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Award / Auszeichnung | 10/2008

Antonio-Petrini-Preis der Stadt Würzburg 2008

Studentenwohnhaus in der Zürnstraße

DE-97074 Würzburg, Zürnstraße 2

1. Preis

Michel + Wolf Architekten

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    6.150m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 10/2008

Projektbeschreibung

Architekten:
Michel+Wolf+Partner, Freie Architekten BDA, Stuttgart

Tragwerksplanung:
Walch + Och, Würzburg

Heizung/Lüftung/Sanitär:
Planungsbüro für Haustechnik Herbert, Leinach

Elektro:
Planungsbüro für Haustechnik Gallena, Unterpleichfeld

Aussenanlagen:
Kaiser und Juritza, Würzburg

Bauleitung:
Hetterich Architekten, Würzburg

Fotografie:
Wolfgang Dürr, Würzburg

Die städtebauliche Situation des Baugrundstücks Zürnstraße 2 ist geprägt durch seine Lage am Rande des Zentrums mit Blickrichtung auf die Marienburg und die Kirchtürme der Stadt Würzburg. Die Studentenwohnanlage in der Zürnstraße ist zwischen der Universität am Hubland und der Stadtmitte günstig gelegen. Das Wohnheim ist über den Mittleren Ring bequem anzufahren, der Bahnhof Würzburg-Süd mit der Anbindung an die Stadtbahn und den Zugverkehr ist ebenfalls in unmittelbarer Nähe. In der Nachbarschaft zum Studentenwohnheim liegen zwei weitere Wohnheime, das "Haus Berlin" des Studentenwerks Würzburg und das "Ferdinandeum " des St.-Bruno-Werks. Die weitere Umgebung ist ein Mischgebiet mit einem überwiegenden Anteil an Wohnbebauung in Gebäuden sehr unterschiedlicher Größe, sowie dem Bayerischen Roten Kreuz.

Das Gebäude ist ein Solitär mit 5 Vollgeschossen und fügt sich in die heterogene Bebauung mit seinen eigenen städtebaulichen Randbedingungen gut ein. Das L-förmige Gebäude schirmt den lärmbelasteten Stadtring ab und öffnet sich zum dahinterliegenden Park. Die baukörperliche Ausbildung überträgt sich konsequent auf die räumliche Organisation und auf die Gestaltung des Gebäudes. Der Grundriss des Gebäudes entwickelt sich aus der aneinandergereihten Abwicklung der Wohnräume mit Blickbezug zum Garten und den benachbarten Wohnheimen. Dadurch wird eine großzügige Belichtung der Zimmer ermöglicht. Die räumliche Organisation zeichnet sich durch eine horizontale Gliederung der Fassade im Erscheinungsbild ab. Die Öffnungen der Zimmer gliedern den kantigen Baukörper aus Sichtbeton durch geschosshohe Einschnitte in dem massiven Körper auf die Länge des jeweiligen Bauteils und werden durch eine Wandscheibe aus Sichtbeton begrenzt. Die Fassaden der Zimmer werden bestimmt durch die Materialität, in Form von bündig montierten, holzfurnierten Fassadenplatten und einer zurückgesetzten, raumhohen Holz-Aluminium-Verglasung.

Das Wohnungsgemenge der Studentenwohnanlage in der Zürnstraße 2 gliedert sich in Einzelzimmer und 3er bzw. 5er Wohngemeinschaften. Für jeden Zimmertypus wurde aus den Eigenheiten des Gebäudes eine besondere räumliche Qualität entwickelt. Durch die Abwicklung der Einzelzimmer entsteht eine gemeinsame Erschließungshalle über 5 Geschosse mit großzügiger Dachverglasung und einer über alle Geschosse hinweg geöffneten Fassade im vorderen Bereich mit Blickrichtung auf die Stadt Würzburg. Der Luftraum der Halle wird im besonderen gestaltet durch eine Stahltreppe, die formal und funktional die Einzelzimmer der verschiedenen Geschosse miteinander verbindet. Auf unterschiedlichsten Höhen abgehängte spiegelnde Paneele und die emporrankende Bepflanzung verbinden gestalterisch die verschiedenen Einzimmerappartements zusätzlich vertikal. Im vorderen Bereich der Halle kommen mehrere Stege aus einer Stahlkonstruktion hinzu und überbrücken punktuell den Luftraum horizontal. Für die Bewohner der Einzelzimmer wird hierdurch eine räumliche Situation geschaffen, in der das Kennenlernen und Umgehen mit weiteren Bewohnern der Wohnanlage leicht fällt.

Der Gebäudeteil der 3er Wohngemeinschaften parallel zur Göbelslehenstraße gliedert sich in drei Zonen und schirmt dadurch die Zimmer der Studenten vom lärmbelasteten Mittleren Ring ab. Die 3er WG erreicht man über den vorgelagerten Laubengang und gelangt zuerst in eine Nebenzone, die sich durch eine Fassade mit hohen Anforderungen an den Schallschutz auszeichnet. Im Anschluss an die Nebenzone mit Gemeinschaftsraum, einschließlich Küche, Bad und separaten WC, gelangt man zu den Zimmern, die sich dadurch ausschließlich zum Garten hin orientieren. Den Zimmern vorgelagert ist als besonderes Merkmal ein Balkon, konstruktiv abgeleitet vom auskragenden Laubengang. Der Abschluss des Balkons wird gebildet durch ein Stahl-Glas-Geländer, wobei die Glasscheiben in Anlehnung an die "Gartenseite" des Gebäudes zusätzlich mit einem ornamenthaften, landschaftlichen Motiv farbig gestaltet und betont werden.

Der Abschluss der Studentenwohnanlage wird durch die 5er Wohngemeinschaft gebildet. Diese wird über den Laubengang und ein zusätzliches Treppenhaus erreicht. Konstruktiv und gestalterisch entspricht die Fassade der 5er WG dem Einzelzimmertypus. Die räumliche Organisation wird wiederum bestimmt durch eine Nebenzone als Puffer zur Straße, die Zimmer sind zum Garten bzw. zum Hof des Nachbarn orientiert. Der gemeinsame Aufenthalt und die Möglichkeit zur Kommunikation innerhalb der 5er WG wird durch einen großzügigen Gemeinschaftsraum mit Küche und einem großen Esstisch gefördert. Die 5er WG erhält als architektonisches Merkmal ein großes Kastenfenster, mit tiefer Sitzbank und Ausblick auf die Stadt Würzburg und die Marienburg.

Sämtlichen Studenten des Wohnheims stehen verschiedene Mehrzweckräume im Gebäude zur Verfügung. Diese Räume werden als Partyraum, Fitnessraum, Tischtennisraum und als Gruppenraum angeboten. Darüber hinaus sind im Untergeschoss eine Waschküche, Fahrradkeller sowie Tiefgaragenstellplätze vorhanden. Die Mehrzweckräume sind in unmittelbarer Nähe zum Hauptzugang mit Treppenhaus und Aufzug angeordnet und werden über die Halle im Gebäudeteil der Einzelzimmer erschlossen. Baukörperlich treten die vier übereinander liegenden Mehrzweckräume aus der Gebäudeflucht entlang der Göbelslehenstraße hervor und markieren deutlich den Zugang zum Wohnheim. Eingebettet in die Gesamtkonzeption wurden die Aussenanlagen geplant. Zum gemeinsamen Aufenthalt im Freien steht den Studenten auf der rückwärtigen Gartenseite des Wohnheims eine gemeinsame Terrasse zur Verfügung.

Der Neubau der Studentenwohnanlage Zürnstraße 2 in Würzburg wird zur Unterstützung der Gesamtkonzeption mit einem fortschrittlichen Technikkonzept ausgestattet. Das Gebäude wird über zwei Wärmepumpen beheizt, die die notwendige Heizenergie aus zwanzig Tiefbohrungen mit jeweils 130 m Tiefe beziehen. Die Räume des Studentenwohnheimes werden, abgestimmt auf die Energiequelle, durch eine Wandheizung erwärmt. Eine Solarthermie-Anlage auf dem Dach mit ca. 40m² dient der Brauchwassererwärmung und der Heizunterstützung. Die Toiletten werden mit Regenwasser aus einer Zisterne gespeist, um Trinkwasser einzusparen. Die elektrischen Beleuchtungsanlagen wurden auf die Konzeption des Gebäudes abgestimmt. Ein durchgehendes Lichtband auf dem Laubengang und in der Halle folgt dem Gebäudeverlauf und betont in besonderem Maß den Baukörper. Durch die vorgesehene Dimmbarkeit der Beleuchtungskörper ist es möglich in der Dämmerung des Studentenwohnheim mit einer Grundbeleuchtung zu versorgen und das Gebäude in den Stadtraum zu transportieren.


Nutzung

Untergeschoss
Tiefgarage für PKW (38 Stellplätze) und Fahrradkeller; jeweils ein Technikraum für Heizung-Lüftung-Sanitär und Elektro, ein Waschraum. Die beiden Treppenhäuser führen vom UG bis zum 4.OG.

Erdgeschoss
Zentraler Eingangsbereich für das Studentenwohnheim mit Briefkastenanlage, Sprechanlage, Müllaufbewahrung, sowie einem Abstellraum. Zugang zum Treppenhaus I (mit Aufzug). Zugang zur 5-geschossigen Halle, in der eine Stahltreppe vom EG bis zum 4.OG führt. Um die Halle sind 10 Einzelzimmer gruppiert, jeweils mit Nasszelle und Kochnische. über einen offenen Laubengang gelangt man zu den vier 3er Wohngemeinschaften. Diese verfügen jeweils über einen Essbereich, 1 Bad, 1 separates WC und 3 Zimmer, sowie einem Balkon. Am Ende des Laubenganges kommt man zum Nebentreppenhaus (Treppenhaus II). Durch dieses Treppenhaus gelangt man in die 5er Wohngemeinschaft. Diese besteht aus einem gemeinschaftlichen Essbereich, 2 Bädern und 5 Zimmern.

1. - 4. Obergeschoss
Mehrzweckraum mit Vorbereich und einem WC für D bzw. H; 11 Einzimmerappartments, jeweils mit Nasszelle und Einbauküche, gruppiert um die offene Erschließungshalle; über einen offenen Laubengang verbunden 4 3er WGs und eine 5er WG.

Dach
Flachdach mit Kiesdeckung; Dachausstieg Treppenhaus I; RWA über Treppenhaus I und II; Dachverglasung der Halle; in Teilbereichen Solarwärmesystem.


Baukonstruktionen

Baugrube Aushub, Baugrund (siehe Bodengutachten) Vor Baubeginn erfolgt der Abbruch der bestehenden Wohnanlage von 1973 mit ca. 6630 m³ inkl. des Gemeinschaftshauses und der Halle Roth von 1974 mit ca. 2220 m³.

Gründung
Flachgründung mit Einzel- und Streifenfundamenten, Bodenplatte aus Stahlbeton, flügelgeglättet auf Kiesschicht. Im Bereich der Halle Bodenkanal.

Außenwände Massive Aussenwände aus Sichtbeton, auf der Innenseite gedämmt und durch Isokorb mit der Konstruktion des Gebäudes verbunden. Leichte Fassadenkonstruktion als Sandwichpaneele und Holz-Alu-Konstruktion mit Öffnungsflügeln, jeweils raumhoch.

Innenwände
Massive Innenwände aus Stahlbeton (Doppelwandplatten, teilweise Ortbeton). Im Bereich der Halle Stahlbeton in Sichtbetonqualität. Im Innenausbau Gipskartonwände mit erhöhten Schallschutzanforderungen.

Decken
Stahlbetondecken, Ausführung als Filigrandeckenplatten.

Bodenbeläge
In den Zimmern Linoleum, Treppenhäuser und Halle Betonwerkstein im Format 60x30cm, Bäder und WCs Fliesen aus Feinsteinzeug 60 x 30 cm. Im Erdgeschoss der Halle Bodenheizung.

Treppen
In den Treppenhäusern Fertigteiltreppenläufe mit Betonwerksteinbelag. In der Halle Stahlkonstruktion.

Dach
Stahlbetondecke, Wärmedämmung im Gefälle, Folie, Kiesschüttung und technische Aufbauten zur Warmwassergewinnung.
Baukonstruktive Einbauten
Vollständige Innenausstattung der Zimmer mit Möbel und Küchenzeilen, sowie Möblierung der Gemeinschaftsräume und der Halle bei den Einzelzimmerappartements.