeitsplätze in Fensternähe angeordnet werden können und über eine maximale Tageslichtversorgung verfügen. Zusätzlich werden Kommunikationsflächen, Besprechungsbereiche und Think Tanks auf der Ebene verteilt. Trennwandanschlüsse lassen sich flexibel im Raster von 1.45m in jeder Achse setzen. Eine Vermietung als Single- oder Multi-Tenant ist bei diesem Entwurf gegeben.
Von den oberen Geschossen aus bietet sich ein spektakulärer Blick auf das Residenzschloss Ludwigsburg und der Blick auf die Solitudeallee. Insgesamt schafft das städtebauliche Konzept mit seinen drei Baukörpern auf dem Kepler Areal in Ludwigsburg eine lebendige Mischung aus Arbeit, Freizeit, Gastronomie und Bildung und trägt so maßgeblich zur Attraktivität und Lebensqualität des Stadtviertels bei.

Freiraum
Die bestehende Parkanlage wird im neuen Quartier fortgeführt, so dass im Areal zukünftig ein zusammenhängender Kepler Park entsteht. Der Entwurf lässt sehr viele erdberührte Flächen zu, wodurch ausreichende Versickerungs- sowie Pflanzflächen für Bäume entstehen. Der große, Ortsbild prägende, Mammutbaum sowie die bestehenden Baumgruppen im Bereich der angrenzenden Parkanlage werden erhalten und in den Entwurf integriert. Ein weiterer Baustein ist eine Begrünung der Dachterrassen sowie des Dachbandes zur Reduzierung der Regenwasserabflussbeiwerte. Baumgruppen auf den Dachflächen vermindern den Wärmeeintrag und verbessern das Mikroklima.

Architektur und Nachhaltigkeit
Es handelt sich um ein nachhaltiges und einheitliches Fassadenkonzept, das trotzdem auf unterschiedliche Konditionen und Ausrichtungen reagieren kann, um unter anderem solare Wärmegewinne optimal zu nutzen und zudem Ausblicke in den Park und die Stadt ermöglicht.
Mehrgeschossige Lisenen verbinden die einzelnen Ebenen zu zusammenhängenden Körpern. Zwischen den Lisenen werden alle zwei Achsen öffenbare Fenster mit geschlossenen Brüstungen untergebracht, wobei die geschlossenen Brüstungen neben der Reduktion des Fensteranteils auch den notwendigen Brandüberschlagsriegel gewährleisten und damit in den oberen Geschossen auf eine Sprinklerung verzichtet werden kann. Die vertikalen Lisenen wirken zusätzlich zum außenliegenden, windsteifen Sonnenschutz als ständiger Sonnenschutz gegenüber der steilen Südsonne. Die geschlossenen Brüstungsbereiche sind wie auch die gesamten Dächer mit PV Elementen versehen, wobei die Brüstung mit entsprechende Dünnschichtelementen in nichtbrennbarer Qualität ausgeführt werden.
Wir regen an nach entsprechender Bewertung einen Teil der Tragstruktur aus nachwachsenden Baustoffen zu errichten und schlagen in den Bürobereichen die Verwendung einer Holzhybriddeckenkonstruktion vor. Hierdurch wird der gesamte ökologische Fußabdruck deutlich optimiert, da die Verwendung von CO² bindenden Materialen sich positiv auf die Gebäudeökobilanz auswirkt. Bei der Verwendung von leichteren Baustoffen wie Holz reduzieren sich die ständigen Lasten, wodurch insbesondere bei der Fundamentierung massiv Beton gespart werden kann.
In diesem Zusammenhang ist natürlich auch von Bedeutung, dass Materialien verwendet werden, wie eine Fassade aus Keramikelementen, welche langlebig und instandhaltungsfreundlich sind. Technikflächen sind jeweils in den Untergeschossen der Gebäude eingeplant, zusätzlich erhält das Hochhaus eine Technikzentrale auf dem Dach, welche zurückgesetzt und durch die weitergeführte Lisenenfassade eingerahmt wird.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen drei Baukörper auf einer Deckenplatte über einem zum großen Teil verglasten Sockel vor. Die polygonale Grundform des Hochhauses wird auch auf die beiden niederen, winkelförmigen Baukörper übertragen. Die Winkel sorgen dafür, dass sich die Baukörper von den verkehrlichen Determinanten der Bahnlinie und der Keplerstraße lösen und so ein eigenständiges Ensemble mit dem Hochhaus schaffen. Insgesamt erscheinen die drei Gebäudevolumina jedoch untereinander etwas unausgewogen. Die anspruchsvolle Topografie führt dazu, dass der Sockel aus Glas an Geländesprüngen eingegraben wirkt. Insbesondere entlang der Keplerstraße suggeriert der Sockel eine Urbanität und Offenheit des Hauses, dem der Geländeverlauf und die Situation zur Keplerstraße vor Ort nicht gerecht wird. Der architektonischen Anmutung der Gebäude mit den aufwendigen Keramikfassaden fehlt ein eindeutiger Ortsbezug.

Die Höhendifferenz zwischen dem Innenhof und Vorplatz wird mit einer großzügigen Reitertreppe überwunden, deren Umsetzung aufgrund der Schrittmaße anspruchsvoll ist und die im Hinblick auf die Verbindung zum Park durchaus mit mehr Grün hätte perforiert werden können. Der Freibereich der Kita zum Park ist erdgebunden und aufgrund der Lage der Tagesstätte richtig positioniert. Die Retentionsräume für das Oberflächenwasser sind zwar dargestellt, erscheinen aber aufgrund der Entfernung und der Topografie nicht glaubwürdig. Die zurückhaltende Entwicklung des Parks wird dagegen gewürdigt.

Die Erschließung der Gebäude von Norden in die Tiefgarage ohne außenliegende Rampe ist gut gewählt. Am Übergang zum Park sorgt die breite Zufahrt aber für einen starken Eingriff in die begleitende Gehölzgalerie. Die Organisation der Tiefgarage wirkt stimmig. Die Versorgung mit Stellplätzen über zwei Geschosse schafft ausreichende Parkkapazitäten. Die davon getrennte Anlieferung von der Keplerstraße aus entspannt die Situation in der Tiefgarage, ist jedoch an dieser Stelle verkehrstechnisch schwer umsetzbar. Die Anbindung für Fußgänger ist ausreichend, das Quartier von außen jedoch nicht durchgängig barrierefrei. Die Zugänge zu den Gebäuden sind auf den beiden Geländeebenen gut situiert und wahrnehmbar.

Die Verfasser haben sich intensiv mit der Lärmschutzproblematik auseinandergesetzt. Die vorgesehene Doppelverglasung ist bei den Büronutzungen anders als bei den Zimmern des Hotels zum Nachweis des Mindestschallschutzes gegen Außenlärm nicht zwingend erforderlich. Die Sichtfenster zwischen den Bauköpern werden mit hohen Glasscheiben geschlossen und erhöhen die Aufenthaltsqualität auf den Terrassen signifikant.

Die dargestellte konventionelle Stahlbetonkonstruktion und die Fassadenkonstruktion mit Keramik-Lisenen werden den hohen Erwartungen an eine ökobilanzoptimierte Bauweise nicht gerecht.

Das Energiekonzept ist bis auf die ausgewiesene Technikfläche und die Erwähnung einer DachPV-Anlage nicht vertieft ausgearbeitet. Die Leitgedanken zu Ökologie und Nachhaltigkeit bleiben sehr allgemein.

In Summe zeigt sich eine eigenständige städtebauliche Figur, die aber in der konkreten Adaption an den Ort Mängel aufweist.
Lageplan

Lageplan

Blick von Norden, markanter Hochpunkt an den Bahngleisen

Blick von Norden, markanter Hochpunkt an den Bahngleisen

Isometrie mit Gebäudekomponenten

Isometrie mit Gebäudekomponenten