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Award / Auszeichnung | 05/2011

Deutscher Lichtdesign-Preis 2011

Kolonnadenhof der Alten Nationalgalerie, Museumsinsel Berlin

DE-10178 Berlin, Bodestr. 1-3

Preis - Kategorie Außenbeleuchtung / Anstrahlung

Levin Monsigny Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Conceptlicht GmbH

Lichtplanung

ARCHITEKTEN PETERSEN, Gesellschaft von Architekten mbH

Architektur

INGENIEURGRUPPE BAUEN

Tragwerksplanung

Projektdaten

  • GebĂ€udetyp:

    Landschaft und Freiraum

  • ProjektgrĂ¶ĂŸe:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2008
    Fertigstellung: 01/2010

Projektbeschreibung

Museumsinsel Berlin – FreiflĂ€chen der UNESCO-WelterbestĂ€tte

Die Vision Friedrich Wilhelms VI. wird endlich RealitĂ€t: Die alte Spree-Insel mit ihren bedeutenden Sammlungen entwickelt sich zu einer „FreistĂ€tte fĂŒr Kunst und Wissenschaften“. Nach Instandsetzung und ErgĂ€nzung der prĂ€chtigen Bauten auf Basis des „Masterplanes Museumsinsel“ werden ihre FreirĂ€ume – teils große Höfe, teils schmale Gassen – vollstĂ€ndig öffentlich begehbar sein. Inmitten der Metropole Berlin entsteht ein Areal mit stimmungsvollen Orten, die zum Verweilen und Flanieren, zum TrĂ€umen und Entdecken einladen.

Die Außenanlagen werden in zwei Kategorien gegliedert, die unterschiedlichen gestalterischen Regeln folgen: StraßenrĂ€ume als verbindende Elemente der Stadt sowie FreirĂ€ume der Insel als „Orte der EntrĂŒckung“.
Der Straßenraum wird in Geometrie, Material und Ausstattung ortsĂŒblich und funktional hergestellt. Die FreirĂ€ume der Insel werden demgegenĂŒber aus einem einheitlichen Naturstein belegt – dem Grundgestein der Insel. Alle erforderlichen Einbauten entwickeln sich aus diesem Stein, kommen gleichsam aus ihm hervor – so auch die Vegetation.
Diese Differenzierung gewĂ€hrleistet einen klar wahrnehmbaren Zusammenhalt der unterschiedlichen FreirĂ€ume auf der Insel. Der homogene Belag aus Naturstein bildet eine ruhige GrundflĂ€che, auf der die unterschiedlichen Museumsarchitekturen in ungestörter IndividualitĂ€t zur Geltung kommen. DarĂŒber hinaus entsteht gerade durch diese eindeutige Differenzierung genĂŒgend Ge-staltungsspielraum, um dem Charakter und der Bedeutung der einzelnen TeilflĂ€chen gerecht zu werden. So entsteht der Skulpturengarten im Kolonnadenhof der Alten Nationalgalerie (Fertigstellung 2010), der steinerne Eingangshof mit dem Neubau der James Simon-Galerie (Fertigstellung 2013) sowie die FreiflĂ€chen um das Pergamonmuseum (Fertigstellung 2027).



Kolonnadenhof der Alten Nationalgalerie
Wie kaum ein anderer Freiraum wird der Kolonnadenhof von Architektur geprĂ€gt. Nicht nur seine Raumkanten werden von einzigartigen Bauwerken definiert, auch sein Zentrum wird durch ein solches besetzt. Fast zwangslĂ€ufig ergaben sich mit der Entstehung dieses Ensembles auch die wesentlichen GrundzĂŒge der Gartenanlage. Sie finden sich wieder im ersten Entwurf von 1874, in der realisierten Form von 1880 (Planung: Tiergartendirektor Eduard Neide) sowie in den Ver-einfachungen aller folgenden Jahrzehnte. Dies wird auch kĂŒnftig so sein: manifestiert durch die im neuem Glanz erstrahlenden Nationalgalerie, der wieder entstandenen Kubatur des Neuen Museums und dem vervollstĂ€ndigten Rahmen der Kolonnaden.

Der Entwurf fĂŒr den Kolonnadenhof muss den AnsprĂŒchen an einen stark frequentierten, innerstĂ€dtischen Freiraum genĂŒgen und gleichzeitig der Bedeutung der unter Denkmalschutz stehenden Gartenanlage gerecht werden.
So entwickelt sich die Gliederung von befestigten FlĂ€chen und GrĂŒnflĂ€chen unmittelbar aus der ursprĂŒnglichen Grundrissfigur des Hofes. Weiterhin kommt dem Umgang mit erhaltener Bausubstanz eine große Bedeutung zu: Der zuvor eingelagerte Vierpaßbrunnen wurde wieder vor der Freitreppe der Nationalgalerie aufgebaut. Die verbliebenen Bronzeskulpturen wurden - wie schon in der alten Gartenanlage - entsprechend ihrer Wirkung in den GrĂŒnflĂ€chen verteilt, die „Amazone“ von Louis Tuaillon sogar an ihrem originalen Standort. Noch vorhandenes Plattenmaterial der ursprĂŒnglichen Anlage wurde wiederverwendet und mit der historisch ortsĂŒblichen Steinart Schlesischer Granit ergĂ€nzt.

Innerhalb dieses Rahmens bildet jedoch sowohl die Ausformulierung der befestigten FlĂ€chen als auch der Charakter der Vegetation eine neue Interpretation der ursprĂŒnglichen Ausgestaltung:
Wenn auch in den unterschiedlichen Schlagungen als Kleinpflaster bzw. als großformatige Platten nachgezeichnet, wird die Höhendifferenz zwischen Fahrbahn und Gehweg aufgehoben und nun zwischen Gehweg und Vegetation verlegt. Auf diese Weise werden sĂ€mtliche befestigten FlĂ€chen barrierefrei dem „Flanieren und Lustwandeln“ gewidmet.
Zwischen den Wegen wĂ€chst Vegetation aus der FlĂ€che hervor. Mit dem Thema Positiv-Negativ differenziert die Figur der Pflanzung den Verlauf der Nationalgalerie zu den seitlichen FlĂ€chen am Neuen Museum sowie entlang der Spree. Was im Zentrum geschnittene Buchsbaumscheiben auf einer RasenflĂ€che sind, wird seitlich zu einem gleichmĂ€ĂŸig niedrigen Pflanzenteppich – wiederum aus Buchsbaum – mit geometrischen Aussparungen. Unterschiedliche Sorten dieser Gehölzart lassen ein subtiles Spiel in den GrĂŒntönen entstehen. Der aromatische Duft seiner BlĂ€tter erfĂŒllt die Luft und entfĂŒhrt den Besucher in arkadische Welten. In den Aussparungen bilden Efeu und bodendeckende Stauden den Untergrund fĂŒr Skulpturen und BĂ€ume. Sie erzeugen weitere Variationen in Blattform und -farbe. Gleichzeitig kontrastiert ihr ĂŒber die Jahreszeiten gestaffelter BlĂŒtenaspekt spannungsvoll zur Strenge der geschnittenen FlĂ€chen.
Die fein abgestimmte Höhenentwicklung in der Vegetation gibt der FlĂ€che des Kolonnadenhofs eine rĂ€umliche Differenzierung, ohne sich in den Vordergrund zu stellen. Durch den Verzicht auf jegliche zusĂ€tzliche Ausstattung sowie die Ausformulierung einer homogenen Gartenanlage bildet der Kolonnadenhof ein stimmungsvolles Umfeld fĂŒr die einzigartige Architektur der Museen und eine ruhige GrundflĂ€che fĂŒr die Bronzeskulpturen der Alten Nationalgalerie. Der Kolonnadenhof ist ein öffentlicher Skulpturengarten im Zentrum Berlins.
(Text: Levin Monsigny Landschaftsarchitekten)


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Beschreibung Lichtplanung:
FĂŒr die FreiflĂ€chen der Museumsinsel wurde ein Gesamtkonzept mit folgenden Merkmalen entwickelt:
- Um nachts einer Neutralisierung der Steinfassade entgegenzuwirken, erfolgt die Beleuchtung mit hoher FarbwiedergabequalitĂ€t. Die Lichtfarbe 942 fĂŒr die Fassadenaufhellung wurde nicht nur wegen der exzellenten Farbwiedergabe gewĂ€hlt, sondern auch weil sie der Farbtemperatur des Mondlichtes am Ă€hnlichsten ist.
- Vermeidung von Abbildungen der Lichtkegel.
- Beleuchtung der FreiflĂ€chen nur ĂŒber den Widerschein der Fassaden.
- Akzentuierungen erfolgen mit warmer Lichtfarbe.
- Unterbindung von Lichtverschmutzung, das heißt keine Fehlstrahlung (FĂ€lschlicherweise oft als Streustrahlung bezeichnet) in das stĂ€dtische Umfeld abgeben.
- Als verbindendes Element werden die Sockel der GebÀude nicht angestrahlt.
- Die horizontalen Licht-Schatten-Kanten sind durch die Sockeloberkante und die Dachgesimse definiert, die vertikalen Lichtkanten entweder durch GebÀudeecken oder vorspringende Fassadenabschnitte.

FĂŒr die Kolonnaden ist eine warme Lichtfarbe vorgesehen, um den eigenstĂ€ndigen Charakter dieses Anlagenteiles zu unterstreichen. Durch die dunklen GebĂ€udesockel entsteht auch kein Konflikt
mit dem Lichtschleier.

FĂŒr das Wirkungsbild der Kolonnaden ist die Strahlungsgeometrie der Schienenleuchte LT K11+S von entscheidender Bedeutung. Der Strahlungswinkel der Indirektkomponente ist durch den lichten Abstand der Architraven und den Abstand zur Decke bestimmt. FĂŒr den Strahlungswinkel der Direktkomponente wird der lichte Abstand zwischen den Fußpunkten der SĂ€ulen gewĂ€hlt. Dadurch werden die SĂ€ulen weder am oberen noch am unteren Ende durch die Lichtkegel angeschnitten und als ein Element wahrgenommen. Die SĂ€ulen werden nur durch den Widerschein der Decke und des Bodens weich aufgehellt. Mit einer Standardleuchte wĂŒrden sich die SĂ€ulen in drei Abschnitte gliedern, zwei helle Enden und einem dunkleren Mittelteil.
(Text: Conceptlicht)
Aus dem Kollonadenhof, Foto: Claas Dreppenstedt

Aus dem Kollonadenhof, Foto: Claas Dreppenstedt

Kollonaden, Foto: Claas Dreppenstedt

Kollonaden, Foto: Claas Dreppenstedt

Ansicht Museumsinsel, Foto: Claas Dreppenstedt

Ansicht Museumsinsel, Foto: Claas Dreppenstedt