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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2012

Neuordnung Stadtwerkeareal

1. Rang

Preisgeld: 5.000 EUR

Q2 Zastrow + Zastrow Stadtplanungen

Architektur

Erläuterungstext


Mit Freiraumplaner: Brien.Wessels.Werning, Landschaftsarchitekten Lübeck

Städtebau
Maßgeblich für die neue städtebauliche Struktur - besonders entlang der Straße „Zingel“ - ist die
Aufnahme der schlanken, tiefen Parzellenstruktur, die im Altstadtkern Husums prägend ist. Auf dem Stadtwerkeareal wird die Parzellenstruktur in Ost-West-Richtung angelegt. Die Parzellen am Zingel sind lückenlos aneinander gereiht. Die Bebauung tritt von der Strassenkante zurück. Dadurch werden das Rathaus und die sog. Ferkelhalle als Solitäre auf dem Schiffbrückenplatz freigestellt. Im rückwärtigen Bereich wird die Struktur fortgesetzt durch drei freistehende Gebäude. Zwischen den beiden Baubereichen wird ein gemeinsamer Grünbereich mit hoher Wohnumfeldqualität zum Aufenthalt der Bewohner, zum Spielen und Kommunizieren gebildet. Die Parzellenstruktur zur Strasse „Zingel“ wird gestärkt durch unterschiedliche Gebäudehöhen, gestaffelt von 2 Geschossen angrenzend an die Einfamilienhausbe-bauung bis zu 4 Geschossen angrenzend an das Bürogebäude der Stadtwerke. Die rückwärtigen drei Gebäude sind in ihrer Höhe ebenfalls gestaffelt: 2-geschg. zum Grünbereich und 3-geschg. zur Zufahrt hin.

Die erforderlichen Stellplätze für die Wohnungen und das Bürogebäude sind in einer Tiefgarage unter-gebracht (55 STP / 55 WE + 5 STP Büro), deren Zufahrt sich vom „Zingel“ aus zwischen dem neuen Bürogebäude und der Wohnbebauung befindet. Die fussläufige, barrierefreie Erschließung der Häuserreihe am „Zingel“ erfolgt über die Vorfläche zu den einzelnen Hauseingängen. Die rückwärtigen drei Häuser werden über die Zufahrt vom „Binnenhafen“ durch das interne Fusswegenetz erschlossen, das an der Südgrenze des Areals auch mit dem „Zingel“ verknüpft ist. An der Zufahrt befinden sich weitere 12 STP.

 Architektur
Die Architektursprache der Häuser soll, in Anlehnung an die gewachsene Alstadtarchitektur, charakterisiert werden durch Maßstäblichkeit und Handwerklichkeit. Die Maßstäblichkeit wird erzeugt durch Vor- und Rücksprünge in den Gebäudefluchten und unterschiedlich hohe Erker. Die Handwerklichkeit soll u.a.
Ausdruck bekommen in der Materialwahl aus Handstrichziegeln in drei verschiedenen Farben, die sich am Zingel hausweise aneinander reihen. Ziel ist, dem ganzen Areal Homogenität im Ausdruck zu verleihen.
Die freistehenden drei Gebäude sind in der gleichen Ziegelfarbe verblendet. Freisitze der Wohnungen werden innerhalb der Gebäudekubatur als Loggien ausgebildet. Das Kundencentrum soll mit dem Neubau des Bürogebäudes zu einer Einheit werden. Der rote Ziegel wird im EG fortgeführt. Ein grau verblendeter dreigeschossiger Baukörper, der sich etwas aus der Gebäudeflucht löst, wird aufgesetzt.
Über die Treppenhausfugen werden am Zingel jeweils zwei Häuser barrierefrei erschlossen. Der EG-Sockel liegt 1 m über Gehwegniveau, was den Wohnwert der EG-Wohnungen erhöht. Die unterschiedlich großen Wohnungen sind Ost-West orientiert. Die Wohnungen im südlichsten Haus am Zingel und in den drei freistehenden Gebäude werden von der Nordseite aus erschlossen und die Wohnräume nach Süden ausgerichtet. Hier sind zwei kleinere Wohnungen, falls gewünscht, auch kombinierbar zu einer großen.

 Freiflächen
Der Innenbereich wird parkartig gestaltet mit Heckenpolstern, Rasenflächen, Bäumen und befestigten Fusswegen. Dieser wohnungsnahe Grünbereich ist für die Bewohnerschaft vielfältig nutzbar zum Spielen, Verweilen, Feiern usw. Der Vorbereich zur Strasse Zingel signalisiert mit Hecken- /Buschpolstern und Bäumen die Nutzung als Wohnstandort. Müllbehälter an den Eingangsbereichen werden bepflanzt und gliedern die Fläche. Mit Bänken und Bäumen gestaltet bildet dieser Bereich den Übergang zum öffentlichen Raum, der auch der Kommunikation dient. Die rückwärtigen freistehenden Häuser werden über barrierefreie Rampen von der Zufahrtstrasse aus erschlossen, die von Heckenpolstern flankiert sind. Vor den Südter-rassen sind Rasenflächen angelegt.

 Gebäudeökologie
Neben der Erreichung eines sehr hohen Wärmedämmstandards, z.B. Aussenmauerwerk mit 36,5 cm hochdämmendem Porotonziegel, 6 cm Mineralwolldämmung, Verblender und 3-fach verglasten Fenstern,
wird baulich vorgeschlagen, die schmalen Dächer der Erker am Zingel als südgeneigte Pultdächer für Photovoltaikanlagen auszubilden. Seitliche Schotten fassen die Anlagen ein, so dass in der Ansicht ein Rechteckgiebel erscheint. So könnte eine zeitgemäße Synthese aus Architektur und Technologie entstehen, die den Neubauten eine eigene Identität verleiht.

 Wirtschaftlichkeit
Durch Typisierung der Häuser und der Grundrisse wird eine hohe Wirtschaftlichkeit erzeugt. Typisierte Fensterformate, eine geschlossene Kubatur und reduzierte Erschließungsflächen sind der Wirtschaftlichkeit ebenfalls zuträglich.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau: Die Bauflucht folgt dem Straßenverlauf, schließt an die südlich angrenzende, kleinteilige Baustruktur an und weist nach Westen eine kammartige Hofbebauung auf. Der Verfasser schlägt drei städtebauliche Grundmuster vor: Straßenhaus, Hofhaus und Eckbetonung als Solitär. Der Entwurf ist kleinmaßstäblich gegliedert und weist eine angemessene Höhenstaffelung auf. Lediglich der Eckbaukörper wirkt zu massiv und undifferenziert. Die Grünfläche im Innenhof ist großzügig und ruhig gestaltet ohne störende Einbauten. Die Grundstruktur des Entwurfs bietet Ansatzpunkte für eine potentielle Erweiterung. Der Übergang „öffentlich zu privat“ wird im Verlauf der Straße Zingel als halböffentlicher Vorbereich ausgebildet. Hier sind Gestaltungs- und Nutzungskonflikte (Müllbehälterstandorte, Zufahrt zur Tiefgarage) erkennbar, die einer weiteren Überarbeitung bedürfen.

Funktion: Die jeweiligen Nutzungen sind deutlich von einander getrennt angeordnet. Alle Wohnungen sind südwestorientiert und allesamt barrierefrei. Es werden großzügige Treppenhäuser mit natürlicher Belichtung vorgeschlagen. Die TG-Zufahrt ist so angelegt, dass die Wohn- und Büronutzungen nicht beeinträchtigt werden. Die klare, einfache Struktur einschl. TG-Gestaltung lässt eine wirtschaftliche Realisierung erwarten. Die Büroflächen im Neubau sind gut mit den bestehenden Flächen verbunden. Kritisch angemerkt werden die fehlenden 5 Stellplätze für die Stadtwerke sowie die Beeinträchtigung einiger EG-Wohnungen durch die angrenzende Netzleitzentrale.

Gestaltung: Die Ausformung der Baukörper korrespondiert mit den im Umfeld vorhandenen Strukturen. Unterstützt wird das Einfügen durch Vor- und Rücksprünge, eine differenzierte Höhenstaffelung sowie durch die Adaption traditioneller Bau- und Formelemente. Das Wechselspiel zwischen offenen und geschlossenen Fassadenteilen wird ebenso positiv gesehen wie die Ausbildung des Erdgeschosses am Zingel als Hochparterre. Die starke Farbigkeit der Fassaden sollte etwas zurück genommen werden, Bei der Gestaltung des Eckbaukörpers fällt auf, dass die (Loch)Fassaden sich kaum von den Wohnnutzungen unterscheiden. Die Ecklösung fällt in den Obergeschossen zu massiv aus und wirkt im Erdgeschoß zu geschlossen.