WohnbauPreis Hamburg 2013

Das IBA-Projekt Open House ist ein Wohnungsbau mit 44 Miet- und Eigentumswohnungen sowie einem Gemeinschaftsraum und bietet rund 3.750qm Wohnfläche. Die drei Investoren – Steg Hamburg mbH, Schanze eG und Baugemeinschaft Schipperort – haben in diesem Gebäude drei verschiedene Wohnformen für eine gemischte Bewohnerschaft realisiert. Es entstanden im West- und Ostflügel 32 geförderte Mietwohnungen, im Südflügel sieben freifinanzierte Stadthäuser, außerdem vier Dachlofts und eine Maisonettewohnung.
Gemeinsam statt nebeneinander wohnen war Anspruch der Kooperationspartner und der künftigen Bewohner. Die Bewohner – Eigentümer und Mieter – haben sich für den Bau eines Plus-Energiehauses nach einem Entwurf von ARGE Onix / Kunst+Herbert Architekten aus Groningen / Hamburg entschieden. Alle Beteiligten waren von Anfang an der Planung des Projekts beteiligt; so trägt es den individuellen Wohnwünschen optimal Rechnung. Die Konzeptidee vom nachbarschaftlichen Miteinander „Open House“ setzt sich auch im Inneren der Wohneinheiten fort, die offen sind für die individuellen Bedürfnissen und Vorstellungen der zukünftigen Eigentümer.

Hamburg, 17. November 2011 – Ein neues Wohnungsbauprojekt der Internationalen Bauausstellung IBA Hamburg ist jetzt auf dem Eckgrundstück Dorothea-Gartmann Straße/Vogelhüttendeich in Hamburg-Wilhelmsburg entstanden: Das Open House ist ein vielseitiger Neubau mit 44 Wohneinheiten, der eine innovative Mischung verschiedener Wohntypologien für jedes Bedürfnis bietet und dazu maximal energieeffizient gestaltet ist. Das Projekt demonstriert modellhaft gemeinschaftliches Planen, Bauen und Wohnen. Außerdem entsteht ein sogenanntes Passivhaus Plus, das sich mit regenerativen Energien selbst versorgt und darüber hinaus mehr Energie produzieren kann als es verbraucht. Drei Investoren beteiligten sich an dem Bau mit der ungewöhnlichen Y-Form, das eine städtebauliche Lücke schließt: Wo seit 2003 eine Brache war, steht jetzt das Open House, ohne dabei die Sicht und den Durchgang zum angrenzenden Ernst-August-Kanal zu versperren. Die Stadterneuerungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft steg, die Baugemeinschaft Schipperort und die Baugenossenschaft Schanze eG haben sich zusammengeschlossen, um verschiedene Wohnformen für eine gemischte Bewohnerschaft zu realisieren. Vom Projektbeginn an arbeiteten und planten alle Beteiligten den Bau gemeinschaftlich. Errichtet worden ist ein 4-geschossiges Massivbauwerk. Das Gebäude ist y-förmig ausgeführt und besteht aus einem Westflügel (Bauherr: Baugemeinschaft Schipperort), einem Ostflügel (Bauherr: Schanze eG) und einem Südflügel (Bauherr: Steg). Im Schnittpunkt der Gebäudeflügel liegen Technikzentrale, Gemeinschaftsraum, Abstellräume sowie der Trockenraum.

Das Open House – ein Plus an Energien
Das hochwertige Architekturkonzept wird verknüpft mit der Errichtung eines Neubaus im „Passivhaus-Plus-Standard“ in Verbindung mit der Nutzung regenerativer Energien. Durch die energetischen Maßnahmen soll der Primärenergiebedarf im Vergleich zur HmbKliSchVO und im Vergleich zum Passivhaus-Standard erheblich gesenkt und entsprechend CO2-Emissionen eingespart werden. Folgende Energieanlagen sind vorgesehen:

• zwei Mikro-BHKW mit je 12,5 kWth und 5,5 kWel, erste Grundlast mit 100% Biogasbetrieb, zweite Grundlast mit Erdgasbetrieb, Spitzenlastbetrieb mit Erdgas-Brennwertgerät mit mind. 80 kWth mit einer garantierten Biogasversorgung von insgesamt mindestens 40 %
• Photovoltaikanlage (99 kWp): Auf den Dachflächen der drei Gebäudeflügel ist eine von der Genossenschaft Bürger-Solarkraftwerke Rosengarten betriebene Photovoltaikanlage installiert.

Es kann von jährlich 800 Volllaststunden der Anlage ausgegangen werden. Der erzeugte Strom wird nach EEG vergütet und in das öffentliche Stromnetz eingespeist.
Der Primärenergiebedarf wird gemäß Gutachten auf 33 kWh/m²a statt 120 kWh/m²a (Vergleich Passivhaus-Plus/Passivhaus-Standard, einschließlich Haushaltsstrom) gesenkt.
Gegenüber EnEV 2007 minus 30% entsprechend HmbKliSchVO werden bei Realisierung dieses Passivhaus-Plus-Konzepts CO2-Emissionen in Höhe von 110 t CO2/a eingespart (Vergleichskalkulation Schiller engineering).

Innovationscharakter – Warum ist das Open House ein IBA-Projekt?
Die Idee vom nachbarschaftlichen Wohnen, die Errichtung des besonders gestalteten Gebäudes als Passivhaus Plus sowie dessen Öffnung zum Stadtteil machen dieses Projekt zu einem wichtigen Baustein der städtebaulichen Sanierung im gründerzeitlichen Reiherstiegviertel. Die IBA Hamburg begleitet das Projekt Open House von der Planung bis zur Fertigstellung. Nach dem Baubeginn im Frühjahr 2010 kann Ende 2011 mit der Fertigstellung des ersten Gebäudeteils gerechnet werden. Anfang 2012 ist der Bau komplett abgeschlossen. Ziel ist es, attraktive Wohnungsangebote für neue Zielgruppen und ein lebendiges und auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Miteinander zu entwickeln und damit in das Quartier auszustrahlen.
Mit seinem besonderen Energiekonzept gehört das Open House zum IBA Leitthema „Stadt im Klimawandel – Neue Energien für die Stadt“. Neben seinem klimatischen Beitrag zeigt das Projekt in seinen Außenanlagen einen innovativer Umgang mit der Abgrenzung von privaten, halb-öffentlichen und öffentlichen Räumen. Die Dierkstraße ist zu einem verkehrsberuhigten Bereich umgebaut worden und es gibt gemeinschaftliche Grünflächen für die Bewohner.
Zudem schließt das Open House eine städtebauliche Lücke und formt eine Kante zum Ernst-August-Kanal. Im Gegensatz zu vielen anderen Entwürfen des gutachterlichen Verfahrens, bei denen eine Blockrandbebauung vorgesehen war, versperrt es nicht Sicht und Durchgang zum Kanal.

IBA Hamburg und BSU fördern
Durch die Verbindung des besonderen architektonischen Konzepts mit hohen energetischen Ansprüchen eines Passivhaus Plus entstehen erhöhte Planungs- und Baukosten für Gebäude und Energieanlagen gegenüber einem Passivhaus-Standard-Gebäude. Die Mehrkosten werden durch Klimamittel der Behörde für Stadtentwicklung und durch die IBA gefördert.

Projektentwicklung – auf dem Weg zum Open House
Der Entwurf für das IBA-Projekt Open House entwickelte sich aus einem gutachterlichen und freiraumplanerischen Workshop-Verfahren im Jahre 2007 mit 4 Teilnehmern.
Die Firma Schiller engineering erstellte außerdem ein Energiegutachten.
Nach Fertigstellung und Abschluss des Energiegutachtens soll als weiterer erforderlicher Schritt ein zweijähriges Monitoring den Energieverbrauch dokumentieren.

Daten und Fakten zum IBA-Projekt Open House:
Projektpartner:
WBG Schanze eG, vertreten durch STATTBAU Hamburg; steg (Stadterneuerungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft) Hamburg mbH;
Baugemeinschaft „Schipperort“ GbR, Bürger-Solarkraftwerke Rosengarten eG, Hambrug; Agentur für Baugemeinschaften; Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt; Bezirksamt Hamburg-Mitte
Architekten:
Preisträger Wettbewerb: Onix, Groningen
Entwurf und Planung: ARGE ONIX/Kunst+Herbert, Hamburg
Landschaftsplaner:
arbos Landschaftsarchitekten, Hamburg
Energieplaner:
Schiller engineering, Hamburg
Projektverlauf:
Herbst 2007: konkurrierendes Gutachterverfahren
März 2010: Grundsteinlegung
April 2010: Baubeginn
März 2011: Richtfest
November 2011: Tag der offenen Tür
Dezember 2011: Baufertigstellung und Einzug der Bewohner

Projektkosten:
9,8 Mio. € gesamt
Kostengruppe 300 und 400: 6,4 Mio. €
Grundstücksgröße: 5.812 m²
BGF: 4.422,4 m² (Schanze eG und Schipperort); 2.078,7m² (Steg)
Preise:
Miete: 5,50 bis 6,80€/m² netto kalt
Kaufpreis Stadthäuser: 2.300 bis 2.700 €/m²