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Award / Auszeichnung | 03/2013

Deutscher Landschaftsarchitektur-Preis 2013

Wohnumfeldverbesserung Langenhorn - Wohnquartier Essener Strasse

DE-22419 Hamburg, Essener Strasse

Würdigung Sonderpreis Wohnumfeld

Outside! Landschaftsarchitektur Gottfried Rzeźnik-Neder

Landschaftsarchitektur

SAGA Siedlungs-Aktiengesellschaft Hamburg

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Landschaft und Freiraum

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2012

Projektbeschreibung

Räumliche Einordnung

Das Quartier Essener Straße wurde in den Jahren 1979 bis 1985 auf der Grundlage eines preisgekrönten städtebaulichen Wettbewerbsbeitrags in Hamburg – Langenhorn errichtet.
Es befindet sich im Bezirk Hamburg-Nord am nordwestlichsten Rand Hamburgs, eingefasst von den Straßen Essener Straße, Langenhorner Chaussee und Tarpen.

Bestand und Bewohnerstruktur

Die Großwohnsiedlung Essener Straße besteht aus 3 bis 4 geschossigen Rotklinkergebäu-den. Die Besonderheit des Wohngebietes liegt im überwiegend autofreien Erschließungssys-tem und somit einer starken Einbeziehung des Wohnumfeldes als Erlebnisraum für Kinder und Erwachsene.

Die Größe des Entwicklungsquartiers beträgt ca. 75 ha. Mit 68 Einwohnern pro ha liegt die Dichte deutlich über dem Hamburger Durchschnitt von 23 Einwohnern pro ha Gebietsfläche. Mehr als die Hälfte des gesamten Wohnungsbestandes des Quartiers sind sozial geförderte und gebundene Wohnungen, den größten Bestand dieser Wohnungen hat die SAGA/GWG. Im Quartier Essener Straße leben etwa 5.100 Menschen. Die Anzahl der Haushalte beträgt ca. 2.300 (Stand 31.12.2009). Etwa 2/3 der Bewohnerschaft wohnt im Geschosswohnungs-bau der Großwohnsiedlung Essener Straße. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit rund einem Drittel an der Gesamtbevölkerung ist hier besonders hoch. Auffällig ist außerdem die Vielzahl verschiedener kultureller Herkünfte und Hintergründe der hier lebenden Menschen.

Ziele der Wohnumfeldverbesserung

Der hohe Freiflächenanteil mit der weitgehend fußläufigen Erschließung stellt ein besonders großes Potential des Gebietes dar.
Ein übergeordnetes Entwicklungsziel für das Quartier ist es, die guten Bedingungen der Wohnsubstanz und des Wohnumfelds für das Wohnen von Familien mit Kindern, wie auch für ältere Menschen positiv zu entwickeln. Durch Maßnahmen der Wohnumfeldverbesserung, Umgestaltung öffentlicher Grünflächen sowie durch Projekte zur Belebung von Flächen, Plät-zen und wichtigen Orten, z. B. durch Kunst- und Kulturprojekte im öffentlichen Raum oder auch identifikationsstiftende Mitbauprojekte soll dies erreicht werden. Weiteres übergeordne-tes Entwicklungsziel ist es, die Siedlungsinsel stärker in den Umgebungsraum zu integrieren und spürbare Bezüge zu angrenzenden Quartieren herzustellen.

Die Maßnahmen der Wohnumfeldverbesserung teilen sich in mehrere Abschnitte auf. Der erste Teil mit 3 Losen wurde von 2007 bis 2011 bearbeitet, der zweite Teil mit ebenfalls 3 Losen wird seit 2010 bearbeitet und befindet sich zur Zeit in der Ausführung.

Planungsinhalte

Der Innenhof zwischen den Gebäuden Essener Straße 90-90d, der Dortmunder Straße 46-56 sowie die Hausvorflächen, die Freiflächen des im Hof gelegenen Gebäudes Essener Straße 92-92c und die Außenbereiche Erich-Plate-Weg 40-48 und Bergmannstraße 13-21 bilden den ersten Abschnitt der Wohnumfeldverbesserungs- Maßnahmen. Der zweite Teil wird durch die Innenhöfe zwischen den Gebäuden Duisburger Straße 24-26 und der Dort-munder Straße 2-34, sowie den Freiflächen der im Hof gelegenen Gebäude Dortmunder Straße 6-12a, 22-30a und dem Gebäude Käkenflur 26-36 sowie den dazugehörigen Haus-vorbereichen gebildet.

Die Innenhöfe und die angrenzenden Flächen behielten ihren ruhigen, parkähnlichen Cha-rakter. Der erhaltenswerte Baumbestand wurde in die Planung integriert. Entlang der die Hö-fe durchlaufenden Erschließungswege entstanden Spiel- und Aufenthaltsbereiche. Nut-zungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel ruhige Sitzecken mit Bänken, Tischtennisplatten, Schaukeln und Klettergeräte für Kleinst- und Schulkinder, Dreh- und Wasserspiele, sowie Rutschen und Kletterskulpturen gehen auf die in mehreren Anwohnerbeteiligungen gesam-melten Wünsche ein.

Um die Wohnqualität der Erdgeschosswohnungen zu steigern und die Fassade besser zu schützen wurden entlang der Gebäude bepflanzte Hochbeete angelegt. Die vorhandenen Mietergärten der Erdgeschosswohnungen wurden Erhalten und teilweise Erweitert, um eine einheitliche Gliederung der Grundstücke zu erzielen.

Die Rettungswege wurden auf die aktuellen Gegebenheiten hin überprüft und neu gegliedert. Die Müllstandorte wurden ebenfalls neu gegliedert und teilweise zusammengelegt. Sie wur-den eingefriedet um sie optisch abzugrenzen, neu beleuchtet und mit einem neuen System Kartenlesegeräte als Testfeld ausgestattet. In einigen Bereichen bieten sich aufgrund der Lage Unterflur-Müllbehälter an. Diese erhöhen den Nutzungskomfort und die negativen As-pekte eines Müllstandortes werden so auf ein Minimum reduziert. Diese Standorte werden aktuell in Zusammenarbeit mit der Hamburger Stadtreinigung projektiert.

Die vorhandenen Stellplätze wurden ebenfalls erneuert und mit Schranken versehen, um das Fremdparken zu verhindern. Als Materialien wurden sowohl das vorhandene als auch neues Betonpflaster, wassergebundene Wegedecken, Fallschutzgummi und sickeroffenes Rasen-fugenpflaster, sowie Feuerwehrrasen verwendet.

Kunstachse

Das Quartier Essener Straße wird von einer Kunstachse mit verschiedenen Skulpturen durchzogen, die im Rahmen des Stadtteilkunstprojektes „Auf die Plätze fertig Kunst“ entstan-den sind. Das Projekt installiert im öffentlichen Raum Kunstobjekte die von den im Quartier lebenden Kindern und Jugendlichen (Erwachsenen) sowie mitwirkenden Künstlern errichtet werden. Die SAGA/GWG beteiligt sich mit den Kunstobjekten die in den zwei Bauabschnitten entstanden sind an dem Projekt.

Im ersten Bauabschnitt wurde ein Wasserspiel in Form einer Wasserschlange, eine Fischs-kulptur und zwei Schnecken aus Fliesenmosaiken unter Beteiligung der Kinder und Jugendli-chen des Wohngebietes erstellt. Im zweiten Bauabschnitt wurde ein Brunnen aus Bronzehar-lekinen und Fliesenmosaiken errichtet. Diese Mosaikarbeiten wurden ebenfalls als Beteili-gungsprojekte durchgeführt. Ebenfalls im zweiten Bauabschnitt durchziehen Sandsteindra-chen die Wege und Flächen und laden zum Spielen ein.

Die bereits vorhandenen Bronzeskulpturen der Künstlerin Doris Waschk-Balz, die im Zeit-raum der Bauentstehung entstanden sind, wurden gereinigt, die „liegende Frau“ umgesetzt und neu illuminiert, sodass sie nun auch Bestandteil der Kunstachse sind.

Entlang der Hauptverbindungswege sind diese verschiedenen Kunstwerke erlebbar, geben den Orten eine eigene Identität und laden zum betrachten und/oder spielen ein.

Freizeitflächen für Kinder und Jugendliche

Im Nordosten des 2. Teils wurde eine Jugendfreizeitfläche unter Beteiligung und Mitarbeit der Jugendlichen geschaffen. Es wurde ein Aufenthaltspavillon als Treffpunkt/Unterstand mit Sitzmöglichkeiten errichtet.

In Koordination mit ProQuartier wurde ein Beteiligungsprojekt mit Jugendlichen initiiert. Unter Anleitung von zwei Handwerkern die über Erfahrungen mit Projekten in Zusammenarbeit mit Jugendlichen verfügen wurden verschiedene Maßnahmen durchgeführt. Dazu fand eine Beteiligungsveranstaltung im Kulturhaus „ELLA“ mit namentlicher Anmeldung der Jugendli-chen statt. Diese wurden mit Arbeitsschutzkleidung, Schuhen, Handschuhen und Westen ausgestattet und die Arbeitseinsätze gemeinsam terminiert. An folgenden Arbeiten haben die Jugendlichen mitgewirkt:
- Verfüllen von Gabionen mit vorhandenen Beton-Rechteckpflaster
- Bau und Oberflächenbehandlung von Holz-Sitzbänken
- Bau von Holzstellwänden die beidseitig mit Graffiti versehen werden können

Nach Fertigstellung der Stellwände gab es einen Graffiti Wettbewerb. Das Gewinnermotiv wurde auf der ersten errichteten Wand vom „Künstler“ aufgetragen.

Spielmöglichkeiten für alle Altersklassen von Klein- und Kleinstkindern bis zu Schulkindern wurden im gesamten Wohnumfeld errichtet. Die Spielmöglichkeiten wurden sowohl als Spiel-plätze mit verschiedenen Geräten als auch als Spielmomente entlang der Wegeachsen zum spontanen Spiel angelegt. Es wurden verschiedene Materialien verwendet, wie Sandstein, Baumstämme und Wasserspiele, welche den Kindern ein haptisches Erlebnis ermöglicht. Die Spiellandschaften wurden so errichtet, dass die Kinder ihrer Kreativität im Spiel größtmögli-chen Freiraum lassen können.