Europäischer FarbDesignPreis 2010 - 2011

Zunächst war angedacht, das in den 1970er-Jahren in Betonbauweise errichtete Gebäude-Ensemble der Grundschule Weststadt in Ravensburg zum Zeichen der energetischen Sanierung als ‚green building‘ mit grünen Außenwandflächen auszuführen. Entsprechende Farben wurden vor Ort bemustert. Ausgehend von einer Begehung des Geländes und einer ‚Spurensuche‘ schien das Schulgebäude jedoch durch seine klare Geometrie viel besser geeignet, den unterschiedlichen Ausrichtungen der Baukörper unterschiedliche Farben zuzuordnen. Kreidezeichnungen auf dem Schulhof geben das Farbempfinden von Kindern wieder: Blau, Gelb, Grün, Rot drücken den Wunsch nach Farbe und Leben in der grauen Umgebung aus. Befragt nach den Farben für die Schule riefen die Schülerinnen und Schüler: ‚Rot! Gelb! Blau! ...‘. Mit der Aufnahme der für Kinder vertrauten Primärfarben bewegten wir uns zunächst im NCS-Farbsystem, welches mit den 6 Primärfarben Gelb, Blau, Rot, Grün, Weiß und Schwarz einen dreidimensionalen Farbraum aufbaut. Im Grundriss liegen die Farben Grün, Blau, Rot, Gelb ähnlich wie die Himmelsrichtungen in den Kardinalpunkten, während Schwarz den Grund (Nadir) und Weiß den Himmel (Zenit) darstellen. Jeder Himmelsrichtung wird eine Farbe zugeordnet. Die Sporthalle mit ihren kubischen Flächen ohne jegliche Fenster am Hallenkörper besteht nur aus Farbflächen, die Nebenräume der Sporthalle mir den diversen Öffnungen erhalten als Mittler zwischen den Primärfarben den Farbton grau und heben die Farbflächen besonders hervor.

Da man das Gebäude in der Realität fast immer über Winkel wahrnimmt, entsteht ein spannungsreiches, lebendiges Bild. Für die Verwendung der Farben wurde zunächst von einer Farbtonmischung mit einem möglichst geringen Schwarzanteil (5-10%) und einem möglichst hohen Farbanteil (60-80%) und einem entsprechenden Weiß Anteil ausgegangen. Durch die Verwendung einer hinterlüfteten Hartschalen-Bekleidung mit Putzträgerplatten bot sich die Möglichkeit, dieses Farbkonzept umzusetzen, da keine Einschränkungen hinsichtlich der Hellbezugswerte wegen thermischer Spannungen etc. bestehen. Es bestanden jedoch Probleme, für den Putz möglichst reine Primärfarben herzustellen. In der weiteren Entwicklung des Farbkonzeptes wurden 5 Farbtöne des Le Corbusier-Farbfächers ausgewählt, da diese in ihrer synthetischen Leuchtkraft für das Farbkonzept ideal geeignet sind. Im ersten Bauabschnitt wurde die Sporthalle im Dezember 2010 fertiggestellt. Im zweiten Bauabschnitt wurde die Mensa als Passivhaus errichtet - im Farbton weiß - als Versammlungsraum gleichsam der ‚Zenit‘ der schulischen Aktivitäten, im dritten Bauabschnitt wird in der Zukunft das eigentliche Schulgebäude folgen.

Mit der energetischen Sanierung, die auch die Erneuerung des charakteristischen Sheddachs der Sporthalle beinhaltete, ist der Heizwärmebedarf drastisch gesunken, und die stark frequentierte und vormals triste Halle hat ein völlig neues ‚Image‘. Photovoltaische Silizium-Dünnschichtmodule geben der Halle eine futuristische Anmutung.