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Einladungswettbewerb | 04/2024

Ersatzneubau Maximilianstraße für die Versicherungskammer Bayern in München

Ansicht in Richtung Isar

Ansicht in Richtung Isar

3. Preis / Realisierungsteil / Engere Wahl Ideenteil

Preisgeld: 26.000 EUR

LRO GmbH & Co. KG

Architektur

koeber Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

wh-p Ingenieure

Tragwerksplanung

Drees & Sommer SE

Bauphysik, Nachhaltigkeitskonzept

grauwald studio Gesellschaft für Architektur und Bild

Visualisierung

Béla Berec Architektur-Modellbau-Gestaltung

Modellbau

Erläuterungstext

Städtebau
Als dienender Stadtbaustein der Maximilianstraße kommt dem Gebäude aufgrund seiner Lage direkt an der Isar eine besondere Bedeutung zu. Die Maximilianstraße ist eine der vier städtebaulich bedeutenden Prachtstraßen aus dem 19. Jahrhundert, die erstmals das Grün entlang der Isar mit seinen stattlichen Bäumen in die Stadt hineinholte.
Der gewünschte Neubau der Versicherungskammer Bayern liegt an einer der vielen, vom Straßenverkehr geschlagenen Wunden des Ensembles. Als wichtiger Stadtbaustein in exponierter Lage am Endpunkt des Forums ist es auch Teil des Bauensembles Widenmayerstraße.
Weiterbauen! Teil des Orchesters sein! ... diese sind unsere Leitprinzipien, die sich in einer zeitlosen Architektur widerspiegeln. So folgen wir zuallererst konsequent den Baulinien. Um dem Gebäude den gewünschten repräsentativen Charakter zu verleihen und einen würdigen Vorplatz zu schaffen, schlagen wir einen Arkadengang entlang der Hauptfassade vor. Dieser meistert den kurzen Übergang von draußen nach drinnen und spielt mit historischen Bezügen.
Dachlandschaft
Die gewünschten BGF-Zahlen erfordern ein stattliches Bauvolumen. Dies hat leider Auswirkungen auf die Raumhöhen. Bei alten Stadthäusern meist sehr beeindruckend und wohltuend, wünschte man sich in unserem Fall ein wenig mehr Spielraum.
Mit der Dachform schließen wir zu beiden Seiten direkt an und bauen weiter, wodurch der Block geschlossen werden kann. Den Baulinien folgend ergeben sich hieraus zwei Baukörper, die der Gebäudekante Höhe Sternstraße 3 mit dem Präsidentengarten am richtigen Ort aufeinandertreffen. Die beiden sich ergebenden Gebäudeteile wirken wohltuend in Bezug auf die städtebauliche Körnung. Um den Gebäudeblock zu ordnen und Wohngebäude mit dem Hauptgebäude klar zu trennen, gibt es einen verbindenden und trennenden, geschwungenen Baukörper, welcher die Innenhöfe zoniert. Diese sind begrünt und dienen der Gemeinschaft. Der schmale Büroriegel entlang der Sternstraße erhält zur Straßenseite ein ortstypisches Metalldach, welches sich zum Hof hin öffnet, um die Dachgeschossebene vollflächig nutzen zu können. Dieser Gebäudeteil könnte mit der Sternstraße 8 eine eigene Adresse und somit auch einen Eingang - „ein Gesicht“ erhalten. Es würde zu einem Gegenüber des Gründungshauses der Sternstraße 3. Die Maximilianstraße 53 erhält ein robustes Schieferdach, gespickt mit einzelnen Lichtkanonen aus Kupfer. Die Schieferschindeln könnten optional partiell mit Solarschindeln ausgestattet werden, die Sonnenenergie ernten, sich aber kaum von den anderen Dachflächen unterscheiden lassen.

Architektur
Ein dienender, repräsentativer zeitloser Stadtbaustein ist gewünscht. Wir denken ihn darüber hinaus äußerst dauerhaft, robust und reparaturfähig. Funktional als äußerst flexibel. Gebäude sind nachhaltig und wirtschaftlich, wenn sie über einen sehr langen Zeitraum einer Nutzung unterliegen. Diesbezüglich basiert alles auf dem gewünschten Raster von 135 cm und folgt klaren, zeitlosen Ordnungsprinzipien. Vertikale Erschließungskerne ordnen und gliedern das Gebäude in flexible Gebäudeteile. Unterschiedlichste Nutzungsszenarien und Mietflächengrößen sind möglich. Alles ist vertikal oder horizontal beliebig erweiterbar.

Funktion, Nutzung
Im EG befinden sich die repräsentativen, zweigeschossigen Eingangshallen, wohingegen zur Isarseite das Café angeordnet wurde. Die Arkade vergrößert den Abstand zur Straße, welche im Belag des Platzes ausgeführt werden müsste und lediglich als Vorfahrt und Feuerwehraufstellfläche dienen sollte. Hinter den Foyers befindet sich ein Multifunktionsraum als Gewölbesaal, sowie eine zweigeschossige Ausstellungsfläche mit Galerien, welche durch einen Rundgang genutzt werden können. Alle Räumlichkeiten im EG sind für Großveranstaltungen zusammenschaltbar. Die Anlieferung, einfach, praktisch und platzsparend, als Durchfahrt durch den Hof. Die Büroebenen sind selbsterklärend und bieten mit den stützenfreien Räumlichkeiten die gewünschte Flexibilität. Im Dachgeschoss findet sich das Konferenzzentrum mit seinen großzügigen Loggien auf der gesamten Fläche zur Maximilianstraße und den fantastischen Ausblicken. Die Säle nutzen das Raumvolumen der Dachform komplett aus und erhalten dadurch eine angemessene Raumhöhe, welche dem Wohlbefinden sehr dienlich ist.
Fassadengestaltung
Natürlich ist das neue Gebäude ein Teil der Maximilianstraße und dem Stadtbaustein kommt durch seine exponierte Lage, als Eckbaustein direkt an der Isar und der Maximiliansbrücke, eine besondere Bedeutung zu. Aber auch das Ensemble der Widenmayerstraße, mit den jeweiligen Fassaden zur Isar hin, ist entscheidend. Die Auseinandersetzung mit dem Maximilianstil, der Materialität, dem Ort, dem Lehel, der Stadt München und dessen Baumeistern beschäftigt einen. Referenzen wie Dogenpalast, Gunnar Asplund, Hans Döllgast oder Josef Wiedemann sind leicht zu erahnen. Ein zeitloses, edles Gebäude soll es sein. Die Vorstellungen der Auslobung mit einem repräsentativen Erdgeschoss mit Haupteingängen und Café begründen die Arkade, welche sich als Loggia in anderer Form im Dach, dem Konferenzbereich mit Ausblick wiederfindet. Dazwischen wohlproportionierte Lochfassaden. Auch hier dienen die direkt angrenzenden Bestandsfassaden als Vorbilder. Ganz im Sinne des respektvollen Weiterbauens! Vorhandene Gliederungen, Gesimse, Proportionen, Rhythmisierungen wurden aufgenommen und neu interpretiert. Man muss nicht alles neu erfinden, nur genau hinschauen, hat uns schon Le Corbusier gelehrt.

Konstruktion und Material
In Bezug auf die prominenten Nachbarbauten empfiehlt sich für die Hauptfassade ein mit dem Bestandsensemble Maximilianstraße harmonierender Naturstein, welcher sich farblich in das Ensemble einpasst und die Gebäude so erscheinen lässt, als wären sie schon immer da gewesen. Ein gemauerter Naturstein lässt sich handwerklich bearbeiten und ermöglicht vielseitige Gestaltungsmöglichkeiten. Den Arkadengang denken wir in hellen, präzisen Betonfertigteilen. Die Fassadenbekleidung der Bürogeschosse darüber, mit den Lochfenstern, könnte eine diagonale Terrakottabekleidung erhalten, in Anlehnung an den historischen Bestand. Ein sich daraus ergebendes, schimmerndes Rautenmuster verbindet die Fassade der Obergeschosse in der Horizontalen. Das Dach aus Schiefer, sämtliche Blecheinfassungen aus Kupfer. Für den Büroriegel, die Innenhoffassaden, sowie den Verbindungskörper können wir uns einen Materialwechsel vorstellen. Ein Vormauerung aus Klinker wäre angemessen, gerne aus Recyclingziegeln.
Selbstverständlich ist für uns die gezielte und qualitative Auswahl aller Materialien, welche dem gesetzten Anspruch nach Dauerhaftigkeit gerecht werden. Darüber hinaus ist die handwerkliche Qualität äußerst wichtig für uns, in gut und sorgfältig geplanten Details, welche in ihrer Umsetzung genau diese gezielte Auswahl wertiger Materialien benötigen und einfordern.
Für die konstruktiven Elemente schlagen wir Recyclingbeton vor, dessen Zuschlagsstoff aus mineralischem Abbruchmaterial gewonnen wurde, in Kombination mit CO2-reduziertem Zement (LC3, Limestone Calcined Clay Cement) als Bindemittel. Sinnvoll ist der Einsatz von Beton und Recyclingbeton in der Regel dann, wenn er materialgerecht eingesetzt wird. Die Gebäudetiefen mit Spannweiten von 13,5 m bis 14,85 m ermöglichen mit materialsparenden Rippendecken stützenfreie Büroräume und somit größtmögliche Flexibilität. Leichtbautrennwände mit Holz- und Glasanteilen ermöglichen die individuell gewünschte Raumeinteilung. Holzaluminiumfester haben sich für Lochfenster bewährt. Für witterungsgeschützte Bereiche wären reine Holzkonstruktionen wünschenswert. Durch Verwendung von Recycling-Aluminium lässt sich auch hier der Materialkreislauf schließen. In den Erdgeschosszonen wäre eine hochwertige Ausführung aus Bronze schön.

Tragwerk
Für die tragende Struktur wird eine Stahlbeton-Skelettbauweise vorgeschlagen. Diese basiert auf einem einheitlichen Basisraster, welches bis zur Tiefgarage und damit zur Gründung konsequent eingehalten wird. Somit wird ein direkter und wirtschaftlicher Lastabtrag sichergestellt.
Die Geschossdecken sind als ressourcenschonende Rippendecken konzipiert und spannen stützenfrei über die gesamte Riegelbreite. Sonderräume im EG erhalten eine Beton-Kappendecke. Die Spannweite beträgt ca. 14 m, die Bauhöhe des statisch wirksamen Querschnitts beträgt 60 cm. Durch die Wahl einer Rippendecke kann der Beton in der Fläche auf das bauphysikalisch notwendige Minimum reduziert und im Bereich der Rippen sinnvoll konzentriert werden. Das Material wird dadurch überall optimal ausgenutzt. In der Fläche ist die Decke nur 16 cm dick und erfüllt damit die Anforderungen an den Brandschutz und in Kombination mit dem Hohlraumboden die erhöhten akustischen Grenzwerte. Die Decken kommen als vorgefertigte Elemente auf die Baustelle und werden vor Ort nur mit 6 cm Aufbeton ergänzt. Dadurch kann schnell und ohne Schalung und Rüstung gebaut werden. Die notwendige Scheibensteifigkeit der Decke wird durch die Ortbetonergänzung hergestellt. Die CO2 Bilanz zeigt, dass die Rippendecke vergleichbar ist mit einer Holz-Hybrid-Decke, jedoch im Vergleich ohne Verbundwerkstoffe auskommt und sortenrein ist. Die Stützen sind ebenfalls Fertigteile, die aussteifenden Erschließungskerne werden aus RC-Beton mit Zuschlagstoffen aus Betongranulat und CO2 reduziertem Zement vor Ort hergestellt. Dies gilt auch für die Untergeschosse mit der Tiefgarage.
Als Gründung wird eine Flachgründung vorgeschlagen, die UG-Wände sind in WU-Bauweise konzipiert und können in der Baugrube ohne Arbeitsraum gegen den Verbau hergestellt werden. Dies führt zu einer optimalen geometrischen Ausnutzung der Baugrube. Das Dachtragwerk ist in sortenreiner Holzbauweise konstruiert.

Freiraum
Innen und Außen - introvertiert und extrovertiert - Hofraum und Stadtraum - in diesen Gegensatzpaaren bewegen sich die Freiraumtypologien. Im Außen ging es zunächst darum, den neuen Stadtbaustein sichtbar zu machen. Deshalb ist die dichte Eiben-Bepflanzung vor dem Haus entfernt, um den prächtigeren Bäumen eine angemessenere Geltung zu verschaffen. Die breite Öffnung der Grünfläche rückt das Haus näher an die Maximillianstraße heran. Die Seitenstreifen beidseitig der Widenmayerstraße und die Linksabbiegespur an der Sternstraße werden rückgebaut, um dem Fuß -und Radverkehr mehr Platz zu bieten. An der Widenmayerstraße wird der Parkstreifen auf der Ostseite zum Fahrradweg, während der Baumstreifen zwischen Geh- und Radweg mehr Breite erfährt und somit die Bäume im Zwischenraum bessere Lebensbedingungen erhalten. Die Haltebucht auf der Westseite wird dem Vorfeld des Hauses zugeschlagen. Der größere Abstand zur Straße kommt auch der Außengastronomie im EG
zugute. Im Innern und somit in den Höfen, ist das primäre Ziel, möglichst viel Grün und damit viel Verdunstungsfläche zu schaffen. Die Gestaltung orientiert sich am Duktus der historischen Grünanlagen entlang der Isar. Der Blick in die Höfe vermittelt damit zunächst das Bild eines Gartens und weniger eines urbanen Hofs. Der grüne Eindruck wird durch eine intensive Fassadenbegrünung am geschwungenen Verbindungsbau unterstützt und das intensive Grün zieht sich darüber hinaus bis über das Dach. Im Skulpturengarten an der Sternstraße wird vorsichtig und mit Rücksicht auf die Baumwurzeln ein unbefestigter Rundweg angelegt, damit die Skulpturen aus unterschiedlichen Perspektiven wahrgenommen und Verweilmöglichkeiten angeboten werden können. Der schüttere Rasen wird durch eine Flächenpflanzung, welche dem Wurzeldruck der alten Bäume besser standhält, ersetzt. Über die Frühlingsgeophyten, die Stauden aus dem Lebensbereich des Gehölzrands, die Schattengräser und Farne verändert der Garten im jahreszeitlichen Verlauf stetig sein Bild und wird damit einladender und freundlicher. Tropfschläuche helfen den Jungpflanzen sich gegen den Konkurrenzdruck der Bäume zu etablieren.

Energetische Aspekte, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit
Der massive Neubau des Kopfgebäudes, sowie der Verbindungsbau samt Büroriegel sind durch ihre klare Struktur und ihre wiederholten Gliederungselemente ökonomisch zu errichten und zu betreiben. Die Dachflächen an der Sternstraße dienen fast vollflächig zur Platzierung von Photovoltaik – und/oder Solarthermie Elementen. Selbstverständlich befindet sich darunter ein Gründach mit Rigolen zur Wasserspeicherung bzw. Regenrückhaltung. Mehrere Be- und Entlüftungsanlagen für die einzelnen Büroeinheiten erscheinen aufgrund der Gebäudegeometrie sinnvoll. In den Gebäuden erfolgt die Installationsführung in den Hohlraumböden (Zuluft) und über die abgehängten Teilbereiche in der Mittelzone (Abluft). Zusätzlich kann jeder Raum über Fenster gelüftet werden. Durch die geringen Gebäudetiefen ist eine Querlüftung möglich. Eine freie Nachtauskühlung ist vorgesehen. Die Sonderräume erhalten separate Lüftungsanlagen. Als Materialien sollen natürliche, dauerhafte und reparaturfähige Baustoffe zum Einsatz kommen, die angenehm anzufassen sind. Die klassische, kompakte Bauweise, sowie die flexible Organisation des Grundrisses, bei welcher Innenwände leicht zu entfernen oder zu versetzen sind, ermöglicht eine langfristige Nutzungsflexibilität. Die klare Struktur, welche das Gebäude gliedert, sorgt hierbei für ein zukunftsweisendes, nachhaltiges Gebäude. Die massiven Decken dienen als Speichermasse und wirken sich somit positiv auf das Raumklima aus. Für das Bürogebäude ist ein sehr hoher energetischer Standard vorgesehen (Zertifizierungssystem LEED in höchstmöglicher Auszeichnung Platinum). Gleichzeitig wird der Fokus auf die Verwendung ökologischer und nachhaltiger Baustoffe und Dämmmaterialien gelegt, was bei LEED der Kriterien Gruppe Indoor Air Quality entspricht.
• Für das Gebäude ist das höchste Zertifikat - LEED Platinum vorgesehen. Der Dämmstandard wird auf das Niveau eines Passivhauses angenähert. Der Entwurf weist ein gutes Verhältnis zwischen der wärmeübertragenden Umfassungsfläche und dem Gebäudevolumen auf (A/V-Verhältnis). Gleichzeitig werden die solaren Wärmegewinne durch optimale Gebäudezonierung maximal ausgenutzt.
• Für die Heizperiode ist eine Wärmeversorgung über Geothermie-Bohrungen im Innenhof (Erdwärme), sowie eine reversible Wärmepumpe, unterstützt durch Solarthermie, vorgesehen. In der Kühlperiode reduziert die Nachtlüftung durch Auskühlung der thermischen Speichermasse den Kühlenergiebedarf. Zur Minderung von Tagesspitzen der Raumtemperatur (z. B. während Veranstaltungen, Besprechungen) ist eine Kühlung über die Lüftungsanlage möglich.
• Das in Teilbereichen begrünte Gebäudedach wird mit PV-Flächen zur Stromerzeugung und Eigennutzung des erzeugten Stroms ausgelegt. Hier schlummert vor allem in den umliegenden Gebäuden der Versicherungskammer noch viel mehr Potential. Für eine hohe Autarkie wäre dann ein Strom-Speicher erstrebenswert. Optional können hochinnovative PV-Schindeln in das Dach integriert werden, um zusätzlich Energie zu ernten.
• Heiz-Kühldeckensegel, versteckt zwischen den Rippendecken angeordnet bedeuten höchste Flexibilität der Büroeinheiten, bei höchst möglichem Komfort. Vorteile sind vor allem: Die Möglichkeit unterschiedlichster Standards, eine einfache, unkomplizierte Nachrüstung sowie die individuelle Temperierung.

Grundprinzipien
Im Projekt soll die Dauerhaftigkeit im Vordergrund stehen. Dies schließt somit automatisch auch den Themenkomplex der Nachhaltigkeit ein, dessen Teilaspekt die dauerhafte und lange Nutzung der verwendeten Ressourcen – insbesondere der verwendeten Baumaterialien – beinhaltet. Trotz dieser langen Nutzung von Materialien, muss bereits bei der Planung an das Thema End of Life gedacht werden. Es werden daher die verwendeten Materialien nicht nur die Langlebigkeit und Dauerhaftigkeit des Gebäudes unterstützen, sondern sie können auch am Ende ihrer Nutzungsdauer dem erneuten Kreislauf der Ressourcen zugeführt werden. Dieses Gesamtkonzept mit seinen drei Kernausprägungen: Dauerhaftigkeit und Langlebigkeit, Recyclingfähigkeit am Ende der Nutzungsdauer und Schadstofffreiheit umfasst die Auswahl hochwertiger Baustoffe regionaler Qualitätsanbieter und den Einsatz von Cradle to Cradle Materialien nach dem DGNB-Kriterium >Risiken für die lokale Umwelt<.
Um die Erfüllung der Vorgaben von der Werkplanung bis zur baulichen Ausführung sicherzustellen, wird die Einbindung eines Experten mit materialökologischer Expertise vorgeschlagen. Die sichere Umsetzung der bauökologischen Qualitäten nach DGNB (LEED) ist ein wichtiger Baustein, um später eine hohe Innenraumluftqualität zu erreichen, welche am Ende der baulichen Umsetzung durch Innenraumluftmessungen als Qualitätskontrolle dokumentiert wird.

Inbetriebnahme Management, Einbindung Nutzer
Um die hohen energetischen Qualitäten des Projekts auch im täglichen Betrieb zu gewährleisten, bedarf es eines Inbetriebnahme-Managements, das die späteren Nutzer des Gebäudes aktiv einbindet. Ohne ein zugehöriges, angepasstes bzw. sensibilisiertes Nutzerverhalten kann kein nachhaltiges Gebäude die angestrebten Nachhaltigkeitsaspekte, insbesondere nicht die energetischen Verbräuche, erfüllen. Aus diesem Grund wird ein umfangreiches Inbetriebnahme Management (Commissioning Management) nach LEED Kriterium EAp1 und EAc1 vorgesehen, um wesentliche Punkte für die Platinum-Zertifizierung zu erhalten und das Gebäude von Tag eins an, in einem einregulierten Zustand zu haben.

Bauklimatik
Von besonderer Bedeutung für die Energieeffizienz eines Gebäudes ist neben dem winterlichen Wärmeschutz die Optimierung der thermischen Behaglichkeit durch passive Gebäudemaßnahmen, um auf energieintensive Kühlung durch Einsatz von Energie weitestgehend verzichten zu können. Im Entwurf sind hierzu die nachstehenden Maßnahmen vorgesehen:
• Der Einsatz von tageslichtoptimierter Wärmeschutzisolierverglasung in Kombination mit einem außenliegenden beweglichen Sonnenschutz mit integrierter Tageslichtlenkung.
• Optimaler Fensterflächenanteil für die Büroräume von 50-60% gewährleistet eine gute Tageslichtversorgung und vermeidet eine Überhitzung im Sommer. Querlüftung möglich, Luftbewegung kühlt und trocknet.
• In den Räumlichkeiten wird die Speichermasse der Sichtbetondecke und der Außenwand an die Raumluft angekoppelt, die passive Nachtauskühlung wird in Kombination mit den angekoppelten Speichermassen durch geeignete Lüftungselemente in der Fassade optimiert.

Klimafolgenanpassung
Einen Beitrag zur Verbesserung des Stadtklimas (Luftqualität, Abwärme, Lärm, Albedo) sehen wir in der kompakten und einfachen Bauweise des Neubaus der begrünten Dachflächen, welche zusätzlich mit PV und Solarthermie belegt werden können. Sowie den sehr grünen Innenhöfen. Weiterhin sehen wir auf dem Gelände des Gesamtensembles langfristig viele großwachsende Bäume. Der umliegende, Baumbestand, dient neben dem Schallschutz vor allem dem Blick ins Grüne und wird punktuell nachverdichtet. Extensive, in Teilbereichen auch intensive Begrünung der Fassaden und der Dachlandschaft sind vorgesehen.

Versickerungs- und Retentionskonzept zum Niederschlagswasser
Der Entwurf folgt dem Prinzip der >Schwammstadt<, d.h. anfallendes Regenwasser wird so weit wie möglich lokal aufgenommen und gespeichert, und allmählich durch Versickerung und Verdunstung, sowie über ein Bewässerungssystem für den Garten und die Hofanlagen wieder abgegeben. Die Dachbegrünung und der Garten erhalten hierfür Wasserspeicherplatten bzw. Rigolen, zusätzlich sind im Erdreich große Zisternen für die Regenwassernutzung angedacht. Die Bäume und Fassadenbegrünung, sowie die Dachbegrünung bilden dabei die >grüne Infrastruktur<, um Teile des Wassers zu verdunsten und so zur Kühlung der Stadtblocks beizutragen, und das Kanalnetz zu entlasten. Das Wasserspiel im Präsidentengarten kann ebenfalls mit Regenwasser gespeist werden, und wirkt über die Verdunstung kühlend. Das Zusammenspiel aus Regenwassernutzung bzw. -Rückhaltung und einem hohen Anteil an Grünflächen trägt somit aktiv zu einer Verbesserung des Mikroklimas der Biodiversität und zur Vermeidung urbaner Hitzeinseln bei.

Beurteilung durch das Preisgericht

Realisierungsteil
Maßstab und Baumassengliederung des Gebäudekomplexes können im Kontext der Maximilianstraße grundsätzlich überzeugen. Interessant sind besonders die differenzierte Höhenentwicklung entlang der Sternstraße und die jeweils sehr selbstverständlich wirkenden Anschlüsse an die benachbarten Einzelbaudenkmäler – auch an die Gebäudegruppe Widenmayerstraße 1 - 3.
Der bis zur Traufe bzw. bis zur Attika reichende geschwungene Verbindungsbau im Innenhof trennt den höhergelegenen südlichen Hofbereich vom nördlichen Hof – wirkt jedoch in seiner räumlichen Ausprägung etwas überinstrumentiert. In diesem Baukörper wird auch die Anlieferung in einer höheren Durchfahrtsgasse geführt. Für den Anschluss an die Widenmayerstraße ist eine Rampe erforderlich. Außerdem wird dieses flächenintensive Konzept insgesamt – auch aufgrund von möglichen Nutzungskollisionen - eher kritisch gesehen.
Gut nachvollziehbar ist die Zusammenfassung der zurückgesetzten Fassaden des Erdgeschosses und des ersten Obergeschosses („Galeriegeschoss“), hinter zweigeschossigen, für dieses Projekt charakteristischen Arkaden aus „Weißbeton mit Marmorzuschlag“. Die so entstehenden Arkadengänge steigern die Bedeutung des Gebäudeflügels an der Maximilianstraße – auch in der Eckausbildung an der Sternstraße und besonders an der Widenmayerstraße. Kritisch gesehen wird aber in diesem Zusammenhang die formale Weiterführung dieser Architektursprache in die Sternstraße hinein, z.B. mit geschlossenen bzw. festverglasten Felder mit Pfosten-Riegel-Strukturen in den Bögen. Besonders störend wirkt die kleinteiligere Wiederholung des Bogenmotivs mit halbiertem Achsmaß unterhalb der Traufe, die zudem wechselweise als offene, loggienartige Zonen bzw. als verglaste Fassadenbögen angeordnet werden. Unverständlich ist auch das zusätzlich eingeführte Motiv der Pfeilerstruktur im 2. OG, das zu einer horizontalen Bänderung der Öffnungen und damit zu einer „Perforation“ der Außenwand über den Arkaden führt.
Hier wäre gerade an diesem „geschichtsträchtigen Ort in München“ weniger mehr! Dies zeigen auch die wesentlich einfacher gehaltenen Straßenfassaden im niedrigeren Bereich an der Sternstraße und insbesondere die Hoffassaden mit ihrer klar strukturierten Pfeilerarchitektur als Tragstruktur für die geneigten Dächer, z.B. im Bereich des angehobenen Innenhofes.
Die Grundrisse der Obergeschosse sind durch die vertikalen Knoten klar gegliedert und aufgrund der Gebäudetiefe als vermietbare Büroflächen gut geeignet. Dies gilt auch für die obersten Geschosse, besonders in Verbindung mit den raumhaltigen Dächern für Konferenz- und Veranstaltungsbereiche mit deutlich größeren Raumhöhen.
Für das Erdgeschoss und das „Galeriegeschoss“ werden weitgehend zweigeschossige Nutzungen, z.T. mit eingestellten Galerien, oder größere Raumstrukturen mit doppelter Raumhöhe wie im Café vorgeschlagen, die jedoch durch ihre räumliche Ausformulierung in ihrer Nutzung stark determiniert sind und große Flächenanteile einnehmen.
Die geplante BGF und die Anzahl der Dauerarbeitsplätze liegen im mittleren Bereich. Die zu erwartenden Baukosten liegen im oberen Bereich. Bezüglich der Nachhaltigkeit ist die Arbeit insgesamt dem guten Durchschnitt der Wettbewerbsbeiträge zuzuordnen. Die Hoffläche wird durch den geschwungenen Querriegel in zwei Teile geteilt, dadurch entsteht ein gut proportionierter Dachgarten über dem 2. OG in dem kleineren Innenhof des Bürobereichs und ein großzügig dimensionierter grüner Wohnhof zu ebener Erde. Allerdings ist der ebenerdige Hof großflächig durch die Tiefgarage unterbaut und daher in seinen ökologischen Funktionen eingeschränkt. Der Anteil versiegelter Terrassen- und Wegebereiche erscheint als zu hoch. Begrünte Fassadenbereiche im Innenhof werden nur im geringen Umfang vorgeschlagen. Im Bereich der Sternstraße werden lediglich extensiv begrünte und nicht begehbare Dachflächen in
Kombination mit Photovoltaik vorgeschlagen. Eine begehbare, jedoch nicht begrünte Loggiafläche im 5. OG zur Maximilianstraße erscheint zu klein für die gewünschte Nutzung.

Ideenteil
Der Baumbestand im Präsidentengarten wird erhalten und der Garten durch eine dezente Durchwegung mit radialen Sitzbänken zurückhaltend erschlossen. Dies entspricht dem sensiblen Grünraum und wird positiv bewertet.
Die Schaffung einer gebäudenahen Außenfläche für das Café an der Ecksituation Maximilianstraße / Widenmayerstraße mit Blick auf die Isar stellt eine gelungene Maßnahme dar. Die davor liegende große Grünfläche wird durch einen breiten rechteckigen befestigten Platz in zwei Teile geteilt, was die Adressbildung stark unterstützt. Die Bezugnahme auf die benachbarten historischen Balustradenmauern durch neue Sitzkanten wird positiv angemerkt. Die gewählte Position für eine moderne Skulptur wird hingegen kritisch diskutiert. Hier erscheint jedoch der Eingriff im Hinblick auf die Wurzelbereiche des Baumbestands zu stark und die befestigte Fläche als zu groß dimensioniert.
An der Isarpromenade sind Veränderungsmaßnahmen nicht erkennbar bzw. werden vermisst.
Ansicht in Richtung Isar

Ansicht in Richtung Isar

Anbindung Sternstraße

Anbindung Sternstraße

Innenhof

Innenhof

Innenraum

Innenraum

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Hofgeschoss (2. OG)

Hofgeschoss (2. OG)

4. OG

4. OG

Längsschnitt Maximilianstraße

Längsschnitt Maximilianstraße

Längsschnitt

Längsschnitt

Querschnitt

Querschnitt

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt