modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Award / Auszeichnung | 07/2013

Beispielhaftes Bauen: Landkreis Schwäbisch Hall 2007-2013

Froschgraben - Freiflächen, Treppenanlage, Fußgängerzone

DE-74523 Schwäbisch Hall, Froschgraben

Auszeichnung

Stadt Schwäbisch Hall

Bauherren

WICK + PARTNER ARCHITEKTEN STADTPLANER PARTNERSCHAFT mbB

Stadtplanung / Städtebau

T41 Architekten

Architektur

LECCOR Leuchten GmbH

Lichtplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Landschaft und Freiraum

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2011

Projektbeschreibung

Kocher-Quartier in Schwäbisch Hall
Ein neues Tor in die Innenstadt


Am 31.03.2011 wurde in Schwäbisch Hall das Kocher-Quartier (KQ) einge-weiht. Am Standort der ehemaligen Justizvollzugsanstalt (JVA) entstand ein Quartier der Innenstadterweiterung, welches alle Attribute einer Innenstadt in sich vereint. In die Neubaustruktur mit Gassen, Wegen und Plätzen wurden drei erhaltene denkmalgeschützte Gefängnisbauten des 19. Jahrhunderts in-tegriert.

In den denkmalgeschützten Gefängnisbauten wurde das städtische Haus der Bildung mit Räumen für Musikschule, Volkshochschule, Stadtorchester und Beratungsstellen eingerichtet. Die VR-Bank Schwäbisch Hall-Crailsheim ist mit einem prägnanten Rundbau vertreten. Ein neuer ZOB erschließt das Ko-cher-Quartier und die gesamte Innenstadt für die Stadt und die Region ge-nauso wie 370 Stellplätze in einer hellen, übersichtlichen und nutzerfreundli-chen Tiefgarage und 200 Parkplätze à niveau den individuell anreisenden Kunden und Gästen zur Verfügung stehen.
Mit ca. 13.000 qm Handels- und Dienstleistungsflächen wurde der Geschäfts-flächenbesatz der Innenstadt um ca. 50 % erhöht. In den Obergeschossen der Neubauten wurden 19 attraktive Wohnungen gebaut. Wohnen über den Dä-chern der Stadt als neue Attraktion.

Um ein gemischt genutztes Quartier dieser Größe in die Stadt zu integrieren bedarf es öffentlicher Räume. Die Charaktere und Typen öffentlicher Räume, die im Kocher-Quartier entstanden sind, kommen aus der Topografie des Or-tes, der Lage am Kocherfluss und aus der Struktur der Altstadt.

Am historischen Stadtgraben, dem Froschgraben, treffen die Altstadt und das Kocher-Quartier zusammen. Ein breiter Flanierraum mit Sitzstufen führt hin zu der jetzt zweiten großen Treppe (neben der Schauspieltreppe vor St. Mi-chael) in der Stadt. Die Unter- und Oberstadt werden über einen Höhenunter-schied von 10 m, begleitet von einem gläsernen Aufzug, miteinander verbun-den.

Im KQ bewegen sich die Kunden in Gassen, finden platzartige Ecken mit Bewirtungsangeboten vor oder treffen auf den Dietrich-Bonhoeffer-Platz als großen Freiraum mit Blick auf die Weiler Vorstadt. Die stadträumlichen Situa-tionen von KQ und Altstadt sind miteinander verwandt.

Enge räumliche Fassungen werden auf der zum Kocherfluss orientierten Seite des KQ aufgelöst. Zum ZOB und Weiler Steg hin liegt eine Platzfläche, auf der temporäre Veranstaltungen und Angebote stattfinden können, so zum Bei-spiel ein kleiner Flohmarkt oder ein Kinderjahrmarkt.

Den Altbauten vorgelagert erstreckt sich eine Promenade mit vier Gruppen von Schirmplatanen. Diese stehen in einer wassergebundenen Fläche und wachsen zu einem Blätterdach zusammen. Im Sommer spenden sie Schatten.

Entlang des Kochers wurde der Ufer begleitende Weg großzügiger und brei-ter ausgebaut. Die Fußgänger bewegen sich zwischen versetzt angeordneten Zierkirschen hindurch. Im Frühjahr geben die Kirschen diesem Uferabschnitt eine besondere Prägung.

Das bisher zugewucherte Ufer wurde unter Erhalt einzelner Solitärbäume freigelegt. Der Fluss ist wieder in der Stadt erlebbar geworden. Eine wieder-entdeckte, zum Wasser hinabführende Treppenanlage wurde neu aufgebaut. Daneben ist heute eine Holzterrasse mit Sitzstufen ein beliebter Ort der Ruhe, von dem aus sich die ruhige aufgestaute Wasserfläche beobachten lässt.

Für die Bodenbeläge wurde ein gelblich grauer Granit aus dem Bayerischen Wald gewählt. Ein Material, welches sehr gut zu dem vielfach in der Altstadt verwendeten Muschelkalk und Sandstein passt. Dieses Natursteinmaterial wurde auf dem Dietrich-Bonhoeffer-Platz, als Traufplatten entlang der Ge-bäudekanten und für Treppenstufen und Sitzsteine verwendet.

Die weiteren Flächen der öffentlichen Räume wurden in einem in seiner Ober-fläche geschliffenen und sandgestrahlten Betonwerkstein wechselnder For-mate, im Reihen- und wilden Verband ausgeführt. Die Farbgebung ist spezi-fisch auf das Farbspektrum der Granitsteine abgestimmt worden.

Das Beleuchtungskonzept stützt sich auf bereits in der Altstadt verwendete Auslegerleuchten. Diese können als Mastleuchten auf Gehbereichsflächen oder als Kragarmleuchten an den Gebäudefassaden verwendet werden. Auf der Kocherseite sorgen Mastleuchten mit paariger LED-Bestückung sowohl im Fahrbahn- wie auch Fußgängerbereich für eine angenehme Ausleuchtung.

Historische Fassaden, Einzelbauteile wie Tore, Fachwerkdetails oder Turm-schäfte werden durch Streiflicht aus Bodeneinbauleuchten oder durch Licht-fluter, die zum Beispiel am Ortgang von Fachwerkfassaden unter dem First verdeckt angeordnet werden, in Szene gesetzt.

Als Kunstobjekte wurde auf dem Dietrich-Bonhoeffer-Platz eine Büste des Namensgebers von Alfred Hrdlicka aufgestellt.

Zwei Turmskulpturen des Künstlers Stephan Kern stehen am Beginn des Froschgrabens. Sie treten in Dialog mit den Türmen der Stadt, Kirchtürmen, Wachtürmen, Tortürmen. Mit dem direkt benachbarten Diebsturm entsteht ein Dreigestirn, welches die Interpretation historischer Architekturformen aber auch zeitgenössischer gesellschaftlicher Vielfalt ablesbar macht.


Stuttgart, den 28.02.2012
Wick + Partner
Dipl.-Ing. Karl Haag
Foto: Dr. Alexander Beck, Blaufelden

Foto: Dr. Alexander Beck, Blaufelden

Architekt: T41, Erich H. Fritz
Foto: Dr. Alexander Beck, Blaufelden

Architekt: T41, Erich H. Fritz Foto: Dr. Alexander Beck, Blaufelden