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Award / Auszeichnung | 06/2013

BDA-Architekturpreis Große Nike 2013

Erweiterung des Städel Museums

DE-60596 Frankfurt/ Main, Schaumainkai

Nike für Neuerung

schneider+schumacher

Architektur

KUEHN MALVEZZI

Innenarchitektur

Bollinger+Grohmann

Tragwerksplanung

Licht Kunst Licht AG

Lichtplanung

Städelsches Kunstinstitut / Städel Museum

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Museen, Ausstellungsbauten

  • Projektgröße:

    4.151m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2009
    Fertigstellung: 02/2012

Projektbeschreibung

Im Frühjahr 2008 gewann das Frankfurter Architekturbüro schneider+schumacher den internationalen Wettbewerb für die Erweiterung des Städel Museums. Durch die Positionierung des Neubaus unterhalb des Städel-Gartens, wurde die vorhandene Ausstellungsfläche nahezu verdoppelt – von 4.000 m² auf 7.000 m². Der unterirdische Bau hat eine Breite von 76 m, eine Länge von 53 m und eine maximale Höhe in der Mitte des Raums von 8,20 m.

Über die gesamte Oberfläche der doppelt gekrümmten Deckenschale verteilen sich 195 Oberlichter, deren Durchmesser von 1,50 m in den Randbereichen bis zu 2,50 m am höchsten Punkt variieren. Diese speziell für das Städel entwickelten „Augen für die Kunst“ sind von außen begehbar und versorgen den Ausstellungsraum mit Tageslicht, welches durch integrierten LED und Sonnenschutzvorrichtungen verstärkt bzw. abgeschwächt werden kann. Die gesamte Decke wird von nur 12 schlanken Stahlbetonstützen getragen. 160 Bohrpfähle verankern den im Grundwasser liegenden Erweiterungsbau in der Erde und verhindern ein Aufschwimmen. Der Neubau wird durch 36 Erdsonden mit Wärme (im Winter) bzw. Kälte (im Sommer) versorgt, die bis zu einer Tiefe von 82 m im Boden stecken.

Die konzeptionelle Auslegung und die verwendete Haustechnik machen die Erweiterung zu einem in jeder Beziehung nachhaltigen Museumsbau.

Beurteilung durch das Preisgericht

Es zählt zu den heitersten Architekturfotos überhaupt: das Bild eines Picknicks vor dem Städel Museum in Frankfurt am Main. Jung und Alt sitzen vergnügt auf dem sich zu einem Hügel aufwölbenden, durch Kreisflächen gerasterten Rasen. Erinnerungen an die Punkt-Arbeiten von John Armleder oder an Daniel Burens Intervention im Park des Palais Royal in Paris werden wach. Doch der Grasteppich, dessen Lochmuster perfekt zur strengen neuklassizistischen Gartenfassade des Städels passt, ist kein Kunstwerk, sondern das grüne Dach des neuen Ausstellungstrakts.

Das vom Semper-Schüler Oskar Sommer 1878 am südlichen Mainufer errichtete Städel Museum erlebte 1921 mit dem Gartenflügel und 1990 mit Gustav Peichls Westflügel bereits bedeutende Erweiterungen. Im Herbst 2007 führte dann der Wunsch nach einem Neubau für die Gegenwartskunst zur Ausschreibung eines internationalen Wettbewerbs, den die Frankfurter Till Schneider und Michael Schumacher für sich entscheiden konnten. Statt ganz naheliegend die von Gartenflügel, Peichl-Bau und Städelschule u-förmig gerahmte Grünfläche mit einem neuen Trakt an der Dürerstraße zur Hofrandanlage zu schließen, schlugen sie eine unterirdische, die offene Situation respektierende Erweiterung vor.

Um Katakomben-Atmosphäre zu vermeiden, waren zwei Punkte entscheidend: die Besucherführung und die Lichtregie. Schneider + Schumacher fügten ihren Museumstrakt direkt an den Altbau an und erschlossen ihn ganz logisch über die vom Haupteingang ausgehende Symmetrieachse. Beim Aufstieg zu den Ausstellungsgeschossen öffnen sich auf dem ersten Treppenabsatz zwei helle Rundbogengänge, die abwärts weisen ins silberglänzende Metzler-Foyer. Dort führt eine skulpturale, in Terrazzo gegossene Freitreppe weiter hinab in den 48 mal 55 Meter großen neuen Saal, dessen wie genoppt wirkende Decke sich zur Mitte hin aufwölbt. Die sechs bis acht Meter hohe wolkenweiße Grotte empfängt gefiltertes Tageslicht durch 195 ungleich schräg gestellte Bullaugen, die im Bereich der zentralen Flachkuppel größer werden. Hier tragen zwölf Stützen das perforierte Dach. Sie sind fast unsichtbar, weil sie in die Stellwände eingebunden sind, mit denen die weite Halle von Kühn Malvezzi labyrinthisch unterteilt wurde.

Der Gartensaal genannte Trakt bereichert das Städel Museum um eine formal, funktional und ökologisch neuartige Architektur. Seine äußere Erscheinung ordnet sich dem Stadtbild unter und verweigert sich dem allgemeinen Trend zum spektakulären Solitär, ohne auf eigenen Ausdruck zu verzichten. Und die bis auf die Decke ganz neutrale Halle bietet trotz unterirdischer Lage ideale Bedingungen für die Präsentation zeitgenössischer Kunst.