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Konkurrierendes Entwurfsverfahren | 03/2013

Eisenbahnüberführung Weiherfeldstraße

Die Alb akzentuiert die Tunnelwand

Die Alb akzentuiert die Tunnelwand

1. Rang

Agence Ter

Landschaftsarchitektur

All Architekten - Architektur Licht Landschaft

Architektur, Lichtplanung

Erläuterungstext

‚Stadteingang im Fluss‘ – die Alb in Szene setzen

Atmosphärenwechsel - der Stadteingang als Gesamtkonzept

Karlsruhe wird städtebaulich im Süden von der Bahntrasse stark getrennt. Die zahlreichen Verbindungen zeichnen sich vor allem durch den unterschiedlichen urbanen Kontext auf den jeweiligen Eingangsseiten aus.
Betrachtet man die Situation im Umfeld der Weiherfeldbrücke, so verbindet sie einen eher durch Landschaft und Infrastruktur geprägten Raum entlang der Alb mit einer städtischen Bebauung in Beiertheim.
Zahlreiche begleitende und querende Fuß- und Radwege, die lokal als auch regional verbinden, verdichten sich an dieser Stelle. Sie machen die Situation an der Weiherfeldstraße zu einer wichtigen Anbindung in Bezug auf Freizeit und Alltag. In diesem Zusammenhang ist die Alb der Attraktor, welcher die Eisenbahnüberführung von anderen Querungen abhebt.
Diese besondere räumliche Lage im direkten Zusammenhang mit der Alb bildet den Ausgangspunkt der
vorliegenden Entwurfsidee. Dabei wird besonderer Wert auf ein schlüssiges Gesamtkonzept gelegt, das nicht nur das Brückenbauwerk in Szene setzt, sondern die Gesamtsituation mit der Alb und dem ehemaligen Stephanienbad als städtebaulichen Eingang nach Karlsruhe definiert.

Kontinuität unter der Brücke - die Alb als Identitätsträger

Die Eisenbahnüberführung zwischen Beiertheim und Weiherfeld-Dammerstock erhält aufgrund der ebenfalls durch das Brückenbauwerk geführten Alb eine einzigartige Situation. Die Alb soll durch das Beleuchtungskonzept subtil in Szene gesetzt werden.
Der Nutzer der Unterführung soll den Flusslauf verstärkt wahrnehmen, obwohl die Alb bei Normalwasserstand rund 2 m unterhalb des Fahrbahnniveaus fließt. Dazu wird die Wasseroberfläche durch ein Streiflicht so beleuchtet, dass die Wellenbewegung seitlich an die Brückenwand projiziert wird. Die Reflexion dieser Bewegung wird durch eine auf die östliche Brückenwand aufgebrachte und leicht reflektierende abstrakte Schilf-Struktur nochmals verstärkt. Die Höhe der Reflexion lässt indirekt erkennen, ob die Alb Hoch- oder Niedrigwasser führt.
Die Lichtinstallation erweitert die Alb in transformierter Form in den für Verkehrsteilnehmer sichtbaren
Bereich. Das indirekte Schimmern der Alb schafft eine angenehme Atmosphäre, die durch das Plätschern des Wassers unterstrichen wird.
Die Installation wird dem Autofahrer sowie den Fußgängern und Radfahrern mit ihren unterschiedlichen Geschwindigkeiten gerecht und macht aufmerksam ohne abzulenken.

Licht, Schatten und Reflexionen – die Positionierung der Leuchten

Der Straßenraum wird gleichmäßig und normgerecht ausgeleuchtet. Dabei werden Mastansatzleuchten wie im Gutachten vorgeschlagen zwischen Fahrbahn sowie Geh- und Radweg positioniert. Die Lichtpunkthöhe wird dabei auf 4,20 m gesetzt, um einen wahrnehmbaren Abstand zur Betondecke zu schaffen. Weder die geforderte Leuchtdichte noch die erforderliche Durchfahrtshöhe werden dadurch unterschritten.
Der Geh- und Radwegbereich wird mit einer zusätzlich am Lichtmast angebrachten zweiten Leuchte - mit einer Lichtpunkthöhe von 3,80 m - alle 10 m unterstützend ausgeleuchtet. Dadurch wird ein angenehmer Bewegungsraum definiert. Durch diesen zusätzlichen Rhythmus wirkt die Leuchtenreihung weniger streng.

Die Mastansatzleuchten werden mit Metallhalogendampflampen CDM-T 250 W oder Keramik-Metallhalogendampflampen CDO-TT 150 W bestückt, wobei die Leuchten mit der CDO-TT 150 W im Nachtbetrieb auf 100 W abgesenkt werden. Der Fuß- und Radstreifen wird mit CDM-T 70 W ausgeleuchtet.
Die Leuchten zeichnen sich durch eine spezielle weiße Reflektorbeschichtung aus, die die Energieeffizienz bis zu 35 % steigert. Mit einem Lichtrastersystem werden Blendeffekte auf ein Minimum reduziert.
Die Beleuchtung wird als übliche Wegebeleuchtung aus der Unterführung weiter herausgeführt und schafft so eine Kontinuität im Straßenverlauf. Als unterstützende Inszenierung des Beiertheimer Stadteingangs wird der verbleibende Bestandsbaum durch Bodeneinbaustrahler illuminiert. Eine zusätzliche Beleuchtung des ehemaligen Stephanienbads sowie der zugehörigen Baumgruppe wäre zur Unterstützung des Gesamtensembles wünschenswert.

Die Alb wird durch das Streiflicht abstrahiert an die östliche Wand geworfen. Der Effekt wird über Strahler mit breitstrahlendem, elliptischen Lichtaustritt generiert, die an acht Punkten in die Fertigteilelemente der Uferkante über der Wasseroberfläche positioniert werden. Der Reflexionseffekt an der Wand wird wahrnehmbar, ohne dass das Flussbett komplett angestrahlt werden muss. Versuche haben gezeigt, dass hier ein flacher Winkel ausreicht.
Bei den Strahlern handelt es sich um handelsübliche Niederspannungs-Schwimmbadscheinwerfer IP 68 mit begrenztem Ausstrahlwinkel und neutralweißer LED-Bestückung mit 4500 Kelvin Farbtemperatur.
Die Strahler werden in ein Pontongehäuse aus Edelstahl eingebaut, welches in Führungsschienen in Abhängigkeit zum Wasserstand schwimmt. Durch diese Konstruktion wird ein konstanter Abstand zur Wasseroberfläche garantiert. Der daraus resultierende definierte Einstrahlwinkel in Bezug auf die Wasseroberfläche erzeugt die optimale Reflexion und dementsprechend den maximalen Schimmereffekt.
Die Reflexionshöhe an der Wand ist abhängig vom Wasserstand der Alb und zeigt ihren Pegel an.

Im Detail - unkompliziert und wartungsarm

Die Schienenkörper der Strahler-Pontons werden in die Fertigteile eingelassen. Sie gliedern die Uferkante und ermöglichen gleichzeitig unkomplizierte Wartungsvorgänge vom Geh- und Radweg aus. Die Mastaufsatzleuchten sind ebenfalls vom Geh- und Radweg aus zu warten.
Die Wandgestaltung selbst ist wartungsfrei, das grafische Bild mit Reflexionsfarbe wird einmalig durch Konsolgerüste aufgebracht. Bei der Gestaltung wurde verstärkt Wert darauf gelegt, dass alle Einbauten gut erreichbar sind und möglichst wenige Sitzmöglichkeiten für Tauben geschaffen werden.

Die Uferkante – Absturzsicherung und Transparenz

Die Fertigteile zur Alb sind als hellgrauer Betonstreifen vom Straßenniveau abgesetzt. Auf diesem Betonband wird eine Absturzsicherung aus Winkelprofilen über eine Kopfplatte befestigt. Die Winkel sind um 45° gedreht aufgeschweißt, sodass für die Verkehrsteilnehmer die größtmögliche Blickdurchlässigkeit erhalten bleibt. Die Stahlpfosten sind durch ihre gekantete Form in sich stabil. Auf einen Holm wird daher im Bereich der Unterführung verzichtet.
Sitzmöglichkeiten für Tauben werden so reduziert und die Transparenz zur Alb erhöht.
Den Abschluss der Absturzsicherung bildet jeweils ein Stahlelement mit integrierter Beleuchtung. Das Abschlusselement zur Weiherfeldbrücke zeichnet sich durch beleuchtete Stirnseiten aus. Sie markieren den Beginn der Absturzsicherung. Der ausgelaserte und illuminierte Schriftzug „ALB“ definiert einen interessanten Abschluss im Bereich des Fußgängerübergangs.
Auf der Fußgängerbrücke wird auf die Absturzsicherung ein Handlauf bzw. ein Anlehnholm aufgebracht. Hier kann sich der Besucher auflehnen und die Blicke entlang der Alb genießen.

Durch eine gängige effiziente Straßenbeleuchtung und die nuancierte Inszenierung der Alb wird die Beleuchtung der Eisenbahnüberführung als Teil der Gestaltung des Stadteingangs Beiertheim verstanden. Der Gesamtkontext wird durch diesen Eingriff gestärkt und die räumliche Qualität sowohl im Tunnelbauwerk als auch für die nördlich querenden Fußgänger und Radfahrer deutlich spürbar.
Grundriss und Schnitte

Grundriss und Schnitte

Detailansicht Albmauer und Verkehrsraum

Detailansicht Albmauer und Verkehrsraum

Stadteingang Beiertheim

Stadteingang Beiertheim

Die Alb als Bewegungs- und Erlebnisraum

Die Alb als Bewegungs- und Erlebnisraum