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Award / Auszeichnung | 09/2013

Deutscher Fassadenpreis 2013

BIQ – Das Algenhaus - The Clever Treefrog

DE-21109 Hamburg, Am Inselpark 17

3. Preis Sonderpreis

KOS Wulff Immobilien GmbH

Bauherren

SPLITTERWERK

Architektur

Bollinger+Grohmann

Tragwerksplanung

Arup Deutschland GmbH

sonstige Fachplanung

Immosolar GmbH

sonstige Fachplanung

Otto Wulff Bauunternehmung GmbH

Bauunternehmen

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    1.600m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2012
    Fertigstellung: 01/2013

Projektbeschreibung

Das zukunftsweisende „Case Study House“ mit der weltweit ersten Algenbioreaktorfassade wurde im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) Hamburg in den Jahren 2012 und 2013 realisiert. Dieses „Smart Material House“ vereint intelligente Materialien und Technologien mit neuen Typologien des Wohnens.

Baukunstwerk
Der janusköpfige Baukörper inszeniert seine beiden sonnseitigen Algenbioreaktorfassaden mit rot-weiß-rot-weißen Streifen und erinnert so vielleicht an die Farben der Hansestadt, wer will auch an die der Alpenrepublik, vor allem aber wird die Einzigartigkeit des Geschosswohnbaus und sein prototypischer Betrieb von Photobioreaktoren zur Energieerzeugung, Lichtsteuerung und Beschattung unterstrichen. Einmal näher gekommen, geraten die von der Ferne durch das stetige Wachstum der Algen farblich changierenden Fassaden in Bewegung: Blasenbildung durch Kohlenstoffdioxid- und Stickstoffzufuhr und die stetig notwendige Zirkulation des Wassers mit den schwebstoffartig erscheinenden Mikroalgen legen einem die Interpretation nahe, die Biomasseerzeugung sei in Wirklichkeit eine solar betriebene Kunstinstallation, die leise vor sich hinblubbert.
Schattenseitig ist schon von weitem auf zwei grünen Fassaden mit winzigen Fenstern in riesigen Sprechblasen mit schwarzer Schrift auf weißem Grund die Frage „Photosynthese?“ mit der darauf gleich folgenden Antwort „Cool!“ zu lesen. „Realisieren bedeutet auch kommunizieren,“ behaupten dazu die Ingenieure, Architekten und Künstler von SPLITTERWERK und lassen zu guter Letzt und ganz oben an zwei Penthausfassaden Weinreben aus Ornamentputz ranken.

Energiehybrid
Dank der hybriden Funktionalität der Algenfassade vereint das Gebäude verschiedene Prozesse regenerativer Energiegewinnung zu einem nachhaltigen Kreislaufsystem: Solarthermie, Geothermie, Biomasse und eine Brennstoffzelle ergeben drei speicherbare Energieträger in Form von Wärme, Strom und Biogas. Darüber hinaus erfüllt die Fassade alle Funktionen eines konventionellen Gebäudekleids: Sie dient sowohl der Wärme- und Kälteisolation als auch dem Schall- und Sonnenschutz.
Die 130 lichtdurchlässigen, plattenförmigen Glascontainer, die sogenannten Photobioreaktoren, werden aus je zwei strukturell miteinander verklebten Glasscheiben gebildet, wobei die äußere Strukturglasscheibe als Photovoltaik-Modul Glas ausgeführt wurde. Im Inneren der Container werden in einem wässrigen Kulturmedium Mikroalgen kultiviert, die unter Sonneneinstrahlung und Zufuhr von Kohlenstoffdioxid und den Nährstoffen Stickstoff und Phosphor Photosynthese betreiben und damit Biomasse produzieren. Über diese wird sowohl Kohlenstoffdioxid gespeichert als auch Biogas gewonnen und in der hausinternen Brennstoffzelle in rund 4.500 Kilowattstunden pro Jahr umgewandelt. Darüber hinaus kann die solarthermische Funktion der Photobioreaktoren zusätzlich rund 32 Megawatt Wärme pro Jahr erzeugen, die direkt im Haus genutzt oder in das Nahwärmenetz eingespeist beziehungsweise im Erdboden zwischengespeichert wird.

Wohntypologie
Der fließende Raum von Mies van der Rohe oder der offene Grundriss von Frank Lloyd Wright, der Raumplan von Adolf Loos, aber auch die Ökonomie der Frankfurter Küche von Margarete Schütte-Lihotzky, finden ihre zeitgemäße Weiterentwicklung in den intelligenten Wohntypologien des „Case Study House“ Clever Treefrog. Im schaltbaren Gefüge dieser neuen Wohnungstypologien werden Funktionsräume wechselnd oder gleichzeitig – on demand – zu und wieder weggeschaltet. Der Loos’sche Raumplan wird zum individuellen und verzeitlichten Wohnplan. Der zeitliche Wohnablauf, das wechselnde Programm, prägt userorientiert das Erscheinungsbild der Wohnung. So entstehen der „Hamburger Wohnung“ und der „Mailänder Wohnung“ „Smart Spaces“ mit unterschiedlichen Typologien von re-konfigurierbaren Grundrissen.

Re-Konzeption
Die Serien „Incidents - We Love It!“, an der SPLITTERWERK seit 2012 arbeiten, verfolgen gleichzeitig Strategien der Re-Konzeption, Behauptung und Aneignung. SPLITTERWERK erheben mittels unterschiedlicher Kennzeichnungen an ihren Architekturen vorgefundene „incidents“ (auf deutsch u.a. Vorfälle, Ereignisse, Fehler) zu Kunstwerken und behaupten gleichzeitig mittels einer Werksbenennung und -beschilderung ihre Autorenschaft. SPLITTERWERK führen mit dieser nachträglichen Interpretation und Aneignung die mit der Internationalisierung des Baugeschehens voranschreitende Trennung zwischen Konzeption, Entwurf, Ausführungsplanung und Realisation wieder zusammen. Im Projekt „BIQ – Das Algenhaus – The Clever Treefrog“ auf der Internationalen Bauausstellung Hamburg konnten die drei Arbeiten „The Hamburg Apartment Incident“,„The Milan Apartment Incident“ und „The Speach Bubble Incident“ realisiert werden.

Fakten zum Projekt

Standort: Am Inselpark 17, 21109 Hamburg, Deutschland
Bauherr/ Investor: KOS Wulff Immobilien GmbH
Co-Investor: SSC Strategic Science Consult GmbH
Projektkosten: ca. 5 Mio. Euro (gefördert aus dem Hamburger Klimaschutzkonzept)
Grundstücksgröße: 839 m2
Bruttogeschossfläche: ca. 1.600 m2
Wohneinheiten: 15 Mietwohnungen
Geschosse: 5 Geschoße
Größe der Nutzungseinheiten: ca. 50 bis 120 m2

Idee/ Konzept/ Urheberschaft:
SPLITTERWERK, Label for Fine Arts and Engineering, Graz; Arup GmbH, Berlin; B+G Ingenieure Bollinger und Grohman GmbH, Frankfurt; Immosolar GmbH, Hamburg

Projektteam SPLITTERWERK:
Mark Blaschitz, Edith Hemmrich, Max Juengling, Josef Roschitz, Ingrid Somitsch
Planungspartner Hamburg: Arup GmbH, Berlin; sprenger von der lippe; Timm & Goullon; Technisches Buero der Otto Wulff Bauunternehmung GmbH

Bauleitung:
Otto Wulff Bauunternehmung GmbH

Baubeginn: 2012
Fertigstellung: 2013
Energiestandard: Passivhaus
Energieversorgung: Solarthermie an der Außenfassade, Geothermie mit Wärmepumpe Energieverbund Wilhelmsburg Mitte
Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss 2.Obergeschoss

Grundriss 2.Obergeschoss

Grundriss 3.Obergeschoss

Grundriss 3.Obergeschoss