Holzbaupreis Bayern 2010

Einleitung

Als zentrales Projekt der städtebaulichen Entwicklung Rosenheims verbindet der Mangfallpark, der im Rahmen der Landesgartenschau Rosenheim 2010 entstanden ist, die Stadt mit ihren Flüssen: Inn, Mangfall, Hammerbach und Mühlbach. Drei Landschaftsstege leiten von der Stadt in die Flusslandschaft - sie sind hybride architektonische Elemente, sind Brücke, Promenade, Rampe, und Aussichtspunkt zugleich. Die drei Geh- und Radwegbrücken Mangfall 1, 2 und 3 wurden als innovative Holzkonstruktionen ausgeführt.

Holz als Baustoff

Holzverarbeitung und Holzbau haben in der Holzstadt Rosenheim eine lange Tradition.
In diese Tradition stellen sich die Holzkonstruktionen der Mangfallbrücken, die den Baustoff Holz nicht nur aus ökologischen Gründen einsetzen, sondern in ihm eine Alternative zur Stahlbauweise aufzeigen. Die homogenen blockverleimten Querschnitte der Holzträger erreichen geringe Konstruktionshöhen, die zu schlanken Brückenbauwerken führen. Der konsequente konstruktive Holzschutz macht das Holz
als Baumaterial sichtbar und erhöht die Lebensdauer der Brücken.

Mangfallbrücke 1

Die Mangfallbrücke 1 ist Endpunkt und Aussichtsplattform des urbanen Promenadensteges. Von diesem Punkt bietet sich ein weitläufiger Blick über die Mündung von Inn und Mangfall hin zu der Silhouette der Alpen. Der Überbau der Brücke besteht aus blockverleimten Brettschichtholzträgern der Güte Gl 28c mit dem statischen System eines Einfeldträgers (16 m) mit Kragarm (8 m). Darüber liegen zwei Abdichtungsebenen und der Gehbelag aus Lärchenholzbohlen. Der Holzträger wurde mit einer weißen Holzlasur gestrichen, die die Struktur des Holzes erhält und den Charakter des hellen Holzes konserviert. Der Stützenunterbau eines einhüftigen Stahlrahmens reduziert die Biegung am Kragarmende und reguliert das dynamische Verhalten der Brücke.

Mangfallbrücke 2

Die Geh- und Radwegbrücke Mangfall 2 ist Teil des 193 m langen Mangfallsteges, der die schmale Landzunge des Innspitz barrierefrei an die Altstadt Rosenheims anbindet. Der Überbau der Brücke besteht aus blockverleimten Brettschichtholzträgern mit dem statischen System eines Durchlaufträgers über vier Felder. Die Gesamtlänge der Brücke beträgt 78 m, die Anfangsbreite 4,50 m, die Endbreite 3,30 m. Die Einzelstützweiten sind 16-16-30-16 m, bei einer Trägerhöhe von 40 cm am Brückenanfang und 85 cm in der Brückenmitte. Die vier Blocksegmente sind mittels eingelassener Schlitzbleche und Stabdübel biegesteif miteinander verbunden. Der Unterbau besteht aus drei X-förmigen Stahlstützen, deren Schenkel sich zu den Enden verjüngen. Die Stützen sind in Brückenlängsrichtung geneigt und bilden zusammen mit dem Brückenträger ein Trapezsprengwerk. Da die Abdichtungsebenen über die Konsolen hinweg bis zum Randabschluss geführt sind, ergibt sich für den blockverleimten Träger ein optimaler konstruktiver Holzschutz. Im Sinne der DIN 1074 (09/2006) stellt der Brückenträger ein geschütztes Tragwerk dar, wodurch auf einen chemischen Holzschutz vollständig verzichtet werden kann. Das Geländer mit asymmetrischen x-förmigen Pfosten und einem Füllgewebe aus Edelstahlspanndraht verstärkt in seiner Dynamik die Bewegungsrichtung zum Wasser.

Mangfallbrücke 3

Die Geh- und Radwegbrücke Mangfall 3 ist Teil des 147 m langen Nicklwiesensteges, der städtische Schul- und Freizeiteinrichtungen mit den Spiel- und Sportangebot im Mangfallpark Süd zusammenbindet. Der Überbau der Brücke besteht aus blockverleimten Brettschichtholzträgern mit dem statischen System eines Durchlaufträgers über drei Felder. Die Gesamtlänge beträgt 64 m, die Anfangsbreite 5,20 m, die Endbreite 3,60 m. Die Einzelstützweiten sind 20-29,5-14,5 m, bei einer Trägerhöhe von 45 cm am Brückenanfang und 75 cm in der Brückenmitte. Der Unterbau besteht aus zwei X-förmigen Stahlstützen, deren Schenkel sich zu den Enden verjüngen. Die Stützen sind in Brückenlängsrichtung geneigt und bilden zusammen mit dem Brückenträger ein Trapezsprengwerk. Die Gestaltung und die Konstruktion der Brücke ist identisch mit den Brücken Mangfall 1 und 2. Durch die einheitliche Ausführung der Mangfallbrücken und die Gemeinsamkeit der Lage an der Mangfall, sind diese als Brückenfamilie erlebbar.


Planungszeitraum: 2006 – 2009

Ausführungszeitraum: 2008-2010

Bausummen netto:
Brücke Mangfall 1 : 336.000 €
Brücke Mangfall 2 : 979.000 €
Brücke Mangfall 3 : 1.059.000 €

Bauherr:
LGS Rosenheim 2010 GmbH, Schönfeld Str. 17, 83022 Rosenheim

Objektplanung:
a24_landschaft , Robel Swillus und Partner, freie Architekten und Landschaftsarchitekten, Käthe-Niederkirchner-Str. 6, 10407 Berlin

Tragwerksplanung:
Sailer Stepan und Partner GmbH, Beratende Ingenieure für Bauwesen VBI, Ingolstädter Str. 20, 80807 München

Ausschreibung, Bauleitung, örtliche BÜ (Sub):
TBU Ingenieurbüro GmbH , Krenmoosstr. 3, 85757 Karlsfeld

Wasserbau und Geotechnik:
Aquasoli GmbH & Co. KG, Bahnhofplatz, 82041 Deisenhofen

Prüfingenieur:
Prof. Dr.-Ing. Heinrich Kreuzinger, München

Ausführung inkl. Holzbau:
Grossmann Bau GmbH & Co. KG, Äußere Münchner Str. 20, 83026 Rosenheim