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einstufiger und einphasiger Realisierungswettbewerb mit eingeladenen Teilnehmern | 06/2004

Realisierungswettbewerb Rathenauplatz-Goetheplatz-Rossmarkt

Abgabeblatt 1

Abgabeblatt 1

1. Preis

Prof. Gabriele G. Kiefer

Landschaftsarchitektur

studio dinnebier

Lichtplanung

Erläuterungstext

Situation

Die historische Entwicklung der drei Plätze mit ihren wechselnden Nutzungen, Ausdehnungen und Namen mündete nach dem zweiten Weltkrieg in einer Unlesbarkeit der Platzabfolge.
Der einzelne Platz war als autarker Ort im Stadtraum nicht mehr erkennbar. Die spätere Überformung mit zahlreichen Rabatten und Hochbeeten machte den Goetheplatz zwar zu einem beliebten Aufenthaltsort, trug aber gleichzeitig zur Verwischung der einzelnen Plätze bei.
In unserer heutigen, grundsätzlich unübersichtlich gewordenen Zeit ist es unerlässlich, klar identifizierbare Orte zu gestalten, die eindeutige Atmosphären erzeugen. Als urbane Räume können diese durch ihre Einprägsamkeit einen Beitrag zur lebenswerten Stadt beisteuern.


Konzept

Um die Plätze im Stadtkontext zu verankern und eine großzügige Gesamtheit zu erreichen, wird die gesamte Oberfläche der Plätze mit den in Frankfurt üblichen Betonplatten – 80 cm mal 80 cm, ohne Fase, ohne Vorsatz, Sandstrahl-Optik, dunkelgrau– in Kreuzfuge belegt.
Darüber legt sich eine aus Weißbeton hergestellte mäandrierende Linie, die jeden Platz begleitet und sich je nach Lage bzw. Funktion transformiert.
Der einzelne Platz erhält zudem seine besondere, mit den geschichtlichen Bezügen spielende (arbeitende) bzw. aus der Geschichte heraus definierte, Atmosphäre.


Rathenauplatz

Da der Platz im Laufe der Zeit die unterschiedlichsten Namen trug und den verschiedensten Persönlichkeiten gewidmet war, erscheint eine eindeutige inhaltliche Bezugnahme auf die Geschichte aufgrund der komplexen historischen Gesichtspunkte nicht machbar. Die Wiederaufstellung des Merkur-Brunnens ist aufgrund der hohen Kosten als auch der Aufnahme eines isolierten geschichtlichen Zeitfensters aus unserer Sicht nicht sinnvoll. In Zukunft wird der Platz diverse Einbauten aufnehmen und als Duchgangsplatz fungieren, der die Fressgass´an die Platzfolge anbindet.
Um die stadträumliche Attraktivität zu erhöhen wird durch die Verlängerung der Kirschbaumreihen aus der Biebergasse ein optischer, aber durchlässiger Abschluss hergestellt.
Das übergeordnete Beton-Band formiert sich hier zu einem besetzbaren Bankwinkel, der sonnenorientiertes Sitzen und den Blick auf die Hochhäuser von Maintower und Commerzbank anbietet.
Um dem Platz eine eigenständige Identität zugeben, die gleichzeitig mit den historischen Bezügen spielt, wird im Boden ein Raster aus Wasserdampfdüsen eingelassen. So entsteht ein immaterieller Brunnen, dessen Verortung bewusst diffus wahrgenommen wird. In den Nachtstunden wird durch einen Licht-„Spot“ der Standort des ehemaligen Merkurbrunnen markiert.
Gleichzeitig entsteht durch diese Inszenierung eine Bühnenatmosphäre. Beim Durchschreiten verschwimmen die eigenen Schatten im Bodennebel, der Zuschauer auf der rahmenden Bank wird zum städtischen Voyeur.


Goetheplatz

Der Goetheplatz bildet durch seinen allerorts bekannten Namen und die geschichtliche Kontinuität als grüner Platz das Zentrum der Platzabfolge. Der Bezug zu Goethe, als den berühmtesten Sohn der Stadt, wird zum einen durch die Rückkehr des Denkmals gestärkt, zum anderen durch die Neudefinition des grünen Platzes. Dessen Ausgestaltung erfolgt nicht durch pflegeaufwendige Staudenpflanzungen sondern durch ein lichtes Baumdach, das den Bezug zur ehemaligen vierfachen Baumreihe aufnimmt. Eine unverwechselbare Atmosphäre wird durch den Gingko-Baum geschaffen, der sowohl durch seine eigentümliche Wuchsform als auch durch seine Herbstfärbung eine artifizielle Setzung im Stadtraum darstellt.
Gleichzeitig steht der Gingko-Baum für den Dichter, Botaniker, Naturwissenschaftler und Philosoph Goethe, der das Gedicht GINKGO BILOBA seiner Geliebten Marianne von Willemer widmete. Das Ginkgoblatt symbolisierte ein Thema von Goethe - \"eins und doch zwei\". Als \"Kultbaum\" gilt der Gingko als Symbol für Hoffnung, langes Leben, Fruchtbarkeit, Freundschaft, Anpassung und Unbesiegbarkeit.
Extrem widerstandsfähig gegenüber städtischen Immisionen ist der Gingko sowohl als Hainbaum geeignet als auch auf künstlichen Standorten. Es werden bewusst große Exemplare gewählt, so dass von Beginn an eine mediterrane Hainstimmung erreicht wird. Unter dem Baumdach befindet sich eine sandfarbene wassergebundene Decke, auf der einzelne Sitzobjekte in freier Form stehen. Neben kommunikativen Gruppen aus Lehnstühlen befinden sich Liegebänke, die den entspannten Blick in den Himmel bzw. auf die baulichen Attraktionen Frankfurts zulassen.
Die notwendige Anliefertrasse wird mit einer großzügigen Banklinie abgetrennt, so dass ein Kurzaufenthalt entlang der Gebäudeseite möglich ist. Die Betonlinie transformiert sich beim Eingangsgebäude in ein Lichtband, das als weit sichtbares Zeichen erkennbar ist.
Die klare Geometrie des Baumhaines wird nur an einer Stelle zugunsten des Goethe-Denkmals aufgelöst, das sich so inmitten des Lieblingsbaumes des Dichters befindet. Durch den eher pyramidalen Wuchs der Gingkos bleibt die Statue innerhalb des Haines gut sichtbar. Die strengen Kanten des Haines akzentuieren gleichzeitig die nicht-orthogonalen östlichen Platzkanten des Goetheplatzes und bilden einen räumlichen, dennoch durchlässigen Abschluss zu Rathenauplatz und Rossmarkt.


Rossmarkt

Der Platz war immer ein Verkehrsplatz, dessen Dominante seit dem 19. Jahrhundert das Gutenbergdenkmal darstellte. Diesem platzbeherrschenden Bauwerk wird weiterhin der notwendige Sichtraum gelassen, ein offener urbaner Stadtraum entsteht. Die vorhandene Gefällesituation der Straße ermöglicht die zusätzliche Inszenierung des Ortes, indem der Platzverlauf auf einem Niveau beibehalten wird und sich dadurch eine Höhenkante zur Straße „Am Rossmarkt“ herausschält. Durch die minimale Überhöhung des Platzes um 0,40cm findet sich der Flaneur auf gehobenen Stadtniveau wieder.
Zur östlichen Kante entsteht eine sich verschleifende Treppenanlage, die sich zum Abgang der Diskothek orientiert und in den Nachtstunden den Besuchern als Aufenthaltsort dient.
Die vorhandene Kirschbaumallee wird bis zur Südspitze des Platzes verlängert, so dass eine übergeordnete städtebauliche Grünverbindung zur Hauptwache entsteht. Gleichzeitig wird der Rossmarkt mit einer vegetativen Kulisse gefasst, unter der ein Großteil der notwendigen Fahrradständer und zusätzliche Sitzgelegenheiten für Passanten als auch für Diskobesucher Platz finden.


Beleuchtungskonzept

Das dominierende Element des Rathenauplatzes ist der leuchtende Nebel, der von einem Lichtmast und aus den Bänken illuminiert wird. Der Gingkohain auf dem Goetheplatz wird baumbezogen einseitig mit Bodeneinbaustrahlern beleuchtet. Das Gutenbergdenkmal auf den jetzt offenen Rossmarkt erhält neben einer zurückhaltenden Beleuchtung aus dem Boden, eine eng gebündelte Anstrahlung von einem der Hochhäuser, die die Silhouette des Brunnens auf den Platz projiziert.
Die Leuchten der umfassenden Straßen werden zunächst beibehalten und nur wo notwendig ergänzt, zudem werden bei Bedarf Zusatzstrahler an diesen Masten angebracht. Grundsätzlich kommen nur langlebige und energiesparende Leuchtmittel zum Einsatz.





GINKGO BILOBA

Dieses Baumes Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Gibt geheimen Sinn zu kosten,
Wie\'s den Wissenden erbaut.
Ist es ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwei, die sich erlesen,
Daß man sie als eines kennt?
Solche Fragen zu erwidern
Fand ich wohl den rechten Sinn.
Spürst du nicht an meinen Liedern,
Daß ich eins und doppelt bin ?
Abgabeblatt 2

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Abgabeblatt 3

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