modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Award / Auszeichnung | 11/2011

Magdeburger Architekten- und Ingenieurpreis 2011

Sanierung Verwaltungsgebäude und Magazinneubau für das Landeshauptarchiv Sachsen - Anhalt

DE-39114 Magdeburg, Brückstrasse 2

Bauwerk des Jahres 2010 - Kategorie Sanierung-Neunutzung

HF Architektur GmbH

Architektur

AGZ Zimmermann Architekten GmbH

Architektur

Land Sachsen-Anhalt

Bauherren

Ingenieurbüro Simon GmbH

Tragwerksplanung

IGT Ingenieurgesellschaft mbH

TGA-Fachplanung

KLS Ingenieurgesellschaft mbH

TGA-Fachplanung

Forbo Flooring GmbH

Hersteller

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Bibliotheken, Mediatheken

  • Projektgröße:

    12.304m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2007
    Fertigstellung: 01/2011

Projektbeschreibung

Bestand und Aufgabenstellung
Mit dem Vorhaben „Sanierung der Brückstraße 2 in Magdeburg für das Landeshauptarchiv ein-schließlich Magazinneubau“ waren die räumlichen und technischen Voraussetzungen für eine langfristige Verwaltung, Erschließung und Aufbewahrung von Archivgut des Landes Sachsen-Anhalt zu schaffen.
Im Vorfeld der Baumaßnahme wurde die Eignung der ehemaligen Artillerie-Kaserne, Haus 2 „Turmschanze Süd“ an der Brückstraße, für eine Verwaltungsnutzung in Zusammenhang mit einem Magazinneubau untersucht. Im Ergebnis konnte festgestellt werden, dass sowohl Grundstück als auch Bestandsgebäude den funktionellen und flächenmäßigen Erfordernissen eines Landeshauptarchivs genügen. Die Wahl des Objektes ist durch mehrere Faktoren begründet: der Erhalt der denkmalgeschützten, im Besitz des Landes befindlichen ehemaligen Kaserne wurde durch eine neue Nutzung sichergestellt, die zur Verfügung stehende Freifläche von ca. 12.500 m² bietet die Option für die langfristig erforderliche Kapazitätserweiterung in Form weiterer Magazinmodule.

Entsprechend des Bauantrages war im Gebäudebestand ein Gesamtbedarf für Verwaltungs- und Öffentlichkeitsbereiche des Landeshauptarchivs von ca. 2.450 m² Programmfläche zu realisieren. Darin enthalten sind Räume für die Behördenleitung und -verwaltung, den Benutzungs- sowie Öf-fentlichkeitsbereich einschl. Bibliothek, dem Übernahme-/ Magazinbereich sowie den Werkstätten.
Um im Magazinbaukörper generell auf Klimatechnik verzichten zu können, waren Sondermagazine mit hohen klimatischen Anforderungen ebenfalls im Verwaltungsgebäude unterzubringen.

Entwurfskonzeption und funktionelle Lösung

Maßgebliches Argument für die Standortwahl war die spezifische städtebauliche Situation nördlich des Altbaus. Bei langfristiger baulicher Freihaltung der gegenwärtigen Brachfläche stehen nahezu unbegrenzte Erweiterungsmöglichkeiten zur Errichtung weiterer Magazinmodule für die Unterbrin-gung des stetig wachsenden Aktenbestandes zur Verfügung. Der jetzt fertig gestellte Magazinneu-bau deckt als 1. Modul den Unterbringungsbedarf bis 2024 ab. Die hofseitige (nordwestliche) An-bindung des Magazinneubaus des 1. Moduls an den Altbau erfolgt im östlichen Trakt im 1. OG über ein Verbindungsbauwerk.

Die spezifische Bauaufgabe bestand im Wesentlichen darin, eine Institution mit verschiedenartigen Aufgabenbereichen in zwei unterschiedlichen Gebäudeteilen unterzubringen: dem denkmalge-schütztem Kasernengebäude sowie einem neu zu errichtenden Magazinbau. Beide Teile sollten aus funktionalen Gründen eine unmittelbare bauliche Verbindung aufweisen.

Ziel der Planung war es, ein Gesamtkonzept zu entwickeln, das einerseits dem Bestand und seiner kulturgeschichtlichen Bedeutung sowie andererseits der Institution Landeshauptarchiv Rechnung trägt. Folgerichtig nehmen die einzelnen Gebäudeteile unterschiedliche Nutzungen auf: Öffentlich-keits-, Verwaltungs- und Werkstattbereiche im Altbau, Archivflächen im Neubau. Ansatz ist die Be-tonung sowohl der andersartigen Funktionalität als auch der unterschiedlichen Entstehungszeit-räume der einzelnen Baukörper in Form und Materialität. Die baulichen Elemente treten in einen Dialog von Alt und Neu, Zeitschichten werden erhalten oder neu hinzugefügt, dem Ensemble damit eine eigenständige Charakteristik verliehen. Das funktionell- gestalterische Konzept ist auf allen Maßstabsebenen (vom Städtebau bis zum Detail) les- und erfahrbar.

Die Kubatur des Altbaus bleibt erhalten. Moderne, funktional erforderliche Bauelemente (Ein-gangsvorbau, Aufzüge, Verbindungsbrücke) bleiben als heutige Ergänzungen ablesbar. Sie ver-deutlichen über ihre Materialität und Formensprache die neue Nutzung des historischen Gebäudes. Volumen und Textur des Bestandes stehen im Dialog mit den additiv hinzugefügten neuen Erschließungselementen, die in ihrer Lage und Geometrie auf die Gegebenheiten des Ortes rea-gieren, aber eine eigene Sprache sprechen.


Die längsgerichtete Struktur der ehemaligen Kaserne definiert die funktionelle Organisation im In-neren: in vertikaler Stapelung sind in- und externe Bereiche den Erfordernissen des Nutzers ent-sprechend miteinander verzahnt oder voneinander separiert.

Für den Magazinneubau wurde eine kompakte Gebäudeform mit quadratischen Außenmaßen ge-wählt, als zurückhaltend gestalteter Kubus schafft er ein Gleichgewicht im gesamten Ensemble. Durch kurze Wege ist ein effizientes Ausheben von Archivgut innerhalb einer passiv klimatisierten Hülle gewährleistet. Aufgrund der modularen Konzeption sind Möglichkeiten zur Errichtung weiterer Magazingebäude auf dem Baufeld gegeben. Der fensterlose Monolith des Magazins projiziert mittels seiner Fassadengestaltung den Zweck seiner Errichtung nach außen: die dauerhafte, sichere Aufbewahrung von Archivgut. In seinem Inneren ist eine große Menge verschiedenster Da-ten in einer systematischen, hierarchischen Ordnung gelagert und verfügbar. Die gespeicherten Informationen werden in gebauter Form auf der Fassade wiedergegeben. Das entstehende Muster liest sich für den Betrachter als abstrakter „Daten – Code“ und verweist auf den Inhalt des monoli-thischen Körpers.

Um die Betriebskosten gering zu halten, wurde für den Magazinneubau ein passives Klimakonzept mit geringem haustechnischem Anlagenumfang entwickelt. Die Passivhaus – Zertifizierung befindet sich derzeit in der Antragsphase.

Ein wichtiges Element sowohl der außen- als auch innenräumlichen Gestaltung sind verschiedene, auf Gebäudeform und – nutzung bezogene Werke der Künstlerin Christine Bergmann aus Halle.