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nichtoffener zweistufiger Wettbewerb 1. Stufe als begrenzt-offener Ideenwettbewerb mit nachfolgender 2. Stufe als beschränkter interdisziplinärer (integrierter) Realisierungswettbewerb | 02/2004

Grundinstandsetzung und Erweiterung des Hessischen Landesmuseums

Nachtperspektive Herrngarten

Nachtperspektive Herrngarten

2. Preis

Preisgeld: 19.462 EUR

Christl + Bruchhäuser GmbH I Freie Architekten BDA

Architektur

Erläuterungstext



Im Zentrum unseres Wettbewerbsbeitrages steht die optimale Präsentation des Sammlungsbestandes als theatrum naturae et artis unter der Prämisse der Einheit von Naturwissenschaft und Kunst, so wie es auch Messel einst formulierte.

Hinter dem alten Messelbau öffnet sich nach Norden der Herrengarten, ein alter Park mit ehrwürdigem Baumbestand. Die bestehende Erschließungsachse des Altbaus wird in diesen Park hinein erweitert. Auf diese Achse stellen wir unseren Neubaukörper. Frei in den Park, unterirdisch angebunden an den Altbau und zugänglich vom Park. Hier befindet sich das Cafe.

Der Messel`sche Grundgedanke - Gliederung von Kunst und Wissenschafts-sammlungen - wird gestärkt und - zeitgemäß interpretiert - fortgeführt. Unser Gesamtkonzept für die Erweiterung des Hessischen Landesmuseums wird begleitet durch gezielte Rückbaumaßnahmen im Messelbau und durch die konsequente Anbindung des Neubaus.

Dieser Neubau ist eine Skulptur, ein Baukörper auf drei Beinen. Er bewegt sich. Er ist farbig. Er ist ungewöhnlich und dynamisch. Er ist lebendig. Er ist Kunst und Natur. Seine ausgeprägte Morphologie steht im Gegensatz zum schwerfälligen Messelbau. Das entstehende Spannungsfeld zwischen den beiden Baukörpern bringt auch die Vielschichtigkeit der einzelnen Ausstellungsthemen des Hessischen Landesmuseums zum Ausdruck.

Auch im Inneren unserer Skulptur eröffnen sich dem Besucher interessante neue Raumerlebnisse. Die Exponate und Ausstellungsthemen korrespondieren mit dem biomorphen Erscheinungsbild des Neubaus: Archäologie, Ethnologie, Geologie, Zoologie. Auf seinem Weg durch Zeit und Raum verschmelzen Innen- und Außen.

Beurteilung durch das Preisgericht



Ein überraschender Ansatz der städtebaulich und räumlich in seiner skulpturalen Form sowohl zum Herrngarten als auch zum Messelbau eine interessante Zuordnung findet. Das auf drei Punkte gelagerte Volumen lässt die Gartenfläche durchfließen und bildet so einen selbstverständlichen Übergang zum westlich gelegenen Vorplatz. Die amorphe Form folgt der Idee Messels die plan gehaltene Nordfassade als Prospekt der Landschaft zu werten und wird dadurch zum Park integrierendes Element.

Obwohl dies äußerst positiv gesehen wird, ist das als Solitär wirkende Element hinsichtlich seiner Höhe und seines Volumens und der Nähe zum Museumsgebäude zu überdenken. Außerdem überragt das Volumen teilweise die Grenze des Wettbewerbsgebiets.

Der unter dem neuen Gebäude entstehende Raum erweitert den Begriff des Gartenraumes zu einem urbanen Raum, ohne ihn zu beeinträchtigen.

Die drei Auflagerpunkte bilden gleichzeitig die vertikalen Verbindungen zu den unterirdisch gelagerten über die gesamte Breite des Messelbaus reichenden Funktionsflächen. Sie treten oberirdisch durch Boden bündige gläserne Belichtungsflächen in Erscheinung.

Wenig Aussage kräftig ist die Behandlung des westlichen Vorplatzes, vor allem das eher beliebig gesetzte „Häuschen“ als Museumsshop wirkt verloren und ist auch im allgemeinen Funktionszusammenhang fragwürdig,

Die gestalterisch und räumlich hohe Qualität der Gesamtanlage erfüllt die Anforderungen des Raumprogramms (und überzieht sie teilweise) und dessen Erschließung und stellt ein sehr gut überdachtes Museumskonzept dar. Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass die Herauslösung der naturwissenschaftlichen Abteilung den museologischen Forderungen konträr ist, obwohl das neue Gebäude ideale und interessante Raumatmosphären für die Naturwissenschaften bietet. Darüber hinaus hat dieses Konzept Einfluss auf das bestehende Museumsgebäude, da für die natürliche Belichtung der nunmehr geänderten Inhalte bauliche Eingriffe notwendig werden.

Durch die großzügige Erschließung zum neuen Gebäude im EG und UG gehen zwar Schausammlungsflächen im Altbau und auch Teile der historischen Substanz verloren, bilden aber einen räumlich interessanten Übergang. Kritisch betrachtet kommt es durch die Lage der Anlieferung zu langen Transportwegen.

Die haustechnischen Vorschläge im Alt- und Neubau sind plausibel. Auch das statische System wird prinzipiell goutiert, müsste aber einer intensiven Bearbeitung unterzogen werden, ebenso die im Ansatz gut überlegte Hülle des Neubaus.
Lageplan mit Messel- und Erweiterungsbau im Park

Lageplan mit Messel- und Erweiterungsbau im Park

Vorstudie 1. Wettbewerbsphase

Vorstudie 1. Wettbewerbsphase

Ansicht West

Ansicht West

Längsschnitt: Verbindung Messel- und Erweiterungsbau

Längsschnitt: Verbindung Messel- und Erweiterungsbau

Modell

Modell