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Award / Auszeichnung | 04/2011

Fritz-Höger-Preis 2011 für Backstein-Architektur

Haus im Geistviertel

DE-48153 Münster

3. Platz Fritz-Höger-Preis 2011 Gesamtsieger

hehnpohl architektur bda

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2007

Projektbeschreibung

Urteil des Preisgerichtes:
Mit einer simplen Geste entwickelt sich die Dynamik der Volumina des monolithischen Baukörpers. Durch Subtraktion der Baumasse wird ein Wechselspiel von offenen und geschlossenen Bereichen geschaffen. Im Stil der frühen Moderne erzeugt die einfache, deutliche Struktur des Einfamilienhauses eine hohe Effizienz für die Nutzung. Das Haus trägt seine innere Funktion nach Aussen. Die fein ausdetaillierten Räumlichkeiten weisen eine hohe hand-werkliche Qualität auf, welche sich im Innenraum vor allem auch durch die Lichtführung erkennen lässt. Der Backstein bestimmt zwar die gesamte monolithische Form des Baukörpers, angewendet nimmt er sich aber auf die handwerkliche Qualität zurück.

Projektbeschreibung:
Das Einfamilienhaus für die Familie mit zwei Kindern befindet sich im Geistviertel im Süden von Münster. Die Straßen des Wohnviertels sind in den 1920er Jahren angelegt worden, um Kriegsheimkehrern des Ersten Weltkrieges Bauland mit großen Gartengrundstücken zu überlassen. Diese erste Bebauung mit großzügigen, frei stehenden, zweigeschossigen Wohnhäusern mit Mansarddach wurde in den 1930er- und den 1960er-Jahren mit backsteinverkleideten, eingeschossigen Einfamilienhäusern mit Satteldach ergänzt. Eine Bebauung der Gartengrundstücke erfolgte ab ca. 1980.
Setzung und Größe des Wohnhauses stehen im Kontext zum städtebaulichen Umfeld. Die Verwendung des Backsteins schafft Bezug zu den unmittelbaren Nachbargebäuden. In Anlehnung an die ersten Siedlungshäuser ist seine Gestalt eigenständig, es steht vor allem im Dialog mit dem umgebenden Grünraum. Der südliche Garten grenzt an ein größeres, naturbelassenes Regenrückhaltebecken des Kleibaches, der durch das Geistviertel fließt.
Das Haus trägt seine inneren Funktionen nach außen – die Nord und Straßenseite zeigt den überdeckten Eingangsbereich, den Galerieflur und die „gelochten“ Nebenräume, die Süd und Gartenseite öffnet die Wohn- und Schlafräume zum Garten und zum Naturschutzgebiet des Kleibaches.
Das Innere des Hauses ist im Erdgeschoss mit fließenden Räumen organisiert – der Endpunkt der Raumfolge ist der Blick vom Wohnzimmer in die Tiefe des Gartens. Die Räume im Obergeschoss umschließen einen Galerieflur, der dem Spielen, dem kreativen Arbeiten der Familie und der Ausstellung von künstlerischen Arbeiten dient.

Ein wesentlicher Aspekt des Entwurfes war über das Wohnen hinaus die Schaffung von gut proportionierten, tageslichtbeleuchteten Räumen und Wandflächen, die der im Haus wohnenden Künstlerin die Möglichkeit geben, ihre Arbeiten in ihrem direkten Lebensumfeld zu präsentieren.

Der scharf geschnittene Baukörper folgt einem subtraktiven Gestaltungsprinzip und transferiert es aus einem formalen in einen architektonischen Zusammenhang. Einschnitte formulieren den überdachten Eingangsbereich, den Treppenraum, die Dachterrasse im Obergeschoss oder die Öffnung des Wohnzimmers zum Garten. Gestalterische Elemente des „bürgerlichen Wohnens“ der ersten Siedlungshäuser sind in die Gegenwart übersetzt worden: die Terrasse mit Außentreppe, die Sitz- und Blumenbank im Wohnzimmer, die Dachterrasse, die bodentiefen, zweiflügeligen Fenster, die „Laube“ unter der Hainbuche ...
Die bauliche Umsetzung dieses Konzeptes erfolgt über die Materialität und Solidität des Backsteins als fußsortierten Brand im Kontrast zu den großen Fensterflächen. Die innere Haptik des Hauses wird bestimmt durch massive und geölte Eichendielen, unbehandelten Basaltlavaboden und die körnig verputz­ten, mineralisch gestrichenen Wände.

Das bislang als Obst- und Gemüsegarten genutzte Grundstück ist in das Gesamtkonzept integriert. Der Obstbaumbestand am südlichen Rand bildet die Baumkulisse der Grundstücksgrenze. Die große Hainbuche wurde mit dem Haus und dem Terrassenbereich „umbaut“ – sie spendet Schatten und Sichtschutz und ist der „Anker“ der jetzt das Grundstück abgrenzenden Hainbuchenhecke.
Auf dem Grundstück befindet sich eine ältere Brunnenanlage, die instandgesetzt und durch eine ovale Einfassung aus Backstein aufgewertet wurde.

hehnpohl architektur, Münster