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Award / Auszeichnung | 09/2008

Deutscher Städtebaupreis 2008

Elefantensiedlung

DE-89231 Neu-Ulm

Belobigung

nps Bauprojektmanagement GmbH in Ulm und Stuttgart

Architektur

ver.de Landschaftsarchitekten Stadtplaner Partnerschaftsgesellschaft mbB

Landschaftsarchitektur

Straub Tacke Architekten

Architektur

NUWOG, Wohnungsgesellschaft der Stadt Neu-Ulm GmbH

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Landschaft und Freiraum, Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    30.000m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 11/2006

Beurteilung durch das Preisgericht

nps erhält Belobigung für Elefantensiedlung in Neu-Ulm

Am 8. Oktober wurde in Berlin der Deutsche Städtebaupreis 2008 verliehen. Die nps Bauprojektmanagement GmbH aus Ulm hatte sich zusammen mit den beteiligten Planern Straub Tacke, Prof. Arno S. Schmid + Manfred Rauh und Büro ver.de für den Sonderpreis „Die Stadt der Nachkriegsmoderne“ beworben. Die von nps geleitete Quartiersanierung der Elefantensiedlung in Neu-Ulm wurde von der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung mit einer Belobigung ausgezeichnet.

Der parallel zum Deutschen Städtebaupreis ausgelobte Sonderpreis ist in diesem Jahr dem sachgerechten Umgang mit dem baulichen Erbe der 1950er und 1960er Jahre gewidmet. Er prämiert das „Aufspüren“ zukunftsweisender Felder der Stadtplanung und neuer Wege in der Sanierung und Modernisierung. Aus 50 eingereichten Projekten hat eine internationale Jury unter Leitung von Prof. Michael Braum, dem Vorstandsvorsitzenden des Bundesstiftung Baukultur, die Elefantensiedlung ausgewählt und mit einer Belobigung prämiert.

Die Neu-Ulmer Elefantensiedlung – ihr Name leitet sich ab von dort platzierten Elefantenskulpturen aus Beton – wurde zwischen 1952 und 1955 nahe der Innenstadt errichtet. Ursprünglich war sie für Kriegsheimkehrer und Flüchtlinge vorgesehen. Die Wohngebäude verteilten sich sternförmig um eine zentral gelegene Wiese. 1993 kaufte die Wohnungsgesellschaft der Stadt Neu-Ulm (NUWOG) dem Bund die rund 30.000 Quadratmeter große Siedlung ab. Inzwischen boten die 372 Wohnungen vor allem Gastarbeiterfamilien und Menschen mit geringem Einkommen günstigen Mietwohnraum – insgesamt 15.300 qm, im Wesentlichen Zwei-Zimmer-Wohnungen mit einer durchschnittlichen Wohnfläche von 41,5 qm.

Die Sozialstruktur war einfach – und das sollte auch so bleiben, als der Freistaat Bayern die Elefantensiedlung innerhalb seines Modellvorhabens „Lebendige Wohnquartiere für Jung und Alt“ als beispielhafte Projektmaßnahme auswählte und schließlich auch förderte. Das Gesamtkonzept unter der Bauherrschaft der NUWOG sah eine kostengünstige Modernisierung vor, die es den Mietern ermöglichen sollte, auch nach der Sanierung in der Siedlung wohnen zu bleiben. Schon deshalb wurde eine enge Preisgrenze festgelegt: 500 Euro pro Quadratmeter durften nicht überschritten werden. Mit der Generalplanung wurde die nps Bauprojektmanagement GmbH aus dem benachbarten Ulm beauftragt. Für die Planung des Gemeinschaftshauses, der Heizzentrale und der Freianlagen des BA 2-5 wurden über einen Wettbewerb das Büro straub + tacke architekten aus München und das Büro ver.de Landschaftsarchitektur aus Freising gewonnen.

Vorgaben und Besonderheiten

Die Renovierung startete 2002, endgültig abgeschlossen werden konnte sie im Herbst 2007. Vor ihrer Modernisierung war die Siedlung grau und gesichtslos, der Wohnstandard durchweg niedrig: Einzelöfen und veraltete sanitäre Einrichtungen waren der Regelfall. Heute leuchten die 24 Bestandsgebäude sowie das neu gebaute Gemeinschaftshaus in kräftigen Farben, sie sind umfassend isoliert und mit neuen Sanitäreinrichtungen versehen. Elektrik und Heizung sind auf dem neuesten Stand – der Energiebedarf der Wohnungen wurde um rund die Hälfte verringert, mehr als 90 Prozent wird durch den Einsatz regenerativer Energien abgedeckt. Besonders stolz ist Robert Scholz, Architekt und einer der beiden Geschäftsführer von nps, dass er bei dem Projekt einen Bruttopreis von 508 Euro eingehalten hat.

Bereits vor Beginn der Umbaumaßnahmen wurden die Bewohner der Siedlung über den Ablauf und die anstehenden Arbeiten unterrichtet. Um optimale Lösungen zu finden, untersuchte man gemeinsam mit Mietervertretern verschiedene Varianten. Dadurch wurde nicht nur die Akzeptanz der Bewohner gegenüber den geplanten Maßnahmen gestärkt, sondern auch die Identifikation der Mieter mit der Siedlung.

Eine besondere Herausforderung war die Umbauphase selbst – die Modernisierungsmaßnahmen mussten bei „laufendem Wohnbetrieb“ durchgeführt werden. Speziell für die Haustechnik entwickelte nps ein neuartiges Sanierungskonzept: Die benötigten neuen Installationen und Leitungen wurden auf die Fassade montiert und mit großformatigen Fassadenplatten verdeckt. Sie befinden sich meist im Bereich der Eingänge und wirken als eine markante Gliederung der Architektur in der Vertikalen. Ein weiteres Plus: Die Arbeiten konnten in einzelnen Bauabschnitten durchgeführt werden, was die Möglichkeit einer steten Rückkopplung mit den Bewohnern eröffnete – bereits sanierte Wohnungen konnten besichtigt, Meinungen eingeholt und Bedürfnisse berücksichtigt werden. Dies erhöhte noch einmal die Akzeptanz der Bewohner für die Umgestaltung und löste insgesamt eine positive Einstellung zu dem Projekt aus.

Sanierung und Ergänzung

Gedämmt wurden Dächer, Kellerböden und teilweise auch die Fassaden. Statt Polystyrol kam Mineralwolle zum Einsatz, sie ist nicht nur umweltfreundlicher, sondern bei der späteren Entfernung auch kostengünstiger zu entsorgen. Die Holzöfen wurden entfernt und durch ein Heizsystem für die gesamte Siedlung ersetzt. Dazu wurde auf dem Gelände eine Holzhackschnitzelheizung errichtet, die über 80 Prozent des Gesamtwärmebedarfs abdeckt. Den Rest liefern die Stadtwerke Neu-Ulm über das Fernwärmenetz. Neu eingebaut wurden Bäder, Eingangs- und Wohnungstüren, außerdem wurde die Ausstattung der Wohnungen auf einen zeitgemäßen, aber kostengünstigen Standard gehoben.

Neu erbaut auf dem Gelände wurde ein Gemeinschaftshaus als Erweiterung des Wohnraums. Wo früher in einem kleinen Laden Lebensmittel verkauft wurden, sind heute Gemeinschaftsräume untergebracht. Gegen eine kleine Gebühr können die Bewohner hier am Wochenende private Feste feiern. Geschirr, Gläser und Besteck sind vorhanden, eine Küche und die notwendigen Sanitäreinrichtungen ebenso.

Farbgestaltung und Außenräume

Ein wichtiges Element der Sanierungsmaßnahmen war die neue Farbgebung der Siedlung als bewusstes Zeichen gegen den vormals grauen und tristen Altbestand. Ziel der Gestaltung war es, den einzelnen Gebäuden ein individuelles Gesicht zu geben, die Architektur zu gliedern und der gesamten Wohnsiedlung sowohl einen Wiedererkennungseffekt, als auch eine eindeutige Identitätsstiftung zu ermöglichen. In enger Zusammenarbeit mit der NUWOG, der nps und Spezialisten aus der Industrie wurde ein stimmiges Farbkonzept entwickelt. So wurden die Plattenverkleidungen der außenliegenden Wärmedämmung bei allen Gebäuden in einem intensiven Rotorange gehalten, die übrigen Putzfassaden leuchten in Violettblau, Gelborange und Rotorange. Die jeweiligen Eck- und Begrenzungspunkte der Siedlung sind blau gestrichen, der mittlere Kern um die Elefantenwiese gelb und die flankierenden Gebäude blau.

Bei der Neugestaltung der Außenanlagen sollten neue Sozial- und Spielpunkte sowie – durch Umgestaltung der Hauseingangsbereiche – Treffpunkte für die Mietergemeinschaften geschaffen werden. In unmittelbarer Nähe des Gemeinschaftshauses entstand ein neuer, baumbestandener Quartiersplatz. Die zentrale Elefantenwiese gewann durch den Abbruch dort vorhandener Garagen zugunsten flächensparender Stellplätze wesentlich an Großzügigkeit. Die Stellplätze sind zudem mit Hecken eingefasst, die wiederum der Wiese einen räumlichen Rahmen geben. Entlang der Heckenkanten wurden ein Spielplatz sowie Treffpunkte mit Bänken und Sitzgruppen zum Grillen errichtet. Die Mitte der Elefantenwiese dagegen blieb offen als eine flexibel bespielbare Wiesenfläche.

Insgesamt wurden die Freiräume in der Elefantensiedlung sehr differenziert gestaltet. In Zusammenarbeit mit dem Landschaftsarchitekten Prof. Arno Schmid und Manfred Rauh für den ersten Bauabsschnitt und dem Büro ver.de Landschaftsarchitektur aus Freising wurden die Feianlagen komplett neu gestaltet. . Bei den Wohnhöfen finden sich nun Bänke und holzverkleidete Müll- und Fahrradunterstände entlang der 3,60 breiten Wege in räumlicher Nähe zu den Hauseingängen. Ihnen wiederum sind Vorgärten zugeordnet, die von den Bewohnern gestaltet und gepflegt werden sollen. Plattenstreifen vernetzen die Hauseingänge mit Treffpunkten und Spielbereichen in der Hofmitte. Die Wege in den Wohnhöfen bleiben Fußgängern und spielenden Kindern vorbehalten. Einige wenige Erschließungsstraßen nehmen den Autoverkehr und Parkmöglichkeiten auf. Anders als die eingangsnahen Wohnhöfe, welche die Kommunikation fördern, wurden die rückwärtigen Gartenhöfe freigehalten und bilden unter Einbeziehung des vorhandenen Baumbestands ruhige Rückzugsräume für die Bewohner.

Heute ist das städtebauliche Ziel erreicht: Die Elefantensiedlung ist ein quicklebendiges Wohnquartier. Durch die nach wie vor günstigen Mieten konnten die sozialen Strukturen erhalten werden. Selbst junge Leute fühlen sich inzwischen angesprochen. Und wenn eine Familie mit zwei oder drei Kindern in Zukunft mehr Wohnraum benötigt, können zwei Wohnungen problemlos zusammengelegt werden. Insofern sind die Architekten der nps stolz auf die Belobigung durch die Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung. Hatte die Urteilsbegründung doch dezidiert hervorgehoben, die Planer hätten „mit viel Sorgfalt und unter Nutzung einfacher Mittel die kleine Siedlung revitalisiert und den vielen Migrantenfamilien eine attraktive und liebenswerte Heimat geschaffen.“
Ergänzung Heizzentrale

Ergänzung Heizzentrale

Ergänzung Heizzentrale

Ergänzung Heizzentrale

Ergänzung Heizzentrale

Ergänzung Heizzentrale

Innenraum Gemeinschaftshaus

Innenraum Gemeinschaftshaus

Ergänzung Gemeinschaftshaus

Ergänzung Gemeinschaftshaus

Ergänzung Gemeinschaftshaus

Ergänzung Gemeinschaftshaus

Ergänzung Gemeinschaftshaus

Ergänzung Gemeinschaftshaus

Schaffung eines überdachten Eingangsbereiches

Schaffung eines überdachten Eingangsbereiches