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Award / Auszeichnung | 09/2012

Beispielhaftes Bauen Stadt Karlsruhe 2005-2012

Nord-Fassade mit Haupteingang

Nord-Fassade mit Haupteingang

Revitalisierung Hauptgebäude BGV

DE-76131 Karlsruhe, Durlacher Allee 56

Auszeichnung

Vollack archiTec GmbH & Co. KG

Architektur

Daniel Vieser . Architekturfotografie

Fotografie

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Büro-, Verwaltungsbauten

  • Projektgröße:

    22.784m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 09/2009
    Fertigstellung: 02/2011

Projektbeschreibung

Städtebau

Das 1979 als erstes auf der Liegenschaft entstandene Hauptgebäude prägte die in den folgenden Jahrzehnten errichteten separat stehenden Ergänzungsbauten der Badischen Versicherungen sowie die Durlacher Allee als Hauptausfallsstraße in Karlsruhe. Durch Nutzungsoptimierung, ein neues zukunftsweisendes Energiekonzept und die flexible Raumaufteilung konnte dieses Bestandsgebäude mit seiner einmaligen Tragstruktur vor dem Abriss bewahrt werden.

Nicht Rekonstruktion, sondern zukunftsgerichtete Interpretation der vorhandenen Gebäudequalitäten zeigt als neues Markengesicht die heutigen Werte der BGV Versicherungsdienstleistung. Somit verdient der revitalisierte Bau wieder zu Recht die Bezeichnung “Hauptgebäude der Badischen Versicherungen”.
Große lichtdurchflutete helle Räume, helle Materialien wie Holz, Glas und Stahl, ein transparentes und offenes Erscheinungsbild prägen den Eindruck des revitalisierten Hauptgebäudes des BGV, welches genauso ungewöhnlich ist wie sein preisgekrönter Vorgänger – und dennoch ganz anders.

Das Erdgeschoss mit dem BGV Restaurant ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Der neue Veranstaltungsraum, der BGV Lichthof, ist bereits jetzt Schauplatz für zahlreiche kulturelle Veranstaltungen.

Fassade

Mit seiner geschichteten Ursprungsfassade aus Gitterrost-Wartungsbalkonen, einer transparenten Struktur des feststehenden Sonnenschutzes aus Lärchenholz, sichtbarer Tragstruktur aus Stahlbetonfertigteilen und bepflanzten Stahlbehältern war das Gebäude bekannt als “Karlsruher Centre Pompidou”.
Die neue Elementfassade greift diesen Schichtungsgedanken auf. Die wertvolle Stahlbetontragstruktur wird in einer gläsernen Vitrine durch reduzierte Brüstungsbänder auch an den Stirnseiten der Decken erlebbar.

Diese auf Abstand zur Tragstruktur gesetzte Glasfassade ermöglicht einen zusätzlichen Lichteinfall in die Tiefe des Gebäudes. Die schwarz beschichteten Glasbänder der Fassade profilieren die Fassade räumlich und beinhalten den außen liegenden Sonnenschutz.
Die auskragenden Betontragelemente werden an den Gebäudeecken durch das neue Gestaltungselement der runden Form, als Kontrast zum gerasterten Bestand, in den “runden Ecken”integriert.


Tragstruktur/Rasterdecke

Das Bestandsgebäude ist geprägt durch eine Tragstruktur, die in der Geschichte der Büro- und Verwaltungsbauten äußerst selten zu finden ist. Ein weit gespanntes Haupttragraster aus gevouteten Doppelunterzügen mit einer Spannweite von 16 m x 16 m auf je vier Winkelstützen ermöglichte eine frei und flexibel einteilbare Geschossfläche. Um Gewicht zu sparen wurden die Decken als Sichtbeton- Kassettendecken
mit Auskragungen an den Rändern der Deckenfelder konzipiert. Das 1,20 m x 1,20 m Grundraster dominierte auch den gesamten Innenausbau.

Der sorgsame Umgang mit dieser Betontragstruktur ermöglicht heute die Nutzung der 60 cm tiefen Kassettenfelder als “Leuchtengehäuse“ und die Integration der Betondecken als Sichtelement in das Energiekonzept. So wird nun durch nachträgliche Aktivierung der Stahlbeton-Kassettendecken das Gebäude über diese Bauelemente geheizt und gekühlt.



Formensprache

Inspiriert von der vorhandenen Betonkassette mit ihren abgerundeten Ecken, bildet dieses Gestaltungselement die neue Identität des Gebäudes mit seinen Eckausbildungen.
Die erkennbar ergänzten Tragelemente aus Stahl, das Eingangsportal in Weißbeton bis hin zur Innenarchitektur mit Sondereinbauten wie der Empfangstresen, der Sitzungstisch oder die Küchenelemente der Coffee Lounges
und die eigens entwickelte Deckenleuchte führen in ihrer Formensprache die stilprägende „runde Ecke“ der historischen Betonkassette fort.

Arbeitsplatzplanung / BGV Arbeitswelt
Durch den ganzheitlichen Prozessgedanken einer von Anbeginn zugrunde gelegten Beteiligung aller Mitarbeiter konnten frühzeitig die zukünftigen Anforderungen an die jeweiligen Arbeitsplätze der unterschiedlichen Geschäftsbereiche erarbeitet und definiert werden.
Eine dezidierte Mitarbeiterbefragung und zahlreiche Workshops während der Planungsphase bildeten die Basis für eine zukunftsorientierte Arbeitsplatzplanung, die einer ergonomischen und flexibel nutzbaren performanten Arbeitswelt der BGV Rechnung trägt.
Um die Qualität offener Arbeitslandschaften zu gewährleisten wurde auf die Raumakustik besonderen Wert gelegt und durch den Einsatz von Hochleistungsabsorbern als Wand- und Deckenelementen realisiert.

Energiekonzept

Die Energieversorgung des neuen Hauptgebäudes mit Wärme und Kälte erfolgt über das Fernwärmenetz der Stadtwerke Karlsruhe. Durch den Einsatz einer Absorbtionskälteanlage wird Wärme, die dem Fernwärmenetz entnommen wird, in Kälte umgewandelt. Diese Variante wurde möglich, da zurzeit ein Wärmeverbund zwischen der MIRO und dem Fernwärmenetz der Stadtwerke Karlsruhe erstellt wird. In den Sommermonaten wird die Fernwärme fast ausschließlich über die Abwärme der MIRO zur Verfügung gestellt und als umgewandelte Kälte zur Kühlung des Hauptgebäudes genutzt.
Dieses umweltschonende Verfahren, das in Fachkreisen bereits als "Karlsruher-Lösung" bezeichnet wird, zeichnet sich durch eine hohe Wirtschaftlichkeit mit geringsten CO2 Belastungen aus.
Das Raumklimakonzept mit den hohen Behaglichkeitsanforderungen für die Arbeitsplätze basiert auf einer nachträglichen thermischen Aktivierung der vorhandenen Betonkassettendecken. Damit erfolgt die grundsätzliche Beheizung und Kühlung des Gebäudes. Zur individuellen Temperaturregelung sind sogenannte Randzonenelemente im fensternahen Deckenbereich angeordnet.
Die Überglasung des großen Innenhofes bietet nicht nur eine flexible, hochwertige Innenraumfläche, sondern ist maßgeblicher Bestandteil der Energiekonzeption. Durch diese Maßnahme werden solare Energien genutzt und Energieverluste durch die geschlossene Baukörperform minimiert. Das integrale Architektur- und Energiekonzept ermöglicht die Umsetzung der hohen Behaglichkeitsanforderungen der Arbeitsplätze bei deutlich reduziertem Primärenergieeinsatz und geringen Betriebs- und Folgekosten. Insgesamt werden mit diesem innovativen Energiekonzept ca. 100 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart.







[BGF]: 22.784 m²
[BRI]: 83.590 m³
Länge / Breite (Vollgeschosse): 63,25 x 63,25 m
Höhe (Service- bis Dachgeschoss): ca. 21 m
Arbeitsplätze: ca. 300

Bauzeit:
Beginn Rückbau: 09/2009
Fertigstellung: 02/2011
Bezug: 02/2011
Süd-West-Fassade

Süd-West-Fassade

Lichthof

Lichthof

Innenhof mit neuer freitragender Treppe

Innenhof mit neuer freitragender Treppe

Sitzungssaal

Sitzungssaal

Teeküche

Teeküche

Restaurant

Restaurant