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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2024

Ersatzneubau der Schule am Webersberg in Homburg (Saar)

ein 1. Preis

Preisgeld: 62.250 EUR

Planungsgesellschaft Jörg Kühn mbH

Architektur

Ralf Brill Engineering GmbH

Brandschutzplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die neue Schule am Webersberg besticht durch die städtebauliche Entwurfsidee, sieben Pentagon-förmige Baukörper modular auf dem Grundstück anzuordnen, um sich frei mit dem Naturraum zu verbinden und angemessen auf die Topografie zu reagieren. Die sieben „Häuser“ gruppieren sich um einen gemeinsamen Eingangs- und Pausenhof und lassen selbstverständlich eine gemeinsame Mitte entstehen. So entsteht ein angenehmes Ankommen im Schulalltag in einer gut proportionierten und geschützten Raumkammer und der Übergang in das Innere der neuen Schule gelingt. An dieser Schnittstelle sitzen ebenfalls die öffentlichen und flexiblen Bereiche der Schule wie Mensa und Sporthalle und tragen das Schulleben nach außen. Leider kann die städtebauliche Strategie nicht in Gänze überzeugen. So lässt das Ensemble nach Süden eine geradlinige Gebäudeflucht entstehen, die irritiert, und die Ausbildung eines Geländewalls ist topographisch äußerst störend. Die Volumetrie und Ausformulierung der sieben Baukörper gelingt nicht vollständig, da zum einen das Auftakthaus der Verwaltung am Eingang in seiner Proportion sich nicht in die Gesamtanlage einfügt und das zweigeschossige Haus mit der Sporthalle im Obergeschoss nicht konsequent ausformuliert ist. Die Hol- und Bringsituation, geregelt über eine Zufahrtschranke, ist richtig, allerdings müssen Dimension und Logistik hinsichtlich des hohen Busaufkommens kritisch überprüft werden und auch die Eingriffe in den Straßenraum sind zu hinterfragen.

Ein angemessen großes und transparentes Foyer empfängt die Schüler*innen und diese gelangen durch die „Kolonnadenstraße“ in die zugehörigen Bereiche, die über Rampen die einzelnen Niveaus verbindet. Damit gelingt dem Entwurf eine inklusive Erschließung: alle nehmen die gleichen Wege ob mit Mobilitätshinderung oder ohne. Die Orientierbarkeit innerhalb des „Schuldorfes“ wird kontrovers diskutiert und sollte kritisch überprüft werden.

Im Inneren des Gesamtkomplexes ordnet der modulare Ansatz die einzelnen Funktionsbereiche richtig an und punktet mit der Idee, die Clusterbereiche auf einer Ebene anzuordnen und gleichzeitig identitätsstiftende kleinere Einheiten innerhalb der gesamten Schule anzubieten. Hervorzuheben sind diese fünfeckigen „Clusterhäuser“, die den Schüler*innen sowie den Pädagog*innen einen geschützten Lehr- und Lernraum mit Atmosphäre bieten. Jedem Clusterhaus wird einen qualitätvoller Innenhof zum Lernen und zum Aufenthalt zugeordnet und darüber hinaus erhalten die Schüler*innen einen eigenen Spielbereich im Naturraum. Leider wird diese Grundrissqualität nicht in allen Bausteinen erzielt und die inneren Strukturen von Sportbaustein und Fachraumbereich wirken wenig attraktiv.

Die äußere Anmutung des Gebäudes überzeugt mit einem ruhigen Erscheinungsbild, welches sich mit der Holzfassade angenehm in den Naturraum einfügt. Leider wird das Potential der Eingeschossigkeit und Möglichkeit des räumlichen Erlebens der geneigten Dächer im Innenraum nicht genutzt und die Sinnfälligkeiten des Abhangdeckensystems ist in Fragen zu stellen. Das Potential ohne Lüftungstechnik auszukommen, wird nicht genutzt.

Die wirtschaftlichen Kenndaten des Projektes und die Flächeneffizienzzahlen liegen deutlich über dem durchschnittlichen Bereich, welches den Verkehrs- und Begegnungsflächen geschuldet ist, stark kritisiert wird der große Fußabdruck des Gebäudes und der hohe Anteil an versiegelten Flächen.

Der Beitrag erfüllt einige Aspekte des energieeffizienten und nachhaltigen Bauens. Die überwiegend eingeschossige Gebäudekubatur bedingt eine sehr hohe Flächeninanspruchnahme des Grundstücks. Der überdurchschnittliche Gesamtfensterflächenanteil, die geringen Raumtiefen der Klassenzimmer und die günstig proportionierten Lichthöfe, sorgen insgesamt für eine günstige Tageslichtversorgung der Hauptnutzung. Die hohen Fensterflächenanteile der nach Ost-West ausgerichteten Klassenzimmer, auch infolge der bodentiefen Fenster, können sich nachteilig auf den sommerlichen Wärmschutz auswirken. Separate Öffnungselemente sind über Lüftungsgitter gegeben und ermöglichen eine witterungsunabhängige Nachtlüftung, wobei die raumluftzugewandten Speichermassen durch abgehängte Decken reduziert werden. Die Querlüftung in den Klassenzimmern kann durch die Anordnung der Räume um die Höfe eingeschränkt werden und ist zu überprüfen.

Das neue Schulensemble am Webersberg besticht mit einem mutigen und inspirierenden Konzept, das gute bauliche Antworten auf die heutigen pädagogischen Konzepte mit Blick in die zukünftige Schulentwicklung findet. Das modulare Konzept generiert aber auch interne Zwänge und städtebauliche Fragestellungen, die den/die Betrachter*in nicht in Gänze überzeugen. Abschließend ist hervorzuheben, dass der Entwurf den Ort und die Topografie mittels Blickbezügen und Raumübergängen in Architektur umsetzt.