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Award / Auszeichnung | 09/2013

Deutscher Bauherrenpreis Modernisierung 2013 | "Hohe Qualität - Tragbare Kosten" im Wohnungsbau

Baugruppe Südstadtschule - Umnutzung der denkmalgeschützten Sehbehindertenschule zu einem Wohnprojekt mit Bücherei

DE-30171 Hannover, Krausenstr. 10a

Preis

MOSAIK architekt:innen bda

Architektur

DREWES + SPETH Beratende Ingenieure im Bauwesen Partnerschaftsgesellschaft mbB

Tragwerksplanung

Planungsgemeinschaft Südstadtschule GbR

Bauherren

SPP Sprengel, Pröve und Partner Ingenieurgesellschaft mbH

TGA-Fachplanung

GrünPlan Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

planW GmbH

Projektsteuerung

Trinity Consulting

Energieplanung

Ingenieurgesellschaft Stürzl mbH

Brandschutzplanung

Peter Reichert

Akustikplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2012

Projektbeschreibung

Die denkmalgeschützte Sehbehindertenschule des Architekten Friedrich Lindau (1915-2007) ist Teil des so genannten Constructa-Blocks in der hannoverschen Südstadt. Das Gebäude wurde 1961-62 erbaut. Es besteht im Wesentlichen aus einer dreiseitigen Hofbebauung, im Norden die eingeschossige Bücherei (1), im Osten der dreigeschossige Klassentrakt (2) und im Süden die 2-geschossige Turnhalle (6).
Das Gebäude ist seit 1992 als Einzeldenkmal im Verzeichnis der niedersächsischen Baudenkmale als prototypisches Beispiel für das Bauen der 50er Jahre geführt.

Nach Auslagerung der Sehbehindertenschule wurde das Gebäude 2007 durch die Landeshauptstadt Hannover öffentlich zum Verkauf aus geschrieben. Nach mehreren Verhandlungsrunden erhielt die Projektentwicklungsgesellschaft „planW“ mit den Planungen von MOSAIK-Architekten BDA den Zuschlag für ein Wohngruppenprojekt.
Geplant sind 16 Wohneinheiten unterschiedlicher Größe (60-170 m2), 3 Büroeinheiten sowie eine Kinder- und Jugendbücherei, die durch politischen Beschluss die in dem Gebäude vorhandene Stadtteilbücherei ersetzen sollte.
Die meisten Eigentümer sind von Anfang an dabei und haben sich mit ihren Wohnwünschen frühzeitig in den Planungsprozess einbringen können. Die durchweg sehr individuellen Vorstellungen der Eigentümer konnten trotz oder vielleicht auch gerade wegen der ungewöhnlichen Bedingungen eines Schulgrundrisses zur vollen Zufriedenheit aller umgesetzt werden.

Interessant sind die Grundrisse des ehemaligen Klassentraktes: Nur ein Wohnungsgrundriss belegt die ursprüngliche Klassenraumgröße (ca. 56m2), bei allen anderen Grundrissen werden anderthalb oder zwei Klassenräume miteinander verbunden, in einem Fall auch über zwei Geschosse als Maisonettewohnung. Sämtliche Wohnungen orientieren sich zum ehemaligen Schulhof, der als grüne Oase das neue Zentrum der Anlage darstellt.

In enger Kooperation mit dem Denkmalschutz wurden die durch die Nutzungsänderung notwendigen Eingriffe abgestimmt. So mussten viele neue Öffnungen möglichst verträglich in die Fassaden gesetzt und detailliert werden, die Balkone stellten eine besondere Herausforderung dar.

Eine weitere Herausforderung war die Grundrissplanung in der ehemaligen Turnhalle. Geplant wurden hier 4 nebeneinander liegende „Reihenhäuser“, die sich unter Einbeziehung des Souterraingeschosses über drei Ebenen, teilweise mit Dachterrassen, erstrecken.

Um die Materialität der Aussenfassaden zu erhalten, wurden alle Wohnungen konsequent mit 120mm Mineraldämmplatten innen gedämmt. Das Gebäude erreicht nach der energetischen Sanierung den KFW-Effizenzhausstandard 70. Um eine pauschale Erhöhung der Wärmedurchgangskoeffizienten zu vermeiden, wurde eine exakte Wärmebrückenberechnung aus über 100 Detailpunkten durchgeführt.

Jede Wohnung ist dezentral mit einer Lüftungsanlage mit Zentralgerät mit Wärme-rückgewinnung ausgestattet. Die Planung der Kanalführung war wegen der individuellen Grundrisse und den Vorgaben des Bestandes extrem aufwendig.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die nachhaltige Umnutzung ehemaliger Schulgebäude ist eine typische Bauaufgabe der Zeit. Der rücksichtsvolle Umgang mit der denkmalgeschützten Substanz einer Schule in attraktiver innerstädtischer Lage in der Südstadt Hannovers fiel den Jurymitgliedern besonders auf.
Die ursprüngliche Schule war Bestandteil der Bauausstellung „Constructa“, die sich Anfang der 1960er Jahre dem Wiederaufbau der Stadt widmete.
Eine geschickte Überformung der alten Klassenraumgrundrisse schafft attraktive Wohnräume, die durch große Fensterfronten beeindruckende Ausblicke ermöglichen. Für die neuen Wohnungsgrundrisse wurden anderthalb oder zwei Klassenräume des ehemaligen Klassentraktes miteinander verbunden, in einem Fall auch über zwei Geschosse als Maisonettewohnung. Das Alter der Bauherrenschaft liegt zwischen Null und 70 Jahren. In Teilen des Gebäudes wurden daher barrierefreie Wohnungen eingerichtet. Eine besondere Herausforderung war die Umnutzung der ehemaligen Turnhalle. Entstanden sind hier vier ‘Reihenhäuser’, die sich unter Einbeziehung des Souterraingeschosses über drei Ebenen, teilweise mit Dachterrassen, erstrecken.
Das ‘Wohnen in der Gemeinschaft’ zeigt sich in besonderer Weise in der Nutzung des gemeinschaftlichen Innenhofs auf dem ehemaligen Pausenhof, der als grüne Oase mitten in der Stadt auch private Bereiche der einzelnen Bewohner berücksichtigt. Außerdem sind Gemeinschaftsräume, die durch alle Bewohner genutzt werden können, vorhanden. Die öffentliche Nutzung der Kinder- und Jugendbibliothek konnte problemlos in das Gebäudeensemble integriert werden. Das heutige Nebeneinander der öffentlichen und privaten Nutzung ist beispielhaft gelöst worden.
Das energetische Konzept wird heutigen Ansprüchen an eine nachhaltige Bewirtschaftung mehr als gerecht.
Der Schulumbau ist nach Auffassung der Jury ein erfolgreiches und vorbildliches Projekt einer Baugruppe. Ein prägender Baustein der Südstadt in Hannover ist in seinem Charakter erhalten und für eine langfristig tragbare Nutzung ertüchtigt worden.