modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Verhandlungsverfahren | 05/2011

Bauliche Erweiterung des Gemeindepsychiatrischen Zentrums [GPZ]

Ansicht vom Vorplatz

Ansicht vom Vorplatz

2. Rang

Füchtenkord Architekten

Autoren

Erläuterungstext

Mit der Erweiterung des Gemeindepsychiatrischen Zentrums in Detmold auf insgesamt 108 Betten besteht die Möglichkeit bestehende Engpässe in der regionalen psychiatrischen Versorgung auszugleichen und insbesondere in der Gerontopsychiatrie und im allgemeinpsychiatrischen Wahlleistungsbereich neue optimal nutzbare Räumlichkeiten zu Verfügung zu stellen.

Zugleich wird die verkehrliche Anbindung des GPZ-Geländes verbessert und eine Optimierung des Stellplatzangebots innerhalb des GPZ-Geländes sichergestellt.

Der Neubau nimmt die Flucht der bestehenden Neubauten auf und bildet somit den Abschluss einer eindeutigen städtebaulichen Raumkante am Übergang zu den weiter westlich gelegenen Wohngebieten, zum anderen reiht sich der nordöstliche Gebäudeflügel auf selbstverständliche Weise in den vorhandenen Duktus ehemaliger Kasernenbauten ein. Als Endpunkt der Otto-Franzmeier-Straße bildet er einen schon von der Moritz-Rülf-Straße sichtbaren Bezugspunkt und stärkt somit die öffentliche Wahrnehmung des GPZ.

Gleichzeitig werden die Freiflächen des GPZ erweitert und durch den Neubau klar arrondiert. Die bestehenden Erschließungszone auf der südwestlichen Gebäudeseite wird um den Neubau erweitert, vorhandene Wegeverbindungen wie Umfahrt, Fußwege und auch die bestehende witterungsgeschützte Magistrale auf der Rückseite der heutigen Neubauten werden auf selbstverständliche Weise aufgenommen und fortgeführt. Durch den Neubau erhält das GPZ eine gleichberechtigte zweite Vorfahrt in Verbindung mit insgesamt neu errichteten 55 Stellplätzen. Einer zweiten Vorfahrt mit einem vornehmlich für Krankenwagen, Taxen und Feuerwehrumfahrt vorgesehenen und entsprechend gestalterisch abgesetzten Verbindungsweg wird dabei der Vorzug vor einem vollständigen Ringschluss mit Beeinträchtigung bestehender Außenterrassen und Freiflächen gegeben.

Die zurückgesetzte südliche Gebäudeecke markiert die Adresse und öffnet das Gebäude großzügig zum Vorplatz. Der Vorplatz für das neue Stationsgebäude 5/6 setzt die vorhandene Reihung eigenständiger Adressen und Stationseingänge fort, ohne mit dem Haupteingang des GPZ und seinem geschwungenen Glaskörper in Konkurrenz zu treten. Der südlich des Neubaus vorhandene wertvolle Baumbestand wird behutsam in die Freiraumplanung integriert.

Vom Vorplatz betritt der Besucher das Foyer, von dem aus im Erdgeschoss die gerontopsychiatrische Station und im Obergeschoss die allgemeinpsychiatrische Station (kombinierte Wahlleistungsstation) erreichbar sind. Der Übergang in beide Stationen ist verglast, dies lässt Schwellenängste zurücktreten und ermöglicht eine schnelle Orientierung.

Im Erdgeschoss ist der Durchblick und Durchgang in den dementengerechten Garten gegeben. Der im Foyer angeordnete bettengängige Aufzug erschließt beide Stationsebenen und auch die Nebenräume und Lagerflächen im Untergeschoss. Die in Mitte beider Gebäudeflügel angeordnete Haupterschließung ermöglicht einen optimalen Stationsbetrieb mit kurzen Wegen. Gleichzeitig ist das Gebäude aber über den Nebeneingang auf der Nordseite an die vorhandene innere Erschließung des GPZ angebunden, auf diese Weise lassen sich beide Stationen fakultativ geschlossen führen.


Innere Organisation

Der an das Foyer angrenzende Multifunktionsfläche stellt nicht nur das räumliche Gelenk der Stationen dar, sie bildet gleichzeitig ein repräsentatives Entree, gibt Orientierung und ermöglichst vor allem unterschiedlichste Nutzungen, vom Angebot eines offenen Tresens als Anlaufstelle für Patienten in der Station 6 bis hin zu therapeutischen Nutzungen wie einer Gehübungsstrecke in Station 5.

Folgerichtig sind hier auch die Dienstplätze angeordnet, von denen die gesamte Station überblickt und auf kurzen Wegen erschlossen werden kann. Eine entsprechende Zonierung in unterschiedlich einsehbare Arbeitsbereiche für Dokumentation, Medikamentenstellung, Teambesprechung und Sozialraum ist selbstverständlich gegeben. Ein angrenzendes Patientenzimmer ist jeweils als Überwachungszimmer vorgesehen.

Aufenthaltsbereiche für die Patienten mit eigener Küche und einem angegliederten Raucherraum befinden sich ebenso wie multifunktional nutzbare Gruppenräume in direkter Nähe der Dienstzimmer.

Die kurzen Stichflure mit Patientenzimmern und Nebenräumen sind als wirtschaftlich optimierter Zweibund ausgelegt, die verglasten Flurenden ermöglichen den Blick ins Freie.

Gerontopsychiatrie

In der gerontopsychiatrischen Station wird der zentrale Aufenthaltsbereich wegen der z.T. dementen und nicht orientierten Patienten direkt gegenüber des Stützpunktes und optional offen zur Flurzone eingerichtet. Eine mobile Trennwand ermöglicht die Teilung des Aufenthaltsraumes und damit die gleichzeitige Nutzung als zentraler Gruppenraum.

Der Stützpunkt wird aus gleichem Grund verglast und ohne offenen Tresen geplant.

Die zusätzliche Südterrasse gibt der Station die Möglichkeit, jederzeit einen zweiten geschützten und optimal einsehbaren Freibereich anbieten zu können.

Wegen der eingeschränkten Mobilität der Patienten werden Therapieräume für Ergotherapie, Physiotherapie ebenfalls auf gleicher Ebene und in direkter Nähe zum Stützpunkt angeboten. Ein multifunktionaler weiterer Therapieraum kann für Gespräche u.a. durch Psychologen genutzt werden.

Ein weiterer externer Gruppenraum neben dem Treppenhaus 1 kann z.B. für Angehörigengruppen genutzt werden und ist daher auch direkt von außen erreichbar und somit auch für die Allgemeinpsychiatrie nutzbar.

Insgesamt sind in der gerontopsychiatrischen 8 Doppelzimmer und 2 Einzelzimmer vorgesehen. Alle Einzelzimmer können optional so ausgestattet werden, dass ein Zustellbett Platz findet. Alle Bäder werden barrierefrei gem. DIN 18040 ausgestattet.

Aufgrund des erhöhten Pflege- und Untersuchungsaufwandes bei geronotopsychiatrischen Patienten wird auf die dreiseitige Andienung der Betten erhöhter Wert gelegt.

Aus gleichem Grund werden die Logistikflächen und der Ausgussraum größer als in der darüberliegenden allgemeinpsychiatrischen Station angeboten.

Allgemeinpsychiatrie

In der allgemeinpsychiatrischen Station ist der zentrale Aufenthaltsbereich abweichend vom EG zum rückwärtigen Gartenbereich orientiert und wird als eigener Gemeinschaftsraum mit erhöhter Rückzugsqualität und als atmosphärischer Gegenpol zum Eingangsbereich ausgebildet. Ein mobiles Highboard teilt den Raum wirksam in einen Aufenthaltsbereich und einen Essbereich neben der Küche.

Ergänzend zum Aufenthaltsraum wird ein eigener Gruppenraum vorgesehen, dessen Größe eine multifunktionale Nutzung durch verschiedene Therapiegruppen ermöglicht.

Der Stützpunkt wird dem Wahlleistungscharakter entsprechen teilweise offen, mit einem freistehenden Tresen mit integrierten Arbeitsplätzen, vorgeschlagen.

Insgesamt sind in der allgemeinpsychiatrischen Station 7 Doppelzimmer und 4 Einzelzimmer vorgesehen. Alle Einzelzimmer können optional so ausgestattet werden, dass ein Zustellbett Platz findet. Alle Bäder werden barrierefrei gem. DIN 18040 ausgestattet.

Die Wahlleistungszimmer werden gem. den Anforderungen der PKV mit entsprechenden hotelähnlichen Zusatzfunktionen, wie z.B. eigenem Kühlschrank, zusätzlichem Sekretär oder bettweisem Fernsehen ausgestattet.

Fassadengestaltung

Entsprechend seiner städtebaulichen Orientierung und energetischen Überlegungen zeigt sich der Neubau in seiner äußeren Gestalt differenziert. Während die Südecke zum Vorplatz weitgehend verglast ist und sich der Eingang transparent und offen darstellt, bildet die Ziegelfassade der Gebäudeflügel und damit auch die zum Garten hin orientierte Nordost- bzw. Nordwestseite die Abfolge von Patientenzimmern und Nebenräumen funktional und doch auf spielerisch-gliedernde Weise ab.

Die Materialwahl entwickelt sich aus dem Bestand und der umgebenden Bebauung, jedoch in eigener Formensprache.

Für die verglasten Fassadenteile wird eine rhythmisierende Gliederung aus außenliegenden Kastenprofilen mit dazwischen liegenden motorisch betriebenen Schiebeläden mit Holzlamellen vorgeschlagen. Diese wahren nicht nur die Intimität der dahinter liegenden Gruppen- und Aufenthaltsräume und sichern die notwendigen solaren Gewinne im Winter bzw. in der Übergangszeit, sie wirken als außenliegender flexibler Sonnenschutz auch einer Überhitzung des Gebäudes an Sommertagen entgegen. Der Holzschutz ist durch die allseitig freiliegenden und zur Sonnenseite orientierten Lamellen gewahrt.

Alle Fensterprofile werden aus anthrazitfarbenen pulverbeschichteten Aluminiumprofilen hergestellt, im Bereich der Glasfassade als Pfosten-Riegel-Konstruktion, für die Lochfassade als konventionelle Fensterfassade. Verglasung werden wegen des gewünschten hohen Wärmedämmstandards als Dreifachverglasung vorgesehen.

Die Ziegelfassade ist in Anlehnung an die Farbgestaltung und Materialität des Quartiers als Vormauerschale aus sandfarbenem Klinker geplant, die Hintermauerung ist aus energetischen Gründen mit hochwärmedämmenden Porotonsteinen geplant.

In die tiefen Leibungen der Fenster sind spielerisch einzelne Kastenelemente aus Holzwerkstoffen eingestellt, die als Lüftungselemente genutzt werden. Sie brechen das strenge Raster der Lochfassade auf, tragen auf angenehme Art zur Leichtigkeit der Fassadengestaltung bei und setzten so trotz verwandter Typologie einen zeitgemäßen Gegenpunkt zu den vorhandenen ehemaligen Kasernengebäuden.

Wir schlagen vor,die Dachflächen des Neubaus in Anlehnung die Bestandsgebäude ebenfalls mit einer extensiven Dachbegrünung auszustatten.
Lageplan

Lageplan

Grundrisse

Grundrisse

Ansichten

Ansichten

Flurbereich Allgemeinpsychiatrie

Flurbereich Allgemeinpsychiatrie