modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Award / Auszeichnung | 03/2011

Deutscher Landschaftsarchitektur-Preis 2011

Schloss Freudenstein – Umbau zum Sächsischen Bergarchiv und Mineralogische Sammlung (Außenanlagen)

DE-09599 Freiberg

ein 1. Preis

Landschafts.Architektur Birgit Hammer

Landschaftsarchitektur

Stadt Freiberg/Sachsen

Bauherren

PROJEKT PRO

Hersteller

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Landschaft und Freiraum, Tourismus, Gastronomie

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2009

Projektbeschreibung

Entstanden aus einer Burg, mehrfach umgebaut zum Schloss, später genutzt als Hospital, Gefängnis, Getreidelager, drohte schließlich Anfang des 21. Jahrhunderts der Verfall des Freiberger Schlosses. Vor diesem Hintergrund ist es ein besonderer Glücksfall, das dass Schloss Freudenstein heute als Aufbewahrungsort für herausragende und einmalige geowissenschaftliche Exponate dient. Mit dem Schloss hat die Stadt Freiberg ein wichtiges Zeugnis sächsischer Geschichte zurückerhalten und eine Schatzkammer von internationalem Rang hinzugewonnen. Der Schlosskomplex besteht aus einem Ensemble unterschiedlichster, aus verschiedenen Bauepochen stammender Gebäudeteile, die im Wesentlichen drei Außenbereiche einschließen: den Neuen Schlosshof, den Alten Schlosshof und den Schlossgraben. Die der Öffentlichkeit zugänglichen Nutzungen werden über den Neuen Schlosshof erschlossen. Aufgrund seiner Funktion als Entree für die Mineralogische Sammlung und das Sächsische Bergarchiv, sowie als Ort für Veranstaltungen, Theater- und Konzertaufführungen sollte sich der Neue Schlosshof in Zukunft als ein mineralisch geprägter Hof präsentieren. Pläne, die über die frühere Nutzung und Gestaltung Auskunft geben könnten sind nicht mehr existent.

Bei der Neugestaltung des Hofes stand die Vorstellung im Vordergrund, die Hofebene als fünfte Fassade zu begreifen, d.h. die Farbigkeit der „Grundplatte“ sollte stark an den Tonwert der Gebäudefassaden angenähert werden. Inspiriert durch die Nutzung des Schlosses als Präsentationsort für die weltgrößte Mineraliensammlung wird die Grundfläche als ein stark vergrößertes „Bild“ inszeniert, dass sich dem Besucher erst bei näherer Betrachtung als Strukturbild eines Minerals entschlüsselt. Die Oberfläche stellt eine Kodierung mit Informationen dar. So wie eine Gravur ist sie mit geschriebenen Texten oder Bildern vergleichbar. Sie verweist nicht auf das Material, sondern nutzt seine Spezifik, seine Eigenschaften um eine Erzählung oder ein Gespräch zu beginnen. Mineralien werden 7 unterschiedlichen Kristallsystemen zugeordnet - die von uns ausgewählten Kristalle sind charakteristische Formen des kubischen Kristallsystems. Freiberg ist eine alte Stadt des Silberbergbaus und Silber gehört beispielsweise dem kubischen Kristallsystem an. Die Auswahl der Kristalle erfolgte in enger Abstimmung mit dem für dieses Fachgebiet an der Bergakademie Freiberg zuständigem Professor Dr. Heide. Die Ausführung folgt der Idee, dass die aus 12 cm starken Granitplatten gebildeten „Kristalle“ in eine Grundfläche aus Gussasphalt „eingelegt“ werden. Aus Gründen der Bauwerksabdichtung wurde eine vollständige Versiegelung der Hoffläche gefordert. Die „Kristalle“ sind zwischen 4 und 5 qm groß und wurden aus mehreren Einzelplatten zusammengesetzt. Durch eine unterschiedliche Oberflächenbearbeitung (geflammt, scharriert, gestockt, fein gestockt) werden Farbnuancen erzeugt, die den „Kristallen“ eine plastische Wirkung verleihen, die insbesondere bei feuchtem Wetter deutlich hervortritt. Die zwischen den „Kristallen“ entstehenden, im Durchschnitt 30-120 cm breiten Fugen wurden mit Gussasphalt ausgefüllt. Zum Einsatz kam ein abgestreuter Gussasphalt mit einem an die Farbigkeit der Granitplatten angepassten Naturstein-Splittgemisch.

Archäologische Spuren wie der alte Bergfried wurden durch eine punktierte Linie aus Messingplättchen sichtbar gemacht. Im Abstand von 25 cm wurden Kernbohrungen ausgeführt, in die 30 mm große und 5mm starke Messingplättchen eingeklebt wurden.
Sämtliche Ergebnisse der archäologischen Grabungen wurden im Boden gesichert: durch den Einbau eines mineralischen Bettungsmaterials das verdichtungslos eingebaut wird, sich anschließend durch den Plastifikator WBM-PLATROS verfestigt und jederzeit mit dem Spaten wieder gelöst werden kann, können die Grabungen jederzeit wieder freigelegt werden.

Im Bereich des Alten Schlosshofes und des Schlossgrabens standen die Sicherung und Wiederherstellung der alten Befestigungsmauern, der Wiederaufbau des alten Wehrturmes einschlieĂźlich der durch unser BĂĽro realisierten historischen Treppenanlagen im Vordergrund. Vorgefundenes Pflaster (gemischtes Wildpflaster) wurde gesichert und wieder eingebaut.

Die Planung einer insgesamt 150m langen Geothemietrasse einschließlich der Überwindung eines Höhenunterschieds von 8m zwischen dem Alten Schlosshof und den Wallanlagen oblag ebenfalls unserem Büro.