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Award / Auszeichnung | 12/2009

Deutscher Brückenbaupreis 2010

Elbebrücke Mühlberg

DE-04931 Mühlberg/Elbe

Deutscher Brückenbaupreis 2010

Leonhardt, Andrä und Partner, Beratende Ingenieure VBI AG

Architektur, Bauingenieurwesen

VIC Landschafts- und Umweltplanung GmbH

Bauingenieurwesen

DR. SCHUETZ INGENIEURE Beratende Ingenieure im Bauwesen PartG mbB

Bauingenieurwesen

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Verkehr

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2008

Projektbeschreibung

Die Elbebrücke bei Mühlberg ist der zentrale Bestandteil des neuen Verkehrszuges der Staatsstraße S21 Landesstraße L66 und der plangleichen Anbindung an die Bundesstraße B182. Hiermit wird eine leistungsfähige Verkehrsanlage für die weitere infrastrukturelle und wirtschaftliche Entwicklung der Region geschaffen. Die neue Straßenverbindung ist ein Gemeinschaftsvorhaben des Landes Brandenburg und des Freistaates Sachsen. Die Vorbereitung erfolgte in enger Abstimmung zwischenden beiden Straßenbauverwaltungen der Länder, vertreten durch den Landesbetrieb Straßenwesen, Niederlassung Süd und das Straßenbauamt Döbeln. Schon zwischen 1928 und 1935 verfolgte der Brückenbauverein Mühlberg konkrete Pläne zur Realisierung einer Brücke über die Elbe. Gemäß dem 1930 erstellten Bauwerksentwurf sollte dieses Bauwerk aus „Eisenbeton“ 550 m lang sein, eine Stromöffnung von 100 m haben und eine lichte Höhe für die Schifffahrt von 6 m aufweisen. Der Krieg verhinderte die Verwirklichung des Vorhabens. In den 1990er Jahren wurde die Idee einer Brückenquerung bei Mühlberg wieder aufgegriffen.

Die nächsten Elbebrücken liegen ca. 20 km flussauf in Riesa und ca. 24 km flussab in Torgau, so dass der die Elbe querende Verkehr zwischen diesen beiden Brücken auf die Elbfähren in Strehla, Mühlberg und Belgern angewiesen war. Und obwohl die Mühlberger Gierseilfähre mit einem Hilfsantrieb für den Einsatz bei erhöhtem Wasserstand und zum Ablegen bei ungünstigen Strömungsverhältnissen ausgestattet war, stand auch diese Fährverbindung nur zu eingeschränkten Fährzeiten zur Verfügung. Bei Hochwasser, Niedrigwasser oder Eisgang konnten die drei Fährverbindungen nicht genutzt werden. Mit der neuen Elbebrücke Mühlberg entstand in 33 Monaten Bauzeit die erste feste Flussquerung in der südbrandenburgischen Region. Als Regelquerschnitt wurde auf Grund des zu erwartenden Schwerverkehrsanteils von ca. 20 % der Regelquerschnitt RQ 10,5 gewählt. Auf der Oberstromseite der Brücke wird ein Radweg überführt, der westlich der B182 weitergeführt wird und östlich an den Bestand anbindet - damit wird hier die Lücke im internationalen Elbradwanderweg geschlossen.

Das Brückenbauwerk überspannt die Elbe einschließlich der Polderflächen auf einer Länge von 690,5 m , da der Bereich zwischen den beiden bestehenden Deichen zur Sicherung des Hochwasserabflusses freigehalten werden muss. Der Flusslauf der Elbe wurde ohne Strompfeiler mit einer Stützweite von 144 m überspannt. Über der Elbe ist bei Mittelwasser eine Lichte Höhe von 11 m vorhanden. Die Brücke verläuft im Grundriss in einem Kreisbogen mit einem Radius von 1.250 m.

Statisch stellt das Brückenbauwerk einen Durchlaufträger über 12 Felder dar. Der Überbau der Strombrücke wurde über eine Länge von 420,5 m als Hohlkasten in Stahlverbundbauweise ausgeführt. Im Bereich der östlichen Vorlandbrücke geht der Überbau in einen massiven Spannbeton-Mittelträgerquerschnitt über. Das die Brücke prägende Gestaltungs- und Konstruktionselement ist der Strompfeiler am östlichen Ufer mit seiner unverwechselbaren, weithin sichtbaren Öffnung zwischen den Rahmenstielen, die in der Bevölkerung bereits als „das Auge von Mühlberg“ bekannt ist. Der Überbau ist hier bis auf eine Höhe von 10 m angevoutet und löst sich im Bereich des Pfeilers in ein vorgespanntes Zugband und zwei Druckstreben auf.

Die stählernen Druckstreben sind mit einem selbstverdichtenden, hochfesten Beton gefüllt und schließen über Betongelenke an den kurzen Stummelpfeiler an. Eine besondere Herausforderung war die Herstellung der Betongelenke mit einem sehr hohen Bewehrungsgrad. Um diese anspruchsvolle Aufgabe zu lösen, wurde neben umfangreichen Laborversuchen auch ein Probekörper hergestellt, der in seiner Kubatur einem etwa 2,50 m hohen Abschnitt eines Schrägstieles entsprach. Der aufgeschnittene Probekörper lieferte wesentliche Erkenntnisse für die Betonrezeptur und die Einbautechnologie am „Original“.

Das Bauvorhaben liegt in einem sensiblen Landschaftsraum, in dem zahlreiche europäische Schutzgebiete aufeinandertreffen. Zudem erstreckt sich westlich der Elbe großflächig das Europäische Vogelschutzgebiet „Teichgebiet und Elbaue bei Torgau“.

Die Elbe ist in diesem Bereich ein europaweit bedeutender Zugvogelkorridor. Deshalb war im Ergebnis der Umweltplanung und Brutvogelkartierung zur Verhinderung von Vogelschlag gegen den Fahrzeugverkehr auf dem Brückenwerk eine beidseitige, 4 m hohe Kollisionsschutzwand anzuordnen. Sie wurde mit maximaler Transparenz hergestellt, um den hohen Schlankheitsgrad des Bauwerkes in seiner Sichtbarkeit zu erhalten. Die Querung der Elbaue erforderte weitere Maßnahmen, um mögliche Beeinträchtigungen für Pflanzenarten, die zum Teil auf der Roten Liste der Länder Brandenburg und Sachsen stehen, auf ein Minimum zu reduzieren. Zudem musste beachtet werden, dass die Elbe einschließlich der Elbdeichvorländer und die in die Elbe mündenden Fließgewässer wie die Dahle ein wichtiges Habitat für Biber und Fischotter sind. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören unter anderem das Freihalten der Uferzonen von Brückenpfeilern und die Reduzierung des Baufeldes. Durch die Komplexmaßnahme zur Aufwertung der Auen (u.a. Extensivierung von Grünland sowie Anlage von Extensivgrünland im Vorlandbereich und Bereich der Dahle) erfolgt eine Renaturierung der baubedingt beanspruchten Flächen und die Kompensation der Eingriffe in den Landschaftsraum. Insgesamt wurden auf rund 21,8 ha Landschaftspflegerische Maßnahmen durchgeführt. Die Finanzierung des Bauvorhabens erfolgte aus Mitteln des Landes Brandenburg und des Freistaates Sachsen. Das Vorhaben wurde von der Europäischen Union im Rahmen des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) kofinanziert.

Mit dieser Elbebrücke wurde ein Bauwerk geschaffen, das die Landschaft nicht dominiert, sondern das sich mit seiner Schlankheit und Eleganz, mit seinen sanften Bögen und seiner Transparenz wunderbar in den einzigartigen und sensiblen Naturraum der Elbniederung bei Mühlberg einfügt.