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Award / Auszeichnung | 01/2013

DGGL Hessen GartenOskar 2012

Der Garten des Philosophen

Der Garten des Philosophen

Der Garten des Philosophen

DE-55128 Mainz

GartenOskar 2012

AO Landschaftsarchitekten Stadtplaner + Ingenieure Mainz GmbH

Landschaftsarchitektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Landschaft und Freiraum

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2009
    Fertigstellung: 01/2012

Projektbeschreibung

Ausgangslage
Das eingereichte Projekt ‚Garten des Philosophen‘ ist einer von drei Höfen, die im Rahmen der Sanierungsmaßnahme des Philosophicums an der Uni Mainz neu gestaltet wurden. Die drei Höfe sind entlang einer gläsernen Spange perlenschnurartig aufgereiht.
Diese zentrale Glasspange bildet das Rückgrat des gesamten Gebäudeensembles als transitorischer Raum, der Vorlesungsräume, Seminarräume, Lernen und Forschen miteinander vernetzt.
Ein Stück weit wird hier das Motiv der für Klostergärten typischen Kreuzgänge aufgegriffen. Der Begriff des Kreuzgangs leitet sich vom lateinischen ‚claustrum‘ ‚das Umschlossene‘ ab und war ein bevorzugter Platz für lesende und meditierende, jedoch auch ein Kreuzungspunkt und Verbindungsgang vieler Alltagswege der Klosterschüler. Mit dem ‚Garten des Philosophen‘ haben wir mit wenigen, aber kraftvollen Gestaltungsmitteln dem Gartenhof einen meditativen Charakter verliehen, der sich in den Innenraum der Verbindungsspange überträgt.

Der ‚Garten des Philosophen‘ – Die drei Disziplinen der Metaphysik
Die zentrale Idee unserer Gestaltung für den Garten des Philosophen, beruht auf dem inhaltlichen Bezug zu der Lehre der Philosophie. Dazu haben wir, die von dem Philosophen Platon vorgenommene Einteilung der Metaphysik in Ethik, Ästhetik und Logik als kraftvolles Gestaltungsmittel in abstrakter Weise thematisiert. Diese drei Hauptdisziplinen stehen für die obersten Güter des Wahren, Guten und Schönen.

Umsetzung
Platons Einteilung der drei Hauptdisziplinen der Metaphysik wurde durch drei bodengleiche Stahlbänder (2,5 x 13,5 m) abstrahiert. In den Stahlbändern wurden Einfräsungen und Reliefs eingearbeitet, die auf die drei Bereiche Ästhetik, Ethik und Logik verweisen:

1. Ästhetik: Pixelartige Ausstanzungen bilden graphische Muster und Strukturen, die durch den dunklen Grund aus Basaltsplitt kontrastreich hervorgehoben werden. Sie stehen für das Streben nach dem ‚Schönen‘.

2. Ethik: Schriftzüge in 54 Sprachen und Schriften bilden eine Verknüpfung mit der Philosophie, die nicht durch ästhetisches Empfinden, sondern durch den Inhalt aufgenommen werden. Die am Planungsprozess beteiligten Vertreter der Fakultät haben für die inhaltliche Verknüpfung das Wort ‚Erkenntnis‘ als Schlüsselbegriff aus der Philosophie ausgewählt - das Streben nach dem wahren Wissen, das die Erkenntnis des Wesens und des Zusammenhangs aller Dinge umfasst. Die Philosophie Platons führte das fragende Gespräch des Sokrates zur dialektischen Erörterung der Erkenntnis des Guten und der Tugend zu seinen grundlegenden Ansätzen.

3. Logik: Eingefräste Linien kreuzen sich in unterschiedlichen Winkeln schnittmusterartig - die Linien versinnbildlichen die Bildung von Bezügen in der Logik.




Planung und Gestaltung der 3 Stahlbänder

Die verschiedenen Strukturen und Reliefs wurden in CAD entworfen und in der Werkplanung präzise detailliert. Besonders aufwendig waren die Schriftzeichen. Diese wurden z.B. bei chinesischen, tamilischen und tibetischen Schriften in vektorisierter Graphik nachgezeichnet. Die schnittmusterartigen Linien des Bandes 1 (Logik) wurden mit einer CNC –Fräse und die Schriftzüge des Bandes 2 (Ethik) sowie die Pixelmuster des Bandes 3 (Ästhetik) mit computergesteuerter Lasertechnik hergestellt.

Material-Farbe

Grundsätzlich wurde bei der Materialauswahl die Verwendung von rohen Materialien bevorzugt: Beton mit Besenstrichoberfläche für die Sitzstufen, Cortenstahl für die Stahlbänder, Basaltsplitt für die wassergebundene Decke.
Dies trägt der Diszipliniertheit Rechnung, die sich auf das Grundlegende – das Streben nach dem Sinn – reduziert. Durch die Verwendung des dunklen Belages wird räumliche Tiefe erzeugt und die wesentlichen Elemente kraftvoll hervorgehoben. In Abhängigkeit von Licht und Jahreszeit wird ein sich stetig wandelndes Bild erzeugt, das ständig zwischen Kontraststärke und Farbsättigung wechselt.