modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einladungswettbewerb | 04/2012

Overbergschule

ein 3. Preis

ksw | kellner schleich wunderling

Architektur

Erläuterungstext

prolog
im wechselspiel von vergangenheit und zukunft, landschaft und bebauung, individualität und gemeinwohl, tradiert die " dreiseitanlage bellavista " den genius loci in guter tradition in einen unverwechselbaren empfangsort und bleibeort für das wohnen und leben in der gemeinschaft, für ankommende, davoneilende, für wartende und verweilende, wie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . feiernde!

idee
ortstypische und identitätsstiftende "traditionsinseln" wie den signifikanten standort mit der ehemaligen dreiflügelanlage der overbergschule gilt es aufzugreifen und mit dem angrenzenden landschaftspotential zu vernetzen, um sie ihrer bedeutung und stellung im ort gemäß anzusprechen. die vertraut signifikante baulich-räumliche qualität der "neuen" dreiseitanlage bellavista, mit dem zusammenspiel der ausgeprägt individuellen randbebauung unterschiedlicher maßstäblichkeit und dem gebäudeensemble der atriumhäuser im binnenraum, übersetzt die erinnerbaren städtebaulichen leitgedanken des ortes und adressiert diese sinnstiftend, um die ortsbezogenheit der anlage in der stadt georgsmarienhütte auch weiterhin garantieren zu können.
eine für bewohner und besucher tragfähige und merkfähige widmung erfährt die dreiseitanlage durch seine für alle neuen nutzungen funktional und gleichwohl architektonisch optimierten alten und neuen gebäude und fassaden : zeitgemäße, weil zeitlose grundrisse / raumangebote, energetisch sinnvolle, in dieser maßstabsebene abbildbare vorrüstungen, sowie eine, mit ausnahme der geneigten dachflächen, alle oberflächen betreffende, stets hellsandfarbene materialtextur aus natürlichen baustoffen.
eine gestaltung, die sich vornehmlich an dem gestaltkanon überindividualisierter freistehender einfamilienhäuser orientiert, wurde bewusst vermieden - siehe hier prinzipien des universal design. vielmehr wird davon ausgegangen, dass eine geregelte belegung und bebauung gemeinsam konsensstiftend begleitet wird.
zunehmend und wegweisend lassen sich inzwischen erfolgreiche ergebnisse in dieser hinsicht in anderen städten finden, beispielsweise bei baugemeinschaftsmodellen.
anerkennend, unter würdigung der bewährten und vertrauten städtebaulichen figur der ehemaligen overbergschule, wird auf das areal mit einer verträglichen baulich-räumlichen verdichtung der unterschiedlich gelagerten baukörper geantwortet und eine neuinterpretation des innenhofes vorgeschlagen. angelagert an den gemeinschaftshof sind unterschiedliche wohneinheiten / wohntypologien teils mit erdgeschossiger,
dienstleistung / gewerblicher nutzung möglich. blickgeschützte, besonnte freisitze, auf den dachterrassen mit traumhafter fernsicht, kompensieren die räumlich gewünschte dichte der dreiseitanlage adäquat. neben den differenzierten freiraum-angeboten in privaten hausgärten, werden kinderspielbereiche und unterschiedlichste
aufenthaltsbereiche im halböffentlichen gemeinschaftshof angeboten, ergänzt durch die direkt angrenzenden öffentlichen shared space-flächen und last not least über die wegevernetzung durch den die anlage umhüllenden wald.


möblierungs- und vegetationskonzept
materialbänder aus betonsteinplatten im hof und im straßenraum nehmen die erforderliche möblierung ordnend auf und unterstützen somit die orientierung der nutzer. entwässerungsrinnen, leuchten, bänke, abfallbehälter und fahrradbügel können hier flexibel und den jeweiligen notwendigkeiten entsprechend
integriert werden. innerhalb der anlage dominieren die solitärbäume des bestandes, außerhalb rahmen die dreiseitanlage bellavista waldflächen in form eines stufig ausgebildeten waldrandes. diese grünmotive leiten den besucher und verleihen dem areal eine ausgsprochen angenehme atmosphäre.
die rahmung der anlage wird pointiert arrondiert mit amberbäumen (liquidambar styraciflua). das gehölz unterstreicht die besondere bedeutung des ortes und gibt dem raum eine edle anmutung - besonders mit seinem pyramidenförmigen habitus und der reizvollen orange-roten herbstfärbung.

kunstlicht
die identität des ortes wird mit einer sparsamen künstlichen lichtführung unterstrichen. eine zurückhaltend flächige illuminierung der fassaden des atriumgevierts - gleichsam ein maison carree in der dreiseitanlage -, wird, wo notwendig, gezielt ergänzt mit nach unten abstrahlenden - stets l_e_d bestückten - leuchten mit niedriger lichpunkthöhe. eine nachtabsenkung findet berücksichtigung. fernwirksam erhellt die individualbeleuchtung
in der randbebauung die dreiseitanlage effektvoll.

material
in der materialität ist die örtlich vorgefundene gestaltung maßgebend. mit hilfe einer stimmigen, einheitlichen materialwahl des bodenbelages in natürlichen, sorgsam aufeinander abgestimmten tönen wird einer zergliederung des ortes in teilflächen vorgebeugt und somit gleichsam der "tisch bereitet" für den vielfältigen und kontrastreichen gebäudekanon. anempfohlen wird in jedem falle ein wertiger materialkanon aus natursteinpflaster, betonstein mit natursteinvorsatz und - in teilen - farblich angepasster, wassergebundener decke. der innenhof selbst wird mit einem schlanken betonstein in changierenden beige- und sandfarben bestückt.
seiner aufgabe gemäß wird er zu einem vielseitig bespielbaren parkett der anlage.
zug um zug werden in der unmittelbaren umgebung fahrbahnen, lärmschluckend asphaltiert mit "flüsterasphalt", mit kleinteiligem rinnenpflaster optisch auf 5.0m verengt und über nur leicht abgesenkte, breite bordsteinkanten vom fußgängerbereich abgeteilt. das kurzparken ereignet sich ebenfalls im funktionsstreifen zwanglos unter den bäumen in den seitenräumen parallel zur fahrbahn. sind die stellplätze nicht von pkws belegt, treten sie gleichwohl als attraktive aufenthaltsfläche in erscheinung. sie sind somit optisch
bestandteil der für fußgänger zu nutzenden öffentlichen bewegungsräume.

infrastruktureinrichtungen / universal design
bereits in der randbebauung künden gemeinschaftsfördernde und
gemeinschaftserhaltende angebote von dem modellcharakter der anlage für gemeinsames wohnen und leben von menschen unterschiedlicher generationen und unterschiedlicher lebenssituationen : am vertrauten entree, mit vorgelagerten stellplätzen, z.t. mit e-docking station, für die car-sharing fahrzeuge der dreiseitanlage bellavista, der shop-e-bike mit zwei/drei/vierrad-werkstatt und fahrrad/sportgeräteeinstellplätzen
sowie der vital-shop mit gemeinschaftsfitness einrichtung und bio-saft-bar. im süden
die fünf wohngemeinschaftshäuser zumeist für betreutes wohnen, mit vorlese-stube, im energetisch ertüchtigten und erweiterten bestand mit dem overberg-terrassencafe zur schönen aussicht. im ostflügel das bio-gemeinschaftskaufhaus sowie das im bestand erneuerte bellavista-gemeinschaftshaus für jung&alt mit internet-meeting-club, nanny-büro und schülernachhilfe. zentral angelegt an der süd/ost ecke die concierge
in direkter nachbarschaft zu den anmietbaren apartments in den atelier- und gästehäusern, ein öffentliches wc wird in das ensemble integriert. an der nord/west ecke das ensemble des geförderten geschoßwohnungsbaus am stadtbalkon mit postkartenblick, von dem aus st. peter+paul und das rathaus ins visier genommen
werden können. im hof werden fahrradabstellplätze angeboten - das abstellen von pkw ist im begrenzten rahmen selbstverständlich möglich, sollte aber in absprache mit der nutzergemeinschaft gesondert geregelt werden. ein wasserspiel im südwesten des hofes lädt mit dazugehörigen sitzmöglichkeiten ebenso zum verweilen und spielen ein wie die bänke im schatten der stattlichen alten solitärbäume.
die gewählte konstruktion konfiguration und gestaltungder dreiseitanlage bellavista ist deutlich optimiert in der handhabung, orientierung und erinnerbarkeit : es gelten umfassend die prinzipien des universal designs : breite nutzbarkeit - flexibilität in der nutzung - einfache und intuitive benutzung - sensorisch wahrnehmbare
information - fehlertoleranz - niedriger körperlicher aufwand - größe und platz für zugang und benutzunglast not least : so sind es die möglichkeiten des städtebaulichen gestaltens, die den notwendigen verkehr nicht ausschließen, sondern durch "grüne" einengungen, visierbrüche und inszenierte eintritte abbremsen und dämpfen.
ein funktionsfähiger, auch noch so kleiner einzelhandel, für ein belebtes quartier unabdingbare voraussetzung, ist nicht nur auf den bürger vor ort, sondern auch auf den "durch"-fahrenden kunden dringend angewiesen. beides schließt sich nicht gegenseitig aus, sondern lässt sich verträglich für alle organisieren.

resümee
die adresse ist gegeben, für den einprägsamen charakter und die unverwechselbarkeit eine tragfähige raumstruktur entwickelt, für aneignung und individualität raum und freiheit gelassen. alle weiteren notwendigen nachweise der architektonischen gestaltung bleiben einem anderen maßstab vorbehalten. dabei gilt :
"wer immer in allen jahrhunderten nur ein notwendiges plante, hat auch das notwendigste nicht erreicht. die menschheit bedurfte des emotionalen bezuges zu ihren wohnstätten, sie forderte die ästhetische überhöhung, eine kultur der gestaltung, die dem alltag mehr als allein glanz verleiht." braunfels