modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Award / Auszeichnung | 04/2014

Otto-Borst-Preis 2014

Ulrich-Gabler-Haus

DE-23552 Lübeck

Preis Kategorie Einzelobjekte

Konermann Siegmund Architekten

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Feuerwehr, Polizei, Vollzug; Gewerbe-, Industriebauten, Groß- und Einzelhandel

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2013

Projektbeschreibung

Direkt gegenüber den Türmen der Marienkirche in Lübeck - in den Straßen Schüsselbuden und Altstraße - steht auf einer der letzten nach dem Krieg nicht wieder bebauten Bombenlücken das Ulrich-Gabler­ Haus, eine Gebäudegruppe mit verschiedenen Einrichtungen für behinderte Menschen, einer Cafeteria, Läden und Büros.

Die Situation wird von verschiedenen Besonderheiten geprägt: Im Eckbereich der Straßen Schüsselbuden/Altstraße befand sich vor dem Krieg das älteste bis heute nachgewiesene nordeuropäische Saalgeschoßhaus, erbaut fast gleichzeitig mit der Marienkirche an der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert. Die noch im Boden verbliebenen Kelleraußenwände und die Stümpfe von Säulen, die einst ein Gewölbe trugen, wurden in den achtziger Jahren archäologisch ergraben und stehen seitdem als Kulturdenkmal unter Schutz. Der Entwurf der Architekten nutzt diese Fragmente und integriert sie in das neue Gebäude: Es entsteht hier ein öffentlich zugängliches Cafe, das über einen zu den Straßen hin verglasten geschossübergreifenden Luftraum natürlich belichteten Außenbezug aufweist. Die historischen Wände werden nicht belastet, das Gebäude steht auf einer Reihe von v-förmigen Stützen, die neben den Wänden fundiert sind. Zugleich ist das Ulrich-Gabler-Haus Startschuss für die Neuordnung des historischen Kaufmannsviertels in der Lübecker Altstadt. Diese Keimzelle des mittelalterlichen Lübecks, heute auch Gründungsviertel genannt, in der sich bis zur fast vollständigen Zerstörung 1942 die bedeutendsten und stattlichsten Giebelhäuser der Stadt befanden, wurde in den folgenden Jahrzehnten ohne Bezug auf vorgefundene Parzellierungen im Stile der Zeit mit relativ niedrigen, eher vorstädtisch wirkenden Schulkomplexen wiederbebaut. Nach 50 Jahren Nutzung sind diese nun abgängig und werden sukzessive abgerissen. Als Ersatz ist eine kleinteilige Bebauung geplant, die sich sowohl von der Parzellierung als auch von der Nutzungsmischung her wieder auf die historische Situation bezieht. Ziel ist ein neues, lebendiges Innenstadtviertel.

Bezüglich der sehr intensiv geführten Diskussionen in der Stadt Lübeck über Grundstücksgrößen, Materialien und Dachformen setzt das Ulrich-Gabler-Haus Zeichen: obwohl es nutzungsbedingt viel zu groß ist, um das Gebot der parzellenweisen Bebauung zu befolgen (schließlich werden insgesamt 5 historische Parzellen überbaut), ist sein Baukörper so gegliedert, dass die historische Situation nicht nur ablesbar, sondern auch wieder erlebbar wird. Dieses wird dadurch erreicht, dass der einheitlich mit einem hellen Ziegel verkleidete Baukörper durch historisch belegte kleine Vorsprünge, Rücksprünge und Überkragungen gegliedert und nach oben hin durch sechs unterschiedliche, steile, dem Maßstab der Stadt folgende Giebel abgeschlossen wird. Zugleich zeigt sich der Neubau zeitgenössisch: ein "Fenster" zum historischen Keller bricht die stark durchfensterte, aber ruhig gegliederte Fassade, ein knapper Ortgang, der Verzicht auf sichtbare Fallrohre und Rinnen sowie die geradlinige Schuppung des Dachbelages betonen den kubischen, objekthaften Charakter des Ensembles.