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Gutachterverfahren | 03/2013

Fassadengestaltung Staufen-Galerie

Haupteingang an der Ecke Post-/Bleichstraße

Haupteingang an der Ecke Post-/Bleichstraße

Gewinner

VON BOCK ARCHITEKTEN

Architektur

Erläuterungstext

Sandfarbige Klinkerfassaden
- mit weißen Sichtbetonbändern überwiegend stockwerksweise horizontal gegliedert
- in den Obergeschossen raumhohe Fenster im klassischen Hochformat
- in den Erdgeschosszonen möglichst viele Schaufenster
- dennoch steht das Gebäude mit genügend Klinkerfassadenanteil am Boden.

Inspirationen zur Fassadengestaltung ist im „Schwäbischen“ zum einen die Farbe und Materialität des Jurakalksteins, zum anderen stand genau am heutigen Bauplatz in der Poststraße das 1899 erbaute Hallenbad. Seine Fassaden waren über dem Sockel aus Ziegelsteinen gemauert und durch Bänder aus Naturstein gegliedert.

Fassaden sollen dauerhaft und pflegeleicht sein.
Fassaden sollten auch bei Regenwetter hell und positiv auf den Betrachter wirken.
Fassaden sollten „in Würde altern“ – die Zeit gut überstehen.
Fassaden dürfen keiner „ Mode“ unterliegen.
Gerade heute werden bei alten Kaufhäusern, soweit inzwischen nicht zerstört, die alten ursprünglichen Fassaden wieder freigelegt.
Fassaden sollten die Substanz haben, nicht wieder freigelegt werden zu müssen.

Der Fassadenentwurf verwendet grundsätzlich das gleiche sandsteinfarbige Klinkermaterial, sowohl für das Einkaufzentrum selbst, als auch in Teilen für das Parkhaus. Die Gliederung der Baukörper geschieht durch das Ausbilden vertikaler Fugen im Bereich der Treppenhäuser, welche auch nachts durch ihre gezielt eingesetzt Notbeleuchtung entsprechende Wirkung erzeugt.
Es wird auf Vor- und Rücksprünge im Wesentlichen verzichtet – die Fassade nutzt den vollen Projektbereich aus und verliert auf diese Weise keine Mietflächen.
Lediglich im 2. OG am Haupteingang Poststraße bildet die Glasfassade im Bereich Bistro eine großzügige Loggia aus und es wird als Reminiszenz an den vorspringenden Haupteingang des historischen Hallenbades ein ebenso vorstehender Ganzglaserker vorgeschlagen als „Eyecatcher“ vom Marktplatz aus leicht sichtbar und des nachts markant in Szene gesetzt - mit Menschen belebt. Dadurch gelingt ein „Knocheneffekt Staufengalerie - Marktplatz“ über die Poststrasse.

Die Fassadenteile sind grundsätzlich als geschoßhohe Fertigteile konzipiert mit besten Wärmedämmeigenschaften und guter Speicherfähigkeit. Die sandsteinfarbige Klinkerfassade soll vollflächig ausgefugt werden mit farblich auf den Klinker abgestimmtem Fugenmaterial. Die Fenster im 2. und 3. OG können alle konventionell geöffnet werden; die Reinigung ist damit denkbar einfach.
Werbung ist nur an den markanten Stellen mit dem Schriftzug „STAUFENGALERIE“ vorgesehen, wobei geschäftsbezogen im oberen Bereich der Schaufenster Flächen vorgesehen sind. Es wird vorgeschlagen, auf Leuchtreklame aller Geschäfte außen gänzlich zu verzichten.
Was die Beleuchtung betrifft, so sollte über eine Fortführung des Konzeptes der „Neuen Mitte“ nachgedacht werden, insbesondere auch in Bezug auf die Umgestaltung der Poststraße bis zum Kreisverkehr.

Herausforderungen des gebauten Umfeldes / bestehende soziale Strukturen:

Historisch gesehen liegt das Gebiet unserer Neubebauung für die Staufengalerie außerhalb der Kernstadt. Der Bereich „Mittlere Karlstrasse“ wurde bewusst, aus Platzmangel innerhalb des Kerns, für sozial Schwächere geschaffen. Das lastet der Gegend dort heute noch stark an, obwohl diese an sich stadtgestalterisch mit der stark durchgrünten Karlsallee von ortsprägender Bedeutung ist.
Mit der Änderung des Verkehrskonzeptes im südlichen Bereich des neuen Parkhauses, soll nun ein Platz geschaffen werden, welcher nicht nur den südlichen Zugang zum Einkaufszentrum markiert, sondern langfristig auch Knotenpunkt als Verbindung zum stetig wachsenden Campusbereich der Fachhochschule sein wird.
Hier nun sieht der Verfasser in den Vorgaben des Wettbewerbs ein wirkliches Problem.
Der Platz mit der neuen Verkehrsführung ist gut; die historische Grünfläche (siehe Planausschnitt) sollte erhalten werden – eine wie auch immer geartete Parkhausfassade ohne Belebung des Platzes ist jedoch stadtgestalterisch nicht vertretbar - noch schlimmer – die neuerlichen wichtigen Bestrebungen, das Karlstrassen-Quartier und seine Bewohner besser an die sich immer lebenswerter entwickelnde Kernstadt anzubinden, werden zunichte gemacht. Die Karlstrasse wird ihre soziale Angliederung an die immer höherwertigere Kernstadt so nicht schaffen können.
Es wird deshalb vorgeschlagen, vor die gesamte Südfassade ein ca. 8 m tiefes Gebäude zu platzieren, mit Ladengeschäften, Bistro und publikumsnahen Dienstleistern im EG, direkt vor der Hauptanlieferung der Staufen-Galerie; letztere wird dadurch vollkommen in den Hintergrund gedrängt. In den Obergeschossen mit reiner Südausrichtung kann beste innerstädtische Wohnqualität entstehen – vorrangig für Studenten, vielleicht auch ein Hotel. Das Parkhaus hat 3 weitere Fassaden, welche zur natürlichen Belüftung voll ausreichen.

Städtebaulich wurde die historisch nach Osten offene Karlsallee vor geraumer Zeit durch die neue Raumkante des „Karlstor-Gebäudes“ gefasst. Mit dem verkehrstechnischen Ende der durch das Grün getrennten Straßenräume an der Mörikestraße, bietet sich hier nun auch die Möglichkeit, den Stadtraum an dieser Stelle einzuengen und ihn in die straßenbegleitende Bebauung der Geislinger Straße übergehen zu lassen. Auf diese Weise steht die Staufen-Galerie nicht in der Karlsallee, wo sie eigentlich auch nicht hingehört, sonder sie gehört so eindeutig zur Kernstadt. Der Platz ist „Mittler“ und dient beiden.

Aus der Perspektive der Karlstrasse ist das Studentenheim in der Lage, sowohl im Nahbereich dem nicht renovierten C&A – Gebäude etwas Dominanz zu nehmen, als auch das im Hintergrund sich mächtig in Szene setzende Staufencenter in den Hintergrund zu drängen; auch das Parkhaus wird in seiner Höhe durch das zurückgesetzte Penthouse gemindert und es erhält eine wirkliche Fassade mit Inhalt – Menschen die dem Platz Identität geben. Etwa 80 Apartments öffnen ihre raumhohen Fenster an sonnigen Tagen voll nach Süden – es entsteht dann die Wirkung von Loggien. Die Bewohner werden zum Boule-Spielen auf historischem Karlstrassen-Grün animiert. Professoren wohnen auch dort, vielleicht werden auch einige ältere Menschen sogar durch Studenten betreut?

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Obergutachter würdigen den Entwurf aufgrund der besonders gelungenen Ausgewogenheit und Angemessenheit in allen wesentlichen Kriterien. Die städtebauliche
Haltung, die in Proportionen, Gliederung und Materialität zum Ausdruck kommt, ist überzeugend und reagiert intelligent auf die vielfältigen Randbedingungen, ohne das Ziel einer kohärenten, eindrücklichen Gesamtgestalt für die Staufen-Galerie zu verlieren. Die Materialien sind zugleich dauerhaft, wirtschaftlich und vermitteln gemeinsam mit den transparenten Fassadenteilen einen insgesamt sympathischen Gesamteindruck, sowohl in der Nahsicht wie auch der Fernsicht. Das System für Werbemaßnahmen ist unprätentiös integriert und entspricht den Anforderungen.
Begrüßt werden die Vorschläge, die Fassade durch Balkone und Loggien auch in den
Obergeschossen funktional zu perforieren. Hinterfragt wird von den Obergutachtern noch die Gestaltung der beiden Haupteingänge an der Poststraße; derjenige zur Altstadt aufgrund seiner Größe und der zum Hauptmieter am Kreisverkehr Mörikestraße aufgrund der Fassadenproportionierung. Hier wären Nachweise in der weiteren Bearbeitung des
Fassadenkonzepts zu erbringen.
Neben der Gestaltung überzeugt das Konzept durch große Praktikabilität im Betrieb und durch seine Flexibilität in Planung und Nutzung. Insgesamt verspricht es eine sinnvolle Robustheit und Wirtschaftlichkeit. Der Sondervorschlag zur Bebauung an der Vorderen Karlstraße wird wohlwollend zur Kenntnis genommen, bleibt jedoch ohne Einfluss auf die Gesamtbeurteilung. In jedem Fall empfiehlt das Gremium im Fall der Realisierung des Gesamtkonzepts eine vertiefte Befassung mit dem Sondervorschlag sowie eine Überprüfung der Parkhausfassade hinsichtlich der Öffnungen, ohne die typologische Integration in den Block aufzugeben.
Insgesamt bildet der Entwurf einen hervorragenden Beitrag zur Aufgabenstellung, der
aufgrund der städtebaulichen und architektonischen Qualitäten, der besonderen Sensibilität im Kontext sowie der Wirtschaftlichkeit als schlüssiges Gesamtkonzept ausgezeichnet wird.
Eingang Bleichstraße und Ost-West-Passage

Eingang Bleichstraße und Ost-West-Passage

Ecke Post-/Mörikestraße

Ecke Post-/Mörikestraße

Blick aus der Vorderen Karlstraße auf das Parkhaus mit Studentenheim

Blick aus der Vorderen Karlstraße auf das Parkhaus mit Studentenheim

Ansicht Poststraße

Ansicht Poststraße

Fassadenabwicklung Bleichstraße

Fassadenabwicklung Bleichstraße

Ansicht Mörikestraße

Ansicht Mörikestraße

Fassadenabwicklung Ost-West-Durchgang

Fassadenabwicklung Ost-West-Durchgang

Ansicht Geislinger Straße

Ansicht Geislinger Straße

Fassadendetail Eingang Bleichstraße

Fassadendetail Eingang Bleichstraße

Fassadendetail Nebeneingang Ost-West-Durchgang

Fassadendetail Nebeneingang Ost-West-Durchgang

Fassadendetail Haupteingang Poststraße

Fassadendetail Haupteingang Poststraße

Fassadendetail Treppenhaus

Fassadendetail Treppenhaus