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Award / Auszeichnung | 09/2010

Niedersächsischer Staatspreis für Architektur 2010 - Bauen für Soziales, Gesundheit und gewerbliche Dienstleistungen

Gradierwerk Solearena im Solepark - Landesgartensch au Bad Essen 2010

Gradierwerk Solearena im Solepark - Landesgartensch au Bad Essen 2010

SoleArena Kurpark Am Freibad

DE-49152 Bad Essen

Nominierung

Lützow 7 Müller Wehberg Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

JKL PartG mbB Landschaftsarchitekten und Stadtplaner Prof. Dirk Junker & Lennart Harmeling

Landschaftsarchitektur

Architekturbüro Rehage

Architektur

Ingenieurbüro Rüdiger Jockwer GmbH

Bauingenieurwesen

ifw Ingenieurbüro für Wassertechnik

Bauingenieurwesen

Gemeinde Bad Essen

Bauherren

Landesgartenschau Bad Essen 2010 GmbH

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Landschaft und Freiraum

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2009
    Fertigstellung: 04/2010

Projektbeschreibung

SoleArena Landesgartenschau Bad Essen, Bad Essen

Anlass: Im Rahmen der Landesgartenschau Bad Essen 2010 ist der Kurpark des Ortes, dessen Herzstück die Sole Arena darstellt, zwischen April 2009 und April 2010 umgeplant und realisiert worden. Die vorhandene Anlage des in die Jahre gekommenen Kurparks wurde vollständig überplant, lediglich der alte, malerische Baumbestand am Hang des Wiehengebirges ist in die neue Konzeption der Anlagen integriert. Die Lage am Hang des weiten bewaldeten Höhenrückens mit imposanten Blickpunkten auf den Ort und auf die sich anschließende Tiefebene des norddeutschen Tieflandes zeichnet eine besondere Lagegunst des kleinen Kurparks aus. In Zukunft kann das Ensemble nach der Beseitigung aufgelassener Gebäude und unter Hinzuziehung weiterer am Hang liegender Flächen erweitert und landschaftsräumlich weiter optimiert werden.

Bad Essen erhielt 1977 die staatliche Anerkennung zum Heilbad und 1996 die staatliche Anerkennung zum Thermalsole-Heilbad. Vor diesem Hintergrund entstand in der Gemeinde die Akzeptanz zur Planung eines Gradierwerkes im Rahmen eines konkurrierenden Workshop Verfahrens zur Ausrichtung der Landesgartenschau 2010. Gradierwerke dienten vor über 500 Jahren der Salzgewinnung und wurden in der Regel aus einem mit Stroh, später auch Reisig gestopften, hölzernen Fachwerk gebaut. Erst um die Wende des letzten Jahrhunderts wurde die der Gesundheit dienliche Atmosphäre um die Gradierwerke erkannt und zur Behandlung von Atemwegserkrankungen zunehmend genutzt.

Sole Arena: Die historisch überkommene Bauweise der Anlagen wird in Bad Essen in zeitgenössischer Formensprache interpretiert und in eine dem Ort angepasste Dimension gebracht. Die Ursprüngliche Funktion eines Gradierwerkes tritt hier vollständig in den Hintergrund, die therapeutischen Aspekte sowie Ästhetik und Integration in die Umgebung treten in den Vordergrund des landschaftlichen und hochbaulichen Entwurfs. Der Vorgang der historisch gesehen dem Bau von Gradierwerken Anlass gebenden Salzgewinnung ist die Konzentration des Salzgehaltes in der Sole und wird durch die Verdunstung von Sole mit geringem Salzgehalt an der Luft erzielt. Eben dadurch entsteht die der Gesundheit förderliche Atmosphäre im Nahbereich der Gradierwände. Der Aufenthalt an einem Gradierwerk kann die Qualität der Luft betreffend durchaus mit dem Aufenthalt am Meer verglichen werden. Der Besuch eines Kurortes mit Park und Anwendung wirkt bei heilbedürftigen und auch gesunden Menschen erholsam und wohltuend auf Körper und Seele.

Die Sole Arena in Bad Essen bietet im Gegensatz zu den meisten historischen Formen einer solchen Konstruktion eine Aufenthaltsmöglichkeit im Inneren der Rotunde der Gradierwände. Dieser Raum ist mit einer Sole Schale (Brunnen), feinem Nebel (Düsen) und einem Solequell in der Schale ausgestattet.

Dieses kleine Gradierwerk thematisiert im Rahmen der Landesgartenschau Bad Essen das Element Wasser, das der Besucher hier im Park sinnlich erfahren kann. Zunächst erkennt der Flaneur im Park die skulpturale Form des Bauwerks im Grundriss einer Wankelscheibe mit weiten Öffnungen, die das bauliche Volumen der Kubatur andeuten. In der Annäherung wird die Sole, die an 6m hohen Reisigwänden herunter rieselt, zunehmend erfahrbar. Schließlich kann der Besucher das Wasser sehen hören und riechen. Im Inneren, umschlossen vom rieselnden Wasser an den Reisigwänden, findet der Besucher eine überquellende Brunnenschale. Hier wird das Wasser auf der Haut spürbar, lässt sich auf den Lippen schmecken, kann berührt und geschöpft werden. Auffangbecken nehmen am Fuß der Reisigwände die Sole auf. Der Rand der inneren Becken ist mit Holzauflagen versehen und dienen als Sitzgelegenheit, laden zum verweilen ein. Die Sole Arena ist als kontemplativer Ort der Ruhe, Entspannung und Meditation entworfen. Der Innenraum wird durch drei Zugänge erschlossen, deren Form ebenso, wie die der den Eingängen gegenüberliegenden Sichtfenster den Grundriss des Bauwerks aufnehmen. Die Formensprache, der nach innen sich verjüngenden Öffnungen unterstützt die zeitgenössische, informale Interpretation des Themas Gradierwerk. Von Innen und Außen bieten die Öffnungen gezielt gerichtete Ein- und Ausblicke in den Raum und die Landschaft des Parks. Der bei Dunkelheit illuminierte Sole Nebel im Innenraum verleiht dem Ort eine gewisse mystische Atmosphäre.

Die Umgebung der Sole Arena ist von Salz liebenden Pflanzen geprägt, die weniger durch ihre Blütenpracht als durch ihre Struktur beeindrucken. Stahlblaue Gräser, Strandhafer und Zwergweiden prägen das Bild der Vegetation an der Sole Arena. Durch die behutsame Integration des Bauwerkes in die bestehende Topographie, den umgebenden Baumbestand und die Position im Landschaftsraum erhält der Neubau die Selbstverständlichkeit eines bestehenden Ensembles.

Konstruktion: Die Sole Arena wurde nach historischem Vorbild fast ausschließlich aus Holz gebaut. Eine Fachwerkkonstruktion die mit Reisig (Schwarzdorn) gefüllt wurde dient als Verdunstungsfläche. Insgesamt hat sie eine Fläche von 540 m² und einen mittleren Umfang von 45m. Für die Konstruktion wurden 1.500m Kanthölzer und für die Bedornung 1.000m Latten verbaut. Hölzerne Kastenrinnen verteilen in 6 Metern Höhe die herauf gepumpte Sole auf die Dornenwände Außen und Innen. Drei Auffangbecken von ca. 200 m² nehmen Fachwerkstützen und Solewasser auf. Die Tiefe der Konstruktion von 6,30 m ist nur zu erahnen, da diese von Reisigbündeln abgedeckt werden. Innen und Außen sind 70 cm Sole im Auffangbecken sichtbar.
Insgesamt fasst das Gradierwerk 50 m³ Sole, die zu Anfang 4 bis 10% Salzgehalt enthält. Durch das gradieren steigt die Konzentration auf ca. 25% Salzgehalt/ Liter an.


Entwurf SoleArena und Arenaplatz: Lützow 7 C.Müller J.Wehberg Landschaftsarchitekten, Berlin
Ausführungsplanung und Bauleitung Hochbau: Architekturbüro Rehage, Bad Rothenfelde
Statik: Ingenieurbüro Rüdiger Jockwer GmbH, Berlin
Wasser- und Brunnentechnik: ifw Ingenieurbüro für Wassertechnik, Jürgen Fiedler, Berlin
Bauleitung: JKL Junker und Kollegen Landschaftsarchitektur, Bramsche

Entwurf und Konzept der Landesgartenschau Bad Essen Solepark und Serpentinengarten:
Arge LAGA Bad Essen
Lützow 7 C.Müller J.Wehberg Landschaftsarchitekten, Berlin
JKL Landschaftsarchitektur Prof. Dirk Junker und Kollegen, Bramsche

Links:
http://www.youtube.com/watch?v=jGv0tLJdh5o