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Einladungswettbewerb | 04/2024

Ersatzneubau Maximilianstraße für die Versicherungskammer Bayern in München

Ansicht Ersatzneubau Maximilianstraße 53

Ansicht Ersatzneubau Maximilianstraße 53

Engere Wahl / Realisierungsteil / Engere Wahl Ideenteil

Eller + Eller Architekten

Architektur

LAND Germany

Landschaftsarchitektur

HTW Hetzel, Tor-Westen und Partner Ingenieurgesellschaft mbH & Co. KG

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Realisierungsteil
Das Gebäude entwickelt sich von der Steinstraße terrassenartig in mehreren Höhenstufen bis es in der Maximilianstraße seine größte Höhe erreicht.
Die Fassade ist vertikal durch Lisenen gegliedert. In der Steinstraße wird durch Versätze und Fugen der Rhythmus der Höhenentwicklung aufgegriffen und so die Länge der Fassadenabwicklung gebrochen, was deutlich positiv zu würdigen ist. Die eigentliche Adressbildung ist in der Maximilianstraße. Insgesamt stellt sich die Fassade – trotz des Versuchs der Gliederung – als nicht ganz überzeugend und wenig abwechslungsreich dar. Die Betonwerkstein-Lisenen sind, obwohl dem Baustoff eine Schwere zugeschrieben wird, nicht tragend, sondern sind als Lamellen zwischen die Stockwerke gespannt. Die Materialwahl wird damit der Schwere des Baustoffs nicht gerecht.

Das hohe Eingangsfoyer, das sich über einen großen Teil des bisherigen Hofbereichs erstreckt, wird inklusive des Vorbereichs als Teil des Gebäudes verstanden. Hier befinden sich beidseitig Erschließungskerne, die das barrierefreie Erreichen der oberen Stockwerke ermöglichen. Im Atrium fällt der Blick zunächst auf eine große Treppenanlage, die die oberen Geschosse erschließt. An ihrer Seite sieht man den Zugang zum Innenhof, hier ist – hinter der Treppe – das Café geplant. Der bisherige Innenhof ist deutlich reduziert auf die Außenbereiche des Cafés und wenige begrünte Bereiche.
Das Café ist aufgrund seiner Lage sehr nach innen orientiert und dient somit eher den Mitarbeitenden als der Öffentlichkeit. Die Halle selbst bietet trotz ihres großen Volumens und ihrer Größe keine über die Erschließungs- und Verteilungsfunktion hinausgehenden Nutzungsmöglichkeiten.
Büros und Besprechungsmöglichkeiten befinden sich im Erd- und dem 1.-5. Geschoss. Sie sind jeweils den Außenfassaden zugeordnet, im Kern befinden sich die Treppenhäuser, Aufzüge und Besprechungsräume. Die Konferenzräume und der Veranstaltungsbereich befinden sich im 6. Obergeschoss. Durch eine umlaufende Dachterrasse wird ein Bezug zum Außenraum geschaffen.
Durch die geschickte Anordnung der Büros ergibt sich bei diesem Entwurf eine große Anzahl an Arbeitsplätzen, das Atrium ermöglicht Blickbeziehungen und Begegnungen. Allerdings handelt es sich bei einem Teil der Arbeitsplätze um solche, die lediglich über das Atrium belichtet werden und keinen Bezug zum Außenraum haben, was kritisch bewertet wird.
Die große Halle ist als thermische Hülle ausgebildet, es entsteht somit ein überhoher Luftraum, der in Unterhalt und Betrieb einen großen Kostenfaktor darstellt. Im Bereich des Brandschutzes ist nicht nur ein unwesentlicher Nachbesserungsbedarf notwendig. Ein hoher Kostenfaktor muss auch dem Sonnenschutz zugeschrieben werden, der neben den nichtverstellbaren Lamellen durch eine
elektronisch schaltbare Sonnenschutzschicht im Fensterglas hergestellt wird. Die hohen Energiekosten und die negative CO2-Bilanz, die hierdurch mitverursacht werden, können kaum durch das großflächige Angebot von Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach kompensiert werden. Insgesamt erscheint der Entwurf damit wenig zukunftsfähig.
Zudem wird die rein technische Ausgestaltung des Daches der Anforderung an eine Integration des Gebäudes in die sensible Dachlandschaft der Maximilianstraße nicht gerecht.
Der Innenhof erweitert das Atrium und ermöglicht eine Mitbenutzung durch das Café. Die vorgeschlagenen Baumneupflanzungen erfolgen an derselben Stelle wie die Bestandsbäume – das scheint nicht zwingend nötig, dennoch verspricht die Gestaltung eine hohe Aufenthaltsqualität bei gleichzeitiger Funktionalität. Leider fehlt die perspektivische Darstellung des Hofes.

Die Terrassenzone über dem 6. OG bietet zwar einen umlaufenden Balkon, gestalterische Ansprüche und eine hohe Aufenthaltsqualität sowie die Bildung von Teilräumen werden jedoch vermisst.

Die durch die Jury kritisch gewürdigten Punkte des Entwurfs bedingen eine grundlegende Umarbeitung, die sowohl das Atrium und damit das Grundelement des Konzepts als auch die Materialität der Fassade betrifft. Der Grundgedanke des Atriums als gemeinsamer Treffpunkt wird grundsätzlich gewürdigt, dessen städtebauliche Wirkung an diesem Ort wird von der Jury jedoch kritisch gesehen.

Ideenteil
Die Erhaltung des wertvollen Baumbestandes in den öffentlichen Flächen ist den Verfassenden ein wichtiges Anliegen. Die vorgeschlagene Vegetation orientiert sich an der Auenvegetation und verspricht pflegeextensiv und klimatisch angepasst zu sein, was einen gewissen Widerspruch darstellt. Die Verwendung von Bestandsmaterialien für die Beläge ist ein nachhaltiger Planungsansatz, muss allerdings in der Machbarkeit überprüft werden. Die Verfassenden suchen den Bezug von Innenräumen nach Außen auf allen Ebenen des Gebäudes.
Auf dem Vorplatz werden die dichten Eiben entfernt, um den Blick auf die Eingangssituation in Augenhöhe freizugeben. Die Grüninsel wird mit wenigen Wegen ergänzt und zurückhaltend möbliert, so dass eine höhere Aufenthaltsqualität trotzt der starken Verkehrslärmbelastung zu erwarten ist. Die Umwandlung der Rasenfläche in eine kniehohe Wiese entspricht hier nicht den umgebenden Flächen, steigert allerdings die Biodiversität, ohne dabei eine räumliche Zäsur zu schaffen. Auch im Präsidentengarten wird ein zusätzlicher breiter Weg vorgeschlagen, dessen Dimension in Frage gestellt werden muss und bei dessen Bau unbedingt Rücksicht auf die Wurzelbereiche der Bestandsbäume genommen werden sollte.
Die Isarpromenade bleibt in ihrer Struktur erhalten. Der Umbau der bestehenden Rasenflächen zu artenreicheren Wiesen ist unter ökologischen Gesichtspunkten sicher wünschenswert, ob das dem hohen Nutzungsdruck jedoch standhalten würde, scheint fraglich. Die behutsame Versiegelung von Teilflächen als Aufenthaltsnischen zum Isarufer verspricht jedoch eine neue Aufenthaltsqualität.
Die Begrünung des Atriums mit Bäumen verlangt einen hohen und dauerhaften Pflegeaufwand und Technik.
Ansicht Ersatzneubau Maximilianstraße 53

Ansicht Ersatzneubau Maximilianstraße 53

Fassade Ersatzneubau Maximilianstraße 53

Fassade Ersatzneubau Maximilianstraße 53

Atrium Ersatzneubau Maximilianstraße 53

Atrium Ersatzneubau Maximilianstraße 53