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Award / Auszeichnung | 11/2009

Beispielhaftes Bauen im Ostalbkreis 2003-2009

Ortskernsanierung "Abtsgmünd-West", BA 1: Zehntscheuerplatz mit Leinterrasse und angrenzende Straßen

DE-73453 Abtsgmünd, Zehntscheuerplatz, Gerberstraße, Uferweg, Kirchstraße

Auszeichnung

Freie Planungsgruppe 7

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Städtebauliche Projekte

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 12/2004

Projektbeschreibung

Nach der Neugestaltung der Ortsmitte-Ost mit Rathaus, Marktplatz und Wohn- und Geschäftshäusern (östlich der Lein) setzte sich die Gemeinde das Ziel, den westlichen Ortsteil ebenfalls gestalterisch und funktional aufzuwerten und vorrangig den öffentlichen Raum umzugestalten. Wichtige bestehende öffentliche Gebäude, wie die bereits umgestaltete Zehntscheuer als aktives kulturelles Zentrum (Bibliothek und Saal) und das Ensemble um die Kirche St. Michael und das Pfarrhaus sollten in die Umgestaltung eingebunden werden. Weitere Maßnahmen waren die geplante Umgestaltung der Hauptstraße und der inzwischen realisierte Busbahnhof.

Im Vorfeld der Umgestaltungsmaßnahmen wurden die notwendigen vorbereitenden Untersuchungen durchgeführt und die Gemeinde wurde im Jahr 2001 mit dem Sanierungsgebiet "Abtsgmünd-West" in das Landessanierungsprogramm aufgenommen. Neben der Hauptaufgabe der Sanierung, den Ort als Versorgungs- und Wohnstandort zu stärken, ist ein wichtiges Sanierungsziel die Herstellung einer angemessenen und ortsgerechten Verkehrserschließung und die Verbesserung der Aufenthaltsqualität durch die Umgestaltung der innerörtlichen Freiräume. Dabei werden z.T. auch private Grundstücksflächen, die zum öffentlichen Raum zugeordnet sind, mitbetrachtet und in die Planung einbezogen.
Die Umgestaltungsmaßnahmen im öffentlichen Raum wurden alle mit Mitteln aus dem Landesanierungsprogramm bezuschusst.
Aktuelle Ziele der Gemeinde sind die Entwicklung des Gymnasiums im nordwestlichen Schulzentrum und die Einbindung in die Ortsstruktur.

Bauherr:
Gemeinde Abtsgmünd
Bürgermeister Georg Ruf

Begründung der Jury:
Die Gestaltung des Zehntscheuerplatzes ist besonderer Ausdruck der Gestaltungskultur für die öffentlichen Räume im Ortskern von Abtsgmünd. Die Platzgestaltung berücksichtigt einfühlsam die baulichen und naturräumlichen Gegebenheiten von Zehntscheuer, Gewässer und Baumbestand, welche sie durch ebenso klare wie vielfältige Raumgliederungen zusammen bindet. Besonders gelungen ist dabei die Leinterrasse zur Freiraumnutzung und zum Erlebnis des Gewässers.

Objektbeschreibung:
©Fotos: Dietmar Strauß, Besigheim

Fertigstellung: 2004

Mitarbeit: Heide Buff, Volker Kleppel
Künstler (Brunnen): Alfred Bast, Gabriele Pfitzer, Abtsgmünd
Wassertechnik: Klaus Kettner, Stuttgart
Planung Infrastruktur: GEO DATA Plan GmbH
Förderung: Landessanierungsprogramm LSP

Gesamtfläche: ca. 6.380 m²
Baukosten einschließlich Leinterrasse: ca. 1,5 Mio Euro

Schwerpunkt der Umgestaltung der öffentlichen Räume, Ziele und Perspektiven
Nach der Neugestaltung der Ortsmitte-Ost mit Rathaus, Marktplatz und Wohn- und Geschäftshäusern (östlich der Lein) setzte sich die Gemeinde das Ziel, den westlichen Ortsteil ebenfalls gestalterisch und funktional aufzuwerten und vorrangig den öffentlichen Raum umzugestalten. Wichtige bestehende öffentliche Gebäude, wie die bereits umgestaltete Zehntscheuer als aktives kulturelles Zentrum (Bibliothek und Saal) und das Ensemble um die Kirche St. Michael und das Pfarrhaus sollten in die Umgestaltung eingebunden werden. Weitere Maßnahmen waren die geplante Umgestaltung der Hauptstraße und der inzwischen realisierte Busbahnhof.

Im Vorfeld der Umgestaltungsmaßnahmen wurden die notwendigen vorbereitenden Untersuchungen durchgeführt und die Gemeinde wurde im Jahr 2001 mit dem Sanierungsgebiet "Abtsgmünd-West" in das Landessanierungsprogramm aufgenommen. Neben der Hauptaufgabe der Sanierung, den Ort als Versorgungs- und Wohnstandort zu stärken, ist ein wichtiges Sanierungsziel die Herstellung einer angemessenen und ortsgerechten Verkehrserschließung und die Verbesserung der Aufenthaltsqualität durch die Umgestaltung der innerörtlichen Freiräume. Dabei werden z.T. auch private Grundstücksflächen, die zum öffentlichen Raum zugeordnet sind, mitbetrachtet und in die Planung einbezogen.
Die Umgestaltungsmaßnahmen im öffentlichen Raum wurden alle mit Mitteln aus dem Landesanierungsprogramm bezuschusst.
Aktuelle Ziele der Gemeinde sind die Entwicklung des Gymnasiums im nordwestlichen Schulzentrum und die Einbindung in die Ortsstruktur.

Zehntscheuerplatz zwischen Kirchhügel und Leinufer
Die Umgestaltung des Zehntscheuerplatzes, des Leinufers und des Bereichs um die katholische Kirche und den Kindergarten waren ein wichtiger Impuls für die Ortserneuerung und somit auch ein wichtiger Anstoß für private Investitionsmaßnahmen.
Der Zehnscheuerplatz wird heute als Festplatz genutzt und bildet mit der Zehntscheune den kulturellen Mittelpunkt der Gemeinde.

Der Fluss Lein ist das prägende Element in Abtsgmünd. Der Flusslauf bildet die eigentliche räumliche Mitte und die Identität für den Ort. Seine Erlebbarkeit ist wichtig. Ausgehend von der Heraushebung des Uferweges/Gerberstraße um die einmündenden Straßen und Platzräume der Gerberstraße und des Zehntscheuerplatzes wurde für diese Raumeinheit ein verbindendes Gestaltungsprinzip umgesetzt.

Die Achse Kirche - Platz - Flussufer beinhalten eine reizvolle Abfolge unterschiedlicher Situationen, die interpretiert und entsprechend akzentuiert gestaltet wurden. Dabei war es wichtig, dass der dörfliche Maßstab nicht verlassen wurde und sich keine überzogenen Details und Materialien in den Vordergrund schieben. Dennoch sollte eine zeitgemäße, moderne Ausstrahlung entstehen, wie es der kraftvollen Gemeindeentwicklung zu eigen ist.

Treppenrampe
Der Aufgang von der Kirchstraße zum südlichen Eingang der Kirche stellt in Verbindung mit der Zehntscheuer als öffentliche Einrichtung eine wichtige räumliche Verbindung dar. Die achsiale Lage der Kirche in ihrer Ausrichtung zum Leinufer unterstützt die besondere Ortssituation. Die neue bequeme Treppenrampe ersetzt eine einläufige Treppenanlage in der Achse Kirche - Flussufer.
Die Stufenrampe mit 9 Steigungen und ca. 1,50 m tiefen Gehrampen ermöglicht ein leichtes Hinaufschreiten zum Kirchenhügel. Parallel zur Treppenrampe ist ein Rampenteil ohne Stufen eingefügt. Trotz der Neigung von ca. 17 % ist damit eine bequeme Benutzbarkeit für Kinderwägen, aber auch für motorbetriebene Rollstuhlfahrer gegeben. Dieser Rampenteil ist mit einem Handlauf zusätzlich gesichert.
Die neue Anlage ist perspektivisch angelegt, um die Topografie des Kirchenhügels zu verstärken. Sie wirkt so als Geste zur Kirchstraße und Zehntscheuerplatz, einladend und übersichtlich. Begleitend zur Treppenrampe wurden parallel zur vorhandenen Mauereinfassung zum Pfarrgarten Kiesflächen angelegt, die mit vier Zierbäumen bepflanzt wurden. Die Treppenrampe wird mit integrierten Mauerleuchten gleichmäßig und dezent ausgeleuchtet.

Zehntscheuerplatz
Der ursprüngliche Platz vor der Zehntscheuer war eine helle wassergebundene Platzfläche ohne besondere Ausprägung, welche so der Warenanlieferung, Lagerung etc. diente. Das Prinzip des flächigen, einheitlichen Belags wurde durch einen homogenen Steinbelag aufgegriffen und der Platz in einen großen autofreien Bereich und in eine Verkehrszone gegliedert. Alter Baumbestand wurde integriert und in eine neue Baumreihe Richtung Flussufer integriert. Eine Brunnenanlage der örtlichen Künstler Alfred Bast und Gabriele Pfitzer gibt der Platzfläche eine angenehme Abwechslung im Sommer, insbesondere für Kinder. Der Platz öffnet sich deutlich zum tiefliegenden Leinufer mit einer ungewöhnlichen Perspektive.

Leinterrasse
In der Abfolge Kirche - Zehntscheuerplatz bildet die Leinterrasse einen besonderen Akzent. Die einfache Form der Terrasse schwebt über dem Flussufer und öffnet den Platz zum Fluss. Der tiefliegende Fluss (Hochwasserschutz) wird damit erlebbar. Durch die Erhöhung der Terrasse gegenüber dem Platz entsteht eine Bühne am Platz, auch als Rückzugsbereich und Balkon über dem Wasser. Die Terrasse kann auch als bespielbare Bühne genutzt werden. Die asymmetrische Dachkonstruktion aus Stahl und Glas ist Ausdruck einer zeitgemäßen Architektursprache und ist ein Merkzeichen für den Ort. Gleichzeitig entsteht ein geschützter, seitlich verglaster Sitzbereich, der jedoch auch als Bühnennebenraum als besonderes theatralisches Element (Vorhang) dienen kann.

Ausbau des Straßen- und Wegenetzes im Gesamtort als gleichwertige Erschließung
Das Straßen- und Wegenetz ist bzw. wird in Abschnitten nach gleichen Material- und Detailprinzipien im gesamten Ortsbereich einheitlich ausgebaut und ist somit Anreiz für notwendige private bauliche Investitionen. Eine besondere Bedeutung erhält dabei die gekurvt verlaufende Hauptstraße als Ordnungselement für Handels- und Dienstleistungsnutzungen im westlichen Ortsbereich.

Einheitliche Bodenmaterialien, Details und kostengünstige Realisierung
Der Wunsch nach Natursteinmaterialien für den Bodenbelag konnte aus Kostengründen grundsätzlich nicht realisiert werden. Dennoch wurde alternativ nach optimierten und geeigneten Kunststeinen gesucht und mit einem Steinsystem mit einer Muschelkalkoptik Bezug zum Natur- und Landschaftsraum hergestellt. Der sich gut einfügende ortstypische Steinbelag wechselt auch bedarfsbezogen mit Asphaltflächen und wassergebundenen Decken als besonderes lokales und regionales Gestaltungselement.

Für die Gesamtsituation war die Ausgestaltung der oft breiten, privaten Vorflächen, die eher zum öffentlichen Raum gehören, wichtig. Hier entstand mit einem individuellen Wechsel von Rasenflächen, Pflaster und ortstypischen wassergebundenen Decken ein funktionales und lebendiges Flächengefüge. Einzäunungen/Einfriedungen wurden grundsätzlich niedrig, möglichst einheitlich gehalten, damit ein liebevolles Gesamtortsbild und kein Eldorado privater abgegrenzter Vorgärten entsteht.

Weitere wichtige stadtgestalterische Elemente sind die ortsbildprägende Bepflanzung und die öffentliche Beleuchtung, welche einzelne Bereiche sanft ausleuchtet und auch akzentuiert. Die Bepflanzungen bestehen aus Baumreihen gleichartiger Baumarten oder akzentuierten Einzelbäumen für besondere Situationen. Mit niedrigen Hecken werden auch Raumabgrenzungen hergestellt.

Insgesamt hielten sich die Kosten im günstigen Rahmen, wobei die Erneuerung der nicht augenscheinlichen Infrastruktur ein wesentliches und tragendes Element der Ortssanierung im Sinne der Nachhaltigkeit ist.