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Einladungswettbewerb | 04/2012

Kindertagesstätte Apfelwiese

2. Preis

Preisgeld: 6.000 EUR

Waechter + Waechter Architekten BDA PartmbB

Architektur

Erläuterungstext

Die ortstypischen Gradierwerke im Kurpark und die gefaltete Dachstruktur der Pfarrkirche sind die inspirierenden Elemente für den Entwurf der Kindertagesstätte. Die teppichartige Dachstruktur die sich in Nord-Süd Richtung wellenartig in das Baugelände erstreckt, nimmt die strengen linearen Geometrien der Umgebung auf.

Zum Eleonorenring vermitteln die in der Flucht traversierenden Stirnseiten städtebaulich zwischen der Flucht der Pfarrkirche und der Wohnbebauung. Eine deutliche Ausklinkung markiert den, von der Kreuzung deutlich zurückgesetzten Eingang, mit grosszügigem Vorplatz zum Bringen und Abholen der Kinder sowie, etwas abgeschirmt, die notwendige Parkierung.

Die Baukörperfiguration führt zu einer starken Verzahnung mit dem Freigelände bzw. dem angrenzenden Parkraum. Dies wird durch auskragende Dächer und die verbindende Pergola an der überdachten Aussenspielfläche verstärkt. Kindergartenspielfläche und Kurpark fliessen ineinander über; die funktional notwendige Abtrennung ist durch Abpflanzung ‚unsichtbar’.

Der Grundriss ist ‚4-schiffig’ mit einer doppelten Mitte - Foyer und Innenhof - ausgebildet. Die Erschliessung ist abwechslungsreich, jedoch mit eindeutigen Bezugspunkten und Aussichten in die Freiräume und somit einer sehr guten Orientierung. Die Erschliessungsspuren enden verglast mit Blickbezug nach aussen, die Quererschliessung erfolgt über das von oben belichtete Foyer bzw. um den Innenhof.

Das Foyer dient beim Bringen und Abholen als gut dimensionierter Verteilerraum; hierhin schliesst der bei Bedarf über die volle Breite öffenbare Mehrzweckraum an. Auch die Verwaltung und die zugehörige Infrastruktur liegen gut auffindbar, übersichtlich direkt in Eingangsnähe. Die geforderten Funktionszusammenhänge sind überall optimal erfüllt. Intensivraum an Personalraum, Zuordnung Küche, Speiseraum, Mehrzweckraum, Zuordnung Intensiv- und Schlafräume zu Gruppenräumen.

Alle Gruppenräume sind ost-west orientiert, geschosshoch verglast und somit hell- und licht durchflutet. Dies gilt auch für die flurseitigen Bereiche die durch ein Oberlicht zusätzlich natürlich belichtet werden. Der starke Bezug zum schönen Aussenraum erlaubt den Kindern den Wechsel der Jahreszeiten wunderbar zu beobachten. Durch die grosszügigen, leicht bedienbaren Schiebefenster können die Gruppenräume geöffnet, bzw. der Aussenraum schwellenfrei in die Spielfläche und Betreuung eingebunden werden. Entlang den Wandschotten sind in den Gruppenräumen Stauraum für Spiel- und Bastelmaterial, auf der gegenüberliegenden Seite je nach Altersstufe Spielhöhle, Podest oder dergleichen integriert.

Das vorgeschlagene Dachprofil führt im Inneren zu abwechslungsreichen Raumerlebnissen – hoch, niedrig - flach, schräg – Dächer und auch Oberlicht / Seitenlicht wechseln. Hierdurch, vor allem jedoch durch die variierende Wegeführung bei gleichzeitig sehr guter Orientierung, wird eine lebendige Kleinmaszstäblichkeit erzielt, die der Altersgruppe der Kinder gerecht wird.

freibereich
Die Figuration des Baukörpers mit verspringenden Fluchten, Vor- und Rücksprüngen, ermöglicht den Freibereich der Aufgabe entsprechend zu zonieren. Statt einer grossen ungegliederten Fläche bilden sich Nischen die als Rückzugsräume zum Bespielen einladen, wobei gleichzeitig das Freigelände für die Betreuer gut einsehbar ist. Die an die Gruppenräume angrenzenden Flächen können von den jeweiligen Gruppen bespielt
und gestaltet werden.

Sämtliche Flächen sind naturnah gestaltet mit grösstmöglich unversiegelten Flächen. Sanfte Höhenmodulationen gliedern die Fläche, tragen zur Stärkung der taktilen Fähigkeiten der Kinder bei und können für Grossspielgeräte genutzt werden. Fahrgeräte, Sandspielzeug etc. kann im sehr zentral, unmittelbar am überdachten Aussenspielbereich angeordneten Abstellraum gelagert werden.

konstruktion I gestaltung
Durch die zurückhaltende, der Bauaufgabe angemessene Architektursprache, fügt sich der Baukörper sehr gut in den heterogenen Kontext mit der Pfarrkirche, der gegenüberliegenden Schulgebäude und den mehrgeschossigen Wohnungsbauten ein.
Im Inneren ist eine bergende, aber zugleich heitere, freundliche Atmosphäre gewünscht. Die vorgeschlagene Materialität stärkt die in der räumlichen Komposition bereits vorhandene Qualität mit hell geöltem Holzdielenboden, und holzfarbigen Profilen an den Schiebefenstern nach aussen bzw. der Innenverglasungen. Sämtliche Oberflächen sind strapazierfähig und so für die Nutzung dauerhaft geeignet. Innenliegende, farbige Vorhänge ermöglichen es je nach Nutzung immer wieder abwechselnde Raumstimmungen mit unterschiedlicher Transparenz zum Aussenraum und den Gemeinschaftsflächen zu erzeugen.

Die Materialität der geschlossenen Fassadenflächen orientiert sich mit einer rhythmisch variierten Brettstruktur am hölzernen Gradierwerk gegenüber, wobei die Lärchenbretter in einem sandsteinrot gestrichen sind. Die Konstruktion aus tragenden Schotten und einem Holzdachstuhl ist einfach und wirtschaftlich herstellbar.

Es ist ein in der Herstellung und im Betrieb wirtschaftliches Haustechnikkonzept mit allen verfügbaren Komponenten vorgesehen, um den gewünschten Passivhausstandard zu erreichen. Dabei werden die optimal ausgerichteten Dächer vollflächig zur Nutzung von Photovoltaik herangezogen. Die Beheizung erfolgt energetisch sinnvoll über eine Fussbodenheizung, so dass Speichermasse des Bodens in das Energiekonzept eingebunden werden kann, im Inneren keine in der Nutzung störende Heizkörper erforderlich sind und die Kinder auf warmen Fussboden spielen können.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf überrascht positiv mit seiner Reaktion auf die bauliche Umgebung. Als offenes Netz von Innen- und Außenräumen besetzt diese Struktur maßvoll das Baugrundstück. Die Eigenständigkeit des Entwurfes steht sicher zur St. Bonifatiuskirche und zum Gradierbau. Unglücklich dabei ist im ersten Blick die Wahl der Farbgestaltung in Plan und Modell. Sehr kritisch gesehen wird die Erschließung am Eleonorenring mit seinem beengten Zuschnitt und der Nähe zum Verkehr. Die Verfasser schlagen als einziger eine Wiese als einzigen Freiraum vor. Gerade das muntere Spiel der Innen- und Außenräume wird in der Fassade und den Grundrissen sicher weitergespielt, sogar in den Schnitten wird über Raumhöhen wird die Maßstäblichkeit in den Innenräumen gefördert. In den vorgeschlagenen Funktionsbändern werden die Raumfolgen geschickt angeordnet. Aus Sicht der späteren Nutzer sind jedoch Nachbesserungen notwendig. Dies gilt im Wesentlichen für den Mehrzweckraum und die Wickelräume. Jedoch überzeugt dieser Entwurf durch seine innenräumlichen Qualitäten und die in der Regel 3-seitige Belichtung jedes Gruppenraumes. Sogar ein kleiner Innenhof für die Kinder unter 3 Jahren wird angeboten. Die vorgeschlagene Dachform und das hohe A zu V Verhältnis werden kritisch diskutiert.
Das robuste Konzept lässt sehr einfach Veränderungen und mögliche Erweiterungen mit geringstem Aufwand zu. Die Funktionszuordnungen sind sicher vorgestellt, jedoch werden die teilweise langen Wege als bedenklich gesehen. Die Gruppenräume sind hervorragend zu benutzen, jedoch wäre eine direkte Anbindung der WC- und Wickelräume wünschenswert. Die in der Plandarstellung nur mit einem Strich dargestellten Wände z.B. zum Mehrzweckraum müssten zumindest bis Augenhöhe geschlossen werden um Kletterwände und Pinnwände anbauen zu können. Besonders positiv wird vom späteren Nutzer die Verflechtung der Gruppenräume mit seinen direkt vorgelagerten Freibereichen hervorgehoben.
Durch den differenzierten Baukörper ist das A/V-Verhältnis im oberen Wert. Jedoch lassen die günstigen Werte von Nutz- und Verkehrsfläche eine wirtschaftliche Erstellung erwarten. Der Entwurf gibt keine Aussage zur Energie. Aus Sicht des Preisgerichtes kann hier jedoch eine wirtschaftlich vertretbare Stufe erreicht werden.
Es handelt sich um eine Arbeit, die durch Eigenständigkeit, hohe Qualität und gute Funktion überzeugt.