modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Sonstiges Vergabeverfahren | 04/2012

Wohnen an der Ochsenweberstrasse

1. Rang / Zur Realisierung empfohlen

blrm

Architektur

Erläuterungstext

Leitidee
Ziel ist es mit einer innovativen Architektur, welche auf einem effizienten modularen Prinzip beruht, vier gestalterisch einheitliche und im Baukörper individualisierte Mietwohngebäude zu erstellen.

Städtebau
Grundlage des städtebaulichen Ansatzes ist der städtebauliche Funktionsplan, sowie der Bebauungsplan Langenhorn 22.
Davon ausgehend wird ein Gebäude-Typus vorgeschlagen, der je zweimal auf den Baufeldern 1 und 2 vorgesehen wird. Das Gebäude wird in Materialität und Farbigkeit gestalterisch einheitlich behandelt, wird jedoch in der Kubatur des 4.OG und des Staffelgeschosses unterschiedlich ausgebildet. Die Bauflucht an der Straße wird durchgehend beibehalten.
Über die Gliederung der Kubatur in der Horizontalen, sowie dem Materialwechsel in der Vertikalen wird eine dezente Ausformulierung des Baukörpers erreicht, die zwischen den historischen Bestandsgebäuden auf der Westseite und den neuen Einfamilienhäusern im Südosten vermitteln.

Hochbau
Die Architektur vereint den Ansatz eines hohen gestalterischen Anspruchs basierend auf einem Konzept von funktional und ökonomisch optimierten Wohneinheiten. Hierbei wird der geforderte Wohnungsschlüssel als Mix der drei Wohntypologien pro Gebäude nachgewiesen.
Alle Wohnungen verfügen über einen Freisitz (Balkone, Loggien, Terrassen). Auf Grund der Ausrichtung der Baufelder mit zwei gleichwertigen Himmelsrichtungen werden die Wohnungen zu drei Fassadenseiten orientiert.

Fassade / Dach
Die Fassade öffnet sich mit den Freiflächen (Balkonen) und großzügigen bodentiefen Fensteröffnungen im Bereich der Wohnungsorientierung mit den dahinter liegenden Wohn- und Küchenräumen. Hier werden dunkle Fensterprofile und Fassadenelemente vorgeschlagen. Die keramischen Fassadenplatten nehmen den Farbton des Klinkers der historischen Bestandsgebäude der näheren Umgebung auf.
Im Bereich der Schlafräume wird eine geschlossenere Lochfassade mit Brüstungsfenstern vorgesehen. Für den Fassadenaufbau wird ein einschaliges System aus einem hochwärmedämmmenden Fassadenstein mit außenliegendem weißen Putz vorgeschlagen. Alternativ kann ein konventionelles Wärdämmverbundsystem ausgeführt werden. Das einschalige System hat – neben den ökologischen Aspekten - den wirtschaftlichen Vorteil, daß insbesondere die Instandhaltungskosten wesentlich geringer sind als bei einer vergleichbaren WDVS-Fassade.

Konstruktion / Wirtschaftlichkeit
Es wird eine Konstruktion als Schottenbauweise im Massivbau mit aussteifenden Kernen vorgeschlagen.
Die Kerne und Wohnungstrennwände werden in Stb-Ortbeton erstellt; die Decken spannen in der kurzen Richtung längs zur Fassade. Die Fassade kann als nichttragende Fassade ausgeführt werden. Es wird eine einschalige Fassade aus 36,5 Mauerwerk mit außenliegendem Putz vorgesehen; alternativ kann ein 17,5 KS Mauerwerk mit WDVS ausgeführt werden.
Die keramischen Elemente können je nach Fassadenausführung direkt auf das Mauerwerk verklebt werden (gem. bauaufsichtlicher Zulassung), bzw. als vorgehängte, hinterlüftete Fassadenelemente verwendet werden.
Alle Wohnungen sind gem. DIN 18025 Teil 2, sowie nach HBauO barrierefrei erreichbar.

Außenbereich / Freiraumplanung
Das Freiraumkonzept sieht eine grüne Landschaftsgestaltung für das Baufeld vor, welches die Häuser auf dem Baufeld landschaftlich vernetzt und verbindet. Es wird ein Ort des Rückzugs und der Erholung generiert, welcher verschieden intime private und halböffentliche Räume schafft. Die Raumkanten werden durch pflanzliche Elemente hergestellt.
Direkt den Gebäuden zugeordnet entstehen private Gartenflächen, welche durch Strauchpflanzungen einen fließenden Sichtschutz erhalten. Dieser dient zugleich als grüner Rücken eines zentralen Aufenthaltsbereiches. Hier werden Sitzmöglichkeiten, Wasserspiel und Spielobjekte angeboten. Über allem liegt die Einbettung in die Grünstruktur des Ortes mit dem gewachsenen, hochwertigen Baumbestand.
Die Material- und Pflanzenauswahl ist zurückhaltend und pflegeextensiv. Bei den blühenden Sträuchern können Schneeball, Sommerflieder, Heckenkirsche und Bauern-Jasmin zum Einsatz kommen. Die Wegeflächen sind in drainfähigem Grand vorgesehen, gemeinschaftliche Flächen werden bewusst als Grünfläche verstanden um den Charakter des Waldqürtels zu unterstützen.
Die Regenwasserentwässerung erfolgt über eine Muldenversickerung und ist als qualitativ hochwertige Wasserfläche in die Freiraumplanung eingebettet.

Nachhaltigkeit
Gemäß den Kriterien für das solare Bauen werden die Fassaden nach Süden/Westen mit einem höheren Fensteranteil versehen, als nach Norden/Osten.
Die Hüllfläche (wärmeübertragende Umfassungsfläche) wird weitest gehend in einer einfachen geometrischen Kubatur ausgebildet. Die unter dem EG befindlichen Kellerräume werden in die Hüllfläche mit einbezogen; die TG unter dem Gartenbereich wird nicht gedämmt ausgeführt.
Alle Flachdächer der Staffelgeschosse werden mit einer extensiven Begrünung und nicht einsehbaren Solarthermie-Flächen geplant.
Es werden die Anforderungen an die energetischen Standards nach EnEV eingehalten. Eine Solarthermieanlage und eventuell eine Anlage zur kontrollierten Zu- und Abluft mit Wärmerückgewinnung ergänzen das Konzept.
Für die einzelnen Baufelder wird jeweils ein BHKW im UG vorgeschlagen; über diese sehr effiziente Produktion von Wärme und Strom kann der Primärenergiefaktor für die gesamten zu versorgenden Gebäude optimiert werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit überzeugt durch ihre kompakte und funktionale Grundrissgestaltung, die zudem hohe Wohnqualitäten erwarten lässt. Trotz ihrer vier Erschließungskerne, die zudem alle mit einem Aufzug ausgestattet sind, gelingt ein günstiges Verhältnis von BGF zu Wohnfläche und schließlich ein gutes und tragbares wirtschaftliches Gleichgewicht mit einer sehr hohen Zahl an Wohnungen.

Gewürdigt wird zudem die Flexibilität der Grundrisse im Hinblick auf Modifikationen im weiteren Planungsprozess und die wechselseitige Orientierung der Wohnbereiche zu Park- und Strassenseite. Gestalterisch überzeugen die vertikale Gliederung der Fassade und die Staffelung der Gebäudemassen, wodurch eine sinnfällige Verbindung von Bestand und Planung hergestellt werden und individuelle Adressen entstehen und Identitäten aufgebaut werden können.

Kritisch werden die Tiefgaragen auf dem südlichen Baufeld gesehen, da sie möglicherweise den Baumbestand gefährden können. Gleichwohl erscheint eine Behebung dieses Problems möglich.