Architekturpreis Zukunft Wohnen 2009

Prager Zeile _nach den Pet Shop Boys

1945 zerstört, wurde der berühmte Dresdner Stadtboulevard Prager Strasse zwischen 1965 und 1978 als Vorzeigemassnahme sozialistischen Städtebaus neu errichtet. Bei der Planung orientierte man sich an zeitgenössischen Vorbildern aus Europa und konnte durch die großzügige Zusammenlegung von Bauflächen ein beeindruckendes Ensemble aus Architektur und Kunst schaffen.
Bis heute ist die Prager Strasse Objekt und Schauplatz künstlerischer Intervention geblieben. Das mit 240 m Länge und über 600 Wohnungen mutmaßlich größte Wohnhaus Deutschlands begleitet fast die gesamte Länge der Strasse und diente zuletzt den Pet Shop Boys als Bühne und Kulisse für Ihre Performance „Panzerkreuzer Potemkin“.

Die intensive Nutzung und eine unglückliche Farbgebung aus den 90er Jahren trugen dazu bei, dass das Haus zuletzt als auffälliger großer Schandfleck im Stadtbild wahrgenommen wurde. Eigentümer und Stadtplanung, aber auch architekturbegeisterte Bürger und Künstler diskutierten über den weiteren Umgang mit dem Gebäude. Selbst der komplette Abriss stand zur Debatte, letztendlich entschloss man sich jedoch zum Erhalt und damit zur kompletten Sanierung der Wohnzeile.

Vom einfachen und preiswerten Studentenappartement bis hin zum luxuriösen Penthouse mit grandioser Aussicht reicht das neue Wohnungsangebot, mit dem nun sehr unterschiedliche Zielgruppen angesprochen werden. Der Standort und damit ein wichtiger Teil der Dresdner Innenstadt wird durch den charaktervollen Bau endlich wieder positiv geprägt. Dazu trägt auch die neue Fassadengestaltung bei, die sich an Stil und Farbmustern der Moderne orientiert und neue Elemente hinzugefügt hat. Die neuen Loggiabrüstungen erzeugen ein ausdrucksstarkes grafisches Muster, das durch die neue Farbgebung des Hauses unterstützt wird. Diese Struktur wird durch die die augenfälligen Stadtloggien punktuell unterbrochen, die Tageslicht in die Flurbereiche der Wohnungen bringen und zugleich wichtige Funktionen im Brandschutzkonzept des Hauses übernehmen.



Fotos:
Herr Christoph Reichelt