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Award / Auszeichnung | 06/2012

BDA Preis Niedersachsen 2012

Martino Katharineum

DE-38100 Braunschweig, Breite Straße 3-4

Engere Wahl

KSP ENGEL

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Schulen

  • Projektgröße:

    985m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 05/2010
    Fertigstellung: 09/2011

Projektbeschreibung

Das Grundstück ist gekennzeichnet durch seine prominente Lage in direkter Nähe zum Altstadtmarkt im historischen Stadtkern Braunschweigs. Die unmittelbare Umgebung des Schulgeländes wird durch ein heterogenes Umfeld aus historischer Bebauung und Bauten aus der Zeit des Wiederaufbaus geprägt. Das Gymnasiums Martino - Katharineum besteht an diesem Standort seit 1869 und blickt auf eine insge-samt 600-jährige Tradition zurück. Berühmte Persönlichkeiten wie Carl Friedrich Gauß, Heinrich Hoffmann von Fallersleben und Louis Spohr sind aus dieser Schule hervor gegangen. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde in den
1950er Jahren das Hauptgebäude, die Aula mit der Turnhalle und das Hausmeistergebäude wieder aufgebaut.

Der dreigeschossige Neubau ergänzt das Ensemble und versteht sich als weiterer Baustein im Stadtgefüge. Er respektiert den Bestand, greift stadträumliche Bezüge auf und gibt sich zugleich als Vertreter der Gegenwartsarchitektur zu erkennen.


Der Erweiterungsbau setzt in seiner Kubatur und in Verlängerung der Aula die Be-bauung entlang der Breite Straße fort. Stadträumliche Kanten und Höhenbezüge werden aufgenommen, die Gebäudetiefe korrespondiert mit der Tiefe des benachbar-ten Aulagebäudes. Das zuvor dort gelegene Hausmeistergebäude, das sich nicht für die geplante Nutzung eignete, wurde durch den Neubau ersetzt. Durch den Abbruch des Hausmeisterhauses konnte innerhalb des vorgegebenen Budgets das Raumprogramm sogar um ein drittel erweitert werden. Darüber hinaus wurde der Erweite-rungsbau so positioniert, dass das Gebäudeensemble des Martino - Katharineums bei Bedarf um einen weiteren Neubau entlang der Breite Straße ergänzt werden kann.

Die Zugangssituation zum Schulgelände zwischen Aula und Erweiterungsbau wird nun deutlich formuliert und neu gefasst. Der Schulhof wird durch diese Ergänzung gegenüber der Breite Straße abgeschirmt und es entsteht eine geschützte, dreiseitig gerahmte Hofsituation.

Innere Organisation | Nutzungen
Der kubische Baukörper des Neubaus entwickelt sich auf nahezu quadratischem Grundriss. Während der Neubau zur Straße hin eine eher geschlossene Fassade hat und somit die Mauer, welche den Schulhof als Begrenzung einfasst, fortsetzt, öffnet sich das Gebäude zum Schulhof und zur neuen Eingangssituation hin. Das zweige-schossige Foyer ist über die gesamte Höhe zum Schulhof hin verglast. Von dort gelangt man in den Veranstaltungssaal, das sogenannte Forum, das für Konzerte und Veranstaltungen (aller Art) mit einer Bühne ausgestattet ist und eine Bestuhlung mit bis zu 100 Sitzplätzen fasst. Im Erdgeschoss befinden sich überdies Nebenräume wie Toilettenanlagen, Technikräume und ein Stuhllager.

Große, bodentiefe Fensteröffnungen und Türen schaffen im Erdgeschoss eine visuelle und räumliche Verbindung zwischen Neubau und Schulgelände und einen Dialog zwischen Innen- und Außen. Alle Fensteröffnungen sind so gestaltet, dass sie jeweils einen gerahmten Ausblick in die unmittelbare und weitere Umgebung eröffnen und wichtige (stadt-)räumliche Bezüge auch im Inneren erlebbar machen. Sie erleichtern darüber hinaus auch die Orientierung innerhalb des Neubaus.

Eine offene, dynamische Treppe führt vom Foyer hinauf in die Obergeschosse - ein weiteres, notwendiges Treppenhaus dient als zweiter Fluchtweg. Hier befinden sich im ersten Obergeschoss die Mediothek, ein Gruppen- und Sammlungsraum. Im zweiten Obergeschoss befinden sich zwei Musikräume, zwei weitere Gruppenräume sowie ein Sammlungsraum.


Fassade | Materialität und Farbe
Auch in der Materialität und Farbigkeit werden Bezüge hergestellt. Die Fassade des in Stahlbetonbauweise errichteten Schulgebäudes ist ebenso wie die traufständigen Häuser entlang der Breite Straße verputzt. Der sandfarbene Putz ist durch seinen Auftrag im groben Besenstrich sehr haptisch gestaltet und bekommt somit eine eigene „Handschrift“. Die zurückhaltende Farbigkeit des Neubaus korrespondiert mit den hellen Sandsteinfassaden am Altstadtmarkt und den Putzfassaden entlang der Breite Straße. Kontrastierend hierzu sind die Fensteröffnungen sehr präzise durch sogenannte Faschen eingefasst. Die weißen, scharfkantigen Faschen sind auf die Putzfassade aufgesetzt und akzentuieren die unregelmäßige Anordnung der Fensteröffnungen, die jeweils einen besonderen Ausblick rahmen.

Auch im Inneren werden einzelne Elemente farbig akzentuiert. So sind die Treppenhauswand sowie Einbauten wie Garderoben- und Aufbewahrungsschränke und weitere untergeordnete Bauteile in Rot gehalten.

Die leicht zur quadratischen Grundfläche verdrehte Organisation der Innenräume orientiert sich an der Diagonalen Sichtachse zum Portal des Hauptgebäudes und schafft auf diese Weise nicht nur eine spannungsvolle Raumfolge im Inneren, sondern zugleich einen subtilen Bezug zum Bestandsgebäude.