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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2009

Umbau / Sanierung des Max-Planck-Gymnasiums in Bielefeld

2. Preis

Preisgeld: 12.000 EUR

brüchner-hüttemann pasch bhp Architekten + Generalplaner GmbH

Architektur

Prof. Klaus Köpke

Architektur

Erläuterungstext

Neuer Geist in alten Mauern


Das aus den fünfziger Jahren stammende Max-Planck-Gymnasium bedarf einer strukturellen, bauphysikalischen und architektonisch gestalteten Modernisierung, um den Anforderungen an einen zeitgemäßen Unterricht gerecht werden zu können.

Zu diesem Zweck schlägt der Entwurf eine Erweiterung im Rahmen der bestehenden Dachterrasse vor, der alle bestehenden Bauteile wie eine Klammer gestalterisch zusammenhält und gleichzeitig ein deutliches städtebauliches und inhaltliches Signal setzt.

Die Farbe Blau signalisiert Frische, Leichtigkeit und gibt in Verbindung mit dem Himmel dem Gebäude seine Maßstäblichkeit zurück. Der blaue "Wolkenbügel" ist das weithin erkennbare Erkennungsmerkmal des Max-Planck-Gymnasiums in der Stadt. Alte und neue Gebäudeteile sind deutlich erkennbar.



Das Max-Planck-Gymnasium wird sowohl vom süd-westlichen Grünzug, als auch über die Melanchthonstraße von Süd-Osten erschlossen.

Das Neue Forum im Erdgeschoss verbindet daher beide Haupteingänge und sorgt für eine klare Orientierung in Bezug auf die äußere und innere Erschließung.

Der alte Haupteingang vom Park her, wird nach Süden verschoben, um einen harmonischen und großzügigen Zugang zum Forum zu ermöglichen. Lufträume nach oben und in das Untergeschoss (Meditahek) gewähren Blickbeziehungen in unterschiedliche Nutzungsbereiche. (Soziale Kontrolle)

Dem Forum direkt zugeordnet sind Mensa, Cafeteria und der musikalische Bereich. Durch das verschieben mobiler Wandelemente läßt sich im Bedarfsfall eine große, zusammenhängende Veranstaltungsfläche schaffen, die auch außerhalb der Schulzeiten extern zu nutzen ist.

Der alte Heizungskeller mit seiner spektakulären und für eine Schule ungewöhnlichen Raumhöhe wird als Mediathek umgenutzt und erweitert. Der alte Kohlenkeller kann in Teilen wiederverwendet werden.

In direkter Nähe zum Forum befindet sich die Verwaltung im 1. Obergeschoss. Die naturwissenschaftlichen Räume haben ihren Schwerpunkt im Wolkenbügel.

Der schon sanierte Anbau im Süd-Westen entlang der Stapenhorststraße bleibt im Inneren bis auf geringfügige Anpassungsarbeiten von der Baumassnahme unberührt.

Aus Gründen, die den Brandschutz betreffen, werden als zweiter baulicher Rettungsweg zwei neue Treppenhäuser in den bestehenden Quertrakt zur Alm integriert.

Im Übrigen versucht der Entwurf, soweit es die Funktionen zulassen, auf die vorhandene Bausubstanz Rücksicht zu nehmen. Zwei neue Aufzüge verbinden die unterschiedlichen Ebenen von Bestand und Wolkenbügel miteinander und gewährleisten eine barrierefreie Nutzung des gesamten Gebäudes.



Um sich nicht nur funktional und architektonisch zukunftsweisend darstellen zu können, sondern um sich auch energetisch für die Zukunft richtig zu positionieren, muss die Minimierung des Energieverbrauches als ganzheitlicher Ansatz angestrebt werden.

Im Einzelnen schlagen die Verfasser folgende Massnahmen vor:

Maximierte Nutzung der natürlichen und ortsgegebenen Resourcen zur Lüftung, Kühlung und Energieerzeugung, z.B. Wind, Sonne, Erde und Wasser.

Nutzung von thermischer Masse ( offene Betondecken/wände).

Nutzung der Kühle des Erdreiches (die Erde als Isolierung).

Maximierung der Energieerzeugung aus regenerativen Quellen, wie Geothermie, Solarthermie und Photovoltaik.

Maximierung der natürlichen Lüftung; öffenbare Fenster, Nutzung der kühlen Nachtluft zur Entwärmung des Gebäudes.

Maximierung der Tageslichtversorgung durch geringe Raumtiefen, Oberlichter und Lichtlenksysteme.

Regen- u. Grauwassernutzung für Toiletten, Bewässerung und Rückkühlwerke.

Verwendung von Baustoffen mit geringem Energieaufwand bei der Her-
stellung, z.B. nachwachsende Baustoffe wie Holz. Vermeidung energie-
intensiver Materialien wie Aluminium.

Verwendung von tageslichtabhängiger Dimmung/Steuerung für Kunstlicht.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf schlägt eine Erweiterung im Rahmen der bestehenden Dachterrasse des Haupttraktes vor, der die vorhandenden Gebäudeteile einklammert. Diese einfache, klare architektonische Haltung schafft eine gesamtheitliche, weithin sichtbare Identität und einen sehr wirtschaftlichen Ansatz in der Umsetzung und ist die Stärke der Konzeption.

Diese Qualität lässt sich in der Ausformulierung der Fassaden weiter ablesen. Die Fassaden sind wohlproportioniert, farblich interessant abgestimmt und berücksichtigen den Anspruch, den Energieverbrauch zu minimieren und ortsgegebene Ressourcen zu nutzen. Somit schaffen die Entwurfsverfasser, den Baukörper architektonisch in eine Einheit zusammenzufassen.

Fragen treten jedoch bei der Erfüllung des Raumprogramms auf. Die bisherige Eingangssituation bleibt bestehen, wird jedoch durch einen zweiten Eingang auf der Rückseite durch eine großzügige Treppenanlage aufgewertet. Die nunmehr gleichwertigen Eingänge münden in eine großzügige Verkehrsfläche, die als zentrales Element die Haupterschließungstreppe beinhaltet.
Dieser Raum soll gleichzeitig das Forum darstellen, welches die Idee einer unabhängigen Nutzung negiert. Weder die Raumproportionen noch die Bühne / Zuschaueranordnung lassen eine gute Bespielbarkeit des Raumes zu.
Im Außenraum fällt im Detail die Nichteinhaltung bauordnungsrechtlicher Vorschriften auf (Absturzsicherung im Hof).

Trotz der architektonischen Qualität erscheinen sich die beschriebenen funktionalen Mängel mit dem Ansatz des minimierten Eingriffs in die Altbausubstanz nur schwer lösbar.