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Award / Auszeichnung | 09/2013

Deutscher Bauherrenpreis Modernisierung 2013 | "Hohe Qualität - Tragbare Kosten" im Wohnungsbau

Schottenhöfe

DE-99084 Erfurt, Schottengasse/ Schottenstraße

Preis

Osterwold°Schmidt EXP!ANDER Architekten BDA PartGmbB

Architektur

CULT Bauen & Wohnen GmbH

Bauherren

Hennicke + Kusch

Tragwerksplanung

manes - die electro GmbH

TGA-Fachplanung

Die Lichtplaner

Lichtplanung

plandrei Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2010
    Fertigstellung: 01/2012

Projektbeschreibung

WOHNEN AN DER KRÄMERBRÜCKE IN ERFURT

Ausgehend von dem Wunsch die Quartierskante baulich wieder herzustellen wird diese durch die Verbindung der Bestandsbauten an Schottenstrasse, Schottengasse und Gotthardstrasse nachgezeichnet.
Unter Berücksichtigung der vorhandenen Bebauungstiefen entsteht eine möglichst einfache städtebauliche Grundfigur, die mäanderähnlich einen neuen nördlichen Gebäudeflügel entwickelt und somit - neben der Reaktion auf örtliche Gegebenheiten und funktionale Bedingungen - eine klare Erschließungssituation und Zonierung von öffentlichem über halböffentlichem zu privatem Raum schafft.
Das heißt, die typisch städtische Umfahrung des Quartiers durch Gassen und Strassen unterschiedlicher Weite mit zugehörigen Fusswegen mündet zum Erschliessungshof im Norden, der Zufahrten für die neue Tiefgarage, die Nachbarbebauung sowie Feuerwehr- und Rettungswege gewährleistet. Im Übergang zur Wohnnutzung und Annäherung an die zur attraktiveren Himmelsrichtung weisenden Fassaden entwickelt sich der Wohnhof mit Gemeinschafts- und Privatgärten.

Zur Ergänzung der Quartierskante wurden eigenständige Stadtbausteine entwickelt und in die jeweilige Baulücke implantiert. Dabei übernehmen sie die Rolle konsequenter Vermittler zwischen Alt und Neu und schaffen proportionalen Bezug zwischen den baulichen Volumen verschiedenster Epochen durch das Auffangen und Übersetzen auch stark unterschiedlicher First- und Traufhöhen.
Gleichwohl behaupten sie sich als Unikate innerhalb der Blockfassung durch das Motiv der Zwerchhäuser mit geraden und geneigten Giebelkanten, das Wiedererkennbarkeit garantiert. Die neuen Bausteine tragen Tradition von Neuem und Überliefertem in sich ohne zu historisieren oder zu wichten. Sie bieten Zusammengehörigkeit in der Formensprache im Herzen Erfurts an bei gleichzeitiger Individualität und Einzeladressbildung.

Auf diese Weise vereint die neue Bebauung die „Stadtreparatur“ mit kleinteiliger, lebendiger Anmutung mit klarer Quartierskontur und einer Grundstruktur, die vielfältige Grundrissaufteilungen und zeitgemässe flexible Wohnungsangebote zulässt.
Erschliessungselemente aus Treppen und Aufzügen an den Schnittstellen zwischen Bestandsgebäuden und neuen Häusern ermöglichen eine barrierefreie Erschliessung auch für die Altbauten - in diesen Bereichen werden vorhandene Geschosshöhen aufgegriffen. Die weiteren neuen Gebäude werden in Geschosshöhen von 2,85m bis 3,00m mit eigenen Erschliessungselementen optimiert. Grundsätzlich wird der vorhandene Höhenverlauf für ein prinzipielles Anheben des Erdgeschossfussbodens (ca. 60-100cm) genutzt, um erdgeschossige Wohnungen strassenseitig auf ein Hochparterre anzuheben.
Die Erdgeschosse v.a. an den Quartiersecken sind prädestiniert für gewerbliche Nutzungen wie z.B. Praxen, Serviceunternehmen für Anwohner und Büronutzungen in der Kombination von Wohnen und Arbeiten.
Das Wohnungsangebot auf ca. 5000qm reicht bei 51 Wohneinheiten von atmosphärischem Altbau, über Maisonettewohnungen mit Gartenanbindung, klassischer Geschosswohnung mit grosszügiger Loggia/Balkon/Patio bis zum Penthouse mit Dachgarten oder gar dem „Haus auf dem Haus“ (Alte Schmiede).
Die Flexibilität wird hierbei nicht nur im vielfältigen Angebot und der Reduktion der tragenden Wände zur Förderung frei teilbarer Grundrissfiguren gesehen, sondern auch in Raumzuschnitten, die quasi gleich gross sind und keine Zwänge zur Nutzung vorgeben. Dabei ist die Grössenerweiterung durch Zusammenschluss unkompliziert erreichbar.

Es werden 55 Stellplätze in der Tiefgarage angeboten, die zu Gunsten einer minimierten Flächenversiegelung und optimalen Erschliessung in einer Reihe als Einzelparker und in der anderen Reihe mit dreifach Parksystem angeboten werden.

So kann der Wohnhof als grüne Stadtoase auch unkompliziert mit Bäumen bepflanzt werden und neben abschirmenden Hecken zwischen Privatgärten der Erdgeschosswohnungen und gemeinschaftlichen Grünflächen für alle Bewohner den Raum für Begegnung und Aufenthalt in den künftigen Schottenhöfen bereichern.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Altstadtquartier aus dem 18. und 9. Jahrhundert von Erfurt wird ergänzt und zeitgemäß weiterentwickelt. Statt nur die Baulücken zu schließen wurden eigenständige Stadtbausteine entworfen, die konsequent zwischen Alt und Neu vermitteln. Ohne zu historisieren tragen die unterschiedlichen Bausteine die Tradition von Neuem und Überliefertem in sich und bilden dabei individuelle Unikate innerhalb der Blockfassung. Das Motiv der Zwerchhäuser mit geraden und geneigten Giebelkanten sorgt beispielsweise für Wiedererkennbarkeit von allen Straßenseiten und verdeutlicht durch seine Formensprache die Zusammengehörigkeit. Das Resultat ist eine Form der Stadtreparatur mit klarer Quartierskontur. Gleichzeitig führt die Grundstruktur mit kleinteiliger, lebendiger Anmutung zu einer klaren Ausbildung von Einzeladressen und vielfältigen Wohnungen.
Die Architektursprache der Ergänzungsbauten verweist auf die des Bestandes. Die neuen Gebäude treten als zeitgenössische Bauten in Erscheinung und „denken“ den Bestand weiter.
Die Stadtbausteine als „energetische Kompensation" mit maximal verträglicher Optimierung im denkmalgerecht sanierten Altbau wurden kombiniert mit einer „Übererfüllung" der geforderten Standards im Neubau. Die energetische Kompensation im Neubau ermöglichte den Erhalt der stadtbildwirksamen Erscheinung der Altbauten ohne deren sonst übliche Wärmedämmverpackungen. Zur Nachhaltigkeit des Gesamtprojektes trägt eine reduzierte Versiegelung der Freiflächen im grünen Wohnhof ebenso bei, wie die freiflächenschonende Parkierung als Dreifachparker-System im Untergeschoss. Der Einsatz von langlebigen, robusten Baustoffen wie Vollklinkern und mineralischem Kratzputz unterstreichen den Anspruch, Ressourcen zu schonen.
Die sanierten Schottenhöfe verdeutlichen beispielhaft, wie in einem quartiersbezogenen Verständnis vorhandene Altbaustrukturen mit neuer Ergänzung zu einem vitalen Bestandteil der Stadt werden können.