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Award / Auszeichnung | 07/2013

ZUSAMMEN GEBAUT Leben mit Wasser - Wettbewerb der Landesinitiative +Baukultur in Hessen

Ruhrorter Werft – Grünzug Holzmannstraße

DE-60314 Frankfurt am Main, Holzmannstraße

Anerkennung

BIERBAUM. AICHELE. landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Magistrat der Stadt Frankfurt am Main, Grünflächenamt

Bauherren

Schubert und Seuss Architekten BDA

Architektur

KATZKAISER Architektur und Ausstellungsgestaltung

Architektur, Szenographie

Dorsch International Consultants GmbH

Bauingenieurwesen, Tragwerksplanung, Wasserbau

Dr. Twelbeck

sonstige Fachplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Landschaft und Freiraum

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2012
    Fertigstellung: 06/2020

Projektbeschreibung

Die Transformation

Die Fläche der ehemaligen Ruhrorter Werft war vor der Umgestaltung über viele Jahre eine kaum nutzbare Industriebrache. Mit der dynamischen Stadtentwicklung im Osten Frankfurts rückte das Areal wieder verstärkt in den Fokus. Das übergeordnete Ziel der Stadt Frankfurt war es, den Bürgerinnen und Bürgern diesen Teil des Mainufers als Park- bzw. Erholungsfläche zurückzugeben.

Die Ruhrorter Werft entstand 1910 als Teil des Osthafens der Stadt Frankfurt. Hier wurde bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts ein Großteil der Kohle für die Stadt Frankfurt umgeschlagen, die mit Schiffen geliefert und in der Ruhrorter Werft auf Halden gelagert wurde. Die Einbindung von Relikten der ehemaligen Werft- und Hafennutzung und deren Transformation in eine postindustrielle Parklandschaft, weisen nun auf die vergangene Bedeutung des Ortes hin. So wurden viele Elemente und Materialien der industriegeschichtlichen Epoche saniert und blieben im Sinne einer nachhaltigen Nachnutzung erhalten. Die letzten beiden von einst dreizehn Verladekränen wurden aufwendig saniert. Der Schleifleitungskanal der Kräne, die Spillanlage sowie auch Gleise und ein Prellbock wurden erhalten, um ein umfassendes Bild der ehemaligen Hafennutzung zu vermitteln. Zusätzlich aufgestellte historische Schüttgutwagons ergänzen das Bild. Das vorgefundene Großpflaster wurde gereinigt und wieder eingebaut. Für die geplante Nachnutzung als Grünanlage musste allerdings der Boden auf Grund seiner hohen Belastung in einer Tiefe von 60 cm ausgetauscht werden.

Prozess und Strategie
Das ehemalige Areal der Ruhrorter Werft grenzt an verschiedene Freiflächen mit ganz unterschiedlichen Charakteren an. Insbesondere die Nachbarschaft zur EZB, und die damit verbundenen Ansprüche an Sicherungsmaßnahmen, erforderten ein hohes Maß an Abstimmung für eine verträgliche Einbindung der unterschiedlichen Einrichtungen in die neue Parkgestaltung.
Darüber hinaus galt es, die Erinnerungsstätte an der Frankfurter Großmarkthalle (KATZKAISER) in den Grünzug Philipp-Holzmann-Weg zu integrieren. Der Weg der deportierten jüdischen Frauen, Männer und Kinder wird nach dem Konzept von Marcus Kaiser und Tobias Katz mit den Mitteln der Dokumentation des authentischen Ortes nachgezeichnet und ist mit Inschriften versehen, die das Geschehen schildern. Die Erinnerungsstätte wird nicht als Teil des Grünzuges inszeniert, sondern, als besonderer Ort interpretiert. Das Wegenetz mündet in die breite, mit Zitaten versehene, geradlinig ausgeprägte Betonfläche mit dem Gleisfeld der Erinnerungsstätte.
Der Entwurf verdichtet dabei die weitläufigen Wegenetze und Flächen des Grüngürtels zu einem Band aus fließenden Parkwegen und leicht bewegten Wiesen- und Staudenflächen, die als schmales, jedoch besonderes Band erkennbar werden. Dieser hier bewusst deutlich gezeichnete, zu einem Bild verdichtete Landschaftsraum des Grüngürtels wird bis an das Mainufer geführt und schneidet dort in die Promenade am Mainufer mit seinen dort querenden Fuß- und Radwegebeziehungen ein. Die Mainuferpromenade wird in unseren Entwurf integriert und verläuft von hier weiter nach Westen unter den historischen Hafenkränen hindurch in Richtung Weseler Werft. Relikte, die mit der Hafen- und Verladetätigkeit und des Flusses als wichtiger Transportweg verbunden sind, werden als Elemente eines „historischen Fensters“ integriert.

An der neu errichteten Gastronomie (Architekten: Schubert + Seuss Architekten, Darmstadt) verschwenkt die asphaltierte Promenade und führt so Radfahrer und Fußgänger um den Bereich der Außengastronomie herum zur Weseler Werft. Der Bahnsteig für die hier als Tourismusattraktion verkehrende historische Hafenbahn wurde in das lange Wiesenband als leichte, sich aus der Mulde an den Sperranlagen entwickelnde Bodenwelle mit einer Stellkante zum Gleis eingefügt. Das Gleis wurde bis an die äußeren Schienenkanten in die Wiesenflächen eingebettet.
Die Anforderungen an die Kooperation bei der Planung und die Gestaltung dieses relativ schmalen Landschaftsraumes waren schon aufgrund der Zahl der Beteiligten Planer, Ämter und Bauherren äußerst komplex. Für alle an den Planungen Beteiligten war deshalb ein hohes Maß an Kooperationsfähigkeit Voraussetzung.

Qualitäten
Gemessen am Nutzerdruck besteht auf dem Areal eine sehr hohe Aufenthaltsqualität. Für viele Frankfurterinnen und Frankfurter ist es mittlerweile ein Lieblingsort in der Stadt geworden. Liegt der Schwerpunkt des benachbarten Hafenparks auf der sportlichen Nutzung ist die Ruhrorter Werft ein nutzungsoffener, urbaner Freiraum. Durch die verschiedenen Wege ist es zwar auch ein Transitraum, aber die meisten Menschen flanieren und schlendern bewusst auf den öffentlichen Wegen. Ein besonderer Anziehungspunkt ist das Oosten, das mit seiner Außengastronomie zusätzlich zur Belebung beiträgt.
Auf den verschiedenen Sitzmöglichkeiten, bei wärmeren Temperaturen aber auch auf den Wiesenflächen liegen zahlreiche Erholungssuchende, sonnen sich oder picknicken. Mit zunehmender Kronenausbildung wird der Ort auch in den heißen Stadtsommern ein gut erträglicher Ort bleiben. Auf den Wiesen werden Kindergeburtstage gefeiert, Filme gedreht und vieles mehr.

Da man von fast allen Punkten aus die Skyline der Stadt Frankfurt sehen kann und sich auch in Sichtweite des Mains bewegt, hat der Ort einen sehr besonderen und urbanen Charakter. Eine besondere Aufmerksamkeit bekommen die Pflanzinseln, mit ihren üppigen und stets wechselnden Pflanzbildern. Viele Besucher betrachten fasziniert die Vielfalt der Stauden oder fotografieren die Blütenpracht.
Die neuen Grünflächen am Main sind ein Orte für alle BürgerInnen und BesucherInnen dieser Stadt. Im besten Sinne ist es ein Ort der vielfältigen Stadtgesellschaft. Dass dies nicht nur ein hehrer Wunsch ist, kann man an schönen Sommertagen erleben, wenn sich hier die verschiedensten Menschen und Gruppierungen in großstädtischer Betriebsamkeit und in aller Selbstverständlichkeit begegnen. Durch den Erhalt geschichtlicher Fragmente soll eine vertiefte Identität mit dem Ort ermöglicht werden. Es handelt sich nicht nur um einen beliebigen Park in einem sich ändernden Stadtviertel, sondern mit der Erinnerungsstätte der deportierten Juden und mit den Relikten aus der Industriegeschichte Frankfurts bleibt die spezielle Historie des Ortes lebendig und erfahrbar.

Das Projekt erhielt 2013 eine Anerkennung
von der Landesinitiative +Baukultur in Hessen.
Bestandssituation 2010

Bestandssituation 2010

Bestandssituation 2010

Bestandssituation 2010

stadträumliche Lage

stadträumliche Lage

Entwurf

Entwurf