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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2012

Wohnanlage Petriviertel „Quartier 090 Nord“

3. Preis

Preisgeld: 9.520 EUR

Zieseritsch Architektur

Architektur

Erläuterungstext

WBW WOHNANLAGE IM PETRIEVIERTEL
QUARTIER 090NORD
HANSESTADT ROSTOCK

ÜBERLEGUNGEN ZUM BEBAUUNGSPLAN

Die Aufgabenstellung, eine Wohnanlage im Spannungsfeld zwischen Altstadt und Warnow zu entwerfen, stellt eine besonders spannende Aufgabe dar.

Die im Bebauungsplan festgelegte Anordnung der Baukörper entspricht der Intention, die Wohnanlage großzügig zum Flussraum zu öffnen und den begleitenden Grüngürtel mit dem großzügigen Innenhof zu vernetzen.

Die Länge der Ost-West-Erstreckung der Gesamtanlage scheint aber etwas überzogen zu sein, sodass den westlichen Bauteilen, auch durch die Verengung, der direkte Bezug hinsichtlich Ausblick und unmittelbarer Erreichbarkeit verloren gegangen ist. Außerdem kann man sich des Eindruckes nicht erwehren, dass diese Konzeption der Altstadt den Rücken zu kehrt.

Es schien daher sinnvoll, den westlichen Bereich im Sinne der Intention eines unmittelbaren Wasserzugangs aufzuwerten und den partiellen Standortvorteil an dieser Nahtstelle als eigenständiges, urbanes Bindeglied zur Altstadt zu nutzen.

Der Gerberplatz vernetzt die neue Wohnanlage mit den umliegenden Straßenzügen Warnowstraße und Gerberbruch und den begleitenden Gewässern.

Entlang der die Warnowstraße begleitenden Promenade, wird der Platz im Sinne der unmittelbaren Erreichbarkeit der Wasserflächen mit versetzten Terrassen und einer Sitzstufenlandschaft gestaltet. Die Platzgestaltung erstreckt sich auch nach Süden über die Verkehrsfläche am Gerberbruch, sodass auch hier die Ufergestaltung in das Platzkonzept einbezogen werden kann.

Grafische Gestaltung der Bodenfläche und Begrenzungsboller machen das Überfahren des Platzes gefahrlos.

Seine mittige Lage am Kreuzungspunkt aller Wegführungen prädestiniert ihn zum Mittelpunkt und kommunikativem Zentrum der Gesamtanlage.
Die individuelle Inbesitznahme durch die Bewohner ermöglicht es, ihm seine eigenständige Identität zu leben, nachbarschaftliche Kontakte zu fördern und Anonymität durch lediglich unhierarchisch angeordnete Wohneinheiten zu vermeiden.

In diesem Sinne, wurde auch das Cafe Promenade mittig am Platz vorgeschlagen. Die Galerie am Gerberplatz stellt einen kleinen Beitrag zur Rostocker Kulturszene dar.

Die interne Achse
…verbindet den Gerberplatz mit der Uferlandschaft der Warnow. Die Anbindung aller Treppenhäuser an diese Achse, ermöglicht ein grünes internes Wegnetz zur Warnow bzw. durch das Gerbertor zur Altstadt.



TREPPENHÄUSER

Aufgrund der komplexen Anforderungen und der Notwendigkeit unterschiedliche Höhenlagen erreichbar zu machen, bekommen die Treppenhäuser eine nahezu städtebauliche Bedeutung als Drehscheibe alltäglicher Abläufe.

Folgende Zielsetzungen wurden formuliert:
• Die freundliche Atmosphäre durch Direktbelichtung und einer transparenten Ausformung des Liftkernes stellen einen wesentlichen Beitrag zum Milieu der Gesamtanlage dar.
• Durch die Ablesbarkeit von den begleitenden Straßenräumen, ist eine gute Orientierung und Zugänglichkeit gegeben.
• Die Anbindung aller Treppenhäuser an den internen Grünbereich ermöglicht den Bewohnern, aber vor allem den Kindern, eine gefahrlose Erreichbarkeit der angebotenen Grün- und Spielflächen.
• Durch die Ausbildung der Lifte als Durchlader, können alle Wohneinheiten stufenlos und somit barrierefrei erreicht werden.
• Allen Treppenhäusern wurden die geforderten Autoabstellplätze direkt zugeordnet. Somit ist den Wohneinheiten eine barrierefreie, unmittelbare und bequeme (trocken, kein Tragen von Lasten) Erreichbarkeit gegeben.



GRUNDRISSGESTALTUNG UND FLEXIBILITÄT

Das zentrale Anliegen in der Konzeption war die Zufriedenheit des Endverbrauchers mit seinen vier Wänden. Aus diesem Grunde wurde größte Sorgfalt in der Entwicklung ansprechender, gut möblierbarer Grundrisse angewendet.

Allen Wohneinheiten wurden großzügige Balkone, teilweise von außen sichtgeschützt, im Sinne eines grünen Zimmers verandaartig vorgelagert. Der schachbrettartige Versatz der Balkone, ermöglicht den Balkonen einen partiellen hohen Luftraum und ermöglicht ebenso eine gute Besonnung trotz weit ausragender Balkonteile. Den Wohneinheiten im EG wurden private Gärten zugeordnet.

Das statische System der tragenden Außenmauern in Verbindung mit Scheiben bzw. Pilzsäulen, ermöglicht Variabilität im Endausbau.

Die Möglichkeit die Räume südlich der Treppenhäuser wechselweise zuordnen zu können, ermöglicht es dem Bauträger auf konkrete Anfragen den Wohnungsschlüssel, 3, 4 und 5 Zimmer, nach Bedarf zu variiren.



BEHINDERTENGERECHTE ADAPTION

Da alle Wohneinheiten barrierefrei erreichbar sind, können je nach Nachfrage alle Wohneinheiten behindertengerecht adaptiert werden. Vorsorglich sollte ein gewisser Prozentsatz von vorneherein behindertengerecht ausgeführt werden.



STRAßENRÄUME

Um der Fassade zur Warnowstraße ein ruhiges städtisches Erscheinungsbild zu geben, wurden die gewünschten Freiräume als Loggien ausgebildet.

Bewegliche Glaselemente ermöglichen einen Schallschutz auch für den Aufenthaltsbereich im Freien bzw. Wintergarten.

Um den Gerberbruch nicht mit auskragenden Balkonen zu bedrängen, wurde die Gebäudefront um 2,5m nach Norden verschoben. Dies ermöglicht den Wohneinheiten im EG einen privaten Terrassenbereich. Die Balkonzone wurde im Sinne einer perforierten Fassade strukturiert und bildet somit als Grünpuffer (vertical garden) das Bindeglied zwischen Wohn- und Straßenraum.

Im Sinne der Anforderung Dachgärten in das Wohnkonzept zu integrieren, wurden für die südliche Zeile Penthäuser vorgeschlagen. Durch das Zurücksetzten der Penthäuser um 3m, bleibt das Erscheinungsbild einer dreigeschossige Straßenraumbebauung unbeeinträchtigt.



MIETWOHNUNGEN, EIGENTUMSWOHNUNGEN

Im Sinne der Vorgabe, wurde die nördliche Zeile für Eigentumswohnungen und die südliche Zeile, etwas sparsamer zugeschnitten, für Mietwohnungen konzipiert.

Der westlich gelegene Bauteil 1.BA eignet sich sowohl für Mietwohnungen als auch für Eigentumswohnungen und kann, nach Nachfrage, verwendet werden.

Die strategisch besten Plätze jeweils am östlichen Kopf der nördlichen und südlichen Zeile und die Penthäuser auf der südlichen Zeile, wurden für großzügige Wohnungen reserviert.

AUßENRAUMKONZEPT

Das Außenraumkonzept folgt der Logik der internen Achse vom Gerberplatz bis zum Ufer der Warnow. Entsprechend der funktionalen Zuordnung entstanden entlang dieser Achse die gemeinsamen Begegnungs-, Erholungs- und Spielflächen. (common fields)

Das Wechselspiel der individuellen Ausformung vom befestigten Gerberplatz an der Promenade über den Innenhof und dem gemeinsamen Freibereich mit unterschiedlicher Begehbarkeit und Gestaltung der einzelnen Spiel- und Erlebnisflächen, ermöglicht ein eigenständiges Milieu der Gesamtanlage.

Durch eine lichte Aufstellung neuer Bäume im gemeinsamen Hof („Hain“ – hoher Stamm, lichte Krone) entsteht ein luftiger, in der unteren Ebene absolut durchlässiger, bewohnbarer gemeinsamer Aufenthaltsbereich.

Auf dem Dach des zweigeschossigen Bauteils A, wurde ein Grünraum als gemeinsamer Park eingeplant.

Im Sinne der angesprochenen intensiven Integration der Dachflächen in das Grünraumkonzept, werden für die Dachflächen der Bauteile B und C Mietergärten vorgeschlagen.

Großer Wert wurde auch auf die Intimität der EG Wohnungen zum Straßenraum gelegt. Durch die Anhebung des Niveaus der EG Wohnung Planstraße E auf 3,40m, liegen die Parapet 1,9m über dem Gehsteigniveau und ist somit von unerwünschten Einblicken geschützt.

Den Wohneinheiten im EG zum Gerberbruch wurde eine begrünte Terrasse vorgelagert, sodass auch hier die Intimität gewahrt bleibt.



PKW-ABSTELLPLÄTZE

Die Zufahrt zur Tiefgarage erfolgt über die neue Planstraße im Bauteil A.

Die Anordnung der Stellplätze wurde analog zur Wohnungsanzahl der einzelnen Treppenhäuser zugeordnet. Sodass für alle eine unmittelbare Erreichbarkeit gegeben ist. Bei Weiterführung des Projektes, kann an diese Zufahrt angebaut werden.

Die Stellplätze für den südlichen Bauteil befinden sich teilweise im Sockelgeschoss und können vom Gerberbruch direkt Hausweise angefahren werden, die zusätzlich erforderlichen sind im Hofbereich angeordnet.



Die dienenden Funktionen
…wie Fahrräder, Müll, Kinderwagen wurden in diesen Bereichen in der Nähe der Siegenhäuser angeordnet.



BRANDSCHUTZKONZEPT

Laut der Landesbauordnung für Mecklenburg-Vorpommern §33(2) ist ein zweiter Rettungsweg nicht erforderlich, wenn die Rettung über einen sicheren Treppenraum möglich ist.

Da die Treppenhäuser ohnehin brandbeständig ausgeführt werden, bedarf es diesbezüglich lediglich der entsprechenden rauchsicheren und brandhemmenden Ausführung der Eingangstüren. Da auch die Eingangsniveaus des Bauteils C hofseitig auf 2,8m liegen, ist überall eine hochwassersichere Zugänglichkeit gegeben.

Die Durchfahrtshöhe von 3,9m zum inneren Hof ermöglicht auch die Erreichbarkeit für die Feuerwehr.