Freiraumplanerischer Realisierungswettbewerb "Kirchplatz/Gerichtskeller"

Konzept | Das historische Bild der Innenstadt Freyburgs kannte innerhalb dem ansonsten von Mauern gefassten Quadranten nur zwei offene wie gemeinschaftliche Freiräume – den Marktplatz sowie den Kirchplatz.
Hier knüpft die vorgeschlagene Neugestaltung an – an einen Kirchplatz als alter ego des Marktplatzes und an den Gerichtskellerplatz als einen per se bebauten / introvertierten Bereich.

Perspektive und Fokus | Aus den wechselnden Standorten der Fussgängerperspektive heraus bildet die Kirche immer den zentralen Bildmittelpunkt. Der Fokus auf die Türme bietet notwendige Orientierung, die wechselnde Fassung jedoch erzeugt reizvolle Vielfalt. Diese Fassung wird Teil des Konzeptes, richtungweisend mit leicht ansteigenden Perspektive vom Markt aus, eng fassenden vom Kirchtor aus oder grün rahmend von den Weinbergen aus betrachtet.

Kirchplatz | Die Struktur und Materialität des Marktplatzes setzt sich über die Kirchgasse bis zum Kirchplatz fort. Während der Marktplatz jedoch traditionell steinern / stark befestigt war, gibt sich der Kirchplatz mit Blick auf seine frühere Nutzung als Gottesacker mit einem die Kirche rahmenden Pflasterspiegel zurückhaltender. Dieser rahmende Pflasterspiegel setzt sich bewust vom sonstigen Stadtboden ab und wird aus dem vorhandenen gebrauchten Kalksteinpflaster mit leicht vergrößerten Fugen erstellt. Das historische Material und der sich mittelfristig einstellende Grünschimmer erweist Kirche, Kirchenumfeld und der früheren Nutzung als Kirchhof besondere Referenz.
Großgrün wird zurückhaltend und nur randseitig vorgeschlagen - der Blick auf Kirche Türme und Weinberge wird räumlich begleitet bleibt aber deutlich frei.

Gerichtskellerplatz | Das Spiel mit der Topographie eine eckbetonende Pergola (Weinlaube) und eine fassende Bankskulptur erzeugen vom Kirchtor kommend wieder das frühere Wechselspiel von Enge und Weite, von äußerer Straße und introvertierten Freibereich. Das vorgeschlagene Spiel der randseitigen Einfassung (Großgrün, Pergola, skulpturale Bank) zitiert perspektivisch die früher geschlossene Baustruktur und gewährleistet zeitgleich die für die soziale Kontrolle wichtige Einsichtigkeit. Großbaum, Weinlaube Rasenspiegel und davorliegende Rosenfläche bieten einen weiteren inszenierten Blick auf die Kirche.

A Rose is a Rose | Die vorhanden Rosen werden gesichert und in der Neukonzeption des Gerichtskellerparks zentrale Blütenblickfang. Die Neuanordnung leitet sich auf einem abstrakten Aufriss einer Rosenblüte an - - ein Bild, dass erhöht auf der Amtsterrassse stehend gut erlebbar wird.

Stadtboden | Das vorgefundene Bild von neuem Natursteinpflaster (gesägte und gestockte Oberfläche) in Segmentböden, flachen, barrierefreien Bordsteinen und begleitende Pflasterrinnen zur Entwässerung wird aufgegriffen und fortgeführt. Das historische Kalksteinpflaster wird wiederverwendet und bildet als Wildpflaster und als Rinne auf dem Kirchplatz den fassenden Steinspiegel direkt um die Kirche.

Verkehrsprinzip | Der Bereich wird als verkehrsberuhigter Geschäftsbereich ausgewiesen. Die Durchfahrt ist so in Schrittgeschwindigkeit erlaubt. Parkplätze sind in der Kirchgasse, am Gerichtskellerplatz sowie auf dem Kirchplatz ausgewiesen, Raum zum kurzen Halt für die Anlieferung der angrenzenden Häuser ist zudem vorhanden. Die Bushaltestelle am Rathaus ist barrierefrei.

Grossgrün | Solitäreichen besetzen markant Kirchplatz (Bestandsbaum am Denkmal) und Gerichtskellerplatz (Neupflanzung einer Eiche).
Das Prinzip der kleinkronigen Baumreihe vom Marktplatz wird aufgegriffen und entlang der Kirchstrasse über das Rathausvorfeld bis zum Gerichtskellerplatz mit nicht fruchtenden Kirschen fortgeführt.

Ausstattung | Die öffentliche Ausstattung ist zurückhaltend. Sie beschränkt sich auf wenige, randseitige Bänke im Strassenraum sowie die skulpturalen Bänke am Gerichtskellerplatz. Für die ergänzende randseitige Gastronomie wird ein einheitlicher Materialkanon von dunklen Holzmöbeln und hellen naturfarbenen Schirmen vorgeschlagen. Eine eingrenzende Umzäunung sollte nicht erlaubt werden.