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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2013

Erweiterung Grundschule

Perspektive

Perspektive

1. Preis

Architekturbüro Mutert

Architektur

Erläuterungstext

Das mittlerweile 38 Jahre alte Grundschulgebäude wurde über die Jahre verschiedentlich erweitert. Als größte Grundschule der Samtgemeinde Bersenbrück mit vierzügigen Jahrgängen und ca. 400 Schulkindern wird sie jedoch mittlerweile in Punkto Orientierung, Zugänglichkeit, innenräumlicher Organisation und Erschließungssysteme den heutigen Anforderungen nicht mehr gerecht. Neben der unübersichtlichen und kritischen Parksituation entlang der Overbergstr., unzureichendem Parkplatzangebot für Lehrer und Besucher, sowie den Unfallrisiken durch Busverkehrsvermischung, ist die momentane Eingangssituation indifferent, verwirrend und von der öffentlichen Strasse aus nicht wahrnehmbar.

DIE IDEE: Schaffung einer neuen Zugangssituation von Westen. Eine Grundschule sollte gut erreichbar und wahrnehmbar sein und sie benötigt eine spürbare Identität – für Klein + Groß. Den hohen Verkehrsfrequenzen entsprechend ist eine sichere und übersichtliche Erschließung von der Bramscher Str. vorgesehen mit Parkplatzangebot sowie einem Kurzparkerstreifen, der eine gefahrlose Zuwegung und verkehrsoptimiertes und sicheres ´Bringen und Holen´ gewährleistet. Die städtebauliche Einbindung des Neubaukörpers als adaptive Erweiterung nach Westen, mit solitärem Charakter vor dem dominanten Bestandsriegel, nimmt die räumlichen Situationen des Umfelds auf (Grün + Parkanlagen), sich öffnend zum Süden – geschlossen zum Norden - vereinigt zu einem Gebäudeensemble.

Material und Farbgebung ist eher zurückhaltend und bietet Raum für individuelle und wechselnde Gestaltung. Das Innere erstrahlt erlebbar nach Aussen. Der Neubaukörper verfügt über ein Wechselspiel mit farbigen Fassadentafeln, offene Thermoholz-Rhombenschalung und Holzstützenkonstruktionen. Holz strahlt Wärme und Lebendigkeit aus, wirkt einladend und animiert die Kinder es zu berühren.

Durch bewusstes Hervortreten in den öffentlichen Raum und somit von der Bramscher Str. klar erkennbar und signifikant angeordnet, empfängt die Schule ihre kleinen und großen Besucher. Mit einladender Geste, Offenheit + Transparenz und dynamisch schwebendem Vordach, gelangt man von Westen zwischen Mensa und Arkadenreihung zum zentralen Mittelflur als neue Eingangsachse der Grundschule. Im Inneren verjüngt sich der erfahrbare Raum, spannende Ausblicke, Orte zum Verweilen und eine farbige Raumkante begleiten hier die Eintretenden weiterführend über eine breite und seichte Rampenführung ins Rauminnere bis in die Aula. Gepaart mit dem sich darüber öffnenden + nunmehr hellen Raum (Lichthof) erfahren die Kinder den spürbaren Eintritt in ihre eigene Welt. Die Aula im Herzen der Schule erhält über flankierendes Licht der farbigen + perforierten Wandscheibe, sowie über die neue Deckenöffnung mit Tageslichtfülle bis ins Innere und Galerie im Obergeschoss ein neues Erleben von ´Miteinander´ (EG + OG).

Die neue Schülerbibliothek befindet sich am zentralen Ort in der Eingangsachse. Transparenz + Lichtstimmung, Ein- und Ausblicke, Interaktion – ein spannender Ort der neugierig macht – ergänzt um einen ruhigen und geschützten Lesegarten im ´Hof der Stille´.

Die Mensa – als attraktiver + dynamischer Ort und Treffpunkt der Kinder - erlaubt Ein- und Ausblicke, Licht und Grünbezug im Einklang mit kindgerechter Aufenthaltsqualität. Die umliegenden Platzsituationen und die Weite der Landschaft werden erlebbar in das Gebäude geholt. Die vorgelagerte ´Kinder-Plaza´ (Terrasse) als Schwellenbereich zwischen Speisesaal und Park schützt ein Vordach im Sommer vor starker Sonneneinstrahlung und erlaubt auch bei feuchter Witterung den Aufenthalt im Freien.

Die Mensa verfügt über eine Regenerations- und Aufbereitungsküche mit allen erforderlichen funktionalen Abläufen. Eine Andiehung erfolgt mit vorgelagertem Wirtschaftshof separat von Norden.
Nach genauer Analyse, auch im Größenvergleich zu den Mensaküchen in Alfhausen und Rieste (ca. 65 m² / 60 Sitzplätze) erscheint die ausloberseitige Vorgabe mit 45 m² als zu gering bemessen. Bei 120 Sitzplätzen / 200 Essen empfiehlt sich daher zunächst die gewählte Größe mit ca. 77 m². Eine entsprechende Zonierung für Warten, Essensausgabe und Rücklauf sorgt für eine reibungslose Funktion. Die Mensakombination mit integrierter flexibel nutzbarer Kochlandschaft (abtrennbar), Mehrzweckraum auch für Abendveranstaltungen und multifunktionale Nutzungen, die sich bei Bedarf zum Schulbereich durch eine einfache Abtrennung mit einem Rollgitter vor der Rampe abtrennen lässt. Der erforderliche Luftaustausch im Bereich des Essraumes erfolgt zunächst über Querlüftung. Sofern erforderlich kann eine Lüftungsanlage als Aufdachlösung später nachgerüstet werden. Als weitere Bausteine des Ganztagsangebotes sind die beiden Betreuungsräume seitlich an der Mensa plaziert, zum ´Hof der Stille´ ausgerichtet und können dieses Zusatzangebot im Aussenbereich nach Bedarf nutzen. Ausgehend von dem Mensabereich mit ausladendem Vordach und dem nach Süden ausgerichteten lebendigen Ort der ´Kinder-Plaza´ + Kiesbeet mit Fontäne, ist als grüner Teppich mittig ausbereitet, vor dem dominanten 2-geschossigen Altbauriegel mit geometrischem Grün des ´Platanenhaines´ eine Überleitung zum natürlichen Grün der großen Baumgruppe vollzogen.

Weiterhin ist eine Neustrukturierung + Revitalisierung des Verwaltungsbereiches, Vergrößerung des Lehrerzimmers, sowie der notwendigen Zusatzräume, mit Verbesserung der Wahrnehmung, Erreichbarkeit und Controllingfunktionen vorgesehen. Ein optimiertes Miteinander von Sekretariat als zentralen Anlaufpunkt, Schulleiterin, Konrektorin und Lehrerkollegium. Sofern wirtschaftlich erforderlich kann der Verwaltungsbereich auch als
2. Bauabschnitt später realisiert werden.

Der Lehrmittelraum wird ins UG verlagert, wo noch erhebliche ´Flächenpotentiale´ vorhanden sind. Der Werkraum kann im Bestand erhalten werden. Die Schaffung eines neuen Aufzuges (Plattformlift) zur barrierefreien Erreichbarkeit des UG´s ist bei Abwägung der sonst erforderlichen neuen Flächen im EG im Verhältnis kostengünstiger.

Der separate Werkraum erhält nunmehr einen vorgelagerten und geschützten ´Kreativhof´, schafft damit ein zusätzliches Spektrum und eröffnet ein völlig neues Potential für innen- und aussenräumliche künstlerisch kreative Entfaltung der Kinder. Der 2. Fluchtweg wurde dadurch nunmehr optimiert.

Ein energetischer Standard ist für den Neubau grundsätzlich auch in Passivhausbauweise möglich, sollte jedoch einer zukunftsorientieren wirtschaftlichen Überprüfung unterliegen. Für Fotovoltaikanlagen könnten auf Grund der Effizienz / Ost – Verschattung vorzugsweise die Dachflächen des Altbaus genutzt werden.

Neben einer entsprechenden Renovierung kann zur gewünschten Umsetzung des angestrebten pädagogischen Konzeptes von der Schule zielorientiert und unabhängig eine weitere Neustrukturierung der Klassenräume (Blockbildung mit Jahrgangsübergreifender Struktur) im Bestand erfolgen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Verkehrskonzept des Entwurfs ist sehr durchdacht und löst die aktuell vorhandenen Probleme. Zum Teil enthält der Entwurf sehr aufwendige Details. Als besonders positiv wird bewertet, dass ein Ruhe- und Lesebereich vorhanden ist und die Anbindung der Bibliothek sehr gelungen ist. Der Baukörper generell passt sich gut ins Gelände ein. Die Nutzung des vorhandenen Werkraumes im Kellergeschoss mit Aufwertung einer Außenwerkstatt und nutzbarem Fluchtweg wird als sehr überdacht empfunden. Der Neubau ist ein selbständiger ansprechender Baukörper, der sich dem Altbau sehr gut anpasst. Mensa und Musikraum sind sehr gut angeordnet und stören sich nicht gegenseitig. Die vorhandene Grundstücksfläche ist bei dem Neubauentwurf sehr gut genutzt.

Städtebaulich sind die Entwürfe 4 und 5 sehr interessant und verändern maßgeblich die Ansicht von der Bramscher Straße. Das Preisgericht vertritt die Auffassung, dass sich die Lichtbänder bzw. Lichtkanonen schwer realisieren lassen, dennoch sehr interessant sind, aber die Entwurfsqualität ohne lichtschaffende Maßnahmen abnimmt. Der Neubaukörper ist kompakt und passt zum vorhandenen Bestand. Der Umbau im Bestand wird auf ein Minimum begrenzt. Der wirtschaftliche Ansatz ist vorhanden und die Funktionen der Räumlichkeiten stehen im Vordergrund. Die Verwaltung ist zentral und gut erreichbar angeordnet. Der Hauptzugang ist deutlich zu erkennen und führt auch Besucher auf direktem Wege an die richtigen Räumlichkeiten im Gebäude. Für schulische Belange sind die Funktionen und Verkehrswege hervorragend umgesetzt. Der Einbau der im Entwurf enthaltenen Lichtkanone ist im Vorfeld zu prüfen. Die Bruttorauminhalte sind gering und aufgrund der Kubatur des Neubaus ist die Wirtschaftlichkeit des Entwurfs gegeben.
Lageplan mit Wegeführung

Lageplan mit Wegeführung

Grundriss

Grundriss

Westansicht

Westansicht

Südansicht, Schnitt B-B

Südansicht, Schnitt B-B