modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Award / Auszeichnung | 10/2011

Architekturpreis der Stadt Leipzig 2011

Thermische Sanierung von drei Plattenbauschulen

DE Leipzig, Geibel-, Prießnitz-, Lidicestraße

Lobende Erwähnung

Knoche Architekten Partnerschaft mbB

Architektur

BAUPLAN GmbH & Co. KG

Tragwerksplanung

Stadt Leipzig

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Schulen

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2011

Projektbeschreibung

Anlässlich der Erfordernis der thermischen Sanierung wurde im Rahmen eines begrenzten Wettbewerbs nach Möglichkeiten einer umfassenden Neugestaltung des Schulhauses ‚Typ Leipzig’ gesucht. Drei baugleiche Schulhäuser wurden auf Basis eines für alle gleichen Entwurfes umgestaltet. Zielstellung war neben der gestalterischen Überformung die Unterschreitung der Vorgaben der EnEV 2007 um 30%.

Planungsinhalt war die Dämmung der Außenwände und des Daches, die komplette Erneuerung der Fenster sowie der Einbau einer Sonnenschutzanlage auf der Südseite. Im Zusammenhang mit einer neuen Fassadengestaltung sollten auch die Eingänge erneuert werden.

Der konzeptionelle Entwurfsansatz basiert auf der Idee, die ehemals gleichartigen Fensterbandfassaden auf der Klassenraum- und Flurseite aufzugeben zugunsten einer gestalterisch, funktional und energetisch sinnvollen Differenzierung der Nord- von der Südseite. Demzufolge wurden Ost-, West- und Nordseite als der massive und schützende Mantel für eine eindeutig nach Süden orientierte Nutzung aufgefasst.

Die Fensterbänder auf der Nordseite wurden daher weitgehend geschlossen, nur einzelne quadratische Öffnungen in unterschiedlicher Größe blieben bestehen. Sie überspielen durch ihre unregelmäßige Anordnung die Geschossigkeit des Baukörpers, betonen den schützenden Charakter der hohen Wand und geben dem strengen Rechteckkubus ein spielerisches Element, das auch im Innern die Gestaltungsmöglichkeiten in den Flurzonen bereichert. Durch die Reduzierung des Fensterflächenanteils wird auch die energetische Bilanz bereits im Ansatz deutlich verbessert.

Neue Fensterbänder auf der Südseite wurden so integriert, dass die ehemals brachialen Vertikalen der Treppenhäuser deutlich gemindert werden und der Ansicht zu einer deutlich horizontalen Gliederung verhelfen. Dies gelingt durch den flächenbündigen Einbau der Sonnenschutzkästen und der Fensterbänke, die auch über die Treppenhausbereiche geführt werden und durch den Wechsel der Fassadengrafik an dieser Stelle zu einer reizvollen Variation in der Gliederung führen. Um auch dieser Fassade den strengen Duktus zu nehmen, werden die vertikalen Gliederungen der einzelnen Klassenraumfenster vielfältig variiert.

Die drei Schulen wurden nach der selben Planung umgebaut, jedoch wurde je Schulhaus ein eigenes Farbkonzept erstellt. Innerhalb der jeweiligen Farbfamilien (grün / rot / gelb) wurden jeweils drei Farbtonabstufungen eingesetzt, die durch ihre unregelmäßige Anordnung und Kombination zu einer weiteren Auflockerung und zu einem sympathischen Erscheinungsbild führen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Aufgabe, drei baugleiche Schulhäuser des Typs Leipzig thermisch zu sanieren, wurde mit dem Ziel verbunden, die Vorgaben der EnEV 2007 um 30% zu unterschreiten. Die energetische Sanierung des Gebäudebestandes zählt heute zu den größten quantitativen und qualitativen Herausforderungen für Architekten. Hier kommt es vor allem darauf an, die technischen mit den gestalterischen Aspekten auf eine angemessene Weise zu verbinden, damit die immer auch stadtbildprägenden Gebäude nicht hinter der Uniformität einer Wärmedämmtapete ver-schwinden.

Im vorliegenden Fall der drei Schulhäuser ist es auf bemerkenswerte Weise gelungen, das architektonische Profil der Gebäude den Energiesparzielen nicht nur nicht zu opfern, sondern im Gegenteil noch zu steigern. Mit intelligenten entwurflichen Maßnahmen wurde dem rigiden Plattenbaukörper – im Rahmen des Möglichen – ein neues, interessantes architektonisches Gesicht verliehen. Dazu trägt in erster Linie die gestalterische Differenzierung von Nord- und Südseite des Gebäudes bei. Die Nordseite präsentiert sich eher geschlossen und mit quadratischen Fensteröffnungen in unterschiedlicher Größe, die zudem unregelmäßig angeordnet sind. Damit kommt ein spielerisches Moment in die Fassadengestaltung hinein, welches das Bild auf überraschende Weise auflockert. Die neuen Fensterbänder auf der Südseite betonen im Gegensatz dazu klar die horizontale Gliederung und erzeugen durch ihre Farbigkeit den Eindruck von Leichtigkeit und Heiterkeit. Gleichwohl bleibt festzuhalten, dass es trotz dieser positiven Eingriffe den Architekten naturgemäß nicht gelingen konnte, einem Schulhaus „Typ Leipzig“ wirklich den architektonischen Charakter einer Schule zu verleihen.