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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2024

Städtebauliche Entwicklung Kepler-Areal in Ludwigsburg

Visualisierung

Visualisierung

1. Preis

Preisgeld: 77.000 EUR

KSP ENGEL

Architektur

kübertlandschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Weiske und Partner GmbH Beratende Ingenieure VBI

Tragwerksplanung

ee concept gmbh

Bauphysik

Erläuterungstext

Ausgangslage
An der Nahtstelle zwischen Innenstadt, Bahnhof und Weststadt bietet das Kepler-Areal in Ludwigsburg die Chance, in exponierter Lage ein lebendiges Quartier zu entwickeln. Unser Entwurf gliedert sich in ein Ensemble mit drei Gebäuden: Ein 14-geschossige Hochhaus, eine 3- bis 4- geschossige Blockrandbebauung und ein 4-geschossiges Hotel als L-förmiger Winkel an der Keplerstraße. Hochhaus und gleisbegleitende Bebauung („Learning Hub“) bilden eine zusammenhängende, auch in der Höhe gegliederte Figur. Das Ensemble aus Hochhausneubau und mh+ Bestandshochhaus erzeugt eine starke Adressbildung in Richtung Bahnhof und betont als weithin sichtbare Landmarke die historische Achse zwischen Schloss Solitude und Schloss Ludwigsburg. Beide Hochhäuser greifen darüber hinaus die orthogonale Struktur der Stadt jenseits der Gleise auf – und treten somit in Dialog mit dem historischen Stadtgrundriss. Das neue, stadtbildprägende Hochhaus mit einer Höhe von rund 60 Metern ist nicht zuletzt auch ein Zeichen für den Strukturwandel des Bahnhofsquartiers von einem ehemals von Industrie und Produktion geprägten Areal hin zu einem modernen Gewerbe- und Dienstleistungsstandort mit einer lebendigen Nutzungsmischung und hoher Aufenthaltsqualität. Eine vielfältig bespielte Erdgeschosszone sorgt für eine Belebung und eine große Anziehungskraft des Kepler-Areals.

Entwurfskonzept / Leitidee / Städtebauliche Setzung
Die Stellung des neuen Hochhauses mit seiner Schmalseite in Richtung Bahnhof schafft zudem einen einladenden Vorplatz und eine große Durchlässigkeit zum Bahnhofsquartier und zu den Gärten der Villa Franck. Als Entree des Kepler-Areals trägt der Vorplatz wesentlich zur Adressbildung bei. Von dort gelangt man barrierefrei in das Quartier, das sich um einen großen, geschützten Quartiershof herum organisiert. Dieser wird durch die gewählte Blockrandbebauung gegenüber den Lärmquellen von Bahn und Keplerstraße abschirmt. Vielfältige Nutzungen wie Café, Event- und Ausstellungsräume, Mobility Hub (Fahrradladen), Gastronomieangebote sowie die Zugänge zum Hotel sorgen für eine Aktivierung des Quartiersplatzes. Eine Freitreppe mit integrierter Rampe bildet den zweiten Zugang von Seiten der Keplerstraße und überwindet den Höhenunterschied von rund 3 Metern zwischen Straße und dem tiefer gelegenen Quartiersplatz. Die Gebäudekanten der Baukörper (von Hotel und Learning Hub) nehmen die Gebäude- und Straßenfluchten auf und schaffen somit eine stadträumliche Verknüpfung mit der übrigen Stadt.

Funktionalität / Gebäudetypen / Nutzungsflexibilität
Herzstück des Kepler-Areals ist der zentrale Quartiershof an dem die vielfältigen Nutzungen zusammenfinden. Organisch geformte Grünflächen („Grüninseln“) und Bäume sorgen für eine hohe Aufenthaltsqualität. Das „Learning Hub“ ist direkt vom Hof aus zugänglich. Es beherbergt Ausstellungs- und Eventflächen im Sockelbereich, Werkstätten (2. OG) und eine Kita (3. OG) mit drei Gruppenräumen für je 20 Kinder und einer Dachterrasse im 4. Obergeschoss. Alle Obergeschosse sind über zwei Erschließungskerne zugänglich. Die Nutzungseinheiten können auf der Südseite auch mit der tragbaren Leiter der Feuerwehr erreicht und so der zweite Rettungsweg sichergestellt werden. Über die Dachterrasse im 2. Obergeschoss sind das „Learning Hub“ und Hochhaus miteinander verbunden.

Hochhaus
Das Hochhaus gliedert sich in drei Abschnitte: ausgehend von der 3-geschossigen Blockrandbebauung (Sockel) und einem trapezförmigen Abschnitt (3. bis 6. OG) darüber, mündet der Turm in eine klare, rechteckige Geometrie (7. bis 13. OG + Dachterrasse), welche die Fernwirkung des Turms bestimmt und den Dialog mit dem mh+ Baukörper aufnimmt. Die Büroflächen in den Obergeschossen des 60 Meter hohen Turms sind über einen innenliegenden Erschließungskern mit Sicherheitstreppenhaus und vier Aufzügen zugänglich. Rings um den Kern lagern sich weitere Nebenräume und Gemeinschaftsflächen an. Über die ringförmige Erschließung sind jeweils bis zu zwei Nutzungseinheiten (< 400 m²) pro Ebene zugänglich. Basierend auf einem 1,35 Meter Ausbauraster sind die Büroflächen flexibel teilbar und lassen verschiedene Bürokonzepte zu (Zellenbüros, Open Space, Co-Working). Die lichte Höhe der Büros beträgt mindestens 3,0 Meter (bei einer Geschosshöhe von 3,70 Metern). Die Dachterrassen über dem Sockelbau und im 7. OG dienen als attraktiver Außenbereich, ebenso wie die Dachterrasse im 14. Obergeschoss. Diese ist zweigeteilt: Der nördliche Teil ist den Büronutzern vorbehalten. Der südliche Teil hingegen ist öffentlich zugänglich und mit der darunter liegenden Sky- Lounge verbunden. Die öffentliche Aussichtsterrasse bietet einen Ausblick in Richtung Stuttgart und Solitudeallee. Die Büroflächen der Pflugfelder Unternehmensgruppe befinden sich in den oberen drei Ebenen des Turms (11. bis 13. OG).

Hotel
Über den geschützten Vorbereich, der durch die Auskragung der Obergeschosse entsteht, gelangen die Gäste vom Vorplatz in die Hotellobby. Einen weiteren „Drop-off“ Ort für Taxis ist von Seiten der Kepler-Straße vorgesehen. Bar und Hotelgastronomie beleben die Außenbereiche. Das Hotel ist als effizienter 2-Bund organisiert. Von der Hotellobby führt der Haupterschließungskern mit zwei Aufzügen und Treppenhaus in die Obergeschosse mit den Hotelzimmern (3,20 Meter Geschosshöhe, lichte Raumhöhe 2,90 Meter). Ein zweites Treppenhaus befindet sich an der Südseite in Richtung Keplerstraße, sodass die maximale Stichflurlänge eingehalten wird. Insgesamt bietet das Hotel Raum für 110 Zimmer und 30 Apartments (im 4. OG).

Erschließung, Vernetzung und Verkehr
Das neue Quartier profitiert von einer sehr guten Anbindung an den öffentlichen Nah- und Fernverkehr. Das Kepler-Areal ist daher als autofreies Quartier konzipiert. Stellplätze sind grundsätzlich nur unterirdisch in der Tiefgarage vorgesehen. Die Anlieferung für das Hotel und die gewerblichen Nutzungen, die PKW-Zufahrt für das Quartier sowie die Zufahrt zur Tiefgarage erfolgen von Norden über die Franckstraße, die einen Allee-Charakter erhalten soll. Über eine Rampe neben der TG-Zufahrt sind auch die Stellplätze für Fahrräder zugänglich. Die eingeschossige Tiefgarage mit Doppelparkern bietet Platz für insgesamt 118 Stellplätze.

Fassadengestaltung / Materialität
Ein verbindender, grüner Grundton der ruhigen und zurückhaltenden Fassadengestaltung betont den Ensemble- Charakter und verbindet die baulichen Strukturen mit dem Grünraum und parkartigen Garten der Villa Franck. Hochhaus und „Learning Hub“ sind durch horizontale Brüstungsbänder geprägt. Plastisch hervortretende Gesimse auf Höhe der Geschossdecken, die auch den außenliegenden Sonnenschutz aufnehmen, betonen die horizontale Gliederung der Fassaden. Kontrastierend hierzu rhythmisieren vertikale, feine Lisenen die Ansichten. Geschlossene Fassadenfelder jeweils im Abstand von 5,40 Meter verbergen die erforderlichen Stützen des Skelettbaus. Die vollelementierte Leichtmetallfassade (Aluminium) zeichnet sich durch hohe Präzision in der Fertigung, schnelle Montage und sehr gute Kreislauf- bzw. Recyclingfähigkeit aus. Die Fenster ohne Sturz erlauben eine optimale Tageslichtnutzung. Um einen möglichst großen Anteil der Gebäudehülle zur Stromgewinnung zu nutzen, sind PV- Module im Brüstungsbereich der Südfassaden vorgesehen. Gegenüber den Lärmquellen von Bahn und Keplerstraße erhalten die Fenster zusätzlich eine Prallschreibe, wo erforderlich. Das Hotel unterscheidet sich in der Fassadengestaltung dezent von den übrigen Gebäuden. Französische Balkone zum Innenhof, bodentiefe Holzfenster und ein textiler, außenliegender Sonnenschutz (Fallarm- Markisen), betonen die Hotelnutzung und sorgen für einen wohnlichen Charakter. Die Ausführung der Hülle im Effizienzgebäude 40-Standard reduziert die Wärmebedarfe.

Freiraumgestaltung (inkl. Regenwassermanagement)
Die Verknüpfung des Kepler-Areals mit den Gärten der Villa Franck erfolgt über die Wiederherstellung und Ergänzung des historischen, geschwungenen Wegenetzes. Eine Vielzahl von Wasserszenen, Wasserspiel- und Aufenthaltsbereiche sowie Bestandsbäume wie der eindrucksvolle Mammut- Baum und attraktive Stauden- und Gräsermischung erzeugen eine hohe Freiraumqualität und laden zum Verweilen ein. Die Bodenversiegelung wird auf das für die befahrbaren Freiflächen notwendige Maß reduziert. Alle Wasserrückhaltemaßnahmen fördern mit der Bepflanzung die Verdunstung und sorgen so für Abkühlung an heißen Sommertagen. Die klimawandelresilienten und standortgerechten Bäume bieten Schatten und eine Grünstruktur mit jahreszeitlicher Dynamik. Durch die Dachbegrünung und begrünte Dachterrassen entstehen Gärten auf allen Ebenen. Die ganzjährig attraktive Bepflanzung – Bäume, Stauden und Dachbegrünung - ist klimawandelresilient, robust und langlebig. Sämtliche Pflanzungen fördern die Biodiversität und sind gleichzeitig für die Menschen ein ästhetisches Erlebnis.

Konstruktion / Wirtschaftlichkeit
Die Tragkonstruktion ist als Skelettbau konzipiert und wird größtenteils mit Fertigteilen in Holzbauweise umgesetzt. Die leichte Holzbauweise erzeugt geringe Vertikal- und Gründungslasten und eine deutliche Minimierung des CO²- Fußabdrucks. Diese elementierte und vorgefertigte Bauweise garantiert eine hohe Ausführungsqualität des Rohbaus und minimiert die Rohbauzeit. Die Deckenelemente von Hotel und „Learning Hub“ sind in Brettsperrholz vorgesehen. Das Hotelgebäude wird in Holzbauweise mit Brettsperrholzdecken (h = 25 cm) und Brettsperrholz- Schottwänden errichtet. Die Deckenelemente beim Hochhaus werden als Rippendecke (Brettsperrholz 12 cm mit Brettschichtholzrippen h/b = 32/30 cm) mit einer Elementbreite von 2,70 Metern vorgesehen. Die Fassadenstützen (40/40 cm) werden im Achsraster 5,40 Metern gestellt (alle Holzbauteile R90). Die Untergeschosse (weiße Wanne) sowie die Erschließungskerne werden in Ortbeton hergestellt (Stahlbeton).

Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung
Das Kepler-Areal ist richtungsweisend für einen CO2- neutralen Betrieb und verfolgt verschiedene Prinzipen zirkulärer und ressourcenschonender Gestaltung. Für alle Materialien wird ein Cradle-2-Cradle-Ansatz verfolgt.

Passive Maßnahmen
Zu den passiven Maßnahmen zählen ein optimierter Fensteranteil, ein außenliegender Sonnenschutz, optimale Nutzung des natürlichen Tageslichtes, eine hocheffiziente LED-Beleuchtung inkl. Anwesenheitssensorik, natürliche Belüftung und Nachtauskühlung, Nutzung der Speichermasse (Decken), eine hybride Grundlüftung über RLT mit WRG, manuelle Fensterlüftung, emissionsarme Baumaterialien, Installation von Regenwasserspeichern und Abschwächung des Hitzeinsel-Effekts durch Grünanlagen.

Aktive Maßnahmen
Die aktiven Maßnahmen umfassen Erdsonden, Wärme- und Kälteübergabe über Flächenheiz- und Kühlsysteme, die Temperierung über Deckensegel im Büro- und Kitabereich (Kühlung über Fensterlüftung), Be- und Entlüftung über Lüftungsanlagen mit hoch effizienter Wärmerückgewinnung und Maßnahmen zur Reduzierung des Wasserverbrauchs.

Einsatz erneuerbarer Energien
Der Einsatz erneuerbarer Energien erfolgt über hocheffiziente PV-Paneele auf dem Dach sowie im Brüstungsbereich der Südfassaden der Gebäude. Die Wärme- und Kälteerzeugung (freie Kühlung) wird über Erdsonden oder Grundwassernutzung sichergestellt. Die Spitzenlastabdeckung erzielen wir durch das städtische Fernwärmenetz, um die Geothermie zu unterstützen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das neue Kepler-Areal präsentiert sich selbstbewusst mit einem 14-geschossigen Hochpunkt im Norden, einer anschließenden 3-4-geschossigen Blockrandbebauung und einem L-förmigen Baukörper entlang der Keplerstraße. Die Lage des Hochhauses und die Aufnahme der städtebaulichen Raumkanten der Umgebung verankern das neue Ensemble selbstbewusst in seinem Kontext und treten in Dialog mit dem Quartier und dem mhplus-Hochhaus im Park um die Villa Franck. Durch die Überlagerung der unterschiedlichen Raster in der Volumetrie ergibt sich eine Stadtskulptur mit Haltung. Durch die präzise Setzung der Baukörper entsteht eine spannungsvolle Mitte, die Besucher von der Keplerstraße und Stadt kommend mit dem Park verbindet.

Die Proportionen des Quartiersplatzes sind gut gewählt. Die dort angesiedelten Nutzungen mit Kultur, Gastronomie, Veranstaltungs- und Ausstellungsräumen, Mobility Hub sowie Zugang zum Hotel bieten Potential für eine Belebung zu allen Tageszeiten. Die Aufteilung in Hotel im L-Winkel entlang der Keplerstraße und der Unternehmenszentrale der Firma Pflugfelder mit Büronutzung im Hochhaus ist gut gewählt. Besonders hervorzuheben ist die Lage des „Learning Hub“ mit Ausstellung, Werkstatt und Kindertagesstätte an der Keplerbrücke, da hier das innere öffentliche Leben des neuen Quartiers in den Stadtraum gespiegelt wird. Kritisch hinterfragt wird die Schnittstelle von grünem Quartiershof und Parkraum, da der winkelförmige Teil des Gesamtensembles leider einen großzügigen Übergang verhindert.

Die innere Raumaufteilung der einzelnen Bausteine überzeugt mit klaren Strukturen und gut organisiertem Flächenlayout für die jeweiligen Nutzungen. Das Hochhaus punktet mit effizienten Grundrissen, die eine Flexibilität für unterschiedliche Büroorganisationsformen erwarten lassen. Lediglich die Lage der Kindertagesstätte im oberen Geschoss des Südbausteins mit Dachterrasse löst kontroverse Diskussionen wegen der weiten Entfernung zum Park aus. Die Planung der Tiefgarage mit den Doppelparkern wird hinsichtlich der Funktionalität in Frage gestellt und müsste überdacht werden.

Das Tragwerk im Hochhaus mit klarem Stützraster in Holz-Hybridbauweise ist so ausgelegt, dass flexible Geschosse mit großem Raumzusammenhang entstehen können. Unterstützt wird dies durch den kompakten Kernbereich.

Die äußere Anmutung des Gebäudes führt die konsequente Sprache im Städtebau und Grundriss leider nicht in Gänze fort und erzeugt ein in Teilen monotones und mächtiges Erscheinungsbild, das von Seiten des Preisgerichts kritisch gesehen wird. So wird hinterfragt, warum Hotel, Verwaltung und Learning Hub mit dem gleichen Fassadenduktus versehen werden und keine stärkere Differenzierung hinsichtlich Gestaltung, Materialität und Farbe angeboten wird.

Die wirtschaftlichen Kenndaten liegen im günstigen bis mittleren Bereich.

Die nachhaltige Holz-Hybridbauweise mit Holzrippendecken, Stahlbetonträgern und Stahlverbundstützen sowie teilweise Schottwänden in Brettsperrholz wird sehr begrüßt.

Die Genehmigungsfähigkeit der vorgesehen Geothermie-Nutzung erscheint nicht ausreichend gesichert. Ansonsten ist das Energie- und Haustechnikkonzept sehr allgemein gehalten. Die ausgewiesenen Technikflächen im UG werden positiv bewertet.

Der Bebauungsvorschlag für das neue Kepler-Areal fügt ein markantes Ensemble mit selbstbewusster Setzung im Städtebau und eigenständiger Adressbildung in den Ludwigsburger Kontext ein. Diese konsequente Strategie setzt sich im Inneren fort und sollte auch im Erscheinungsbild dieselbe Qualität aufweisen.
Visualisierung

Visualisierung

Ideenskizze

Ideenskizze

Lageplan Ideenteil

Lageplan Ideenteil

Lageplan Realisierungsteil

Lageplan Realisierungsteil

Grundrisse

Grundrisse

Isometrie

Isometrie

Ansicht

Ansicht

Ansicht

Ansicht

Schnitt

Schnitt

Visualisierung

Visualisierung

Modellfotos

Modellfotos