modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Award / Auszeichnung | 03/2011

Deutscher Landschaftsarchitektur-Preis 2011

Wohnumfeldgestaltung München Au

DE-81669 München, Paulanerplatz

Sonderpreis Wohnumfeld, Würdigung

Teutsch Ritz Rebmann Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

ABS O Architekturbüro Stocker

Architektur

GWG Städtische Wohnungsgesellschaft München mbH

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Landschaft und Freiraum

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2006

Projektbeschreibung

RÄUMLICHE EINORDNUNG DER SIEDLUNG
Die Lenzsiedlung ist eine in den 70er und 80er Jahren gebaute Siedlung in der Stadt Hamburg. Sie befindet sich im Hamburger Bezirk Eimsbüttel, am südlichen Rand Lokstedts - an die Stadtteile Stellingen und Eimsbüttel grenzend.

ENTSTEHUNG
Die Großsiedlung entstand nach dem städtebaulichen Leitbild „Urbanität durch Dichte“ in zwei Phasen. Zunächst entstand in den Jahren 1976 und 1978 der südliche Teil mit 9- bis 13-geschossigen Hochhäusern. Der nördliche Teil mit 3- bis 5-geschossigen Klinkerbauten war 1984 bezugsfertig. Die Häuser wurden fast ausschließlich im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus errichtet. Insgesamt beinhaltet die Lenzsiedlung 1130 Sozialwohnungen. Der größte Teil ist im Besitz der Siedlungs Aktiengesellschaft Hamburg (SAGA).

BEWOHNERSTRUKTUR
In der Siedlung leben rund 3000 Menschen.
Im Jahr 2007 sind
- 30 % der Einwohner Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre,
- 10 % sind über 65 Jahre alt.
In der Siedlung wohnen viele junge Familien.

Der Anteil von Anwohnern anderer Herkunft beträgt 40 %. Bei den 25- bis 29-Jährigen liegt der Anteil bei über 60 %. Der Anteil der Erwerbslosen liegt bei 14,8 % und somit weit über dem Bundesdurchschnitt. Im Jahr 2005 bezog jeder dritte Bewohner Sozialleistungen nach dem SGB2 und SGB12.

AUSGANGSSITUATION DER WOHNUMFELDVERBESSERUNG
Das Plangebiet hat eine Größe von ca. 38.600 qm und sollte in 5 Bauabschnitten geplant und realisiert werden. Bauherr war das Hamburger Wohnungsbauunternehmen SAGA Siedlungs Aktiengesellschaft Hamburg, sowie beim 6. Baulos eine private GbR.
Zu Beginn der Planungsphase - im Jahr 2000 - bestand in der Siedlung ein unverkennbarer Instandhaltungs- und Investitionsstau bei Gebäude und Außenanlagen. Die in den 70ern geschaffenen Angebote für Spielen, Bewegung und Aufenthalt im Freien waren abgenutzt und verschlissen. Die Freiflächen vermittelten einen düsteren, verwahrlosten Eindruck und waren mitverantwortlich für das schlechte Image des Gebäudekomplexes im Stadtteil, sowie der gesamten Stadt Hamburg. Ein Einfluss auf die zu beobachtende Aggressivität der jugendlichen Bewohner, sowie die Häufung von Vandalismusschäden wurde angenommen.

Potentiale lagen jedoch in der guten Infrastrukturanbindung durch einen U-Bahn Anschluß, der Nähe zum Kerngebiet des Stadtteils, in den bereits vorhandenen sozialen Angeboten des benachbarten Bürgerhauses und den räumlichen Möglichkeiten durch den grünen Innenhof und die umliegenden Freiflächen.

Durch die Stadt Hamburg wurde ein Quartiersentwicklungskonzept für das Stadtgebiet erstellt. Der Bauherr ergänzte dies mit umfangreichen Bewohner-Beteiligungsaktionen und flocht die Leitziele der Neuplanung in den Maßnahmenkatalog des Quartierskonzepts ein.

ZIELE
- Entwicklung eines Freiraumkonzeptes, welches den unterschiedlichen Anforderungen an die Freiflächen entspricht
- Anbindung des benachbarten Bürgerhauses mit seinem umfangreichen sozialen Angeboten
- und den ebenfalls neu zu entwickelnden Freiflächen des umliegend als „Bewegungsräume“ bezeichneten Areals.
- Verbesserung des Images und der Einbindung der Siedlung ins städtebauliche Umfeld
- unter anderem durch ein klares Wegekonzept im Innenhof
- und das Herausstellen der übergeordneten Bedeutung der Siedlungszugänge
- Aktivierung und Einbezug der Bewohner in die Planung zur Steigerung deren Identifikation mit der Siedlung
- Äußerster Wert wurde hierbei auf die Nachhaltigkeit der Planung, die Durabilität des Angebotes und die Optimierung des Mitteleinsatzes gelegt.

BETEILIGUNGSAKTIONEN
Im Rahmen der Quartiersentwicklung wurden bereits Fragebögen an Kinder und Jugendliche Bewohner verteilt, in Gemeinschaftsaktionen wurden Spielraum-Collagen und ein Innenhofmodell im Maßstab 1:200 erstellt und eine anliegende Schule veranstaltete eine Projektwoche zum Thema der Wohnumfeldverbesserung.

Im benachbarten Bürgerhaus gelang es unter Zusammenwirken zahlreicher Vereine, die Bewohner zu aktivieren und in den Planungsprozess einzubinden. Im Rahmen zahlreicher Veranstaltungen wurden Wünsche und Ideen der gesamten Bewohnerschaft gesammelt und in Model und Plan visualisiert und ausgestellt.

PLANUNGSVORGEHEN
Outside! Landschaftsarchitekten begann zu diesem Zeitpunkt -vom Bauherren beauftragt- mit Planungsund Beteiligungsaktionen für die Freiflächen um die Senioreneinrichtung in der Siedlung. Dieser nördliche Bereich mit einer Fläche von ca. 4.200 qm berücksichtigt insbesondere die Nutzungsansprüche der Älteren Bewohnerschaft.

Es schloss sich der Auftrag für ein Gesamt-Wegekonzept des Innenhofs an, welches ebenfalls von den bereits gesammelten Erkenntnissen der Aktivierungs- und Beteiligungsveranstaltungen profitierte.

So konnte als nächste Maßnahme die südlichen zentralen Innenhoffläche als Spiel- und Aufenthaltsbereich realisiert werden. Hier entstanden vielfältige und anregende Spielbereiche für ein gemeinsames Spiel der älteren Kinder, sowie eingefriedete Bereiche, zugeschnitten auf die Nutzung durch Kleinkinder und Betreuungspersonen.

Die Möglichkeiten eines Mit- und Nebeneinanders unterschiedlicher Gewohnheiten und Bedürfnisse sollten durch das Anlegen ineinander übergehender Areale in einer lebendigen, bewegten Topographie ermöglicht werden. Besonders gut angenommen ist ist hier ein mit blauem Gummibelag beschichtetes, aus Beton geformtes, Sofa-ähnliches Sitzobjekt in Form einer ca. 30m langen Schlange.

Zeitgleich zur Freiflächenerneuerung wurden von 2001-2005 die Gebäude modernisiert und energetisch saniert. Sukzessive den Fassadenarbeiten folgend, konnten bis 2005 in Hausnähe die Eingangsflächen und Terrassen bzw. Mietergärten erneuert werden.

Der Siedlungszugang im Südwesten wurde in Abstimmung mit der Stadt Hamburg zu einer einladenden städtischen Fläche. „Platzwächter“ aus Sandstein gehauen, unterstreichen eine neue Identität. Daneben entstanden Treffpunkte an Orten mit Publikumsverkehr für Jugendliche zum „Sehen und-gesehenwerden“.

Die Thematik des „Platzwächters“ wurde am Südöstlichen Siedlungszugang im 4. Baulos wieder aufgenommen. An dieser Stelle sollte jedoch unter Verwendung einer anderen Formensprache ein weniger belebter Siedlungseingang entstehen.

Entlang der in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Julius-Vosseler-Straße wurden die Gebäudezugänge erneuert. Bereiche in unmittelbarer Fassadennähe sind durch Hochbeete vor den Erdgeschossfenstern „privatisiert“.

Mit gleichen Mitteln arbeitete das Gestaltungskonzept des 5. Bauloses, welches zusätzlich die erforderliche Feuerwehrrettungstrasse integriert. Es galt die Eingangsbereiche funktional und lebendig zu gliedern. Nutzungskonflikte durch Ballspiele in den Eingangsflächen wurden durch eine differenzierte Belagswahl begegnet.

Als abschließendes Baulos band sich 2008 der private Eigentümer des nord-östlichsten Gebäudekomplexes an das gestalterische Gesamtkonzept an und beauftragte Outside! Landschaftsarchitekten mit der Fortführung der Gestaltung auf seinem Areal. Es sollte bewusst keine Abgrenzung seines ebenfalls modernisierten und energetisch sanierten Gebäudes im Kontext der Siedlung geben. Auch hier wurden die Gemeinschafts- und Spielflächen im Freien erneuert.

FAZIT
Insgesamt entstand hier qualitätsvoller und differenzierter Freiraum für eine Bewohnerschaft, die durch ihre Beschaffenheit den planerischen Focus auf die Gestaltung von Lebensraum richtet, der ein Zusammensein in aller Vielfalt einschließlich aller daraus entstehenden Hindernissen und Chancen zu unterstützt.

Der Entstehungsprozess unter Einbezug der Bewohner erscheint maßgeblich für die Identifikation und Annahme des Ortes und gilt in der Lenzsiedlung als gelungen.